elf
Seungmins Schlaf war nicht von langer Dauer, sondern hielt nur für eine Stunde an, ehe er durch das leise Summen seines Freundes geweckt wurde und gleichzeitig vernahm er die Haustür, die unten geschlossen wurde. Durch letzteres zuckte er aus seinem nicht allzu festen Schlaf zusammen, fuhr auf und sah direkt zu Hyunjin, der seelenruhig auf seinen Computer starrte und von alldem nichts mitbekam. Durch die Kopfhörer, die in seinen Ohren steckten, hatte er weder das leise Klacken gehört, noch dass sich der Blonde aufgerichtet hatte. Womöglich war dies auch besser gewesen, denn so konnte er nicht in das verschlafene Gesicht seines Freundes sehen. Erneut spürte Seungmin den pochenden Schmerz an seinen Handgelenken, der ihn leicht seufzen ließ. Mit einem Schmollen betrachtete er die sterilen Verbände, die um die Wunden waren und war wirklich überrascht, wie ordentlich Hyunjin alles umwickelt hatte.
"Tut es noch weh?" Besorgt wurde Seungmin gemustert, denn Hyunjin hatte sich kurz umgedreht, um sicher zu gehen, dass er noch schlief. Aber dass er nun auf seinem Bett saß, auf den weißen Stoff schaute und den Anschein erweckte, dass er Schmerzen hatte, brachte ihn dazu, dass er nun die vollkommene Aufmerksamkeit des Älteren geschenkt bekam.
"Ein bisschen, aber es geht schon. Im übrigen ist dein Bruder jetzt da."
"Woher-" Kurz hielt der Ältere inne, da ihm wieder einfiel, dass Seungmin ziemlich gute Ohren hatte und quasi alles und jeden hörte, der auch nur an seinem Haus entlang lief. Das war aber auch nicht sonderlich schwer, denn das Gebäude war ziemlich hellhörig in den Augen des Jüngeren. In seinem eigenen Elternhaus hatte er es schwer, dass er etwas heraushörte, außer wenn jemand die Türen zu klatschte, was Seungmin so gar nicht mochte. Es machte ihn schon fast wütend, wenn es passierte, weil sein Kopf kurz davor war weh zu tun. Nicht nur das Geräusch an sich veranlasste dieses Gefühl, sondern auch ein kleinen Druck in seinen Ohren, was er nicht einordnen konnte.
"Ach ja, hier ist deine heiße... mittlerweile eher kalte Schokolade." Mit einem Lächeln überreichte er Seungmin die Tasse, der sie dankend annahm. Tatsächlich hätte der Jüngere sie im Schlaf vergessen und nun freute er sich umso mehr, dass sie existierte. Nach wie vor lag Hyunjins Blick auf ihm, sein Geist schien jedoch in einer anderen Welt zu sein, was Seungmin natürlich bemerkte und die Tasse von seinem Mund wieder entfernte, um ihn zu fragen, ob alles in Ordnung war. Als der Ältere jedoch nur seufzte, sich mit einem Ruck umdrehte, um den Computer auszuschalten, blieb er stumm und nahm einen weiteren Schluck des Getränks.
"Denkst du, du schaffst die Prüfungen?", murmelte Hyunjin undeutlich seine Gedanken, die ihn schon die letzten Tage beschäftigt hatten. Seungmin war leistungstechnisch keinesfalls so gut, wie er es tatsächlich war. Er brauchte keine Nachhilfe, da er den ganzen Unterrichtsstoff verstand. Nur konnte er mit dem Druck, den man in Klausuren hatte, nicht umgehen, sodass er sich sehr vertat, Fehler an Fehler reihte, ohne dass ihm dies auffiel. Oft bestand er ganz knapp die Tests, aber nie zeigten sie die Leistung, die wirklich in ihm steckte. Nicht einmal in seinem Lieblingsfach Musik hatte er eine gute Note. Und irgendwie verletzte es ihn, dass sein Freund nicht so ganz an ihn glaubte. Das konnte er ihm aber auch nicht verübeln.
"Weiß nicht... Wahrscheinlich ganz knapp"
"Was machst du, wenn du nicht bestehst?"
Der Jüngere zuckte mit den Schultern und versuchte sich nicht anzumerken, wie verletzt er eigentlich war. Schließlich war es nicht seine Intuition gewesen. Der Druck, den ihm seine Eltern gaben und seine schulischen Leistungen nagten an ihm, veranlassten, dass er Angst vor seiner Zukunft hatte. Er wollte niemanden enttäuschen, vor allem nicht Hyunjin, mit dem er nach der Schule zusammenziehen wollte. Doch er würde keinesfalls studieren gehen, das würde ihn von innen heraus zerreißen. Viel eher würde er sich einen Job suchen, wahrscheinlich auch zwei. Den Gedanken hatte er abgehakt.
"Die Klasse wiederholen? Die Schule abbrechen? Ich weiß nicht. Das Schuljahr hat ja erst angefangen und wenn ich mich diese paar Monate zusammenreiße, dann wird das schon, nicht?" Doch so ganz konnte er sich selbst keinen Glauben schenken und das wusste Hyunjin.
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