Kapitel 7
~Irgendwo in der Mittleren Galaxie~
Der Fuchsfurry Aramathi betrat mit Eve die Mensa und fing sofort an hibbelig zu werden. Sein Schweif fing an zu wackeln, was Eve ein leichtes Schmunzeln entlockte.
Sie deutete auf die Theke, hinter der eine junge Frau gerade einige andere Schüler bediente. "Dort findest du das Eis", sagte sie, ließ ihn jedoch nicht los. Stattdessen ging sie mit ihm in besagte Richtung und überlegte, ob sie sich ebenfalls ein Eis holen sollte.
Aramathi hatte den Blick bereits auf all die leckeren Eissorten gerichtet und konnte sich kaum entscheiden. "Das sieht so lecker aus", sagte er mit großen Augen.
"Ja, wir haben sehr gute Köche hier", bestätigte Eve belustigt über Aramathis Reaktion und winkte einem älteren Schüler zu, der ihren Namen gerufen hatte. Unter den Schülern der Schule war sie mit ihrer ruhigen, fast mütterlichen Art sehr geschätzt. Bei Problemen und Sorgen kam man nicht selten zu ihr.
Eve spürte, dass Aramathi plötzlich seine Gefühle änderte. Sein Schweif udn seine Ohren hingen ganz plötzlich hinab und er wirkte traurig. "Ich... Ich hab garkein Geld bei mir", sagte er mit tottrauriger Stimme.
Die Heilerin entspannte sich wieder ein wenig, denn sie war solche Reaktionen durchaus gewohnt. Dennoch gefielen sie ihr nicht. Sie wollte, dass ihre Schüler glücklich waren. "Das musst du nicht bezahlen. Die Verpflegung auf dem Schiff und in der Schule ist kostenlos", erklärte sie Aramathi freundlich und wirkte nicht, als wäre sie genervt, weil sie es schon tausende Male erklärt hatte.
Ein verwirrter Blick seitens Aramathi war die Antwort. "Umsonst? Wirklich?", platzte es aus ihm heraus, bevor er Eve stürmisch umarmte, um danach an den Tresen zu rennen und sich anzustellen. Dabei betrachtete er mit großen Augen die Eissorten und überlegte, welches er haben wollte.
Eve blieb ein wenig perplex zurück, bevor sie ihre Sinne wieder auf Aramathis Gefühle richtet und diese genoss. Mit einem Lächeln strich sie sich eine ihrer pastellrosa Strähnen hinter das Ohr und richtete den Blick zu den anderen Schülern.
Rapahek betrat gerade mit einigen anderen die Mensa. "Sag mal...", hörte Eve ihn sagen und er blickte direkt auf Neva. "Wozu eigentlich dieser Umhang?"
"Stimmt", pflichtete Lillith, die dem schwarzhaarigen Jungen folgte, ihm bei. "Hab ich mich auch gefragt", sagte sie locker und blickte sich dann in der Mensa um. Ihre Augen wurden dabei immer größer. "Kneig mich mal jemand? Ich glaube ich träume. Bei allen Göttern, das Essen sieht himmlich aus", begann sie zu schwärmen und sog auch den Duft auf.
Aramathi, der mittlerweile sein Eis bekommen hatte, setzte sich mit Eve zusammen an einen Tisch und löffelte sein Eis. Dabei war er so vertieft darin, dass er aufschreckte, als plötzlich bekannte Stimmen erklangen. Überall in seinem Fell hingen Eisreste, doch er kümmerte sich kaum. Seine Ohren zuckten und er richtete seine Aufmersamkeit auf die kleine Gruppe.
Raphael lachte leise. "Stimmt, es sieht um einiges spannender aus, als das Zeug zuhause... Was essen Engel eigentlich?", wollte er wissen und richtete seinen Blick zu seinen Begleitern.
Diese Frage sorgte auch dafür, dass Eve ihre Ohren spitzte und neugierig wurde. Ob sich die beiden Engel überhaupt sicher waren? Wahrscheinlich nicht. Es gab noch immer einige Generationen, die keine Ahnung von ihrer eigenen Herkunft und Rasse hatten, weil diese Dinge über die Jahrhunderte vergessen wurden.
