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Weinend sitze ich nach der Operation in einem Krankenzimmer und sehe herab auf meine zitternden Hände. Eine gute Stunde ist vergangen, seit die Ärzte mit meiner Tochter verschwunden sind. Sie haben Tae und mich einzig mit dem Wissen, dass unser Baby tot ist, allein gelassen. Seitdem kam kein Arzt her, um uns über die momentane Lage aufzuklären.

"I...Ich habe so Angst um sie, T...Tae...", schluchze ich und kralle kraftlos die Finger in den neutralen Stoff der Decke. Der Angesprochene setzt sich auf die Bettkante und nimmt mich zaghaft in dir Arme. "Ich auch, Baby, ich auch. Aber die Medizin ist heutzutage so fortgeschritten, dass sie unseren Engel bestimmt gesund zurückgeben können."

Seine Stimme ist ruhig und voller Liebe, doch das Zittern kann auch er nicht überspielen. "Ich will sie endlich sehen... Ich will sie endlich in meinen Armen halten können..." Entkräftet knalle ich gegen seine warme Brust und lasse eine Hand unter die Decke verschwinden.

Ich lege sie auf meinen Bauch und schluchze erneut laut auf. "Ich wünschte, sie würde noch in meinen Bauch friedlich schlummern oder mit ihren Tritten mich nachts wach halten... Ich wünschte, es wäre soweit erst gar nicht gekommen...!", voller Verzweiflung murmel ich wirres Zeug vor mich hin.

Ich weiß doch, dass nichts mehr rückgängig gemacht werden kann. Jetzt heißt es nun mal: Warten und hoffen.

Tae streichelt liebevoll über meinen Rücken, küsst meinen Scheitel und wiegt mich sanft hin und her. Tatsächlich beruhigt es mich ein wenig, aber an Schlaf kann ich auf gar keinen Fall denken. Erst, wenn ich eine klare Information meines Babys bekommen habe.

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Es vergehen erneut zwei halbe Stunden, bis aus dem Nichts die Tür aufgeht und tatsächlich ein Mann im mittleren Alters mit einem weißen Kittel hereintretet. Schnell rappel ich mich auf und wische die Tränen aus dem Gesicht.

"Wie geht es ihnen, Herr Jeon?", fragt er standardmäßig. Ich schüttelt hastig den Kopf, um zu signalisieren, dass ich nicht wichtig bin.
"Wie geht es meiner Tochter?" Der Arzt schweigt aus meiner Sicht viel zu lange.
"Bitte sagen Sie irgendwas...", bitte ich flehend, dabei kämpfe ich stark mit mir selbst, nicht wieder in Tränen auszubrechen.

Der Arzt seufzt und liest kurz in einer Akte nach. "Ihrem Kind geht es soweit gut. Wir konnten Sie erfolgreich stabilisieren." Mit diesen Worten fällt eine unheimlich große Last von meinen Schultern, auch bei Taehyung fallen sämtliche Spannungen.

"Und wo ist sie...?", frage ich vorsichtig, denn mir ist sofort aufgefallen, dass er meinen Engel nicht auf seinen Armen liegen hat. "Sie befindet sich momentan unter ärztlicher Aufsicht, da wir es noch nicht ausschließen können, dass sie zu hundertprozent gesund ist."

Ich kann nicht anders, als wieder in unendlich vielen Tränen auszubrechen. Also kann sie immernoch sterben...
Tae reagiert sofort und drückt mich behutsam an seine Brust, an der ich mich müde ausweine. "Dürfen wir sie sehen?"

"Selbstverständlich."

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Es dauerte eine kleine Weile, bis ich die Kraft dazu hatte, das Bett zu verlassen. Zwar spüre ich einen unangenehmen Druck an meinem Unterbauch aufgrund der Geburt, doch die Schmerzmittel überspielen das ausreichend.

Tae stützt mich auf dem Weg zu unserer Tochter und als wir dann endlich vor ihr stehen, kann ich diesen Augenblick nicht fassen. Sie trägt nur eine Windel und auf ihrer geröteten Haut kleben Kabel, die ihren Herzschlag und weiteres überwachen. Im großen sieht sie sehr friedlich aus.

"Mein Engel...", hauche ich und berühre vorsichtig ihre winzige Hand mit meinem Zeigefinger. Tae sützt mich weiterhin, indem sein Arm um meine Taille liegt und guckt selbst völlig verzaubert auf das schlafende Wesen.

"Sie ist wunderschön...", haucht er und streichelt ihre kurzen Haare auf dem Kopf. Ich nicke stumm.

Plötzlich umfasst sie mit ihren zarten Fingern meinen Zeigefinger und drückt minimal zu. "Guck mal, Tae!", lache ich hin und weg von diesem Moment. "Sie weiß, dass du ihre Eomma bist." Mein Freund oder besser gesagt der Vater meiner Tochter küsst meine Wange und lächelt mich verliebt an.

"Eomma?"

"Yee Eomma. Du hast sie doch auf die Welt gebracht, also bist du ihre Eomma!" Ich kichere und wiederhole leise: "Eomma...? Es hört sich so schön und richtig an...! Eomma..."

Zufrieden nicke ich.

Ja, ich bin ihre Eomma~

"Darf ich sie auch auf den Arm nehmen?", frage ich an den Arzt gewendet, was er sogleich befürwortet.

Vorsichtig nehme ich den zierlichen Körper hoch und drücke sie sanft an meine Brust, um ihr Wärme zu spenden. Trotz den vielen Kabel, auf die ich achten muss, ist dieser Moment so unbeschreiblich magisch - schlichtweg der beste Tag in meinem ganzen Leben. Endlich kann ich sie in meinen Armen halten, sie angucken und anlächeln.

Auf einmal gähnt sie lautlos, streckt dabei Arme und Beine etwas von sich, ehe sie sich weiter schlummernd an meinem Körper presst. "Das ist zum Dahinschmelzen."

"Sie ist so süß..."

"Unser ein und alles. Sie hat selbst so einen schwierigen Start bewältigt, sie ist wahrhaftig unser kleines Wunder.", flüstert mein Freund und zieht uns enger an seinen Körper. "Ja... unser kleines Wunder...", wiederhole ich sanft lächelnd.

"Sie braucht auch noch einen Namen, Herr Kim und Herr Jeon."

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