16
Irina verschwindet für einen kurzen Augenblick aus meinem Blickfeld, was mir jedoch wie die Unendlichkeit vorkommt. ,,Lis, hast du noch Blutreserven?", fragt Irinas entfernte Stimme. ,,Ne, die hab ich letztens selber gebraucht", kommt es zurück. ,,Für was brauchst du Blutreserven?", kommt es verständnislos von Irina. ,,Werwölfe". Irina antwortet nicht, doch ich weiß nicht warum. Vielleicht ist sie geschockt.
Ich bleibe weiterhin liegen. Ehrlich gesagt kann ich mich auch gar nicht bewegen. ,,Dann muss ich wohl kurz raus", sagt ihre Stimme dann ein wenig genervt. ,,Ich pass auf", erwidert jemand. Danach spüre ich einen kalten Windhauch auf meiner Haut.
Sie ist weg.
Kurz darauf kommt eine Person auf mich zu. Sie setzt sich neben mich, dabei kann ich einen kurzen Blick auf ihr Gesicht erhaschen. Sie hat braune lange Haare, die wie geglättet aussehen. Ihre Augen sind bräunlich, doch mehr habe ich nicht erkennen können.
,,Elisabeth", sagt sie bloß. ,,Du bist diese Kleine, die Iri aus der Einrichtung geholt hat, neh?", kommt es promp. Dafür, dass sie schon etwas älter ist, gleicht ihre Sprache eher die eines Jugendlichen der Neuzeit. Jung sieht sie zwar aus, doch als Ur- Vampir kann sie keine 18 mehr sein.
Ich antworte nicht, weil ich es nicht kann. Ich bin nicht im stande dazu. ,,Sorry, ich hatte dich überfallen. Du hast etwas Blut verloren. Und ich glaube, dass ich dir auch ein wenig weh getan habe, aber das ist ja nicht so schlimm, richtig?", sagt sie. Ich entwickle jetzt schon einen gewissen Hass gegen sie, obwohl ich mit ihr nicht mal ein Wort gesprochen habe. >>Warum geht sie davon aus, dass ich das einfach so über mich ergehen lasse?<<, denke ich. ,,Du bist aber kein Ur- Vampir... Iri sagte du wärst einer. Dabei war es bloß dein Vater." Ich sehe sie nicht, aber könnte ich es, hätte ich wohl weggesehen.
,,Weißt du, Iri ist manchmal etwas besitzergreifend. Bei dir fängt sie auch schon an", lacht sie bitter, ,,Ich finde das aber eher süß. Sie hat halt keinen..."
Erneut spüre ich einen Windhauch auf meiner aufgedeckten Haut. Ich hoffe so sehr, dass es Irina ist. Und zu meinem Glück ist sie es auch. ,,Ich denke Meg und ich werden uns prächtig verstehen", sagt diese Elisabeth nun mit einer überaus freundlichen Stimme, doch ich kann ihr keinen richtigen Glauben schenken. ,,Sehr schön", kommt es ein wenig desinteressiert von Irina. Diese erscheint endlich vor meinen Augen. ,,Meg, wenn Vampire zu wenig Blut im Körper haben, können sie sich schlecht bewegen. Der Körper ist sozusagen schlapp. So wie damals, als diese Idioten dir das Blut abgenommen haben. Elisabeth hat leider nicht aufgepasst, tut mir leid. Ich hoffe, sowas kommt nicht wieder vor", meint sie. ,,Bestimmt nicht", gibt Elisabeth ihren Senf dazu, doch ich glaube ihr kein Wort.
Irina verschwindet wieder aus meinem Blickfeld, kommt jedoch wieder zurück. ,,Sie wird dir jetzt Blut geben", lacht Elisabeth. Irina steigt auf das Bett und auch auf meinem Körper. Noch weiß ich nicht was sie vorhat, doch ich werde ganz schön aufgeregt. Sie setzt sich vorsichtig auf mein Becken, was jedoch von einer dicken Decke verdeckt ist, stemmt ihre Arme neben meinen Kopf und kommt mir immer näher. Nun weiß ich doch was sie vorhat. Meine Augen sehen irgendwo hin, nur nicht zu Irina, weil ich keine Ahnung habe, was ich tun soll. Elisabeth murmelt irgendwas. Genau verstehen kann ich es nicht, aber sie wirkte auf jeden Fall ziemlich belustigt.
In dem nächsten Moment legen sich ihre Lippen auf meine. Ein mir völlig unbekanntes Gefühl breitet sich in meinem Körper aus. Ich schließe geniesend die Augen. Leichte Blitze und Wellen einer Erregung strömen durch meinem Körper. Ihre weichen nach Blut schmeckenden Lippen öffnen sich und einfach aus Reflex mache ich ihr nach. Danach fließt der rote Lebenssaft in meinen Mund. Ich schlucke nur langsam, weil ich nicht will, dass dies ein Ende nimmt.
Doch irgendwann entfernt sie sich wieder, holt neues Blut aus der Beute und beugt sich wieder über mich, um mir den roten Lebenssaft einzuflößen.
Es dauert nicht sehr lange, bis ich wieder zu Kräften gekommen bin. Mittlerweile sitzt Irina schweigend neben mir auf dem Bett.
Ich vermisse ihre Lippen bereits jetzt schon. Tausende Gedanken schwirren in meinem Kopf rum, die Irina natürlich alle hört, doch bisher hat sie keine Anmerkungen gemacht.
Ebenfalls schweigend setze ich mich auf und erblicke die Beute, die vor der Tür noch auf dem Boden liegt. Es ist ein ausgewachsener Fuchs, der halb zerfleischt dort liegt. Kein schöner Anblick wie ich empfinde, aber dies ist nun mal der einzige Weg, um zu überleben. Ich MUSS Blut zu mir nehmen. Anders geht es gar nicht. Ich denke, dass Irina ihn absichtlich dort liegen lassen hat-wegen mir. Theoretisch hätte sie den Fuchs auch in den Händen behalten und auf meinem Becken sitzend neues Blut holen können. Doch das hat sie nicht getan.
Ich sehe auf meinen Schoß hinab und sehe die blaue Decke an. >>Das ist also mein neues Leben.<<
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