/\ ℑ𝔫𝔱𝔢𝔯𝔩𝔲𝔡𝔢/\
Herzen in der Dunkelheit schlagen, leben weiter, doch um welchen Preis?
Die Finsternis hatte sich über alle Königreiche von Argon gelegt. Unheilbringend schlichen nicht-menschliche Kreaturen durch die finstere Nacht, auf der Suche nach ihren Opfern, die sie in Fetzen reißen und verschlingen könnten.
Gnade kannten sie nicht.
Nur den grausamen Hunger, der ihren Magen zerriss, genau wie einer von ihnen eine arme Seele in der finsteren Nacht.
Der Wind schlich durch die Reihe der Zelte, leise und kalt, riss an den planen, während die Kerzen im Inneren leicht zu flackern begannen, als er sich verstohlen durch die Lücken stal um die Kälte herein zu tragen.
Die Wege zwischen den Aufgebauten Unterschlüpfen waren platt getrampelt. Wo vorher gesundes grünes Gras gewachsen war, war jetzt nur noch die matschige, leicht rötliche Erde zu erkennen. Und immer wenn ein Soldat durch die Reihen wanderte -ruhelos und beunruhigt- gab der Boden leicht Schmatzende Geräusche von sich, die der Wind mit sich trug; wispernd verkündete, das sich jemand zu dieser Stunde draußen rum Trieb.
Eine wispernde, wilde Böe zog an der Plane des größten Zeltes, was in der Mitte des Lagers aufgeschlagen war. Es war kuppelförmig und erinnerte einen leicht an eine kleine Hütte -ein Wigwam. Das ziehen an den Planen wurde energischer.
Dem Besitzer des größten Zelts war es allerdings egal, er beachtete es nicht weiter, denn es war in seinen Augen unwichtig. Der hochgewachsene Mann stand vor einem dunkl gemaserten Tisch, die Hände auf der Holzplatte abgestützt und über eine alte, vergilbte Karte von Argon gebeugt.
Feine Linien waren mit Tinte gezogen worden, glänzte die Länder -Königreiche- von einander ab, sowie von Meer und Inseln. Geschwungen und verschnörkelt pragten die Namen der Länder auf der Landkarte.
Etayd.
Mirelidia.
Craliddea.
Drendawia.
Legored.
Onoresh.
Acaerith.
Sendaw.
Doch ganz besonders stach das Größte Reich der Länder heraus; Sendaw. Es wurde vom Westen und Süden von dem Ozean Lor umschlossen, bis es dort -bei der Bucht- in das Meer Zatoka überging. Vom Norden her nahm das Eismeer seinen Platz ein. Vereinzelt lagen auf dem blauen grünen Gewässern Inseln ringsherum, manche größer, manche kleiner -außer im Osten, denn dort grenzte das Nachbarland Craliddea an.
Schnaubend wandte er seinen Blick von dem Schandfleck der Götterschöpfung ab, auf das er einen so großen Hass verspürte, dass er es am liebsten gleich aus puren Zorn niedergebrannt und zerstört hätte.
Allerdings musste er sich in Geduld üben. Noch war es nicht soweit, sein Plan war noch nicht fertig ausgeführt. Es dauerte noch etwas. Zehn Jahre Vorbereitung und zwei Kriegsjahre hatte ihn noch mehr zu einen geduldigen Mann gemacht, der er war, auch wenn er es Abgrundtief hasste zu warten.
Unbewusst verstärkte er seinen griff um die Kante des Tisches, weshalb ihn die Splitter des unebenen Holzes in seine Handflächen stachen, wie kleine spitze Nadeln die man normalerweise zum Nähen benutze.
Wahrnehmen tat er den leichten Schmerz aber nicht, dafür war er zu beschäftigt.
Mehrere Figuren waren auf der Karte verteilt; ein Bronzener Drache für Sendaw, ein silberner Wolf hingegen stand auf Craliddea, auf Legored ein Steinschwert, Mirelidia wiederum beherbergte einen Aniof -einen Uralte Baumart- und Onoresh hatte ein Eckiges Schild mit Spatzenflügeln an den Seiten.
Auf den Reichen Etayd, Acaerith und Drendawia standen allerdings die gleichen 10cm großen Figuren; ein Feuerroter Vogel, der aus der Asche wieder auf erstand. Ein Legendäres Wesen, dessen macht dem Gift eines Basilisken und einer Königskobra entgegensetzte.
