03 „Tut mir leid ich bin grade ein wenig verwirrt."
Tatsächlich hatte ich Liams Adresse in Mias Adressbuch gefunden, welches im einer der Kisten im Keller liegt.
Als Ming, Julie und teilweise auch ich das Haus unserer verstorbenen Eltern ausgeräumt haben, wollte Mia das wir ALLE Sachen aus ihrer 'Wohnung' wegwerfen.
Zu viele Erinnerungen würden an Fotos und Co hängen.
Sogar ihre Bücher sollten wir weg schmeißen. Grade die ganzen Fotos, Fotoalben, Bücher und Poesiealben haben wir ordentlich in Kisten verstaut und im Keller gestellt.
Irgendwann wird sie uns dafür dankbar sein, hoffe ich zumindest.....
Gegen alle Einwände meiner Lieblings Tante und Ming habe ich mich direkt auf dem Weg gemacht.
Nachdem ich gefühlte Stunden durch London geirrt bin, die richtige Straße aber irgendwie nicht gefunden habe, hab ich mir letztendlich einfach ein Taxi genommen und stehe nun hier vor dem großen Haus, in dem der beste Freund meiner Schwester wohnt.
Oh man wie lange hatten wir beide uns nicht mehr gesehen.
Zwei, zweieinhalb Jahre war es nun sicherlich her, aber wie gesagt, soooo dicke waren wir noch nie.....
Ein wenig nervös stehe ich vor der Haustür.
Ich habe nicht wirklich eine Ahnung, weswegen die beiden sich gestritten haben und hoffe wirklich das Liam mir überhaupt zuhört....
Ich schelle und will eigentlich schon wieder verschwinden, als die Türe aufgemacht wird und ein blond Schopf vor mir steht.
„Hey Mi...", er stockt und sieht mich prüfend an.
„Du......", wieder stockt er und kommt ein Stückchen näher zu mir und schaut leicht verwirrt.
Er schüttelt den Kopf. „Oder doch?"
Ich muss ein wenig grinsen.
„Tut mir leid ich bin grade ein wenig verwirrt.", gesteht er mir.
„Ja das merke ich.", gebe ich leicht grinsend von mir und verschränke die Arme.
„Du bist NICHT Mia.", stellt er fest und runzelt die Stirn. „Oder?", hackt er verwirrt nach.
Nun kann ich mich nicht mehr halten und fange an zu lachen.
„Nein. Ich bin definitiv nicht Mia. Ich bin Sophie, ihre Zwillingsschwester.", erkläre ich ihm und sehe wie sein Mund aufklappt.
Schnell fängt er sich wieder. „Ich hab schon gedacht, ich dreh voll durch. Ich bin übrigens Niall.", stellt er sich vor und hält mir seine Hand hin welche ich kurz schüttle.
„Du weswegen ich hier bin. Ich muss unbedingt mit Liam reden, ist er da?", will ich von ihm wissen.
„Äh ja schon. Aber er ist ziemlich schlecht drauf in letzter Zeit. Eigentlich seit dem Streit mit deiner Schwester. Heute ist auch wieder so ein Tag wo man ihm besser aus dem Weg gehen sollte", erklärt er mir.
„Das ist mir jetzt grade echt egal, denn ich muss wirklich, wirklich dringend mit ihm reden. Es ist ziemlich wichtig.", lasse ich ihn wissen.
„Okay klar komm rein. Aber ich hab dich gewarnt.", erwidert er und lässt mich rein.
„Er ist gleich hier in der Küche. Geh einfach rein. Viel Glück.", gibt er von sich und läuft einfach weiter.
Tzzzzz lässt mich einfach alleine, in die Höhle des Löwens geht.
Wobei schlimmer als mit Mia vorhin kann es ja eigentlich nicht werden. Denke ich.......
Liam scheint Einkäufe auszuräumen und brummt unverständliche Sachen vor sich hin.
„Hey Liam.", mache ich mich bemerkbar.
Erschrocken dreht er sich um und schaut im ersten Moment genauso verwirrt wie Niall eben.
„Sophie?", will er skeptisch von mir wissen und bekommt ein nicken als Antwort. Er konnte uns beiden schon immer auseinander halten........
„Solltest du nicht in New York sein und studieren?", fragt er mich.
