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"Wie nah ist die Meute?"

"Zu nah. Ein paar Wegstunden, mehr nicht. Aber es kommt noch schlimmer..." Stolpernd kommt Bilbo vor uns zum Stehen. Ich sitze, nach wie vor, auf dem Boden, und Kili, der sich zwischendurch nochmal zu mir gesetzt hatte, geht nun, wie die anderen Zwerge auch, abwartend dem Hobbit entgegen. Anklagend sehe ich ihm nach, weil er mich hier allein lässt, doch das merkt der Zwerg nicht mehr.

"Haben die Warge uns gewittert?", will Dwalin alarmiert wissen.

Bilbo schüttelt den Kopf. "Noch nicht, aber das werden sie. Wir haben noch ein Problem..."

"Wurdest du gesehen?"

"Hm?" Gehetzt dreht der Hobbit sich zu Gandalf um.

"Du wurdest gesehen!", vermutet dieser wieder.

"Nein, das ist es nicht - "

Aber Gandalf hört, genau wie die anderen, nicht weiter zu. Zufrieden preist er die Qualitäten und Vorteile eines Hobbits an, während die anderen laut durcheinander reden. Nur Thorin nicht, denn dieser starrt mich finster an, als würde er denken, ich hätte Azog hergeführt oder sowas. Provokant lächle ich ihm zu, stehe dann - ohne Hände natürlich - auf. Thorin schiebt die Brauen zusammen, als würde er sowas denken wie: Wir hätten wissen sollen, dass sie das kann. Und als würde er bereuen, mich nicht besser festgebunden zu haben.

Mit dem rechten Zeigefinger mache ich, so gut es geht, eine Bewegung in Form eines Blitzes und kurz darauf ertönt ein lauter Knall. Erschrocken fahren die Zwerge zu mir herum. "Meine Herren - und Thorin", beginne ich, freue mich innerlich über die Wut, die in den Augen des Prinzen aufflammt. "Bilbo würde gern etwas sagen, also wenn ihr so freundlich wärt, die Klappe zu halten?"

Die Zwerge grummeln, folgen aber meiner überaus nett formulierten Bitte. Auf Dwalins Gesicht schleicht sich ein Grinsen. Der Hoffnungsfunke, den das in mir hervorruft, wird zerstört, als er meinem Blick begegnet und seine Mundwinkel sich augenblicklich wieder senken.

Bilbo nickt mir dankend zu, deutet dann auf den Hügel, den er gerade heruntergekommen ist. "Ich versuche, euch zu sagen, dass da oben noch etwas anderes ist!"

"In welcher Gestalt?", fragt Gandalf leise. "Der eines Bären?"

"J-" Bilbo hält inne. "J-ja, aber größer, viel größer."

"Ihr wusstet von dieser Bestie?" Bofur reißt die Augen auf. "Ich sage, wir machen kehrt!"

Ich verdrehe die Augen. "Was bist du, ein Mann oder ein Gänseblümchen? Stellt euch nicht so an, das ist womöglich unser einziger Weg, hier lebend rauszukommen."

"Du solltest dich lieber raushalten", warnt Nori mich mit zusammengekniffenen Augen. "Du willst doch nur, dass die Orks uns schnappen!"

Gereizt schließe ich die Augen. Ist das sein Ernst? Zu meiner Überraschung ist es ausgerechnet Dwalin, der mich verteidigt: "Nein, sie hat recht. Wenn wir umkehren, laufen wir ihnen entgegen."

"Und dann haben sie uns", erkennt auch Thorin. Er sieht kurz mit für mich undeutbarem Gesichtsausdruck in meine Richtung, dann zu Gandalf, als dieser das Wort ergreift. "Es gibt ein Haus. Es ist nicht weit von hier und dort könnten wir Zuflucht suchen."

"Wessen Haus?", will Thorin, misstrauisch wie eh und je, wissen. "Freund oder Feind?"

"Weder noch", sagt Gandalf, was wenig zufriedenstellend ist. "Er wird uns helfen oder... uns umbringen."

Großartige Aussichten, wirklich toll. Aber immerhin haben wir dort eine fünfzigprozentige Chance, zu überleben. Wenn wir kehrtmachen und Azog entgegenkommen, ist es eine hundertprozentige, dass wir sterben.

"Haben wir eine Wahl?", fragt Thorin, in der nächsten Sekunde ertönt ein lautes Brüllen und alle fahren in die Richtung herum, aus der es kam.