Der Gott hatte den Phönix für sich ausgesucht. Das Tier signalisierte, welche der acht Königreiche er schon eingenommen hatte. Es waren aber bisher nur drei seiner Herrschaft unterworfen.
Die Alten Figuren malten dunkle Schatten auf das vergilbte Papier, das ihre besten Tage schon lange hinter sich hatte, denn die Ränder waren zerfledert, zerrissen und an gekokelt. Es hatte schon einige Wutausbrüche ihres Besitzers überlebt, was man von manch anderen Gegenständen nicht behaupten konnte.
Der Tintenschwarze Teppich auf dem Boden wies das ein oder andere Brandloch auf, während der Nachtschrank zertrümmert neben der Pritsche lag -einzelne Holzteile waren lose im Raum zerstreut worden. Auf dem provisorischen Bett fand ein silbernes Schwert aus Kromiun, dem Metall aus dem alle Schwerte der unsterblichen gemacht waren, seinen Platz.
Es eins der wenigen Metalle, das ihnen ernstzunehmenden schaden zufügen konnte. Das andere wäre Ambrölid, eine Mischmetall, schwer in der Herstellung und noch schwerer ordentlich zu schmieden, denn es war durch seine Zusammensetzung aus; Wasserstahl, normalem Eisen, Ferium und Kromiun, äußerst hitzebeständig, weshalb nur erfahrene Zwergenschmiede daraus eine würdige Waffe, die einem reinen Kromiun-Schwert würdig wäre, schaffen konnten.
Mehr war in dem Zelt aber auch nicht vorhanden, Mal von dem Stuhl neben dem Tisch abgesehen. Mehr wollte der Besitzer aber auch nicht hier haben.
Aufmerksam studierte er jeden einzelnen Zentimeter der vergilbten Karte, immer und immer wieder mit seinen fast schwarzen Iriden, solange, bis er nach gefühlten Stunden gestört wurde.
Ein Schatten hatte sich über die Eingangsplane gelegt, während der Wind bedrohlich eine melodie zischte, die Unheil mit sich brachte. Zögerlich betrat ein junger, Schwarzhaariger Mann das Wingwam -nicht älter als 18-, keiner seiner Schritte war zu hören. Lautlos war er.
Seine Blutroten Augen zuckten unruhig durch das innere, bis sie auf der Gestalt des Gotts liegenblieben.
Dieser hob langsam den Kopf. Schwarz traf auf rot.
Schwer schluckte der Dämon, was seinen Adamsapfel leicht hüpfen ließ. Um seinen Hals herum zeichnete sich ein rotes Mahl ab, dass einen entfernt an Abdrücke eines unebenen Seils erinnerten. Ein einfaches, trügerisches Bild für ein menschliches Auge. Kannte man die Wahrheit, hätte es einen Menschen sicherlich vergrault.
,,Dedon va.", begann er zögerlich, mit rauer und heiserer Stimme, dabei verbeugte er sich ehrfürchtig.
Mein Herr.
Mit einer fahrigen Handbewegung gab Pianlor dem Jungen Dämon zu verstehen, das er näher kommen sollte. Sein Blick ruhte wieder auf dem Pergament, mit den Ländern Argons.
Zögerlich setzte sich der junge Unsterbliche in Bewegung, bedacht seinen Herren nicht zu verärgern. ,,Verzeiht mir die Störung, aber ich bringe Neuigkeiten."
,,L'oúner, Arusak.", erklang die dunkle Stimme des Gottes. Es ließ den rotäugige schwer schlucken.
Ich höre, Arusak.
,,Wir, ich, ähm...", stotterte er unruhig. ,,Mein Herr, ich habe eins der...gesuchten Objekte gefunden." Langsam richtete sich der Gott der Dunkelheit auf, sein Blick hob sich erneut von der Karte.
Nun, da er jetzt aufrecht stand, war er deutlich größer als sein gegenüber. ,,Píkeffn.", sagte er ruhig, dabei musterte er den dunkelhaarigen genau.
Weiter.
Er erkannte in dem rotäugigen eindeutig einen drittgeborenen Dämon; diese waren schwächer als die zweitgeborenen und Erstgeborenen, aber deutlich aggressiver und zerstörerischer. Sie hatten einen regelrechten Hass auf alles sterbliche, dazu liebten sie es Chaos und Zwietracht zu Stiften.
Doch jetzt, im Angesicht seines Herren, war er eher wie ein kleines Kind, das keine Prügel von seinem Vater bekommen wollte.