Neva versuchte Raphael unter ihrer Kapuze hervor anzuschauen und seine Fragen zu beantworten. "Ich vertrage die Sonnenstrahlen nicht wirklich. Sie schwächen mich und meine Fähigkeiten, aber noch mehr bei direkter Berührung, so dass es schon gefährlich werden kann. Deshalb auch der Umhang. Das Licht des mondes dagegen macht mir nichts aus. Im Gegenteil, es macht mich stark-", sagte sie, brach jedoch mit einem überraschten Geräusch ab. "Sind das Törtchen?", fragte sie und hatte ihre Konzentration nun der Süßspweise zugewedent, was Eve schmunzeln ließ. Gleichzeitig dachte sie jedoch auch über das Gesagte nach. Wenn sie wirklich Probleme mit der Sonne hatte, könnte das die Schule für sie schwieriger machen. Sie würden schnell einen Weg finden müssen, um sie davor zu schützen. Dazu müsste sie aber erst einmal herausfinden, was mit Neva nicht stimmte. Bei der Untersuchung war sie nicht zu tief eingetaucht und hatte nur grundlegende Dinge untersucht. Da war ihr nichts Ungewöhnliches aufgefallen.
Lillith ließ ein Kichern erklingen. "Keine Ahnung", sagte sie auf Raphaels Frage und das wunderte Eve nicht. "Mir gab man nur das nötigste zum Essen", meinte sie locker, während sie sich umsah. "Zucker Donuts!", rief sie fröhlich und steuerte ohne Vorwarung auf diese zu. Dort angekommen schnappte sie sich vier Stück auf einmal und machte dabei ein sehr zufriedenes Gesicht.
"Du armes Kind...", bemerkte Rapahel und schüttelte dabei sacht den Kopf, ehe er den beiden Mädchen zu den Süßigkeiten folgte und sich wieder zu Neva wendete. "Deine Flügel reichen nicht aus, um dich abzuschirmen?", wollte er wissen und das war in Eves Augen eine berechtigte Frage. "Die sind doch auch ziemlich groß."
Ohne ihren Blick von den Süßigkeiten zu nehmen, begann Neva zu erklären: "Na ja, wenn die Sonne nur auf meinen Rücken scheint schon, aber wenn sie von vorne kommt, werden da meine Flügel auch nicht mehr so viel helfen können", sagte sie, bevor sie ihre beiden Freunde plötzlich an der Hand packte und beide Richtung Eisladen zog. "Hast du da dein Eis her, Raph?", fragte sie und schien das Thema schnell wechseln zu wollen.
Lillith störte sich nicht daran und aß nebenbei ihren Donut, während sie ein fragendes Geräusch von sich gab und den Kopf zur Seite legte. Sie kaute fertig, bemerkte jedoch nicht, dass ihr noch Zucker am Mund klebte.
"Sind sie so starr?", fragte Raphael, der sich nicht vorstellen konnte, dass Nevas Flügel nicht in der Lage waren, sich schützend um sie zu schließen. Er ging sogar soweit, dass er mit zusammengezogenen Augenbrauen an Nevas Flügelrändern herumtastete, während er von ihr weitergezogen wurde. Die Flügel des Engelsmädchens bewegten sich ein wenig reflexartig, doch sie störte sich ansonsten nicht an seinen Berührungen. Er hatte zum Glück eine Stelle erwischt, die weniger empfindlich war. "Und ja, das ist die richtig Richtung... hast du sehr gut an der dickgedruckten Eis-Aufschrift erkannt", sagte er mit einem Hauch Spott in der Stimme. Darauf hin verzog Neva die Lippen.
"Du bist doof, Raph."
