18. Kapitel - Ohne Maske
"Lana?", höre ich Manu rufen. Ich schaue von meinem Buch auf und setze mich aufrecht. "Was ist?" "Komm mal kurz!" Ich seufze und bin gleichzeitig froh, da ich da Buch sowieso nicht mag. Das Problem ist nur, dass ich es bin nächste Woche gelesen haben soll. Eine Øersted Biografie, wirklich unwichtig und langweilig. Langsam stehe ich auf und schaue zu Manu in die Küche. Ich habe herausgefunden, dass Manu ein sehr guter Koch ist, weswegen er gerade das Mittagessen macht. "Wo ist das Salz?", fragt er unbeholfen. Ich lächele. "Steht auf dem Tisch!" Ich zeige auf den Salzstreuer, der immer noch neben einem Bleistift und einer Vase auf dem Tisch liegt. "Ah, danke." "Gern geschehen." Im Vorbeigehens stößt er mich extra an und nimmt meine Hände. "Magst du Schnitzel mit Kartoffelpüree?", fragt er, während er mich kurz hochhebt. "Ey, lass das!", kichere ich und sage dann etwas ernster: "Ja, das klingt gut." Dann wende ich mich wieder meiner Lektüre zu.
"Essen ist fertig!", ruft Manu eine halbe Stunde später. "Ja, Mama Manu!", sage ich ironisch. Mit der Biografie bin ich gefühlt kein Stück weitergekommen. Na ja, der Tag ist noch lang. Wobei, Manu und ich wollten noch eine Sache erledigen. Doch die würde Manu genau so wie ich aufschieben wollen. Ich laufe in die Küche, wo Manu den Tisch bereits gedeckt hat. Auf dem Herd steht eine Pfanne, die dampft, obwohl der Herd bereits ausgeschaltet ist. Ich setze mich auf meinen Stuhl, Manu holt das die Schnitzel und die Kartoffeln und gibt sie mir auf den Teller. "Danke!", sage ich und schiebe mir eine Gabel Kartoffelpüree in den Mund. Manu lacht. "5-Sterne Koch, oder?" Ich nicke bekräftigend. "Ja, schmeckt echt super." Manu setzt sich mir gegenüber. "Wollen wir nach dem Essen... Na ja, du weißt schon, mit Zombey reden?" Ich überlege kurz. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie das für Manu sein muss, aber sicher nicht gut. Trotzdem bejahe ich. Dann haben wir es hinter uns. Nachdem wir aufgegessen haben, lese ich noch kurz weiter, bis Manu meint, dass Zimbel und Chessie schon auf uns warten. Zusammen gehen wir in Manu's Wohnung, an den Computer. Zombey und seine Freundin warten bereits im TS. "Hey!", begrüße ich sie und Manu wiederholt mich. "Bereit?", fragt Zombey. Ich nicke und Manu antwortet für mich: "Ja, wir sind bereit." "Gut, soll ich herunter zählen?" "In Ordnung." Manu's Hand zittert leicht, als er die Maus bewegt. "3...2...1..." Ich halte die Luft an. "Jetzt."
"Wie fandest du es?", frage ich in dem selben Moment, in dem Manu den Channel verlässt. "Ich weiß nicht. Es war merkwürdig." Ich verstehe Manu. Ich würde es auch fragwürdig finden, wenn ich zum ersten Mal meinen besten Freund sehe. So ganz ohne Maske wie früher... Bestimmt richtig unangenehm. "Es ist doch gut verlaufen." Ich bemerke, wie Manu zögert. "Ja, schon, aber... Keine Ahnung." Manu's Hände zittern immer noch ein bisschen und ich nehme ihn in den Arm. "Ich weiß nicht, was Zimbel jetzt von mir hält, wenn er weiß, wie ich aussehe." "Mach dir keine Sorgen. Warum sollte er dich jetzt anders finden, als vorher?" Manu zuckt unbeholfen mit den Schultern. "Ich bin so etwas einfach nicht gewohnt. Also, dass Leute, die ich nur aus dem Internet kenne, wissen, wie ich aussehe." Wir schweigen. Der Computer auf dem Tisch surrt leise, sonst ist es still. Bis mein Handy vibriert. Ich schaue kurz auf das Display: Hi, Lana! Von Paluten. Ich schalte mein Handy aus und lege es weiter weg. "Wer war das?" Ich will ehrlich sein. "Paluten..." "Aha. Er schreibt dir öfter, oder?" Ich nicke. "Ja, er ist echt nett. Aber keine Angst, ich habe doch dich." Manu lacht leicht auf und die bedrückende Stille von gerade eben ist wie weggeflogen. "Wollen wir noch etwas spielen? Jump League?" "Gerne."
Fertig! Ich atme erleichtert auf und klappe das Buch, dass mir höchstpersönlich vom Teufel geschickt wurde, zu. Tschüss Øersted, denke ich und lasse es mit einem lauten Knall aus meiner Hand auf den Boden fallen. Die Uhr zeigt 23:17 an. Langsam sollte ich echt schlafen gehen, wenn ich morgen früh zur Uni muss. Es ist aber nicht meine Schuld!, verteidigt sich mein Unterbewusstsein. Schließlich musste ich das Buch noch zu Ende lesen. "Manu?", rufe ich in Richtung Wohnzimmer. Manu hatte sich dort auf das Sofa gesetzt, nachdem ich ihn überredet hatte, mir Beistand zu leisten. "Ja?", kommt die Antwort. "Ich bin fertig!" Kurze Zeit geschieht nichts, dann kommt Manuel in mein Zimmer. "Oh, cool! Heißt das, dass ich auch gehen darf?" Ich nicke und ziehe die Decke höher. "Gut, bis morgen Lani!" "Gute Nacht!", wünsche ich ihm, bevor er die Tür schließt und mich alleine im Halbdunkeln liegen lässt. Ich drehe mich in eine bessere Schlafposition und schalte meine Nachttischlampe aus.
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