Kapitel 10


Vic musste letztendlich doch nachhause gehen, weil seiner Mutter sich sorgen um ihn machte. Ich bin ein bisschen Eifersüchtig muss ich sagen, seine Mutter ist so nett und so wie man sich die perfekte Mutter vorstellt. Klar sicher wird sie ab und zu wütend, aber sie ist so liebevoll und jedes mal wenn Vic mit ihr Telefoniert, sagt er das er sie lieb hat und sie sagt das selbe. Ich kann mich nicht erinnern, das meine Mutter mir jeh gesagt hatte das sie mich lieb hat.

Ich liege in meinem Bett, starre an die Decke. Vielleicht sagt meine Mutter nie das sie mich lieb hat, weil sie mich nicht mag! Sie hasst mich genauso wie mein Vater, sie bringt es nur nicht so zum ausdruck. Mein Handy beginnt das Lied -We don't have to Dance- von Andy Black zu spielen und Vics Name erscheint auf dem Display. Er ist erst vor etwa fünf Stunden gegangen und schon ruft er mich an? Ist er vielleicht ein wenig Kontrollsüchtig? Ich kichere bei dem Gedanken und gehe an mein Telefon. "Hey!" meine ich freudig. Ich bin so viel glücklicher, seit wir Zeit mit einander verbringen.

"Kellin" seine Stimme klingt aufgewühlt und als hätte er eben erst geweint. "Vic was ist los?" frage ich besorgt und setze mich kerzengerade hin. "Es ist alles meine Schuld!" schluchzt er. "Wovon redest du?" ich lehne mich in mein Kopfkissen und versuche mir aus zu malen was in den fünf Stunden passiert sein kann, in denen Vic zuhause ist. "Ich habe seine Freunde gegeneinander aufgehetzt und jetzt haben sie sich geprügelt, ich kann ihn nicht mehr beschützen. Er muss jetzt nicht mehr beschützt werden und jetzt da es keine Könige der Schule mehr gibt und dein Vater dir garantiert nichts mehr antut, brauchst du mich auch nicht mehr! Ich bin schuld, wenn dein Vater stirbt Kellin! Ich verdiene es nicht zu leben, niemand braucht mich und ich verdiene es nicht zu leben!" "Vic, du musst dich beruhigen! Ich brauche dich, okay! Mach nichts dummes, bitte!" Ich versuche ein paar Tränen aus meinen Augen zu blinzeln, aber ich versage kläglich. "Kellin, ich kann das nicht mehr! Dieses Leben, es ist total unnütz! Ich verschwende Luft und Organe die andere gebrauchen können!" Tränen bahnen sich ihren weg über meine Wangen. Wie habe ich in en letzten Tagen nicht bemerkt, wie schlecht es ihm geht? Wir waren vierundzwanzig Stunden zusammen und das drei Tage, wie kann ich nur so blind gewesen sein?

"Vic, bitte hör auf so etwas zu sagen!" Ich kann kein schluchzen mehr hören, keine Worte, kein Atmen, gar nichts! "Vic?" stille. "Vic, bitte sag etwas, irgend etwas!" brülle ich. "Es tut mir leid!" Mein Herzschlag setzt einmal aus und geht dann doppelt so schnell wie normal weiter. "Ich liebe dich Kells, aber ich verdiene dich nicht!" und mit diesen Worten legt er auf. "Vic?" rufe ich, halte mein Handy vor mich und starre entsetzt auf den Bildschirm. Ich tippe eine Nachricht. -Vic, mach nichts unüberlegtes, bitte!- gesendet, danach folgen sicher Ein Dutzend weitere Nachrichten. -Okay, ich komme jetzt zu dir!- ist die letzte Nachricht die ich sende, er liest sie, antwortet allerdings nicht. Ich stehe auf, was soll ich anziehen? Es ist Eiskalt draußen und es regnet. Was stimmt nicht mit mir? Ich denke daran was ich anziehen soll, während Vic vielleicht gerade versucht sich das leben zu nehmen!

Ich schlüpfe schnell in den ersten Hoodie den ich finden kann, es ist mir egal, das er mir zwei Nummern zu groß ist. Ich stürme zur Haustür, schlüpfe in meine Schuhe, nehme meine Schlüssel und renne aus dem Haus. Die Jogginghose die ich trage, ist binnen weniger Sekunden durchnässt, aber das ist mir im moment total egal. Auch das ich etwa zwanzig Minuten zu Vics Haus brauche und das nur wenn ich so schnell renne wie ich nur kann.

Vics Sicht:

Ich kann dieses Leben nicht mehr leben! Ich liebe Kellin, das tue ich wirklich, aber er ist besser dran ohne mich, niemand braucht mich mehr! Wäre ich nicht gewesen, hätte Kellin ein viel besseres Leben! Ich sorge dafür das er ein besseres Leben hat, das geht allerdings nur wenn ich nicht mehr bin! Ich habe seinen Vater auf dem gewissen, noch ist er nicht Tod, aber das ist nur eine frage der Zeit. Meine, oder eher gesagt Mikes Freunde haben sich wegen mir aufgelöst, weshalb Mike mich jetzt nicht mehr braucht, um auf ihn auf zu passen.

