Mir ging es die nรคchsten Tage, Wochen, Monate (ich wusste es nicht mehr so genau) sehr schlecht. Schlechter als es mir damals gegangen war, als meine Familie mich gehasst hatte. Damals wusste ich wenigstens, dass ich sie irgendwann wiedersehen wรผrde und musste ebenfalls keine groรe Angst haben, dass sie starben. Aber jetzt - ich konnte Draco wahrscheinlich erst wiedersehen, wenn Voldemort besiegt wurde, wenn das รผberhaupt noch geschah. Aber was, wenn das nie geschah? Was, wenn Draco mich nach allem nicht mehr liebte? Nein, das wรผrde nie passieren.
Da ich nichts besseres zu tun hatte, konzentrierte ich mich auf die Schule und verbrachte viel Zeit alleine in der Bibliothek. Meine Freunde versuchten mich aufzuheitern, es funktionierte allerdings nicht. Natรผrlich hatte ich meinen Freunden nicht erzรคhlt, dass Draco Todesser war, ich hatte einfach gemeint, wir hรคtten uns getrennt. Schlieรlich wollte ich Draco nicht irgendwie verraten. Trotzdem trรถsteten sie mich immer, obwohl sie Draco nicht mochten. Sogar Ron hatte schon versucht mich aufzuheitern.
Ich fiel wieder in meine schlechte Gewohnheit hinein, nichts zu essen und wenn ich doch etwas aร, bekam ich ein schlechtes Gewissen, sodass ich es wieder aus meinem Kรถrper zwang. Dafรผr hasste ich mich, denn ich hatte es so genossen, die Essstรถrung รผberwunden zu haben. Wieso war sie nun wieder zurรผckgekommen? Heute hatte ich mich schon acht mal erbrochen, weshalb ich geschwรคcht war.
Oft musste ich schlaflose Nรคchte durchmachen, in denen ich weinte oder einfach nur Angst hatte. Dann zitterte ich unkontrolliert, wenn ich mir den Anblick von dem dunklen Mal auf Dracos linken Arm vorstellte. Das war etwas, was mir unglaublich Angst machte. Aber nicht Angst um mich. Angst um Draco.
Am Weg zum Mittagessen in der groรen Halle hรถrte ich eine vertraute Stimme. Ein Flรผstern. Das Flรผstern klang traurig, die Stimme war heiser, als wรคre sie lรคnger nicht verwendet geworden. Diese Stimme war mir so vertraut und sie wirkte wie ein Giftpfeil mitten in mein schon tausendmal gebrochenes Herz.
Sofort drehte ich mich um. โDraco!", rief ich und lief zu ihm. Ohne zu denken, warf ich mich in seine Arme und fing an zu weinen. รber die Zeit, in der wir uns nicht gesehen hatte, war er noch blasser geworden. Aus seinen Augen erkannte ich, wie sein Herz genauso gebrochen wie meines war.
โEmily! Komm mit!", er fรผhrte mich in eine leere Besenkammer und sagte: โDu musst was essen! Du bist spindeldรผrr! Bitte sag nicht, dass du deinen Kรถrper wieder zwingst, dich zu erbrechen."
Darauf konnte ich nichts sagen, sondern fing stรคrker zu schluchzen an. โEmily! Bitte, hรถre auf! Wieso tust du das? Willst du dich selbst bestrafen?" Seine Fรผrsorge um mich war wunderschรถn, und doch war sie gefรคhrlicher als alles andere.
Es war gefรคhrlich, jemanden zu haben, den man verlieren konnte.
โUnd du musst wieder unter Leute kommen!", fuhr er fort, โWo ist die frรถhliche, lustige Emily?" Die frรถhliche Emily war schon lรคngst in dem Meer ihrer vielen Trรคnen untergegangen.
โDraco! Du verstehst es nicht. Ich habe Angst und vermisse dich!"
โNatรผrlich verstehe ich es. Ich gehe immerhin gerade dasselbe durch."
โBitte! Kรถnnen wir uns nicht wieder sehen?", bat ich ihn weinend. Ich wusste nicht, wie ich es ohne ihn รผberlebt hatte. Denn ich liebte ihn. Liebte ihn so sehr, dass es weh tat.
โNein. Es tut mir leid Emily, aber ich will dich nicht verlieren. Du kannst es dir aussuchen. Entweder wir sehen uns nicht, bis der Dunkle Lord besiegt ist, oder wir sehen uns nie wieder.", auch ihm floss nun eine einsame Trรคne รผber die Wange, โWeil wenn irgendwer ihm von dir erzรคhlt, dann bringt er dich um und wir sehen uns nie wieder. Ich will dich einfach nicht verlieren! Verstehst du nicht, ich mache das alles nur um dich zu beschรผtzen!"