„Oh wow ich bin echt erstaunt, wie sehr ihr euch alle freut, dass für ein verlängertes Wochenende in London bin.", erwidere ich und verschränke die Arme vor der Brust.
„So war das gar nicht gemeint und das weißt du.", lässt er mich wissen und kommt auf mich zu und umarmt mich kurz.
„Du hast dich ziemlich verändert.", stellt er fest. „Wie geht's dir?", will er wissen bevor ich etwas erwidert kann.
„Das erste kann ich nur zurückgeben und es ging schon mal besser.", antworte ich ihm.
Prüfend schaut er mich an.
„Hat dein Schwester dich geschickt?", will er von mir wissen.
„Ähm Nein. Sie würde mich wahrscheinlich köpfen, wenn sie wüsste das ich ihr bin.", gestehe ich ihm.
Verletzt schaut er mich an.
„So wichtig ist ihr also unsere Jahre lange Freundschaft, dass sie dich köpfen würde, wenn sie erfährt das du hier bist. Wow ic...." - "Stopp Liam SO ist es nicht", unterbreche ich ihn.
„Ach Nein?", will er wütend von mir wissen und bekommt ein Kopfschütteln als Antwort.
Okay, jetzt weiß ich was mit schlechter Laune gemeint war....
„Deshalb hat sie auch ihre Handynummer gewechselt und hält es noch nicht mal für Nötig mir ihre Nummer zu geben.", gibt er nüchtern von sich.
Okay er gar zwar wahrscheinlich allengrund sauer auf sie zu sein, aber er hat ja keine Ahnung....
„Mag vielleicht daran liegen, dass ihr altes Handy nach dem Unfall nicht mehr benutzbar war und sie ihr neues noch nicht mal angerührt hat.", motze ich ihn nun.
Verdutzt schaut er mich an. „Was für ein Unfall?", will er von mir wissen.
"Vor fünfzehn Wochen.", gebe ich leise von mir und schaue ihn vorsichtig an.
„Mia war mit unseren Eltern auf dieser Feier von Papas Chef. Sie hat dir sicher erzählt, dass sie da, mit hin muss.", fange ich an zu erzählen.
„Ja sie hatte sich doch extra einen Neuen Faltenrock gekauft und keine passenden Schuhe gehabt. Bevor sie sauer abgerauscht ist, hatte sie mich noch überreden wollten mit ihr Schuhe shoppen zu gehen.", erzählt er mir.
„Ja genau. Sie waren auf jeden Fall da und auf dem Rückweg gab es dann diesen Unfall.
Irgendwie sind sie mit einem LKW zusammen geprallt.", erkläre ich ihn, sehe wie all seine Farbe aus seinem Gesicht weicht und er sich erst mal hinsetzen muss.
„Wie geht's ihr?", will er wissen.
Ich zucke mit den Schultern.
„Den Umständen entsprechend, würde ich sagen.", erwidere ich.
Stirnrunzelnd schaut er mich an.
„Soll heißen?", hackt er nach.
Ich atme einmal tief ein.
„Naja.....sie.....sie redet kaum noch mit jemanden. Nicht wie es ihr geht. Nicht was oder wie sie sich fühlt. Sie macht dicht. Komplett. Sie redet noch nicht mal mit mir. Sie bringt Julie und Ming, schon zur Verzweiflung.", erkläre ich ihm.
„Eure Tante? Was ist denn mit euren E...", setzt er an und stockt als ich schnell mit dem Kopf schüttle.
„Sie hatten nicht so viel Glück wie Mia.", informieren ich ihm flüsternd.
„Sophie ich..." - "Nein Liam ist okay, äh ich komme damit schon irgendwie klar.", unterbreche ich ihm und weiche seiner bevorstehenden Umarmung aus.
Nicht weil ich ihn nicht umarmen will, sondern einfach, weil ich weiß das sie grade nicht hilfreich wäre und statt Trost zu spenden, einfach jetzt grade bei mir das Gegenteil bewirken würde.
„Mia geht damit nicht so um wie du. Hab ich Recht?", will er von mir wissen.
Ich beiße mir auf die Lippen.