"Aww wie niedlich", gab Lillith von sich und grinste. "Raph passt zu deinem Bad-Boy-Image", lächelte sie und nutzte Worte, die Eve den Kopf schütteln ließen. Was hatten die ganzen Engel nur mit ihrer Affinität für Erdengeschichten? Das war wie eine Seuche, die gerade bei den Engeln kursierte. Literatur von der Erde und dann meist noch nicht einmal gute. Vielleicht lag es daran, wie diese sich die Welt der Engel und Dämonen vorstellten, oder weil sie etwas zum Lachen brauchten. Eve konnte es nicht sagen. Ihr waren diese Worte zuwider und wenn es nach ihr ginge, sollten sie an der Schule verboten sein. Sie gehörten einfach nicht in ihre Welt.
Lilliths Flügel zuckten und sie drehte den Kopf. Wahrscheinlich hatte sie Aramathi gesehen, der noch immer neben Eve saß, nun aber heftig seinen Freunden winkte. Lillith winkte zurück, was dafür sorgte, dass der Fuchsjunge sich erst bei ihr bedanken, dann aufstand und zu den anderen hinüberging.
Raphael gab derweil ein leises Lachen von sich. "Wieso, weil ich lesen kann?", grinste er auf Lilliths Worte. "Warte, seit wann habe ich ein... - Und auch was. Ich bin so bad, ich kann es auch ertragen, Raph zu heißen, ohne dass das meine Bösartigkeit sonderlich senkt", sagte er und wirkte nicht sonderlich überzeugt von seiner Rolle.
"Und wie schmeckt es euch?", fragte Amarathi dazwischen, als er endlich bei der Gruppe angekommen war.
"Nein, einfach weil du doof bist", erwiderte Neva an Raphael gewandt und richtete ihre Aufmerksamkeit dann auf Aramathi. "Weißt du welches Eis am beste schmeckt? Ich will ein Leckeres", sagte sie und blickte wieder zur Eisdiele, wo sie sich hinten in die Schlange stellten.
"Himmlich", erwiderte Lillith, die sich die Eissorten ansah und die Beschriftung las. "Die haben wirklich komische Namen", murmelte sie zu sich und wirkte nachdenklich. Bei so viel Auswahl konnte sie sich kaum entscheiden.
"Wow, das hat im Herzen wehgetan", kommentierte Raphael, doch sein Gesicht sagte das Gegenteil. Tatsächlich grinste er sogar schief, bevor er sich an den Fuchsjungen wandte. "Warum bist du vorhin geflüchtet?... Hatte es irgendwas mit Kyon 18 zu tun? Wer oder was ist die überhaupt?", fragte er und Amarathi legte die Ohren an.
"Sie... War gemein zu mir", sagte er mit einem leisen Fauchen in der Stimme.
"Ich will das Gleiche wie Raph vorhin", entschied Neva in der Zeit vor sich und drehte sich zu ihren Freunden um und blickte zu besagten Jungen. "Welche Sorte war das?", wollte sie wissen, bevor sie auf die Eisauswahl zeigte.
"Irgendwas mit Stern und Explosion oder so... Ich denke, du wirst sie schnell erkennen, wenn du davor stehst. Ich meine, sie sprüht wortwörtlich", erklärte Rapahel und rieb sich den Nacken. Neva drehte sich zu diesem um.
Dabei bemerkte sie den Fuchsjungen, den sie bisher noch nicht begegnet war und ihre Faszination für das Eis schlug in Vorsicht gegenüber dem Neuankömmling um. Schnell versteckte sie sich hinter Lillith. "Lil, wer ist das?", fragte sie flüsternd.
Diese lächelte amüsiert. "Äh. Ein neuer Freund! Er stand auch bei uns vorhin, ist aber früher gegangen. Nicht war? Ich glaube wir haben vergessen uns vorzustellen. Lillith", sagte sie und holte die Vorstellung gleich nach. Dabei lächelte sie Aramathi an.
"N'aww, was hat sie furchtbares getan?", wollte der Schwarzhaarige mit schwacher Belustigung wissen.
Aramathi legte die Ohren an und klang böse: "Sie hat mich beleidigt!"
"Achso...", murmelte Rapahel und sein Interesse schien wieder uz verfliegen. Immerhin schien kein Kyon-Geheimnis dahinter zu stecken.
Neva wirkte über Lilliths Erklärung überrascht und lugte ein wenig hinter ihr vor. "Ein neuer Freund? Ist es wirklich so einfach, neue Freundschaften zu knüpfen?", fragte sie.