Wieder warf ich mich in seine Arme. In seinen Armen fรผhlte ich mich geborgen, so sicher. Es war falsch. Es setzte uns beide in grรถรere Gefahr, als wir es in diesen dunklen Zeiten auch so schon waren. Und doch fรผhlte es sich richtig an.
Draco wรผrde alles tun, um mich zu beschรผtzen. Und genau das war unsere grรถรte Schwachstelle. Denn auch ich wรผrde mein Herz und meine Seele fรผr ihn riskieren. Unsere Liebe war so voller Gefahr, voller Verboten und voller Schmerz. Aber es war Liebe.
Ich verlor mein Zeitgefรผhl und hatte keine Ahnung, wie lange wir da saรen und weinten. Ich wusste nur, das es wohl das letzte Mal war, an dem wir uns sahen. Eigentlich hรคtte es in Myrtes Klo schon das letzte Mal sein sollen, aber das hatten wir nicht geschafft. Also mussten wir jetzt stark sein und einander gegenseitig beschรผtzen. Irgendwann wรผrden wir uns hoffentlich wieder sehen, ob das in einem Jahr war oder erst wenn wir schon uralt waren.
Traurig nickte ich, gab ihm einen Abschiedskuss und verlieร die Besenkammer. Ich ging nicht wie geplant in die groรe Halle, da ich immer noch weinte, sondern machte mich auf den Weg in meinen Schlafsaal. Der Gemeinschaftsraum war leer, immerhin war jeder beim Mittagessen. Ich nahm mir einfach ein Buch von dem Ravenclaw Bรผcherregal und fing an darin zu lesen. Bรผcher konnten einen nรคmlich von allen mรถglichen Sachen ablenken. Bevor ich auch nur zehn Minuten gelesen hatte, stรผrmte Elsa in den Gemeinschaftsraum.
โEmy! Da bist du!", Elsa verstummte als sie meine immer noch vom Weinen nasse Augen sah und lief zu mir, โWas ist denn?"
โNichts", versuchte ich ihr zu sagen, was sie mir aber logischerweise nicht glaubte. Immerhin hatte ich Trรคnen in den Augen und war nicht zum Essen gekommen.
โDu kannst mir alles erzรคhlen, ich schweige wie ein Grab.", versprach sie mir. Dann fiel mir ein, dass ihre Eltern ja auch Todesser waren. Also wenn ich irgendjemanden davon erzรคhlen konnte, dann ihr. Sie wรผrde es garantiert verstehen und mir vielleicht einen guten Rat geben.
โDu weiรt ja, dass Draco und ich uns getrennt haben. Aber nicht freiwillig.", fing ich an, doch Elsa unterbrach mich.
โDraco ist in den Sommerferien Todesser geworden, ich weiร."
โWas? Du weiรt das?", fragte ich unglรคubig.
โJa. Meine Eltern sind es ja auch. Ein bisschen bekomme ich schon mit. Ich hab mal gehรถrt wie sie gesagt haben โDraco Malfoy wird uns nichts bringen. Er ist zu jung. Warum der Dunkle Lord in aufgenommen hat, versteh ich nicht.'", erklรคrte sie mir.
"Aber... wieso hast du mir das nicht gesagt?", wunderte ich mich. Wenn sie es schon so lange gewusst hatte, wieso hatte sie mir dann nicht davon erzรคhlt?
"Weil... ich dir nicht unnรถtige Sorgen machen wollte.", erklรคrte sie, wรคhrend sie auf ihre Fรผรe starrte, als hรคtte sie Schulgefรผhle.
Ich nickte ihr zu und fragte: โAber, du bist nicht Todesser, oder?"
โNein, bist du verrรผckt? Was glaubst du bringt ein vierzehnjรคhriges Mรคdchen Voldemort?"
Ich zuckte mit den Schultern, bevor ich fortfuhr: โDraco muss mich beschรผtzen, weil wenn Voldemort von mir erfรคhrt, verwendet er mich wahrscheinlich als Druckmittel gegen Draco. Deshalb mussten Draco und ich uns trennen."
Elsa umarmte mich. Danach fรผhlte ich mich gleich besser. Dafรผr waren Freundinnen da. Um einem auch in den schlimmsten Zeiten beizustehen.
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