Die elfte Narbe
Die Feiers des Zirkels fand in einem altertümlichen Spiegelsaal statt. Zu meiner Freude grenzte der Saal an die königlichen Gärten an, sodass mich Riven hinausführte.
Weg von Laurin und seiner Enthüllung über sein Projekt. Sein menschliches Projekt, das an Sklaverei grenzte, als ich darüber nachdachte. Ich musste Riven davon erzählen, auch wenn ich mit ihm lieber nichts sprechen wollte. Er hatte seine Wut über seine Mutter einfach an mir ausgelassen und schien sich nicht eine Sekunde darüber bewusst zu sein, was es hieß, wenn man wie ich eine Mentalfee war.
Außerdem hatte ich auch Ciara geschworen, dass ich Isis dienen und über die Höhlen schweigen würde. Tja, da hatte ich gelogen und unter den Umständen tat es mir kein bisschen leid.
"Ich würde mich von Laurin fernhalten.", fing Riven das Gespräch an.
"Was weißt du über ihn?", hakte ich nach. Vielleicht hatte er mitterweile auch schon etwas über seine Machenschaften herausgefunden.
"Er stinkt nach Prinzling. Er ist verzogen und scheint immer zu bekommen, was er will. Und er hat wohl jetzt -",
"Ja, ich weiß, er hat es auf mich abgesehen. Das hat er mir gesagt.", rümpfte ich die Nase.
"Er hat WAS?!", wurde Riven laut.
Ich lachte: "Riven tu nicht so, als wärst du jetzt eifersüchtig. Du bist gerade nicht Kyle."
"Aber ich bin eifersüchtig.", intensivierte sich Rivens Blick. Ich schaltete die Kräfte der Halskette aus und nahm mit einem Mal wahr, wie ernst es Riven meinte, als würde er innerlich schreien: "Aber du gehörst zu mir, Musa."
Ich schluckte. Nervosität ergriff mich. Ich wusste nicht so recht, wie ich antworten sollte.
Riven bemerkte in diesem Moment die Kette um meinem Hals: "Von wo hast du die denn her?"
"Laurin.", murmelte ich.
"Ach, so ist das also.", knirschte Riven mit den Zähnen. Er schien verletzt zu sein. Enttäuscht. Wütend. Eifersüchtig. Es war wieder einmal ein Schwall an Emotionen mit ihm. Ich wollte die Kette wieder aktivieren, aber ich beließ es dabei. Ich musste lernen, wie ich Rivens Emotionen aushielt.
Gleichzeitig fühlte mich, als müsste ich mich für Laurins Kette rechtfertigen. Doch dann fiel mir ein, warum er sie mir gegeben hatte.
"Tu nicht so, als würde dir etwas an mir liegen.", fuhr ich ihn an und schupfte Riven von mir weg.
Ich las keine Überraschung von ihm ab. Er wusste, was jetzt kommen würde. Riven setzte ein Poker-Face auf.
"Nein, ich bin das Problem.", entfloh ein überhebliches Lachen aus seiner Kehle. Aha, da war der alte Riven endlich. Er hatte sein Schutzschild wieder oben. Seine ganz persönliche Maske von I don't care about anyone.
Ja, er war mein ganz persönliches Problem.
"Ist dir überhaupt klar, was du getan hast?", zischte ich.
"Nein?", erwiderte er unschuldig.
Natürlich wusste er es. Er hatte nur keine Lust es zuzugeben. Eigentlich schien es ihm Spaß zu machen, wenn ich so aus der Haut fuhr.
"Warum machst du so etwas?", fragte ich und dann sprach ich, ohne nachzudenken, weiter: "Warum bin ich dir so sehr egal?"
"Mir sind alle egal. Außer du.", hallten seine Worte in meinem Kopf nach.
I don't care about anyone.
But you.
Ich stürzte auf ihn zu und gab ihm ohne Vorwarnung eine heftige Ohrfeige. Ich setzte zu einer zweiten an, aber Riven packte mich um mein Handgelenk und zog mich zu sich.
"Wieso führst du dich so auf, Musa? Das hat geschmerzt.", knurrte er.
"Nicht so sehr, wie sehr es mir wehtut, Riven. Ich habe alle deine Emotionen gespürt. Ich bin mit dir aus irgendeinem Grund verbunden. Laurin hat mir die Kette gegeben, damit ich meine Kräfte nach Belieben abschalten kann, ohne dass ich diese behinderten Fesseln um meine Arme verwenden muss! Du hast kein einziges Mal gefragt, wie es mir geht. Dir geht es nur um diese Mission.", flüsterte ich in seinen Armen.
Ich konnte mich nicht befreien. Wir standen einfach so da. So nah zusammen.
"Musa, ich -", sein Atem stockte, "Ich verspreche dir, dass ich es besser machen werde. Wenn du die Mission jetzt abbrechen willst, verstehe ich das. Es ist deine Entscheidung. Es wird immer deine Entscheidung sein, ob du das mit mir durchziehen willst. Du musst nicht bei mir bleiben."
Riven berührte mit seinen Fingern mein Kinn und zwang mich zu ihm aufzusehen: "Wir wissen doch beide, dass ich nicht der bin, für den du mich haltest. Ich bin kein guter Mensch. Ich ruiniere jeden. Ich ruiniere dich bereits und würde es weiter tun. So bin ich nun einmal."
"Nein, Riven.", protestierte ich. "Sag das nicht. Ich weiß, wer du bist."
"Wer bin ich denn, Liebes?", murmelte er und lächelte matt, als glaubte er, dass er mich verloren hätte.
Dann küsste ich Riven.
Musa, was tust du da nur?, fragte ich mich.
Ich errichtete die Gedankenbrücke zwischen Riven und mir, als ich merkte, dass er den Kuss, ohne zu zögern, erwiderte.
Ich würde mich von dir ruinieren lassen, Riven.
~
Endlich ein erster Rivusa-Moment! Wie hat euch das Kapitel gefallen?
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