Prolog I Ein Rätsel
"Rache", das Wort, das der Person am Zaun so viel Freude einflößte. Rache war alles, was sie wollte. Egal, wie sie es erreichen würde.
Ein Quietschen erklang und das Gartentor schwang zurück. Eine Person, die in schwarz gehüllt war, lief über den Feldweg, bis sie vor der Tür der Hauses ankam. Leise sprach sie ein kleines Gedicht, teils voller Freude, teils von Hass erfüllt.
"Wahrheit
war nie weit und doch ewig so fern.
Wahrheit
tut weh, doch sie nicht zu kennen noch mehr.
Wahrheit
jeder kennt das Wort, doch weißt du auch was es heißt?
Wahrheit
jeder Weg führt dahin, wenn du ihn zurückgehst.
Irgendwann
war die Wahrheit Wirklichkeit.
Wirklichkeit und Wahrheit
war alles und doch gibt es beides nicht mehr.
Wahrheit
nie kannte ich sie mehr.
E.G."
Die letzten Buchstaben waren nur noch voll Hass. E. G. Elisabeth Grandler, diejenige, der diese fremde Person ihr gesamtes Leid zuordnete. Diejenige, angeblich ihr Leben zerstörte.
Glaubte Elisabeth wirklich, die Wahrheit zu kennen? Die Gestalt im Garten lachte. Unmöglich konnte sie das, denn dieses Rätsel gab es noch nicht. Nein, dieses Rätsel gab es noch nicht, doch es würde das schwerste Rätsel in ihrem Leben werden.
Wie naiv konnte man nur sein, solch ein Gedicht zu schreiben? Über 'Wahrheit'. Die Wahrheit würde Elisabeths Untergang sein, so viel war sicher. Denn die Wahrheit findet nie ihren Weg, im Gegensatz zu der Wirklichkeit. Wie konnte sie beides nur bloß vergleichen? Wahrheit war das, was Elisabeth immer suchte. Wirklichkeit waren die Morde, die nun in ihr Leben treten würden.
Kannst du wirklich ein Leben nehmen? Das Gewissen der mysteriösen Person meldete sich zu Wort. Konnte sie es? Die einfache Antwort war ja. Um ihr Ziel zu erreichen, würde sie alles geben.
Ein höhnisches Lachen erklang und die Person verschwand wieder. Nun würde alles seinen Lauf nehmen. Ein einziger, verloren wirkender Zettel blieb vor der Türschwelle des maroden Hauses liegen.
"Du bist zum Mord bestimmt. Du weißt es, Elisabeth", die Buchstaben verschwanden fast vollkommen in der Dunkelheit.
"Jetzt würde jeder Elisabeth, die unfassbar brave und niedliche Elisabeth, für eine Mörderin halten. Ihr süßes Lächeln würde verschwinden. Die Tränen würden fließen. Blut, das eigentlich für meine Hände bestimmt war, würde ihr zugewiesen werden." Ein teuflisches Grinsen machte sich auf dem Gesicht der Person breit, während sie flüsterte. Es war ihr Rätsel, das Elisabeth lösen musste um dem Tod zu entrinnen, doch auch ihre Fährten, die den Tod zu Elisabeth führten.
Der reinste Wahnsinn sprach aus den Gedanken der Gestalt, die nun den Feldweg entlangspazierte. Der Wahnsinn, der bald zum Tod vieler Menschen führen würde. Das Gartentor quietschte und der seltsame Besucher war verschwunden. Zurück blieb nur der Zettel, der so viele Fragen aufwarf. Und ein Hauch des Todes.
(451 Worte)
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