Chapter 4
Ich hätte nie gedacht vor einem Mörder in einen dunklen Tunnel zu laufen und mich auf seltsame Weise ruhig zu fühlen. Seit ich als kleines Kind mal in einem Tunnel fest gesteckt hatte, hatte ich Angst vor ihnen. Auch wenn er, wie dieser, hoch und breit genug war, sodass ich ausschließen konnte, jemals darin stecken zu bleiben. "Du... erzählst mir nicht zufällig wo das hier hinführt?" Ich bekam zwar keine Antwort, aber ich spürte seine Präsenz dicht hinter mir. Ganz dicht hinter mir. Der Tunnel endete schließlich in einer kleineren Höhle und das erste was ich sah war tatsächlich eine Leiche. Aber eine sehr alte. Eigentlich sah ich nur noch einen Skelett. Die Gebeine lagen auf einen steinernen Tisch genau in der Mitte der Höhle. Rechts und links an den Seiten sah ich Schädel in der Mauer eingelassen und es dämmerte mir warum er "Versteck" gesagt hatte und nicht Haus oder Sonstiges. Der Gestank war hier unten noch stärker als gerade und Tropfen platschten von der Decke. Am Boden hatten sich schon Pfützen ausgebreitet und durch das fahle Licht dachte ich kurz, es wäre Blut. "Nur Wasser", versuchte ich mich selbst zu beruhigen, trat aber dennoch einen eingeschüchterten Schritt zurück und prallte gegen den Mann hinter mir. Ich wusste, dass er die Ursache all diesen Übels war, aber trotzdem suchte ich bei ihm Schutz, drückte mich fester an ihn und hoffte einfach nur so sehr, dass er mich nicht töten würde. Warum war ich nur eingestiegen? Ohne die Augen von dem Skelett abwenden zu können, welches durch die zentrale Ausstellung in der Höhle sofort alle Blicke auf sich zog, wimmerte ich irgendwas wie "bitte nicht". Ganz entgegen meiner Erwartungen, dass er mir von hinten vielleicht eines überbraten würde, fing er an meine Schultern und meinen Nacken zu massieren. Durch die ungewohnte und plötzliche Berührung, die das Gegenteil von meiner Erwartung gewesen war, rührte ich mich nicht und ließ ihn machen. Es lag nicht daran, dass ich es mochte, denn eigentlich hasste ich es sogar, wenn man mich berührte, aber ich wusste nicht was er tun würde, würde ich mich losreißen oder von ihm weglaufen oder etwas dergleichen machen. Die kalte, feuchte Luft bereitete mir eine Gänsehaut, aber auch seine Hände an meinen Schultern waren Grund dafür. Seine Hände, womit er so viele Unschuldige getötet hatte, woran das Blut unzähliger Menschen klebte. Ohne es zu bemerken hielt ich die Luft an und versuchte meine hoffnungslose Lage zu mir durchdringen zu lassen. "Du entspannst dich nicht", flüsterte Raynard an meinem Ohr. Raynard. Er hieß gar nicht Raynard. Und auch nicht Waits. "Du heißt nicht Raynard Waits." Es war das erste und einfachste, was mir einfach in den Kopf gesprungen war. Ich sagte immer was ich dachte. "Für dich schon. Und wie heißt du für mich?" Er löste seinen Griff von mir und ich versuchte nicht erleichtert aufzuatmen. Während ich noch still und wie erfroren dort stehen blieb, trat er an mir vorbei und lief so selbstsicher durch die Höhle auf die andere Seite zu, als würde er hier tatsächlich schon sein ganzes Leben lang wohnen. "David", flüsterte ich dann und hoffte, dass er es nicht gehört hatte. Ich konnte mich geirrt haben, aber als er den Kopf hob und mich ansah schien seine Haltung irgendwie überrascht. War er überrascht, dass ich auf seine Frage reagiert hatte oder darüber, wie mein Name lautete? Oder hatte ich mich geirrt und war er gar nicht überrascht? "Hier, setz dich." Nebenbei zeigte er auf einen Klappstuhl und ich trat ganz vorsichtig darauf zu. Würde er mich daran fesseln? Ich musste doch irgendwas tun können, um nicht zu sterben.
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