𝒦𝒶𝓅𝒾𝓉ℯ𝓁 ¹³
Wieso hasse ich dich eigentlich?
Das war die Frage, die genau in diesem Moment in meinem Kopf herum spuckte.
Schon seid dem Moment, als wir uns das erste mal nach Jahren wieder gesehen hatten, verband uns kein Hass mehr.
Doch es war auch noch längst keine gute Freundschaft.
Also was war das zwischen uns, wenn es nicht aus unserer kindischen Feindschaft entstanden war?
Wir waren erwachsen geworden, keine Frage, aber wie konnte so etwas so schnell in den Hintergrund geraten?
Was war passiert?
Ein Neuanfang.
Das war die Antwort.
Wir hatten, ohne es selbst zu merken, einen Neuanfang gestartet.
Diese Gedanken kamen mir so urplötzlich, als Caden anfing zu sprechen, dass sie mich wie ein Sturm überrumpelten.
„Ich hoffe für dich, dass du das gerade nicht wirklich tun wolltest!?," abschätzig musterte er Rayen.
„B-Bitte?," stotterte eben dieser, der zusammen gesunken am Boden hockte.
Was ist denn jetzt mit dem los?
Jedoch kümmerte ich mich nicht weiter darum, sondern schnappte meine Krücken und kam endlich zum stehen.
Wie gerne ich Rayen jetzt seine Fresse polieren würde. Aber das wäre sehr ungünstig, schon allein wegen der Tatsache, das wir uns in einem Fitnessstudio befanden.
Jedoch schien niemand, der wenigen Leute die am anderen Ende des Raumes Fahrrad fuhren und anscheinend Musik hörten, etwas von dem Zwischenfall mitbekommen zu haben.
Und ganz nebenbei ließ ich mich gewiss nicht auf das Niveau von Rayen herab.
„Lass es mich anders ausdrücken," fing Caden beängstigend ruhig an zu sprechen.
„Heute ist kein gut besuchter Tag, das ist er nie, was auf einen schon länger ausgearbeiteten Plan hindeutet. Evelyns Krücken wurden ziemlich wahrscheinlich mit Absicht, einige Meter von ihr platziert. Dann habt ihr beide über etwas geredet, du hast die Kontrolle verloren und wolltest sie schlagen. Oder entspricht irgendetwas davon nicht der Wahrheit?"
Man konnte förmlich sehen, wie Rayen immer mehr unter Caden's Worten zusammen schrumpfte. Bis er schließlich kleinlaut mit der Sprache raus rückte.
„N-Nein, es stimmt a-alles."
Mir fiel fast die Kinnlade auf den Boden, als Rayen alles bejahte.
Dann hatte er das geplant!?
Aber hieß das dann nicht auch, das er sich über mich und meinen Tagesablauf informiert hatte?
Schockiert wich ich zurück.
Ich hörte kaum noch Caden, der Rayen mit noch mehr kuriosen Sachen konfrontierte und ihn immer weiter mit Worten in den Boden stampfte.
Ich musste hier weg.
Und zwar sofort.
Da Blickte Caden auf.
Er fixierte mich mit einem undeutbaren Blick, aus dem ich nur ein einziges Gefühl mit Sicherheit heraus lesen konnte, die anderen blieben mir verborgen.
Wut.
In seinen Augen blitzte eine so intensive Wut auf, das ich aufhörte zu Atmen und mein Herz einen Schlag aussetze.
Denn sie galt nicht mit, sondern dem Haufen Elend vor ihm.
„Geht es dir gut?," fragte Caden mit so viel Nachdruck, als befürchtete er, mir wäre wirklich etwas schwerwiegendes passiert.
Die Frage fühlte sich wie ein Schlag ins Gesicht an.
Dennoch schaffte ich es, mich wieder zufassen und das seid Jahren einstudierte Lächeln aufzusetzen.
„Ja."
Eine Lüge.
Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, das Caden mir das auch nicht ernsthaft abkaufte.
Er musterte mich eindringlich, dann seufzte er.
Mit einem letzten Blick auf mich, widmete er sich wieder Rayen. Er flüsterte ihm etwas ins Ohr, was diesem wohl den Rest gab und er sofort davon hechtete, als Caden ihn los ließ.
„Ich...gehe mich mal umziehen," sagte ich.
Es brauchte meine gesamte Selbstbeherrschung um nicht geradewegs das Weite zu suchen.
Stattdessen ging ich zu den Umkleiden und wusch über zehn Mal meine Hände und Arme, das Gefühl von Rayen's festen Griff ließ mich jedoch nicht los.
Ich war gerade dabei in meine Alltags Klamotten zu schlüpfen, als ich mein Handgelenk sah, das langsam verräterische Blau anlief.
Mist.
Wie sollte ich das bitte meinem Dad und Mason erklären?
