Chapter Sixteen

Julian
24.12.2020, Dortmund

Nervös stand ich in der Küche und schnitt das Gemüse für den bunten Salat, den ich zum heutigen Abendessen vorbereiten wollte. Es würde ein großer Moment heute werden. Es war nicht nur das erste, gemeinsame Weihnachten von mir und Kai und unser gemeinsamer Lieblingsfeiertag. Es war viel mehr. Unsere beiden Familien würden anreisen, meine Brüder und Eltern, seine Eltern. Es war also das erste Weihnachten als Paar und zeitgleich irgendwie auch als Familie – wobei dieser Beschluss wohl etwas voreilig kam.

Zischend blickte ich auf meine Hand, als ein pochender Schmerz durch meinen Zeigefinger blitzte. Eine rot klaffende Wunde zierte meinen Finger und ich verzog mein Gesicht. Wie Automatisch griff ich nach einem hellen Handtuch, welches auf der Küchenzeile neben mir lag, und drückte dieses auf meinen blutenden Finger.

„Jule?", hörte ich dann plötzlich die besorgte Stimme meines Freundes hinter mir. Sofort drehte ich mich um und erblickte den Größeren, welcher zwei Pullover unter seinem Arm trug. Sofort ließ er diese stumpf auf den Boden fallen, als er die ganze Situation zu begreifen schien. „Kai.", hauchte ich ganz leise und ich war mir nichtmal sicher, dass er mich gehört hatte. Seine Hand legte sich sanft auf das Handtuch und er zog es von meinem Finger. „Wir müssen das auswaschen.", nuschelte er und führte mich sanft zu der Spüle, um meinen Finger leicht auszuwaschen.

„Warte kurz.", lächelte er und ließ mich dann kurz alleine stehen. Es dauerte nicht lange, bis Kai mit einem Pflaster wieder zurückkam und es mir vorsichtig auf die Wunde, inform von einem langen, roten Strich, legte. Ein roter Marienkäfer mit sechs schwarzen Punkten auf dem Rücken war in der Mitte des Plasters gedruckt und ich musste automatisch grinsen. „Danke.", nuschelte ich und lehnte mich an den Jüngeren. Dieser schloss seine Arme um mich und legte seinen Kopf auf meine Haare.

„Du musst nicht so nervös sein, Juli.", sagte Kai und strich über meinen Rücken. Ich seufzte leise und nickte auch. Anscheinend konnte mein Freund mich und auch meinen Zustand perfekt deuten. „Ich weiß, aber irgendwie...ach, ich weiß auch nicht.", seufzte ich und drückte mich einfach noch näher an Kai. Ich genoss es, wie Kai über meinen Rücken strich. Sein warmer Atem prallte gegen meinen Hals und zeugte eine Gänsehaut auf meiner Haut.

„Ich verstehe dich. Ich bin ja auch aufgeregt. Aber meine Eltern lieben dich. Manchmal hab ich das Gefühl, dass sie dich mehr lieben als mich.", erklärte er und brachte mich zum Schluss zum kichern. Das hatte er mir tatsächlich schon des Öfteren gesagt und immer wieder fand ich diese Aussage von ihm sehr witzig. „Danke, Harvey.", nuschelte ich leise und drückte meinen Kopf in seine Halsbeuge. Mein Herzschlag beruhigte sich tatsächlich wieder und ich fing langsam wieder an glücklich zu lächeln.

Ich legte meine Arme plötzlich ganz fest um seinen Körper und drückte mich so nah an ihn, dass sicherlich kein Blatt Papier mehr zwischen uns gepasst hätte. Mich überkam plötzlich dieses sehnsüchtige Gefühl, dass ich Kai auf gar keinen Fall mehr loslassen wollte und ihn einfach die ganze Zeit bei mir haben wollte. Und ihn auch so nah an mir dran wie möglich. Kai schien das ganze auch zu merken und drückte sich auch Lächelnd noch weiter an mich heran. Sofort wummerte mein Herz etwas schneller und ich fühlte mich geborgen.

Bei Kai fühlte ich mich eigentlich sowieso immer geborgen. Er war mein zu Hause und das würde sich auch niemals ändern. Er war mein perfektes Gegenstück, mein Seelenverwandter, da war ich mir sicher. Als Kind hatte ich immer davon geträumt eines Tages eine Person zu finden, mit der ich mich komplett fühlte. Ich hatte schon immer daran geglaubt, dass es irgendwo auf dieser Welt eine Person gab, die zu 100% mein Seelenverwandter war und mich zu einem besseren und glücklicheren Menschen machte.

Mir war es immer Peinlich gewesen darüber zu reden, aber als ich Kai kennen und lieben gelernt hatte, da fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Mir wurde klar, dass Kai diese Person war, von der ich jede Nacht geträumt hatte. Mir wurde klar, dass Kai genau diese Person ist, die ich mir immer gewünscht hatte und das würde sich nie ändern. Kai war mein ein und alles und ich konnte mir nichts schöneres Vorstellen, als für immer bei ihm zu bleiben. Eine Familie mit ihm gründen, gemeinsam alt werden und uns noch immer so lieben werden, wie am ersten Tag – selbst wenn wir mit grauen Haaren und faltigen Gesichtern auf der Veranda saßen.

„Worüber denkst du nach?", fragte Kai leise und strich durch meine blonden Haare. Ich seufzte genießerisch und schloss kurz meine Augen. „Was denkst du über Seelenverwandte?", fragte ich leise und spürte, wie mir die Röte in das Gesicht schlich. Kai atmete einmal deutlich aus, bevor er einen sanften und vorsichtigen Kuss auf meine Stirn platzierte. „Ich hab da noch nie so wirklich drüber nachgedacht.", erklärte Kai und ich nickte zart und seufzte tonlos. „Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass, wenn ich einen hätte, definitiv du mein Seelenverwandter wärst, Juli.", fügte Kai noch hinzu, was mich strahlend zu ihm nach oben blicken ließ.

Ganz sanft verband ich unsere Lippen miteinander und stahl mir einen sanften Kuss von seinen Lippen. Seine gesagten Worte bedeuteten mir so unfassbar viel.

„So, und jetzt lass uns den Salat fertig machen, ohne Komplikationen.", zwinkerte Kai, nachdem er sich von mir gelöst hatte. Sofort wurde mir wieder ganz warm ums Herz und ich nickte vorsichtig. Gerade, als ich wieder nach dem Messer greifen wollte, schnappte Kai sich dieses und fing an weiter das Gemüse zu schneiden. Etwas perplex stand ich nun da und wusste nicht genau, was ich machen sollte. Es war alles andere eigentlich schon fertig, dass Essen stand bereit und die Wohnung hatten wir heute früh schon geputzt.
Also stellte ich mich einfach hinter Kai und legte meine Arme um seinen Körper. Meinen Kopf lehnte ich an seine Schulter und ich drückte mich selber an seinen starken Rücken.

Es dauerte auch nicht sehr lange, bis der Salat fertig war. Ich hatte eigentlich nur noch die letzten Sachen schnippeln müssen und noch ein Dressing hinzu geben müssen, aber dies übernahm Kai jetzt für mich.
Gerade, als Kai fertig war und den bunten Salat nochmal in den Kühlschrank gestellt hatte, klingelte es. Der Größere lächelte mich ermutigend an und strich nochmal über meine Wange. „Let's go.", nuschelte er und zeigte mir die Daumen nach oben, was mich zum leise zum kichern brachte.

[1076 Wörter]

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