/\ Kapitel 13/\
Der Preis des Sieges ist hoch, immer, egal welchen Weg man auch wählen mag
Ohne mit der Wimper zu zucken packte Dhuej Alexo und trat ihm mit Absicht viel zu hart in die Kniekehle, weshalb der Välsig einknickte. Seine Knie trafen den weichen Untergrund. Allein der feste griff des Vernarbten Mannes um seine Schulter verhinderte, dass er Kopf über nach vorne in den Schlamm viel. Der andere Arm des Onoresh legte sich um seine Kehle, der den Druck um diese zu erhöhen begann. Seine Hände schnellten zu seinem Arm, in dem Versuch, diesen zu lösen.
Er stieß ein wütendes keuchen aus und versuchte sich aus dem erbarmungslosen griff zu winden, doch keine Sekunde später stand ein weiterer der Ejkru hinter Alexo, packte seinen rechten Arm, um ihm diesen grob auf den Rücken zu drehen. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Maske aus Schmerz.
Er stoppte nach einem Moment seine Befreiungsversuche.
Kurz kam ihr der erschreckende Gedanke, dass er vielleicht aufgegeben hatte, sich ihnen einfach Beugen würde, bereit zu sterben, doch dann verwarf sie ihn. Er würde sich nicht beugen, da war sie sich sicher. Eher würde er warten, bis sich eine geeignete Gelegenheit zum Fliehen ergab.
Plötzlich wurde Jasmin von hinten gepackt. Erschrocken schrie sie auf. Es war der letzte -denn der andere Mann hielt immer noch die beiden unruhigen Pferde- der Männer, der sie an den Oberarmen festhielt, damit sie nicht weglaufen konnte. Ihr ganzer Körper verspannte sich, als sie seine Griffel durch den Stoff hindurch spüren konnte.
Sie versuchte auf die Seite zu springen, nach ihm zu treten, doch er hielt sie Eisern fest, wie einen widerspenstigen Raubvogel der davon Fliegen wollte.
Ihr Gezappel bewirkte rein gar nichts, nur, das er seinen Griff verstärkte. Es brachte sie aber nur dazu, noch mehr zu zappeln. Unsanft trat sie ihm auf den Fuß. Er grunzte nur.
,,Lass mich los!", stieß sie aus, dabei starrte sie Büreccer zornig an, welcher das nur knapp zu Kenntnis nahm, denn seine Aufmerksamkeit galt allein Alexo, der seinen Blick mit dem gleichen kalten Ausdruck in den Augen erwiderte, wie Büreccer ihn aufgesetzt hatte. Seine Miene war Steinhart und Jasmin war irgendwie froh, dass sie seinen Blick diesmal nicht abbekam, auch wenn der Blick des grauhaarigen aus viel dickeren Eis zu bestehen schien.
,,Was bist du?" Er stieß die gräuliche Klinge hinter sich in den weichen Boden, hing den Gürtel mit der anderen Waffe achtlos an die Parierstange, bevor er mit schweren Schritten auf den Välsig zu stampfte. Seine dreckigen, ledernen Kampfstiefel versanken im Schlamm.
Von dem Braunhaarigen allerdings bekam er keine Antwort.
,,Ein Hexer bist du nicht, ebenso wenig ein Zauberer oder Magier, wobei alle drei doch ein und dasselbe Pack sind, die Dämonen Magie benutzen." Vor ihrem Begleiter blieb er stehen.
Es klatschte. Das Geräusch wurde fast Augenblicklich vom Nebel verschluckt. Seine Hand hatte mit Alexos Wange Bekanntschaft gemacht.
Unverhohlen musterte Hajdi'or ihn, während er auf ihn hinab sah. Braun und Grau schienen einen Kampf miteinander auszutragen, denn keiner der beiden blinzelte, was die blonde nur irritiert zur Kenntnis nahm und ihrem Festhalter gegen sein Schienbein trat -keine Reaktion. Erneut halte das klatschen über die Lichtung, dieses Mal war es die andere Seite gewesen. Leicht konnte man die Abdrücke erkennen, die sich undeutlich, kurz unter seinen Wangenknochen, ab zeichneten.