"Nein", sagt Gandalf und damit ist es entschieden. Alle setzen sich in Bewegung. Schnell kommt Fili zu mir, löst wortlos meine Fesseln und zieht mich an der Hand hinter sich her, wobei er angestrengt meinem Blick ausweicht. Gandalf führt uns aus dem Gebirge und über eine Wiese. Dabei lässt Fili irgendwann meine Hand los, als hätte er sich verbrannt. Oder als würde ihm einfallen, was ich getan habe. Ich ignoriere es und versuche, sein Tempo beizubehalten. Normalerweise würde ich ziemlich schnell die meisten Zwerge überholen, wenn nicht sogar alle.

Mir kommt Akela in den Sinn; nachdem Gandalf mit ihm Bruchtal verließ, so sagte er mir, trennten sich ihre Wege, da der Gebirgspass, den wir nahmen, kein Weg für ein Pferd war. Seitdem habe ich meinen ältesten Freund nicht wiedergesehen, doch irgendetwas sagt mir, dass sich das bald ändern wird... Insofern Akela nicht auf die Orks oder diesen Bären stößt. Sorge macht sich in mir breit, wird aber bald vom Adrenalin überwältigt.

Wir kommen in einem Waldstück an und hören dort erneut das Brüllen. "Lauft!", treibt Gandalf uns an, beschleunigt sein Tempo. Bald erreichen wir das Ende des Waldes. Vor uns erstreckt sich eine Wiese, auf der wir ein von Bäumen und einer Hecke umgebenes Haus sehen können. Ich zögere nicht und renne darauf zu, die anderen ebenso. Ich bin mehr als überrascht, als Bombur an uns vorbeizieht und die Führung übernimmt. Einen Blick über die Schulter werfend sehe ich, dass Bilbo ziemlich hinterherhängt. Ich renne zurück, schnappe mir seine Hand und ziehe ihn mit mir.

Gandalf hat am Gartentor auf uns gewartet. Als alle durch sind, geht auch der Zauberer hinein - und lässt das Gartentor offen. Der Bär rennt auf uns zu. Ich verdrehe die Augen als ich merke, dass die Zwerge vor mir die Tür nicht aufbekommen. Mein Blick fällt auf einen Hebel über ihren Köpfen. Eine schnelle Handbewegung meinerseits und der Hebel öffnet sich wie durch... nun ja, Zauberhand. Verdutzt sieht Thorin, der gerade vorhatte, den Hebel zu öffnen, in meine Richtung, aber bevor er etwas sagen kann, wird er ins Innere des Hauses gezogen. Als alle drin sind schmeißen sich die meisten Zwerge gegen die Tür.

Der Bär macht dasselbe von der anderen Seite. Es sieht so als, als würde er es schaffen, sie mit seinem riesigen Kopf aufzubekommen. Darum hebe ich beide Arme und mache eine Bewegung, als würde ich ebenfalls gegen etwas drücken. Die Tür schließt sich binnen Sekunden. "Der Balken!", rufe ich und erst, als die Zwerge die Tür damit verriegelt haben, lasse ich die Arme sinken. Der Zauber schwindet im selben Moment.

Thorin mustert mich und ich will schon eine bissige Bemerkung abgeben, als er mir dankend knapp zunickt. Ich nicke bloß zurück, wende den Blick ab.

Ich laufe zu Bilbo, welcher zitternd und schwer atmend sein mickriges Schwert festhält. "Geht's dir gut?", frage ich leise. Der Hobbit sieht mich an, das Gesicht verzerrt. "Du stehst zwar auf meinem Fuß, aber davon abgesehen, ja."

Ich schaue nach unten, trete schnell einen Schritt zurück. "Entschuldige."

"Was ist das?", keucht Ori und Gandalf antwortet: "Das ist unser Gastgeber." Ich hebe eine Braue. Ein Bär ist unser Gastgeber? Das macht doch gar keinen Sinn! Wieso sollte ein Bär in so einem großen Haus wohnen? Es sei denn...

"Sein Name ist Beorn, und er ist ein - "

"Hautwechsler." Bei mir hat es Klick gemacht.

Gandalf nickt anerkennend. "Manchmal ist er ein riesiger schwarzer Bär, manchmal ein großer starker Mensch. Der Bär ist unberechenbar, aber dem Menschen ist mit Vernunft beizukommen. Jedoch schätzt er Zwerge nicht besonders..."

Die Gruppe tauscht alarmierte Blicke. Gandalf erklärt, dass der Zauber ein Teil von Beorn ist. Ein Teil seines Wesens. Dann weist er uns an, uns schlafen zu legen, doch bevor es dazu kommt, fragt Oin mich: "Woher wusstest du das? Dass er ein Hautwechsler ist?" Er hält seinen Trichter ans Ohr und sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an.