"Meistens, es kommt immer auf die Person an", erklärte Lillith. "Mache sind freundlicher und manche sind eben eine harte Schale", sagte sie locker. Ihre Flügel nahmen dabei flüchtig die Farbe von Gold an, da sie glücklich war, doch das verschwand gleich wieder und ihre Gedanken richteten sich wieder auf die Eissorte.
Auch Neva wollte gerade wieder zumThema Eis zurückkehren, als sie plötzlich von hinten auf die Schulter getippt wurde. Dort stand ein fremdes Mädchen, das ihr zulächelte.
"Du bist jetzt dran", sagte sie und deutete auf die Theke.
"Oh", gab Neva schüchtern von sich und wandte sich der Eistheke zu.
Ihr Blick glitt über das Eis und sie entdeckte die funkensprühende Sorte. Jedoch war ihr die ganze Sache so peinlich, dass sie sich nicht traute das Eis selbst zu bestellen und ein wenig unwohl zupfte sie an Lilliths Flügel. "Könnte einer von euch das Eis für mich kaufen?", fragte sie mit einem leisen Flehen in ihrer Stimme.
Rapahel trat nun an Lillith heran, da ihm ihre blinkenden Flügel aufgefallen waren. "Sag mal... Ist das eigentlich normal? Ich hab noch nie davon gehört, dass Engelsflügel ihre Farbe ändern können." Lillith zuckte erschrocken zusammen.
"Erscheck mich doch nicht so", gab Lillith keuchend von sich. "Ich erklär dir das gleich", winkte sie ab, bevor sie sich dem Verkäufer zuwandte. "Ich hätte gern zwei von diesem Funkeln sprühenden Eis", sagte sie und setzte dabei ein unschuldiges Lächeln auf. Der Verkäufer übergab ihr zwei Waffeln mit Eis und eine davon hielt sie Neva mit einem grinsenden: "Bitte sehr", entgegen, bevor sie sich wieder Raphael zuwandte.
"Sie sollte es selbst lernen", sagte er an Lillith gewandt und schüttelte leicht den Kopf. "Du wirst ihr keinen Gefallen tun, wenn du sie auf Dauer so in Watte packst", meinte er ruhig. "Aber gut... ich hören, ich kriege eine Erklärung?", wechselte er sofort wieder das Thema. Lilliths Flügel waren viel interessanter, als Nevas Kommunikationsproblem.
Das Gesicht des schwarzgeflügelten Engels erhellte sich bei dem Anblick des Eises und vorsichtig nahm sie es entgegen. "Eis", murmelte sie zufrieden und lächelte vor sich hin, bevor sie ein wenig davon probierte. Jetzt war die Welt für sie in Ordnung und Raphaels Worte prallten förmlich an ihr ab.
Lillith blickte schuldbewusst zu Rapahel. "Oh! Du hast recht, tut mir leid... Ich war mit meinem Hirn beim Essen", sagte sie verlegen und ihre Flügel wurden wieder pink, bevor sie zu einem Róseton wurden und sie auf ihre Füße blickte.
"Muss dir nicht leid tun, ich sags ja nur", meinte Raphael mit einer gehobenen Augenbraue und ließ dann seinen Blick über die freien Tische schweifen. "Setzen wir uns irgendwohin? Ich will mehr über Flügel hören."
Auf seine Frage erhielt er von Neva ein zustimmendes Nicken. "Hast recht, komm, wir gucken mal", sagte sie und hüpfte glücklich los, während sie sich ebenfalls umsah.
In dieser Zeit wurden Lilliths Flügel wieder weiß und sie nickte, bevor sie Neva lächelnd hinterher lief. "Also soweit ich weiß, bin ich die einzige aus meiner Familie, die das kann", sagte sie an Raphael gewandt.
"Und ich bin die einzige in meiner Familie, die ein Problem mit der Sonne hat", rief Neva gut gelaunt und unbeschwert nach hinten.