,,Deine Hand, jetzt." Alexo reagierte nicht, doch Büreccer schien nichts andres erwartet zu haben, weshalb er grob die freie Hand des Välsig am Handgelenk packte. Der grauäugige presste wiederwillig seinen Kiefer aufeinander, nicht gewillt dem nach zu geben. Seine Hand war fest zur Faust geballt. Das dunkle Leder seiner Handschuhe knarzte leise.
Büreccer interessierte es nicht, gewaltsam zwang er ihn die Faust zur lösen, um ihm den dunklen Handschuh runter zu reißen.
,,Wisst ihr warum Ijas aus Ferium gemacht sind? Weil jedes Magische Wesen unterschiedlich stark darauf reagiert.", teilte er mit harter Miene mit, die Augen fest auf den knienden gerichtet, während seine andere Hand zu dem kleinen Beutel an seine Hüfte glitt.
Ohne weg zu sehen öffnete er ihn und holte eine kleine, dreieckige Münze heraus, dessen Farbe immer wieder zwischen einem dunklen, rauchigen grau und einem Tintenschwanz schwankte, je wie das wenige Licht gerade drauf viel. Auf der oberen Seite war ein eckiges Schild mit zwei Spatzenflügel zu sehen, während auf der Rückseite Sonnenstrahlen im Hintergrund und die Zaren Krone -eine Krone mit zehn Zacken- im Vordergrund eingeprägt war.
Jasmin hatte Mal gehört, das die Anzahl der Flügel verriet, wie viel wert das Geldstück besaß.
,,Das hier" -Er hielt das Ijas hoch.- ,,zeigt, dass du eines dieser Monster bist. Eine Bestie." Büreccer deutete auf den Jungen, welcher erneut anfing an dem Pfahl zu zerren. Scharf gruben sich die Ketten in die verletzte Haut, doch ihn interessierte es nicht, denn wenn es eine winzige, minimal kleine Chance bestand, zu entkommen, geschweige denn verbündete zu finden, war sie das. Hier. Und. Jetzt.
Eine zweite gab es nicht. Nicht für ihn. Nicht für seine Eltern.
Gewaltsam zwang der Onoresh Alexos Hand auf, die er erneut geballt hatte, um sich zu schützen. Der grauhaarige platzierte seine geschlossene Faust über die des Braunhaarigen, bevor er das Eckige Geldstück los ließ. Gierig krallte die Schwerkraft sich den Gegenstand, umgarnte ihn, zog ihn nach unten, dann landete es auch schon in seiner rauen Handfläche.
Für einen Uhrenschlag passierte nichts. In Alexos Gesicht regte sich kein Muskel.
Fast konnte man schon die Enttäuschungen bei den anderen Onoresh sehen.
Nur in dem vom Falten gezeichneten Gesicht Hajdi'or Büreccer regte sich kein Muskel. Er wartete ungeduldig auf eine Reaktion, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen.
Jasmin wandte sich unterdessen weiterhin in dem festen Griff. Ihr Bewacher atmete genervt aus, weshalb sein fauliger Mundgeruch gegen ihren Nacken prallte und ihr eine unangenehme Gänsehaut beschert.
Eine Bewegung aus dem Augenwinkel ließ sie Innehalten; es war Alexo. Er presste seine Zähne fest aufeinander, seine Kiefermuskulatur zuckte, doch kurz darauf begannen seine Finger zu zucken. In seine Augen trat Schmerz.
Sein Arm spannte sich an, der Körper verkrampfte sich Sekunden später und er versuchte mit einer ruckartigen Bewegung seinen Arm weg zu ziehen, aber Büreccer ließ das nicht zu, denn dieser krallte seine Hand fester um sein Handgelenk, ein sehr zufriedener Ausdruck in den braunen Augen.
Er hatte bekommen was er wollte.
,,Arg!", stieß Alexo erstickt hervor.
Die Lippen fest zusammen gepresst versuchte er die gequälten Schmerzenslaute zu unterdrücken, doch sie krochen seine Kehle hinauf, wie ein Frettchen sich durch einen Hasenbau wandt. Glänzende Schweißperlen traten auf seine Stirn, die ihm in kleinen funkelnden Diamanten über die Schläfe rollten, bevor sie zu Boden vielen.