Ich verschränke die Arme vor der Brust, beiße mir auf die Unterlippe. "Die Orks haben sie früher gejagt und - "

"Dann ist es ja kein Wunder, dass sie das weiß", höre ich jemanden murmeln.

Mir reißt der Geduldsfaden. "Nur zu eurer Information", rufe ich aus, sehe jeden einzelnen Zwerg der Reihe nach vernichtend an. "Das haben sie schon gemacht, bevor sie mich aufgenommen haben. Ich hatte damit nichts zu tun! Nur, weil ich einen Fehler gemacht habe, heißt das nicht, dass ich herzlos bin! Ich dachte verdammt nochmal, Thorin sei Schuld am Schicksal meiner Familie, doch da ich nun weiß, dass es Azog war, sollten wir uns gemeinsam darauf konzentrieren, gegen ihn vorzugehen. Aber nein, ihr unterstellt mir lieber irgendwelche Verschwörungen gegen eure Gemeinschaft!" Aufgewühlt fahre ich mir durchs Haar, stoße einen wüsten Fluch hervor. "Ich bin es so leid, von euch behandelt zu werden als hätte ich tatsächlich jemanden umgebracht. Ich könnte schon längst über alle Berge sein, nur, damit ihr's wisst, aber ich bin noch hier! Und wenn euch das und die Tatsache, dass ich euch das Leben gerettet habe - mehrmals, nur so nebenbei - nicht reicht, dann..." Ich suche nach Worten, stöhne frustriert auf und werfe die Hände in die Luft. "Dann kann ich euch auch nicht helfen!" Brodelnd vor Wut fahre ich herum, laufe an einer neugierig dreinblickenden Kuh vorbei und lege mich ganz hinten neben die Wand auf einen Haufen Stroh. Ja, Stroh - die Hälfte des Hauses scheint eher ein Stall für die Tiere hier zu sein.

Demonstrativ drehe ich mich auf die Seite, sodass ich mit dem Rücken zu den Zwergen liege, schließe die Augen und versuche, zu schlafen. Nach wenigen Minuten höre ich Schritte auf mich zukommen, merke, wie die anderen sich mit etwas Abstand um mich herum verteilen und sich ebenfalls hinlegen. Ich beachte sie nicht, schaue erst auf, als Fili sich neben mich kniet und leicht an meiner Schulter rüttelt. Enttäuscht beiße ich mir auf die Zunge, als ich das Seil in seinen Händen erkenne.

Er weicht meinem Blick aus, als ich mich aufsetze und er meine Hände hinter meinem Rücken an einen Holzpfahl bindet. Feigling, denke ich. Sieh mich wenigstens an, wenn du mich schon behandelst wie eine Straßenratte!

Ich nehme meinen Blick nicht von ihm, sehe, wie er sich beschämt auf die Unterlippe beißt. Er sieht mich erst an, als er auch an meinen Knöcheln einen strammen Knoten festgezogen hat. "Es tut mir leid", murmelt er, sodass die anderen nicht gestört werden, und setzt sich in den Schneidersitz.

"Lüg nicht", fauche ich.

Fili zuckt zurück, Reue durchzieht seine blauen Augen. Es kümmert mich nicht. Er hat sich, genau wie alle anderen, dafür entschieden, mich wie den Feind zu behandeln. Das Spiel können zwei spielen.

Seine Augen huschen hin und her, während meine auf ihm ruhen. Er senkt den Blick zu Boden, stützt die Arme auf seinen Knien ab. "Rina, ich... Es - "

"Halt den Mund!", zische ich. "Was auch immer du sagen willst, ich will es nicht hören. Geh einfach weg."

Fili schluckt und sieht mir nun endlich in die Augen. Emotionslos erwidere ich seinen Blick, atme die angehaltene Luft aus, als er endlich zu den anderen geht.