Lillith blickte nachdenklich zu Neva, die sie langsam wieder einholte. "Wo du es gerade sagst, ich hab noch keinen Engel getroffen, der Probleme mit der Sonne hat", murmelte sie, als sie einen leeren Tisch entdeckte. "Wir können uns da hin setzen", schlug sie vor und zeigte in die Richtung.
Auch Rapahel mischte sich in das Gespräch ein, indem er die Hände kurz hob. "Ich bin der einzige aus meiner Familie, mit Magie... Schätze, wir sind alle besondere Schneeflocken", sagte er und zog einen Stuhl heraus, um sich an einen freien Tisch zu setzen, der etwas außerhalb der Sonneneinstrahlung war. Dann richtete er sich wieder an Lillith. "Okay, aber wie funktioniert es? Ich meine das sind doch trotzdem Federn, oder?"
Bevor Lillith antworten konnte, verkündete Neva, dass sie das Eis liebte und zog ihre Kapuze vom Kopf.
Das Engelsmädchen mit den weißen Flügeln setzte sich ebenfalls zu ihren Freunden, nickte Neva zustimmend zu und leckte an ihrem Eis. "Also meine Flügel spiegeln manchmal meine Gefühle wieder. Je nachdem, wie stark manche Gefühle von mir sind, wechseln sie die Farbe. Wenn ich wütend bin, werden meine Flügel rot", erklärte sie entspannt und fast nebenbei. Damit zog sie die interessierten Blicke von Rapahel und Neva auf sich.
"Ist ja interessant, also meine Flügel tun das nicht. Aber sie verlieren ihre Federn, wenn ich zu lange der Sonne ausgesetzt bin. Egal ob mit oder ohne Schutz. Ist also eher weniger harmlos", erklärte der schwarzgeflügelte Engel, doch nicht so, als würde es ihr sonderlich viel ausmachen. Sie hatte sich bereits daran gewohnt und kannte es nicht anders. Auf den Gedanken, dass es für sie gefährlich werden könnte, kam sie nicht.
"Okay, wieso? Ist das irgendein... Magisch-genetischer Defekt oder sowas?", wollte Raphael neugierig wissen. Er wollte es verstehen, denn alles Magische war für ihn faszinierend und neu. Außerdem fragte er sich, wie es sein konnte, dass Neva ihre Federn verlor. Das klang noch interessanter, als das von Lillith. "Deine Eltern müssen das doch irgendwann mal untersucht haben", murmelte er nachdenklich und blickte dann nachdenklich zu Neva, um ihre Flügel zu mustern. Bisher sah er keine Federn, die sie verlor. "Wachsen sie dann später nach?" Er konnte sich irgendwie nicht vorstellen, dass Nevas Flügel irgendwann komplett kahl waren.
Da Raphael zwar zu Neva sah, aber trotzdem die Mensa im Augenwinkel hatte, bemerkte er Aramathi, der sich noch ein Eis geholt hatte. Er ging eigentlich davon aus, dass dieser zu ihnen kam und sich dazu gesellte, doch der Fuchsfurry verließ die Mensa. Dabei hatte der Schwarzhaarige gehofft, auch über den Fuchs noch mehr zu erfahren. Die magische Welt hatte so viele Wesen, die ihn neugierig machten.
Neva nickte Raphael bestätigend zu. "Dann wäre ich ja kein Engel mehr, sondern ein gerupftes Hühnchen", meinte sie mit einem Grinsen, musste jedoch bei dem Gedanken kurz darauf das Gesicht verziehen. Die Vorstellung war schrecklich, entbehrte aber nicht einer gewissen Ironie.
"Ich weiß es nicht", meinte Lillith plötzlich, die Raphaels Frage wohl auch auf ihre Flügel bezog. "Meine Eltern haben mir nie viel Aufmerksamkeit geschenkt, eher meinem jüngeren Bruder. Sie wissen auch nichts davon. Aber naja, ich finds schon irgendwie selbst heraus, aber das hat Zeit", sagte sie optimistisch.