„Naja zum einen kann ich dir wirklich nicht sagen, was diesbezüglich in ihr vorgeht, aber ich glaube wäre das DAS einzige, würde sie sich nicht so verschließen.", antworte ich ihm ehrlich.
„Okay spucks endlich aus.", fordert er von mir.
„Sie hat im Moment kein Gefühl mehr in den Beinen.", presche ich raus.
Mit großen Augen schaut er mich an.
„Du meinst sie...sie kann...sie...", überfordert schaut er mich an.
„Ja die Ärzte meinen es sein Physisch Bedingt. Anfangs war es ein Hämatom der auf die Wirbelsäule gedrückt hat, aber der ist weg. Die Ärzte haben sie nicht nur einmal auf dem Kopf gestellt und schließen Folgeschäden oder andere Ursachen aus.", erkläre ich ihm.
Sichtlich überfordert geht er mit einer Hand durch sein viel zu kurzes Haar.
„Liam ich wäre nicht hier, wenn es nicht dringend notwendig wäre, aber es ist wirklich schlimm mit ihr. Sie hat total die Lebensfreude verloren, liegt nur noch schlaf in ihr Bett und ich schwöre dir, sie hat sie hat sich schon aufgegeben.", erzähle ich weiter.
„Bitte, bitte vergiss für einen Moment euren dämlichen Streit und tu was. Es ist echt nicht mehr auszuhalten.", lasse ich ihn wissen.
„Warum habt ihr nicht vorher angerufen?", will er von mir wissen.
„Naja als sie noch im Künstlichen Koma lag, hab ich es vergessen und als B...als ich dann meinte ich rufe dich an, meinte sie du müsstest dich auf die Musik konzentriert. Na und dann habe ich ihr versprochen es nicht zu machen.“, erkläre ich ihm.
„Sie will mich also nicht sehn.", stellt er fest und ich höre den Schmerz in seiner Stimme.
„Liam sie will niemanden sehn. Sie hockt in ihrem Zimmer, in ihrem Bett und starrt aus dem Fenster.", lasse ich ihn wissen.
„Was ist mit Basti? Lässt sie ihn an sich ran?", fragt er mich.
Ich verziehe das Gesicht.
„Sie sind nicht mehr zusammen.", informiere ich ihn kurz.
Bevor er etwas darauf sagen kann betreten drei weitere Jungs die Küche, schauen mich erst kurz überrascht an bevor mich der erste rasch in eine feste Umarmung zieht.
„Mialein du weilst wieder unter uns!", gibt dieser freudig von sich und löst sich von mir und schiebt mich direkt in die nächste Umarmung.
Ich bin im Moment so perplex das ich überhaupt nichts erwidern kann.
„Du hast dich ja ziemlich verändert in den letzten Wochen!", stellt der eine fest.
Oje haben sie etwa immer noch nicht bemerkt, dass ich gar nicht Mia bin.
Das kann ja lustig werden......
„Hab ich das?", will ich wissen und sehe wie Liam belustigt den Kopf schüttelt.
„Ja du hast jetzt Lila Haare", informiert mich der Lockenkopf.
„Violett oder eigentlich Aubergin, bitteschön.", verbessere ich ihn.
„Und sie sind kurz.", kommentiert nun der Schwarz Haarige ohne auf meine Aussage einzugehen.
„Hast du nicht mal gesagt du würdest eher einen Besen fressen bevor du dir die Haare schneidest?", will nun der dritte im Bunde wissen.
„Oh ja das klingt ziemlich nach Mia. Nach der Alten Mia.", gebe ich von mir und schaue Liam an.
Die anderen drei schauen ein wenig verwirrt drein.
„Liam erklärt euch das schon. Ich muss Los, falls Mia doch noch fragt wo ich stecke, was ich ja eigentlich nicht wirklich glaube.", gebe ich von mir und ernte noch verwirrtere Blicke, welche ich aber gekonnt ignoriere.
Aus meiner Handtasche krame ich ein Zettel auf dem ich die Adresse und meine Handynummer draufschreibe.
"Liam überleg es dir bitte, ja. Ich glaube ganz fest daran, dass du an Mia ran kommst.", bitte ich ihn noch ein letztes Mal, umarme ihn und setze zum Gehen an.
„Tschüss Jungs und sorry wegen der Verwirrung, aber eure Gesichter waren einmalig."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top