Erschöpft lehne ich den Kopf gegen den Pfahl hinter mir und schließe die Augen, versuche, zu schlafen. Als es mir gelingt, sind meine Träume wirr und laut, verwandeln sich irgendwann in Erinnerungen. Erinnerungen an den Tod der Bewohner meines Dorfes, an den Kampf gegen Azog und daran, wie die Zwerge meine ursprünglichen Absichten erfuhren. Dann wandelt sich das Bild plötzlich. Ich sehe Fili und Kili, die gegen Azog und Bolg kämpfen, danach die anderen Zwerge im Kampf mit einigen hundert Orks. Erneut ändert sich die Szene: Ich laufe über ein Schlachtfeld voller Leichen, von Orks und Zwergen gleichermaßen, alles um mich herum ist zerstört und der gesamte Himmel wird von der untergehenden Sonne blutrot gefärbt. Ich selbst halte mein Schwert in der Hand. Meine Haare sind zerzaust, mein verschwitztes Gesicht ziert ein langer Kratzer. Meine Klamotten sind voll von Dreck und Blut. Langsam humple ich über das Feld, halte Ausschau nach einem bekannten Gesicht. Mein Blick bleibt an Thorin hängen. Er liegt auf einem zugefrorenen See... Und bewegt sich nicht. Ich keuche auf, renne so schnell ich kann an seine Seite. Ich lasse mein Schwert fallen, sinke neben ihm auf die Knie und rüttle an seinen Schultern. Er rührt sich nicht.

Ich schlucke. Er ist tot. Sein Gesicht ist von Blut bedeckt, sein Schwert liegt einige Meter von ihm entfernt auf dem Boden. Kurz bleibe ich noch sitzen, gelähmt vor Schock, dann springe ich auf und renne, meine Schmerzen ignorierend, über das Feld. Schockiert halte ich an, als ich die anderen finde: Kili, Dwalin, Bilbo, Gandalf... und Fili. Sie liegen, genauso reglos wie Thorin und übersäht mit Wunden, fremdem Blut und Dreck, inmitten der anderen Leichen. In ihrer Nähe ist der Rest der Gemeinschaft. Bofur, Oin, Balin...

Und sie sind alle tot. Die einzige auf dem ganzen Schlachtfeld, die noch lebt, bin ich.

-

Nach Luft schnappend reiße ich die Augen auf. Mein Herz schlägt schnell gegen meine Brust. Tief ein- und ausatmend sehe ich mich um, beruhige mich etwas, als ich mich erinnere, wo wir sind.

In der Nähe eines Waldes, in Beorns Hütte.

Ich spüre kalten Schweiß meinen Rücken hinunterrinnen. Es war zwar nur ein Traum, aber er hat sich so echt angefühlt... Ein Schauer überkommt mich, stellt die Härchen in meinem Nacken auf. Ich muss an die Luft... Wenige Minuten und ein paar schnelle Handgriffe später habe ich meine Fesseln gelöst, stehe auf und schleiche an den schlafenden Zwergen vorbei zur Tür. Magie- Pah! Die brauche ich nicht, um mich zu befreien. Ich bin bei Orks aufgewachsen, ihr Bastarde, denkt ihr ernsthaft, eure Seile halten mich auf?

Bei der Tür angekommen halte ich inne. Beorn ist sicherlich noch da draußen, genau wie die Orks. Wenn ich die Tür offenlasse, kann ich jederzeit wieder rein rennen... Außerdem habe ich meine Magie, um mich zu verteidigen. Meine Waffen haben die Zwerge mir abgenommen, auch den Armreif.

Ich stelle einen kleinen Holzeimer vor die Tür, damit sie nicht zufällt, und schleiche dann leise nach draußen. Die klare Nachtluft einatmend, sehe ich nach oben. Tausend Sterne funkeln hell am dunklen Himmel, der beinahe volle Mond wirft ein silbernes Licht auf die Erde. Vor mir erstreckt sich eine Koppel, einige schwarz-weiße Ponys stehen oder liegen darauf, die meisten von ihnen schlafen.

Ich schlinge die Arme um mich. Draußen ist es viel kühler als drinnen. Es sind kaum fünf Minuten vergangen und ich will gerade wieder reingehen, da erregt etwas auf der Koppel meine Aufmerksamkeit. Ich kneife die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Mein Herz setzt einen Schlag aus. "Akela!", stoße ich hervor. Der schwarze Hengst liegt eng an eine Stute gekuschelt da, hat seinen Kopf auf ihrem Rücken abgelegt. Die beiden schlafen friedlich.

Ich lächle. Da hat wohl jemand eine Freundin gefunden.

Eine Hand legt sich auf meinen Rücken. Reflexartig fahre ich herum und habe die Person schon gepackt und über meine Schulter zu Boden geworfen, ehe sie auch nur einen Piep sagen kann. Ich greife nach dem Arm meines Angreifers und drehe ihn ihm auf den Rücken, ziehe fest daran.

"Verdammt, Rina, ich bin's!"

"Kili?" Überrascht halte ich inne. "Was machst du denn hier draußen?"

"Kannst du mich bitte erst mal loslassen?", keucht er, verzieht vor Schmerz das Gesicht.