Vorsichtig durchsuche ich das Bad nach Tabletten, darauf bedacht leise zu sein, damit niemand etwas mitbekommt. Endlich finde ich in der untersten Schublade unter den Waschbecken eine Dose Tabletten. Die weißen Pillen gehören meinem Bruder, er sollte sie nehmen, nachdem er einen Unfall mit Skateboard hatte. Er hat andere Wege gefunden, um Schmerzen in den Griff zu bekommen. Ich hatte ihn angefleht einfach nur seine Tabletten zu nehmen und nichts illegales zwischen die Finger zu nehmen, doch Mike wäre nicht Mike, wenn er mein betteln nicht ignoriert hätte.

Ich drehe den Wasserhahn auf, beobachte das Wasser das von dem kühlen, glänzendem Stahl in das weiße Waschbecken läuft. Langsam lasse ich ein paar Tabletten in meine Hand rieseln und nehme sie in den Mund. Dann lasse ich etwas Wasser in meine Hände und spüle die weißen Pillen herunter, ich hasse es Tabletten zu schlucken, aber mir bleibt nichts anderes übrig! Ich will nun mal ganz sicher gehen!

Ich überlege ob ich auch wirklich alles erledigt habe, was zu erledigen war, bevor ich sterbe. Ich habe drei Briefe geschrieben, einen an Kellin, einen an meine Familie und einen an meine sogenannten Freunde, naja an die, die mich nicht hassen!

Zwei der Briefe liegen sorgfältig gefaltet auf meinem Bett und den dritten, den an Kellin trage ich bei mir. Ich konnte ihn nicht auf mein Bett liegen, nur für den Fall, das er in ein paar Minuten mein Zimmer betritt. Er würde den Brief öffnen und vielleicht könnte er mich dann noch retten. Aber ich will nicht gerettet werden und niemand wird die Briefe lesen, bevor meine Seele meinen Körper verlassen hat! Würde Kellin seinen Namen sehen, auf einem Brief, auf meinem Bett, dann würde er wissen was los ist. Er würde allerdings nie die anderen zwei Briefe öffnen, da sie nicht an ihn gewand sind, so ist er einfach nicht!

Ich kenne ihn besser, als er denkt. Ich habe ihn als wir die zwei Wochen zusammen in einem Hotelzimmer verbracht hatten, sehr gut kennen gelernt. Auch wenn ich am Anfang noch ein Arsch zu ihm war, ich mag ihn schon seit ein paar Jahren und habe ihn in diesem Hotelzimmer und den kleinen Ausflügen genau studiert. Ich habe sogar bemerkt, das wir sehr viel gemeinsam haben. Das weiß Kellin allerdings nicht, noch nicht. Er wird alles in meinem Brief lesen. Er wird alles verstehen, er wird verstehen das er so viel besser ist, als all seine Ängste und schlechten Angewohnheiten. Er wird verstehen wie gut er ist und auch, das ich nicht gut genug bin und sterben musste!

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Kellins Sicht:

Ich hämmere gegen die Haustür des Fuentes Hauses, nach einigen langen Minuten, in denen ich ernsthaft in Erwägung zog die Tür ein zu treten, wird die Tür von einer gähnenden Vivian geöffnet. Die kleine Frau sieht mich mit gerunzelter Stirn an und sieht auf eine Uhr, die an der Wand neben der Tür hängt. "Kellin, es ist schon recht spät, was tust du hier?" fragt sie und ich sehe ebenfalls auf die Uhr, es ist bereits halb elf, aber das ist mir wirklich egal!

Ich drücke mich an der Mexikanerin vorbei und stürme zu Vics Zimmer. Völlig außer Atem sehe ich mich in seinem Zimmer um. "Vic?" rufe ich laut, auf seinem Bett liegen zwei Briefe, auf einem steht -Mama, Papa, Mike- Auf dem anderen. -Oli, Gabe-

Es braucht nicht lange bis es in meinem Gehirn klickt. Das sind Abschiedsbriefe! Aber warum hat er an mich keinen geschrieben? Habe ich irgendetwas getan, das er mich wieder hasst?

Ich höre ein leises schluchzen von einer Tür, die mir das letzte mal als ich hier war, nicht aufgefallen war. Es ist eine schmale Tür, die direkt neben der Zimmertür ist. "Vic?" frage ich laut und versuche die Tür zu öffnen, natürlich ist sie abgeschlossen. "Vic, mach die Tür auf, bitte!" flehe ich und ein paar vereinzelte Tränen bahnen sich ihren Weg über meine Wangen. "Vic! Sag wenigstens etwas!" brülle ich und es ist mir völlig egal, ob seine Familie bereits schläft und ich jeden mit meinem Geschrei aufwecke. Er muss mir antworten! Es muss ihm gut gehen!

"Was ist denn hier los? Kellin, warum schreist du so?" fragt Vivian und betritt das Zimmer. "Er ... er ist da drin! Er wird irgendetwas dummes tun, oder hat es schon getan!" plötzlich beginne ich zu schluchzen, ich kann das nicht! Wie soll ich ohne Vic weiter leben? Er ist der erste der mir seit Jahren wieder das Gefühl gegeben hat wirklich zu leben! Er hat mich Stück für Stück aus der Hölle geholt, wenn ihm etwas zu stößt, dann werde ich wieder in die Hölle fallen, die früher mein Leben war! Aber bevor das geschehen kann werde ich Vic folgen!

-Kellin, konzentriere dich, noch weißt du gar nicht ob er sich etwas angetan hat!-

Doch ich weiß es, ich kann es spüren! 

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