Arusak trat unruhig von einem Bein aufs andere. ,,Eine Frau hat den Gegenstand."
Für einen Moment schloss Pianlor seine Obsidian schwarzen Augen, bevor er heftig auf die Tischplatte schlug. Wie als würde ein Erdbeben durch den Raum gehen erzitterte der vierbeinige Gegenstand.
Der Schwarzhaarige Dämon zuckte heftig zusammen, einen bedachten Schritt nach hinten machend.
,,Muss ich dir alles aus der Nase ziehen!? Sprich!", rief er und lief bedrohlich um den dunklen gemaserten Tisch herum.
Heftig schluckte der kleinere, dabei zog er den Kopf ein. ,,V-verzeiht mir.", brachte er heraus. ,,Die drei Menschen, d-die Eligos zum...dahin...dort, ähm, geschickt hat, ha-haben es gefunden. Genau, sie ha-haben es gefunden. Ich...", stotterte er unverständlich zusammen.
Der Gott schnaubte. ,,Eligos!", brüllte er, was denn rotäugigen schon wieder heftig zusammen fahren ließ. Kurz entstand eine drückende Stille, die unterbrochen wurde, als der gerufene Dämon innerhalb eines Wimpernschlags im Zelt erschien; der Geruch von Rauch und Blut haftete an ihm wie ein teures Parfüm.
Wilde schwarze locken, ungesund Blasse Haut, funkelnde blutrote Augen. Seine Wangenknochen stachen aus dem edlen, wie aus Marmor gehauenen Gesicht heraus, das zu einem vielleicht gerade Mal 23 Jährigen gepasst hätte, nicht zu einem blutrünstigen Monster – wie die Menschen die Dämonen immer bezeichneten.
Bedachte man allerdings, das er zu den fünf Erstgeborenen gehörte, würde das die meisten Menschen sicherlich nochmehr abschrecken; schreiend würden sie davon laufen und sich über den Rand einer Klippe stürzen, nur um der Gesellschaft eines solchen Monsters zu entkommen.
,,Iaí, dedon va?", fragte er kalt, dabei strich er in einer fahrigen Bewegung sein weißes Hemd glatt, was überhaupt nicht in das in dunklen Farbtönen gehaltenen Wigwam passte, und auch nicht in ein Lager voller bewaffneter Soldaten.
Ja, mein Herr?
Abschätzig warf er bei seinem tun Arusak einen genervten Blick zu. Der Dämon wusste genau, dass der jüngere ihm sein versagen in die Schuhe schieben wollte.
,,Kein: „Tut mir leid, ich habe Gedächtnis Schwund und habe vergessen mich zu verbeugen."? Wenn man nur höflich wäre...dann wär das Leben doch leichter? Nicht war?", abwartend sah der Gott zu dem drittgeborenen.
Schnell nickte Arusak und Pianlor wandte sich -mit sehr zufriedenen Gesichtsausdruck- wieder dem hochrangigen unsterblichen zu.
,,Schön das nicht nur ich daran Kritik Hege. Aber sag mir eins, Eligos, welches verkümmerter Scheißhaufen eines närrischen Zubricyg, hat dich dazu gebracht, einen Haufen Menschen, eine so wichtige Aufgabe wie die diese zu betrauen?", fragte er ruhig nach, doch seine schwarzen Augen funkelten ihn bedrohlich an, wie zwei schwarze Löcher, die drohten alles zu verschlingen.
,,Verzeihung?", begann er, wobei es mehr wie eine Frage, als eine Entschuldigung klang. ,,Zuerst, mein Herr, sind Zubricyg äußerst intelligente Wesen. Demnach sind sie keinesfalls närrisch.", sprach er arglos, dabei zog er nachdenklich eine seiner geschwungenen Augenbrauen hoch.
Der Herr des Chaos verzog seine schmalen Lippen zu einem dünnen Strich.
,,Aber um auf Eure Frage zurück zu kommen, dedon va,...war die klügste Wahl nun mal die Menschen. Auch wenn es drei sehr...gewöhnungsbedürftige waren. Da aber Asurak," Seine funkelnden Iriden, die einem stürmenden Meer aus brodelnden Blut glichen, fixierten den erwähnten, bis er gleichgültig wieder zu Pianlor sah. ,,-wohl der Meinung war, Niwalic mit Eurem, zugegeben, sehr...interessanten Wyvern anzugreifen -was zwar nach Plan war, aber nicht so ablief wie es sollte- und einen der Männer...tötete. Nun, dadurch ist sein versagen nicht verwunderlich. Des weiteren haben wir es hier mit einem niederen Idioten von drittgeborenen Dämon zu tun. Das dürfte eigentlich schon alles erklären."