In Jasmins Bauch bildete sich ein Eisklotz, dessen scharfe Kanten sich in ihn ihren Magen gruben. Zittrig atmete sie ein, roch den modrigen Geruch des Sumpfs, die nach Regen riechende Luft und die stinkenden Männer in den dunklen Leder Rüstungen.
Nebel sickerte durch ihre Klamotten, schwebte über den Boden, drang durch Haut und Muskeln, während kleine Wellen auf dem Moorsee umher zuckten. Am Himmel rückte das Donnern näher, ließ die Welt für einen Moment aufleuchten, bevor ein erneutes Grollen folgte.
Alexo warf sich gegen den glatzköpfigen Dhuej und den anderen, ein schwarzhaariger, Mittelgroßer Mann mit einer hässlichen Narbe am Hals und krummer Nase, die in seinem Rücken standen, doch er entkam deren aggressiven Griffen nicht. Gefangen. Sie alle drei waren gefangen, gefangen von Mördern; Alexo, Jasmin, der fremde Junge. Diese Tatsache ließ ihre Unruhe noch weiter wachsen. Die erneute, noch größere Ungewissheit über ihr Schicksal, riss ein großes Loch in ihre Hoffnung auf's Überleben.
Angespannt zuckten die hellblauen Augen von ihrem Begleiter rüber zu den Bewaffneten Ejkru, die ihr mehr als nur ein wenig Angst ein Jagden. Diese Leute waren gefährlich, skrupellos und unberechenbar. Sie waren Jäger, deren Beute Macigz -Menschen mit Magischer Begabung- waren, doch Jasmin viel dabei völlig aus dem Bild, sie hatte keine Gabe.
Die blonde war niemand, der in Verbindung mit Magie stand. Dennoch...sie wusste das mit Alexo, das machte sie im Grunde eigentlich auch zu einem potenziellen Ziel. Zu einer Verräterin ihrer eigenen Art, wenn es den Onoresh nachging.
,,Spürst du es? Das scharfe Brennen, wenn das Ferium deine Haut berührt? Wie fühlt es sich an, wie ein Messerstich, oder doch wie ein Schlangenbiss?" Als Antwort keuchte Alexo, was die Mundwinkel des grauhaarigen für einen Sekunden Bruchteil zucken ließ.
Schließlich, nach einer unendlich langen Zeit, nahm er die Ijas Münze aus seiner Hand, ließ sie einmal durch seine Finger Wirbeln, als wäre es ein Kartentrick, bis er sie wieder in seinen Beutel verschwinden ließ.
Angespannt betrachtete sie ihren Begleiter, dessen Stirn vor Schweiß glänzte, der Brustkorb hob und senkte sich schwerfällig. Es schien fast so, als wäre er krank. Das Gesicht des Välsig war blass, Schatten schienen sich unter seine Augen gelegt zu haben. Sie schlichen um ihn herum, bereit sich auf ihn zu stürzen, wenn er schwach war.
Ihr Blick legte sich auf seine Handfläche.
Auf Alexos Haut zeichnete sich deutlich ein Abdruck ab, der einen an ein Dreieck mit abgerundeten Kanten erinnerte. Seine Haut war an dem Platz, wo das rauchgraue Geldstück gelegen hatte rot und gereizt, während sich bereits kleine Brandblasen um die Stelle herum bildeten. Es sah alles andere als schön aus. Der blonden drehte sich der Magen um.
,,Fühlt sich eher an, als hätte die Person vor mir keine Ehre mehr, wenn ich bedenke, dass ich den großen Hajdi'or Büreccer vor mir habe, den Mörder von Hunderten unschuldiger Seelen. Ich weiß nicht, wie Sie das alles mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Aber vielleicht haben Sie auch einfach keines mehr-" Krachend traf die Faust sein Gesicht. Alexos Kopf wurde zur Seite geschleudert, seine Nackenwirbel verdrehten sich unangenehm, während seine Unterlippe aufplatzte.
Jasmin zuckte überrascht zusammen, ihr Herz hämmerte wie wild ihn ihrer Brust, als wöllte es sich gleich verselbständigen. Ein rotes Rinnsal bahnte sich einen Weg über sein Kinn, um von da aus auf den Boden zu tropfen. Seine Lippe blutete heftig von dem festen Schlag.