Ich konnte ja schlecht sagen: Hey, ich wurde gerade fast von dem Ex meiner Besten Freundin verprügeltes, aber nicht der Rede wert.
Nach langem hin und her entschied ich mich dazu meine schwarze Lederjacke überziehen, auch wenn es draußen viel zu warm dafür war, würde sie von meinem Handgelenk ablenken.
Dachte ich zumindest.
Denn kaum stand ich im Eingangsbereich des Fitnessstudios, schaute Caden mich misstrauisch an.
„Sicher, dass die Jacke bei 29 Grad das richtige ist?"
„Natürlich, im Schatten ist es doch viel kälter und ich habe keine Lust sie auf meinem Arm herum zu tragen," log ich schon wieder gekonnt.
„Aber wieso stehst du denn noch hier, wartest du auf jemanden?," fragte ich um von mir abzulenken.
„Ja, ich habe auf dich gewartet," nickte er beiläufig und starrte weiter missbilligend meine Jacke an.
„Tatsächlich? Wieso?," irritiert starrte ich zurück.
„Ich habe das Buch angefangen," es sah kurz so aus als wollte er noch etwas sagen, schien es sich dann jedoch anders zu überlegen.
„Echt jetzt!? Das ist super, aber was hat das bitte mit mir zu tun?," meine Stimme triefte vor Verwirrung.
„Ich habe mich dazu entschieden, das du als erstes mein Buch und alles was ich schreibe, lesen sollst," sagte er mit einer Entspanntheit die ich auch gerne hätte.
„Häh?"
Ich weiß nicht, ob ich das Problem war oder die Frage ansich, jedoch stand ich total auf dem Schlauch.
„Gibt es dafür nicht so ein Lektoren Menschen? Also ich fühle mich wirklich geschmeichelt, aber das was die können, kann ich ganz sicher nicht," führte ich meine Gedanken aus.
„Nein, mein Lektor übernimmt nach wie vor die Aufgabe, der er immer nachgeht. Du wirst mir nur ehrlich deine Meinung dazu sagen. So fern du Zeit hast," stellte Caden klar.
Aus irgendeinem Grund war ich jetzt ein wenig beleidigt. Das Angebot, das Buch lesen zu dürfen und das auch noch als erste, war jedoch sehr verlockend.
„Gut. Ich habe viel Zeit und weiß sowie so nie, was ich mit der Anfangen soll, also von mir aus ja," lächelte ich verschmitzt und war glücklich über die Ablenkung.
„Na dann," er nahm meine Sporttasche und verließ das Studio.
„Hey, was wird denn das schon wieder," wollte ich wissen, nachdem ich einen
Mini-halb-Sprint zu seinem Auto gelaufen war, was mit Krücken nicht die einfachste Aufgabe war.
„Wir fahren zu mir," erwiderte er, sein Mundwinkel zuckte dabei verräterisch.
„Wie jetzt? Das geht nicht, ich muss noch Duschen," versuchte ich krampfhaft mich raus zu reden, schließlich wusste er auch noch nichts von dem Handgelenk, was eigentlich auch so bleiben sollte.
„Duschen kannst du auch bei mir," mit diesen Worten schloss er den Kofferraum.
„Aber...meine Sachen sind bei mir zu Hause," langsam wurde es kritisch.
„Dann fahren wir vorher bei dir vorbei, du holst deine Sachen und dann fahren wir zu mir und arbeiten, natürlich erst nach dem du geduscht und gegessen hast," lächelte er mich teilnahmslos an.
Das war fies. Mit Essen konnte man mich immer ködern.
„Du kochst!," stellte ich trotzig klar.
„Natürlich," nickte er gönnerhaft.
Ich glaub's nicht, ich lasse mich wirklich von Cadens Essen umstimmen.
Was eine verfluchte Scheiße.
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𝐖𝐚𝐬 𝐡𝐚𝐥𝐭𝐞𝐭 𝐢𝐡𝐫 𝐯𝐨𝐧 𝐝𝐞𝐧 𝐆𝐞𝐝𝐚𝐧𝐤𝐞𝐧, 𝐝𝐢𝐞 𝐄𝐯𝐞𝐥𝐲𝐧 𝐂𝐚𝐝𝐞𝐧 𝐛𝐞𝐳𝐮̈𝐠𝐥𝐢𝐜𝐡 𝐡𝐚𝐭𝐭𝐞?
𝐔𝐧𝐝 𝐰𝐚𝐬 𝐝𝐞𝐧𝐤𝐭 𝐢𝐡𝐫, 𝐡𝐚𝐭 𝐂𝐚𝐝𝐞𝐧 𝐑𝐚𝐲𝐞𝐧 𝐳𝐮 𝐠𝐞𝐟𝐥𝐮̈𝐬𝐭𝐞𝐫𝐭?
✧ℐ𝓋𝒾𝒶𝓃𝒶 ℋ𝒶𝓇𝒹𝒾𝑔ℯ𝓃✧
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