Abwartend musterte er den Gott nun, seinen Herren, der so viel mehr war, als er sich selbst eingestand. Sie standen sich näher, als er eigentlich wollte, was nicht nur ihm, sondern auch seinen vier Brüdern nicht gefiel. Es war eine Zwickmühle.
Pianlor verschränkte schließlich die Arme hinter seinem Rücken, seine Haltung anmutig gleich eines Königs der seine Reihen von Soldaten ablief, bereit Befehle zu brüllen. Eine stählerne Miene zierten dabei seine scharfen, kantigen Gesichtszüge. Er strafte die Schultern noch ein Stück weiter, um noch einschüchternder zu wirken, bedrohlicher, dabei ragte seine eher schlaksige Gestalt drohend -wie eine Esche- in die Höhe, nur um fast von der Dunkelheit des Zeltes verschluckt zu werden.
Die Kerzen malten flackernde gestalten an die Wände und Decken des Zeltes, glichen Monstern die nachts am meisten ihr Unwesen trieben.
,,Nun, wir haben fast genug von solchen Gegenständen gesammelt, da kommt es auf eines nicht an. Auch wenn das mit dem Wyvern bedauerlich ist. Was hat sein Ableben verursacht?", fragte er gelassen und strich sich durch seine unordentlichen Haare.
Schweigen erfüllte den Raum. Keiner der beiden wollte ihm mitteilen, das ein Välsig dafür verantwortlich war. ,,L'wenit." Pianlors stimme Schnitt durch die Stille wie ein zweischneidiges Schwert; scharf und kalt.
Ich warte.
,,Das...das ist einem Välsig zu verdanken...", rang sich Arusak ab, dabei griff er sich unbewusst an den Hals, wo sich immer noch die roten Male zeigten die er von seiner ungewollten Köpfung her rührten. Natürlich entging das weder dem Gott, noch Eligos, dessen Mundwinkel verdächtig zuckten.
,,Ein Välsig also, der sowohl meinen Wyvern, als auch dich, getötet hat?" Zögerlich nickte der Dämon. ,,War es ein Femtun? Ein Välsig von Ferelor?", fragte er nach, dabei schwang ein bissiger Ton mit in seiner Stimme, der zeigte wie wenig er von dem Feuergott hielt.
,,Ich...nein, es war ein anderer, denk ich.", genant richtete er seine Iriden gegen Boden auf den dunklen Teppich der einem Schwarzen Loch glich und alles Licht zu verschlucken schien.
,,So? Denkst du also? Denkst du noch irgendwas wichtiges? Denn DAS hilft uns reichlich wenig weiter!? WER WAR ES!?" Mit vor Wut lodernden Augen machte der Gott einen Satz auf Arusak zu der verschreckt zusammenzuckte.
,,Ich weiß er nicht, dedon va!", presste er verbissen hervor, sein Blick starr auf den Teppich gerichtet.
Eligos stieß leise einen verächtlichen laut aus, dem aber keinen der anwesenden entging -ein Nachteil, da unsterbliche bessere Sinne hatten. ,,Willst du noch etwas hinzufügen?", knurrte Pianlor nun in seine Richtung.
,,L'dha ca'r manero, vérfy paš rid wicu cû'r tinx yothunz. Paš ír narw sãll lev ishertur tew dsurer coar'n erushdn.", erwiderte er nur trocken, während er langsam die Arme vor seiner Brust verschränkte.
Ich bin der Meinung, dass es klar war, das er versagt. Es ist nun mal bei jemandem wie ihm nicht verwunderlich.
Der Gott starte ihn einen Moment an, schien über irgendwas nachzudenken, bis ein Grinsen an seinen Mundwinkeln zuckte. ,,Sie sollen die Edtapy aus den Käfigen lassen, tust du das für mich, Arusak?" Er wandte ihm den Rücken zu und ließ mit großen, langsamen Schritten zurück zum dunklen Tisch. ,,Wenn das wirklich ein Välsig war, werden sie ihn finden. Ich lasse meine Pläne nicht von einem Spielzeug der Götter kaputt machen, wenn an der Prophezeiung auch nur ein Hauch der Wahrheit ist, verstanden?"