Raphael bemühte sich bei Nevas Worten um eine ernste Miene. "Das ist okay, sie würden dich immer noch in Horrorfilmen mitspielen lassen, wenn du nur kaputt genug aussiehst", versuchte er sie aufzuziehen und zog dann die Brauen zusammen, als er seine Aufmerksamkeit auf Lilliths Worte richtete. "Warte... Wie können deine Eltern das nicht wissen? Man muss dich doch nur anschauen, wenn du etwas fühlst, und hat eine federbedeckte Discokugel vor sich. Das kann einem nicht entgehen", erklärte
"Sag mal: Wie lautet euer vollständiger Name?", wollte Neva nun wissen und wechselte das Thema. Dabei blitzten ihre Augen neugierig.
"Mein Nachname ist Vaughan. Auch wenn ich inzwischen neidisch bin auf dieses komische kleine Mädchen mit ihren fünf-Wort-Titel. Ich glaube, ich will sowas auch", antwortete Raphael, der sich auf den Themawechsel einließ. "Ob man sich dafür irgendwo einheiraten muss oder so?", wollte er wissen und wiegte seinen Kopf nachdenklich.
Neva schenkte Lillith ein breites Lächeln, obwohl ihr kompletter Mund beschmiert war. "Ich weiße Neva Vathure. Wird hinten mit e geschrieben, aber beim Sprechen bleibt es stumm", sagte sie und ließ ihren Blick zu Raphael wandern und streckte ihm die Zunge raus. "Wenistens hätte ich die Möglichkeit, eine Darstellerin zu werden und du nicht", sagte sie auf seine letzte Horror-Film-Aussage. "Außerdem, was soll denn so toll an so vielen Namen sein? Raphael ist doch gut und unkompliziert. Selbst wenn du so viele Titel hättest, für mich wärst du dann trotzdem einfach nur Raph. Raph Vaughan, der bööööse Junge."
Dafür erhielt sie ein Grinsen seitens Raphael. "Das ist in Ordnung, ich kann immer noch den Bösen spielen.. Und Raph Vaughan ist okay, aber...", sagte er und zögerte einen Moment, während er sich geistig etwas zusammensponn: "Raphael Vaughan der Fünfte, Herrscher von Troll!Anaturien, Archegus der unteren Legion, Fürst der Finsternis", ergänzte er mit Seitenblick zu Neva. "und böser Junge, wäre halt ein noch besserer Name. Natürlich würde ich darauf bestehen, jedes Mal mit vollem Titel angesprochen zu werden", lachte er und ließ die Hände dann wieder fallen, bevor er sich zurücklehnte.
Das entlockte Lillith ein Kichern. "Danke für das tolle Kompliment, Rapha", sagte sie. "Außerdem solltest du uns lieber keine Fragen stellen, was Beziehungen angeht. Ich denke du wärst der Experte", meitne sie neckend und aß ihr Eis fertig. "Zu deiner Frage: Meine Eltern haben mich eingesperrt, wenn ich Fehler begangen habe oder nicht 'perfekt' war und niemand ist perfekt", erklärte sie und versuchte dabei locker zu klingen. Zuckte sogar kurz die Schultern, als wäre es ihr egal. "Aber was soll's. Es war nun mal eben so. Wehe ich bekomme Mitleid von euch", stellte sie zum Schluss klar und musste unweigerlich an ihren Bruder denken. Wie es diesem wohl ging?
"Der Experte für Bienchen und Blümchen, bitte", korrigierte der Schwarzhaarige das Engelsmädchen. "Beziehungen sind nochmal ne andere Sache... Deine Eltern waren ganz schöne Wichser, kann das sein?"
Während Raphael sprach, fing Neva laut an zu kichern, da dieser Wunschtitel sie doch ziemlich mitnahm. "Ja genau Raph, total toller Name", gluckste sie zwischendrin. "Nene, selbst wenn du darauf bestehen würdest, ich würde mir das nie antun. Du bleibst Raph. Höchstens Raphael, aber nicht mehr", sagte sie, bevor sie versuchte wieder ernster zu werden und sich an Lillith wandte. "Und Lil? solange du nicht wegen deiner Eltern traurig bist, bnin ich es auch nicht. Du bist da ja jetzt sowieso nicht mehr, also musst du auch nicht mehr 'perfekt' sein." Neva betonte das Wort 'perfekt' und nahm mit einer beruhigenden Geste Lilliths Hand in ihre.