,,Dhuej, das wäre wirklich nicht nötig gewesen, das ist doch unser Detia. Und Gäste schlägt man nicht, klar soweit?" Die Falten seiner blass, olivfarbenen Haut wirkten wie tiefe Schluchten, als er abwartend die Augenbrauen hoch zog, weshalb sich seine Stirn in Falten legte.
Das sagt ausgerechnet der, der Alexo vorher geohrfeigt hat, dachte Jasmin kopfschüttelnd. Männer müsste man mal verstehen, so seltsam wie die sich manchmal verhielten, schloss sie.
Der Glatzkopf hinter Alexo grummelte nur, legte seinen Arm wieder fest im den Hals des Knienden.
,,Ich bin neugierig, Bezwinger einer Wyver, was lässt jemanden wie dich dazu bringen, ein Weib durch die Wälder zu zerren?", fragte er schließlich, dieses Mal waren seine hellbraunen Iriden auf sie gerichtet, was sie zum Erzittern brachte.
Wenn es überhaupt noch ging, spannte sich ihr Körper noch mehr an. Unwohl krallte sie ihre Schweißnassen Hände in den rauen, schmutzigen Stoff ihres Kleides, als der Onoresh schließlich mit schweren Schritten zu ihr rüber kam.
Kurz vor ihr hielt er. Den Blick immer noch fest auf sie gerichtet studierte er ihre Gesichtszüge, aufmerksam, dennoch mit einer gewissen schärfe, wie als würde er ihrer erbärmlichen Erscheinung nicht trauen. Im nächsten Moment packte er auch schon ihr Kinn, drehte vorsichtig den Kopf von rechts nach links, fast so, als wenn er etwas Bestimmtes suchen würde.
Ein Schatten huschte über sein Gesicht. Er schien es nicht gefunden zu haben.
Trotzig starrte sie unterdessen an ihm vorbei - vielleicht hatte sie auch nur zu große Angst ihn anzusehen. Das Herz hämmerte immer noch zu schnell in ihrer Brust.
,,Sieh mich an." Seine Finger gruben sich leicht in ihr Kinn, während er sie zwang zu ihm auf zu blicken, gleich einer willenlosen Marionette. Gezwungenermaßen sah sie ihm ins Gesicht, welches von Falten durchzogen war. Die blasse, Olivfarbene Haut half kein bisschen.
,,Weißt du, was er ist? Sprich bitte, ich tu' Frauen nur ungerne weh, geschweige denn töte ich sie gerne. Es ist also nur zu deinem Vorteil."
Tatsächlich dachte sie für einen Moment darüber nach, es ihm einfach zu sagen, nur um sich selbstsüchtig ihr Überleben zu sichern, so wie sie es immer getan hatte, doch ihre Menschlichkeit -der Seelensplitter von gewissen- hielt sie ab. Sie würde kein Leben wegen ihr Verblühen lassen, auch wenn Alexo nicht unbedingt die beste Gesellschaft war.
,,Nein.", brachte sie überraschend fest heraus. ,,Nein, ich weiß nicht was er ist. Was ich aber weiß, ist, dass er kein Monster ist – im Gegensatz zu ihnen."
Schweigend sah er sie an. Der Blick ausdruckslos. Unangenehm Borte er sich in ihren. Es hatte etwas Drohendes an sich, dass sie das schlimmste vermuten ließ.
Büreccer ließ sie los, stattdessen packte er plötzlich ihre Hand, und nur Sekunden später lag die Münze auf ihrer Haut. Ein Kribbeln Jagte durch ihren Körper, sobald das rauchige grau ihre Handfläche berührte. Aus Reflex kniff sie die Augen zusammen, wartete auf den Schmerz, den Alexo gespürt hatte. Wie er ihr den Verstand raubte, süß und bitter ein schrei ihre Kehle hinauf kriechen ließ.
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Heute Mal wieder ein Kapitel, wow, ich hab es endlich fertig bekommen, nach...keine Ahnung wie lange. 👏
Noch einen schönen Tag an euch! Bye. 👋
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