"Oh, ja, natürlich." Schnell lasse ich von ihm ab und halte ihm meine Hand hin, welche er dankend ergreift. Ich ziehe ihn rauf und trete einen Schritt zurück. "Ist das jetzt unser Ding, oder was?", grinst er, doch ich kann durch die Art, wie er seine Schulter kreisen lässt, sehen, dass ihm sein Arm noch weh tut.

"Was schleichst du dich auch so an?", brumme ich, setze mich auf die Treppenstufe. Zögerlich lässt Kili sich, mit etwas Abstand, neben mich sinken.

"Ich bin aufgewacht und habe gemerkt, dass du weg bist. Ich wollte - "

"Sicherstellen, dass ich nicht abhaue und zu Azog renne?" Schnaubend ziehe ich meine Knie an, umschlinge sie mit meinen Armen. "Keine Sorge, das hatte ich nicht vor."

"Sicherstellen, dass es dir gut geht. Das wollte ich sagen", beendet Kili ruhig seinen Satz.

Überrascht sehe ich ihn an. "Oh", mache ich wenig geistreich. "Naja... Wie du siehst, geht's mir bestens. Ich habe sogar Akela wiedergefunden." Ich nicke in Richtung meines Pferdes und Kili folgt meinem Blick für ein paar Sekunden.

Ich kann spüren, wie er mich von der Seite anstarrt, und irgendwann nervt es mich. "Was ist denn?", fahre ich ihn gereizt an.

"Warum bist du wirklich hier draußen?"

Ich schlucke, sehe wieder nach vorn. "Das geht dich nichts an."

Kili zuckt gespielt desinteressiert mit den Schultern. "Na gut. Wenn du willst, dass ich Thorin und die anderen wecke und ihnen sage, dass ich dich beim Wegschleichen erwischt habe, bitte."

"Okay, okay!" Beschwichtigend hebe ich die Hände. "Schon gut, du Mistkerl."

Kili grinst, hebt erwartungsvoll die Augenbrauen.

Ich nuschle etwas vor mich hin.

Der Zwerg runzelt die Stirn. "Tschuldige, wie war das?"

Erneut murmle ich nur in meinen nicht vorhandenen Bart.

"Bei Durin, Rina, ich verstehe kein Wort! Was hast - "

"Ich sagte, ich hatte einen Alptraum!", wiederhole ich etwas zu laut. Wir halten inne, lauschen, ob jemand wach geworden ist, aber außer dem Schnarchen der Zwerge hört man nichts.

"Oh", macht Kili dann, fragt vorsichtig: "Wegen des Feuers?"

Zaghaft nicke ich. "Ich habe immer wieder mal solche Träume, aber heute waren sie irgendwie..." Ich suche nach dem richtigen Wort. "Anders."

"Was meinst du mit anders?"

Ich erwidere Kilis interessierten Blick. Ihm zu sagen, dass ich vom Tod seiner Freunde, Familie und ihm selbst geträumt habe und es so aussah, als hätte ich mit meiner Magie ein gesamtes Feld voller Krieger ausgelöscht, käme sicher nicht so gut an. Darum sage ich nur: "Ich weiß nicht. Es war einfach... lebhafter als sonst."

Gänsehaut überzieht meinen Körper. Wieder schlinge ich meine Arme um mich selbst.

"Ist dir kalt?", fragt Kili. Ich zucke mit den Achseln. "Geht schon."

"Lass uns lieber reingehen." Er steht auf und hält mir die Hand hin.

Misstrauisch sehe ich darauf. "Damit du mich wieder festketten kannst?"

Kili verdreht die Augen. "So ein Schwachsinn, natürlich nicht! Komm endlich."

Zögerlich lasse ich mir von ihm aufhelfen, entferne den Eimer und schließe die Tür hinter uns. Leise gehen wir zurück zu der mit Stroh bedeckten Ecke, wo ich mich wieder gegen den Holzbalken lehne. Kili hebt eine Braue. "Was tust du da? Komm gefälligst her", wispert er und klopft auf den Boden neben sich.

Ich hebe ebenfalls eine Braue, worauf Kili seufzt. "Das ist kein Versuch, dich anzumachen. Jetzt beweg deinen süßen Arsch hier rüber."

Schmunzelnd stehe ich auf und gehe leise zu ihm, lege mich neben ihn ins Stroh. Kili legt einen Teil seiner Decke über mich, dreht sich dann auf die Seite, sodass er mich ansieht. Er flüstert: "Gute Nacht, Rina."

Ich lächle ihn an, lege mich ebenfalls auf die Seite. "Nacht..."

Synchron schließen wir die Augen und schlafen kurz darauf ein. Den Rest der Nacht habe ich keinen Alptraum mehr.

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