Darauf erhielt sie ein glückliches Lächeln von Lillith. "Danke dir Nev", sagte sie und strahlte über beide Ohren. "Du hast überall eis in deinem Gesicht", meinte sie dann leicht amüsiert und reichte ihr ein Taschentuch. "Meine Eltern sind nciht gerade die Vorzeigeeltern. Für mich jedenfalls nicht, aber solange sie meinen jüngeren Bruder gut behandeln, bin ich zufrieden", meinte sie fröhlich an Raphael gewandt, bevor sie auch sich selbst mit vollständigen Namen vorstellte: "Lillith Lùa Campbell, ist mein vollständiger Name." Ihre Flügel zuckten ein wenig auf ihrem Rücken und sie bewegte diese ein Stück, denn sie waren durch das Sitzen steif geworden und begannen schon leicht unangenehm zu kribbeln. Raphael hatte einen Tisch ausgesucht, der im Schatten lag, doch dieser hatte keine stühle für Engelsflügel. Dabei gab es hier durchaus Stühle, die diese besondere Form hatte. Doch Lillith störte das weniger. Hauptsache Neva fühlte sich nicht zu unwohl.
"Dein Name ist schön, nicht so wie Raphs", bemerkte Neva mit einem neckischen Blick in seine Richtung. "Den würde ich auch ganz sagen, wenn du darauf bestehen würdest. Lillith Lùa Campbell", sagte sie und wischte sich den Mund ab.
Das sorgte dafür, dass Raphaels Mundwinkel zuckten. "Wenn ich erstmal Herrscher von... Eh... Irgendwas bin, dann wirst du gar keine Wahl mehr haben. Und ich hab das Gefühl, da schwingt ein wenig Feindseligkeit in deinen Worten mit", grinste er, wurde jedoch schlagartig ernst und drehte sich wieder Lillith zu. "Du scheinst das aber gut weggesteckt zu haben. Man hätte dir nichts angemerkt, wenn du es nicht erzählt hättest. Was ist mit deinem Bruder? Sind ihre Ansprüche an ihn geringer?", wollte er neugierig wissen und war froh über jedes Detail, das er erfuhr.
"Ich finde eure Namen toll", meldete sich Lillith zu Wort. "Na ja Raphs Name ist mir zu lang und ich glaube jeder würde sowieso nur Raphael Vaughan sagen", sagte sie amüsiert und neckend, bevor sie auf das andere Thema einging. "Ja, bringt nix pessimistisch zu sein. Sie wollen das mein Bruder der Erbe ist. Ist das bei euch nicht so? Also dass der Mann das Oberhaupt ist?", wollte sie nachdenklich an die beiden gewandt richten. Für sie war es normal, dass der Erbe männlich war, doch sie wusste aus anderen Kulturen, dass dort die Frau das Sagen hatte. Vor allem dann, wenn sie eine Königin war.
Die Serviette, die Neva benutzt hatte, um sich den mund abzuwischen, legte sie vor sich auf den Tisch, bevor sie damit begann die Waffel zu essen. "Ja klar, Raph", sagte sie zwischen zwei Bissen. "Nicht mal in deinen kühnsten träumen würde ich das tun."
"Du kommst als erstes in die Namens-Lern-Gulags, wenn ich erstmal an der Macht bin", erwiderte Raphael mit gespieltem Ernst und schenkte Neva einen 'Du-als-nächstes-Blick'. "Weiß nicht, meine Mutter hat sich manchmal von mir rumscheuchen lassen, aber nur, weil ich ein furchtbares Kind war... Ich glaube, mit dem Geschlecht hat das gar nichts zu tun. Ansonsten haben diejenigen mit entsprechenden Führungsqualitäten und Fähigkeiten das Sagen", meinte er.