Ergeben senkte der Dämon den Kopf noch ein Stück weiter. ,,Natürlich, dedon va."
,,Dann geh nun."
Arusak nickte, deutete eine Verbeugung an, bevor er schon fast fluchtartig das Zelt verließ. Raschelnd schwang die Plane die er zur Seite schob wieder zurück; ein klagende Windböe schlich sich ins Zelt, ließ die Kerzen flackern.
,,Eligos, Sorg dafür das die Edtapy auch die Witterung aufnehmen. Los! Geh!", befahl er ihm ohne sich ihm zuzuwenden, den Blick nachdenklich auf die Kate Gerichtet. Ohne großartig zu überlegen stieß er langsam mit seinem Finger die Aniof-Figur, die auf Mirelidia stand, um, die mit einem Dumpfen laut auf der Tischplatte aufprallte.
Der Erstgeborene unterdrückte mühevoll ein Schnauben, verließ das dunkle Wingwam auf dem selben Weg wie Arusak; hoffend nicht mehr so schnell hergerufen zu werden. Kaum berührten seine Stiefel den Matschigen, ausgetretenen Boden, stand Diram innerhalb eines Wimpernschlags vor ihm. Sein älterer Bruder hatte die Arme vor der Brust verschränkt, ein skeptischer Blick in seinem ebenfalls blassen Gesicht, dessen Verwandtschaft man mit Eligos ansehen konnte.
Der einzige Unterschied war allerdings, das seine Schwarzen Haaren glatt waren, und nicht lockig, so wie die des jüngsten der Fünf Erstgeborenen Dämonen. Dirams rote Augen zuckten kurz an ihm vorbei zum Zelteingang, weshalb er mit dem Kopf nach rechts nickte, um ihm zu bedeuten, dass sie ein stück gehen sollten.
Schweigend setzten sich die beiden in Bewegung; leise, als würde allein die finstere Nacht ihre Schritte verschlucken. Eine wütender Windstoß verwuschelte ihre Haare. ,,Die Windgeister sind Sauer. Immer noch.", stellte der ältere schnaubend fest, als sie durch die Reihen der Zelte liefen.
Schon allein das Auftreten von Diram zeigte, das dieser viel besser zu den Soldaten und niederen Dämonen Paste, die immer Mal wieder hier rum liefen; rastlos, dennoch bereit ihre Welt für den dunklen Gott untergehen zu lassen. Der dunkelbraune Lederwams, so wie die Streitaxt auf seinem Rücken, rundeten seine Erscheinung als Krieger ab.
,,Pianlor hat Hawkesedge vor fast genau zwei Jahren angegriffen, sie können nun Mal nachtragend sein, ganz besonders da viele ihrer Freunde ihr Leben gelassen haben."
,,Eligos der weise Dämon, dein Herz ist ja soo weich. Zerquetscht man es würde daraus glatt Ziinkusmus werden. Aber da wir keine solchen Gefühle empfinden können, solltest du dein Spiel wann anders fortsetzen.", spottete er mit einem Augenrollen.
Er warf Diram einen genervten Blick zu, bevor er stur gerade aus sah, einfach um ihm keine nennenswerte Reaktion zu geben, auf die er sich was einbilden konnte. ,,Du hast wirklich ein Herz aus Silber und Gold, kleiner Bruder, find dich endlich damit ab, dass es nur zwei Wege gibt, die wir beschreiten können."
Der ältere Dämon blieb stehen und packte die Schulter des Lockenkopfes, der sich angespannt zu ihm drehte. ,,Das beste ist es, dem unvermeidlichen Platz zu machen, Eligos, sonst wird man unweigerlich aus dem Weg geräumt. Es gibt kein Entkommen, das gab es nie und wird es auch nie geben. Begrab endlich deine Scheu, akzeptiere wer du bist und was du bist. Pianlor weiß was er tut, das tut er immer."
,,Aber die meiste Zeit tut er nur so als Wüste er was er macht. Ich fühl mich verletzt, warum hat mich den keiner zu einer „Moralpredigt" eingeladen?" Beleth, der zweitälteste der fünf, stand im Schatten eines der Zelte. Seine blutroten Augen glühten förmlich in der Dunkelheit wie zwei kleine Flammen.
,,Sie an, wer kommt denn da aus den Schatten gekrochen?"