Ein Schmunzeln auf den Lippen wandte das schwarzgeflügelte Engelsmädchen den Blick zu Lillith, um ebenfalls mitreden zu können. "Also um ehrlich zu sein, bei mir war das nie so. Beide Elternteile haben da das Sagen. Egal ob Junge oder Mädchen: Wenn du mit 155 noch nicht ausgezogen bist, hast du immer noch so viel Macht, wie ein Toastbrot."
Lillith kicherte wegen Raphaels Worten. "träum weiter, Raph. Du bist echt unartig", sagte sie neckend und schüttelte amüsiert den Kopf. "Tja, dann ist es eben bei jedem anders", fügte sie trocken hinzu.
Auch Raphaels Reaktion kam absolut trocken, doch ein leicht belustigter, raunender Unterton schlich sich zu Ende ein, als er meinte: "Oh ja, ich bin ein sehr unartiger Junge." Er konnte diese Vorlage nicht einfach ungenutzt verstreichen lassen und im nächsten Moment schmunzelte er schon wieder. "Aber wie ist das bei euch so? Wenn die Männer das Sagen haben?", fragte er und war begierig darauf, mehr von der Welt zu erfahren.
"Tja, mein Erzeuger ist streng und traditionell. Vor allem was Frauen angeht", sagte Lillith seufzend. "Er ist der Meinung, Weiber dürfen nichts. Nur Kinder gebären. Ich bin der beste Beweis für das Gegenteil. Ich weiß noch, sein entsetztes Gesicht, als ich gegen meinen Cousin im Nahkampf gewonnen habe", sagte sie amüsiert und in Erinnerungen schwelgend. "Oh eine kurze Frage: Wer war die Person neben Aramathi, als wir hier ankamen?"
"Deinen Vater will ich jetzt nicht unbedingt kennenlernen", meinte Neva und klang bei dem Gedanken ein wenig unwohl. "Er scheint mir sehr, wie soll ich sagen? Altmodisch und ... Oberflächlich? Und na ja, ich hasse solche Personen, auch wenn ich generell nicht viel Kontrakt hatte oder immer noch habe. Aber ich bin stolz auf dich, dass du gegen deinen Cousin gewonnen hast", erklärte sie mit einem stolzen Lächeln an Lillith gewandt.
Raphel zuckte auf Lilliths Frage bezüglich des Neuen die Schultern. "Keine Ahnung, nie zuvor gesehen." Dann wandte er sich dem anderen Thema zu: "Ist diese Tradition allgemein bei Engeln so oder nur in eurer Familie? Und warum? So heftigen Kindermangel könnt ihr ja nicht haben, oder?", fragte er und nickte Neva schließlich zu. "Muss hart gewesen sein, besonders weil ich mir nicht vorstellen kann, dass dein Vater dich genauso in irgendwas ausgebildet hat, wie ihn."
Das Engelsmädchen lächelte leicht. "Er ist sehr eigen. Ich glaube meine Familie gehört zu den wenigen, bei dem das so ist. Außerdem was stellt ihr euch vor? Das waren nur die grundlegenden Techniken, kein brutales Training. Nur ein wenig mehr Ausdauer. Wir sind immer noch jung", sagte sie amüsiert.
Sie hatte kaum geendet, als Eve langsam auf sie zu kam und ihre Aufmerksamkeit forderte: "Entschuldigung, bist du Neva Vathure? Ich bin Eve, die Schulheilerin, du müsstest noch mit mir zur Untersuchung kommen. Das ist Pflicht", sagte sie und wollte das Gespräch eigentlich nicht unterbrechen.
"Ah... und ich dachte schon an einen richtigen Kampf. Ich weiß, dass es Kriegervölker gibt, die ihre Kinder darin schon sehr früh unterichten... aber stimmt, Engel sind nicht bekannt dafür", meinte Raphael noch, bevor er die Schulheilerin erblickte.
Neva blickte auf, nickte und erhob sich. "Ich nehme mal an, wir sehen uns später?", fragte sie an Raphael und Lillith gewandt, die sie mittlerweile als ihre Freunde sah.
Von Lillith erhielt sie ein Nicken, als Antwort. "Bis dann Nev, wir sehen uns", meinte sie gut gelaunt und drehte sich zu Raphael um, als Eve mit Neva die Mensa verließ.
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