Schnaubend drehte Diram sich zu dem Neuankömmling. ,,Sollen die anderen beiden auch noch kommen, dann haben wir doch ein richtig schönes Familien treffen. Ist doch etwas tolles."
,,Orcus und Larsen? Warum denn nicht, wird bestimmt lustig, auch wenn die beiden den Humor einer Nassen Katze haben.", erwiderte Beleth übertrieben begeistert und machte eine raumgreifende Geste. ,,Immer her damit, freu mich schon auf das Familien treffen."
Eligos beobachtete den Schlagabtausch der beiden schweigend. Es war bei weiten nichts neues, dass sich, wann immer sie sich alle trafen, ein Streit wegen jeder Kleinigkeit ausbrach, auch wenn es nur um das aufgeplusterte Ego seiner älteren Brüder ging.
Ohne weiter auf den Schlagabtausch der beiden zu achten, setzte er seinen weg zu den Käfigen fort, die am Rande des Lagers standen. Eigentlich hätte er sich auch einfach hin teleportieren können, doch im Moment hatte er nicht wirklich Lust, zumal ihm gleich auch wieder Arusak Begegnen würde, da wollte er das Treffen noch hinauszögern.
Ein leichter Nieselregen setzte ein, durchnässte seine Kleidung und Haare, die ihm sofort in Nacken und Stirn klebten. Der Zeitsand im Stundenglas, von der Göttin Meesana, schien diese paar Minuten angenehm in die Länge zu ziehen, während Eligos seinen Gedanken nach hing.
Begrab endlich deine Scheu, akzeptiere wer du bist und was du bist.
Unbewusst richtete der Schwarzhaarige sich weiter auf und verspannte sich, bis er überrascht stehen blieb.
Der Dämon hatte nicht einmal bemerkt, dass er die Käfige erreicht hatte. Die Gefangenen Kreaturen knurrten und fauchten, glichen in der Dunkelheit der Nacht nur Schemen von Albträumen der kleinen Menschenkinder. Lange, scharfe Krallen hatten sich um die grauen Gitterstäbe geschlungen, versuchten sie zu zerreißen, damit sie endlich raus konnten, doch das Ferium hielt stand.
Seufzend setzte er sich wieder in Bewegung, um an einem der Käfige stehen zu bleiben. Gespielt interessiert betrachtete das unscharfe Edtapy darin, das mit etwas Abstand das größte in diesem Lager war.
,,Warum bist du hier?" Er zuckte nicht, als plötzlich Arusaks Stimme neben ihm ertönte, melodisch und tief, wie es nur die Stimmbänder eines Dämons vermochten zu Klingen. Einzig und allein Elben, Elven und Nixen konnten da mithalten.
,,Es soll doch die Witterung aufnehmen.", stellte der Erstgeborene nur trocken fest, bevor er sich zu ihm drehte. ,,Und das geht nur mit etwas, dass nach dem Välsig riecht." Ohne zu zögern packte er den Arm des Jüngeren, dessen Knochen unter dem festen Griff knackte; die Muskeln und Sehnen förmlich verdrehte, als er mit der freien Hand die Käfigtür öffnete.
Das schloss fiel leise klackend auf den Boden.
Entsetzt stieß Arusak einen schrei aus, doch da hatte sich der Massige Körper des Wesens bereits auf ihn gestürzt. Ein Gurgel verließ seinen Mund, als sich die Scharfe Zähne des Monsters in seine Kehle gruben und sie förmlich zerrissen, sogar bis zu seiner Wirbelsäule vor drangen.
Schwarzes Blut spritzte auf den schlammigen Boden. Vermischte sich mit dem leichten Nieselregen der auf den Erdboden traf.
Das Wesen grollte verzerrt, ließ abrupt von dem nun völlig zerfetzten, leblosen Körper ab, um sich schnüffelnd Eligos zuzudrehen. ,,Finde den Välsig, lass ihn nicht am Leben, hörst du? Töte ihn."
Die Schemen des Wesens wandten sich zum gehen, waren von der Finsternis verschluckt worden, denn nur bei Tageslicht konnte man ihre Gestalt klar erkennen, nachts waren sie wie Unheilbringende Schatten.
Begrab endlich deine Scheu, akzeptiere wer du bist und was du bist.
Er akzeptierte was er war; ein Dämon, ein Erstgeborener von insgesamt fünf, ein Kind der Finsternis, der jüngste seiner Brüder, des Sohn eines Menschen... Ein Monster.
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