24. Kapitel (Amaris, Lesenacht)

,,Thea, passt das? Oder soll ich lieber das anziehen?" Unsicher halte ich in meiner rechten Hand mein bordeauxfarbenes Strickkleid hoch, während ich mit der anderen auf meine blaue Bluse und die dazu passende Hose zeige. 

Belustigt schaut mich meine beste Freundin an, bevor sie amüsiert meint:,,Findest du nicht, dass du dir ein bisschen zu viele Gedanken darüber machst, was du tragen solltest, Süße? Ich meine, er hat dich nur zu einem Fest eingeladen, bei dem du sein Dorf kennenlernen sollst und-"

Was sie sagen wollte, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben, denn in diesem Moment greife ich nach einem Kissen und werfe es in ihr Gesicht. ,,Thea! Musst du mir diese Tatsache auch noch vor Augen führen? Du weiß genau, wie nervös ich bin!" Leicht genervt kneife ich mir in die Nase und schließe für einen Moment die Augen, um nicht endgültig meine Nerven über Board zu werfen. 

Ich verstehe ja selbst nicht, warum ich mir über die Wahl meines Outfits so viele Gedanken mache. Im Grund ist das, was Thea sagt, nicht falsch. Thorin hatte mich in der vergangenen Woche gefragt, ob ich sein Rudel kennenlernen wollen würde, wo ich doch nun schließlich irgendwo auch in diese Welt gehören würde. Und da ich es war, die von ihm gefordert hat, dass ich seine Welt kennenlernen möchte, konnte ich diese Einladung leider nicht abschlagen. 

Okay, dass ich auf einen Haufen Werwölfe treffen werde, weiß meine beste Freundin natürlich nicht. Vermutlich ist das auch besser so, denn Thea hatte schon immer einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, wenn es um diejenigen ging, die ihr wichtig sind. Sicherlich trägt diese Tatsache auch dazu bei, dass ich mich am liebsten unter meiner Bettdecke verkriechen würde. Schließlich könnten sie mich einfach umbringen, denn sie sind deutlich stärker als ich. 

Aber warum kreisen meine Gedanken dennoch mehr um die Frage, was Thorin wohl eher gefallen würde? Das muss diese dumme Matebindung sein. Obgleich er ja meinte, dass sie lediglich für eine große körperliche Anziehung, nicht aber für Gefühle sorgen würde... Ach, verdammt! Warum muss auch immer ich in solche Situationen geraten?! 

Mein Blick gleitet zu meiner besten Freundin, die es sich schon vor einer Weile auf meinem Bett gemütlich gemacht hat und fröhlich ihre Pfefferminzschokolade genießt, während sie sich noch immer nicht ihr amüsiertes Lächeln verkneifen kann. 

Leicht eifersüchtig schaue ich meine beste Freundin an, denn egal zu welcher Tageszeit man sie auch antrifft, sie ist fantastisch gekleidet! Heute hat sie sich für einen langen, von glitzernden Perlen durchwebten schwarzen Rock entschieden, der ihr bis zu ihren Knöcheln reicht. Passend dazu hat sie hohe Plateauschuhe mit weißen Stulpen und eine jadegrüne Bluse mit goldenen Sonnen gewählt. 

In ihre Haare hat sie sich verschiedene goldene Spangen geflochten und ihr Handgelenk zieren zahlreiche goldene Armreife, was einen schönen Kontrast zu ihren roten Haaren bildet. Ebenso trägt Thea wie üblich ihre Ringe, die von verschiedenen Steinen besetzt sind, sowie Ohrringe und mehrere Ketten. Kurz um: Meine beste Freundin ist ein wandelnder Schmuckbaum. Das sie es dabei noch schafft, dass alles immer perfekt kombiniert wirkt, ist eine Kunst für sich.

Ich bin mir nicht ganz sicher warum, aber irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass Thea dieses Outfit nicht umsonst gewählt hat, es wirkt fast wie eine Kampfansage und um ehrlich zu sein, ist es selbst für sie etwas zu overdressed, wenn ich bedenke, dass sie hier auf mich warten wollte, bis ich zurück bin. ,,Sag mal, Thea, hast du heute eigentlich noch was vor?" 

,,Ja, ich werde heute noch ein berauschendes Date mit deinem Bett und dieser sündhaften Schokolade haben. Ach und vielleicht warte ich auch noch darauf, dass du wieder heil hier ankommst. Aber ansonsten? Nein." Meinen Kopf leicht schräg neigend, betrachte ich sie. Warum kaufe ich ihr das irgendwie nicht ab? 

,,Hör auf, Ari! Wirklich. Dein Bett ist viel zu verführerisch, als das ich mich hier heute noch wegbewegen würde. Und ich hatte vorhin eben das Bedürfnis, dieses Outfit zu tragen. So und nun husch, husch! Du willst Thorin doch schließlich nicht warten lassen und er müsste jeden Moment hier sein!" 

,,Aber-" ,,Kein aber! Du wirst heute einen tollen Abend haben und ich wiederum werde die vollen Vorzüge deines Bettes auskosten!" Der bestimmende Unterton in ihrer Stimme, lässt keinen Zweifel daran, dass das Thema für sie beendet ist und sie sich auch auf keine weitere Diskussion einlassen wird. Auch Theas Blick ist entschlossen und so bleibt mir nichts anderes als das Thema auf sich beruhen zu lassen, denn meine beste Freundin kann unheimlich stur sein. 

Ehe ich dennoch erneut auf die Idee kommen könnte, Thea noch einmal zu fragen, ob sie wirklich nichts geplant hat, wählt sie die blaue Bluse mit der dazu passenden Jeans und nimmt mir somit die Entscheidung ab, was ich heute Abend tragen werde. Das leise Gefühl, dass sie mir irgendetwas verheimlicht, kann ich dabei dennoch nicht abschütteln...



Furchtbar nervös steige ich aus Thorins Wagen aus, nachdem er mir ganz der Gentleman, der er sein kann, die Tür aufgehalten hat. Okay, Ari. Du kannst das. Sie sind genauso wie du. Pahaha, ja genau. Schön wäre es! Wem mache ich eigentlich etwas vor? UND ES IST NATÜRLICH AUCH VOLLKOMMEN NORMAL, DASS SIE SICH ALLE IM WERWÖLFE VERWANDELN KÖNNEN! Bin ich möglicherweise nervös? Nein, ich doch nicht... Wie könnte man nur auf diese abstruse Idee kommen und...-

,,Hey, ganz ruhig. Ich verspreche dir, dass ich den ganzen Abend an deiner Seite sein werde. Du hast wirklich nichts zu befürchten." Unsicher schaue ich Thorin an. Woher will er das so genau wissen? Ja, okay. Er kennt sein Rudel vermutlich sehr gut. Allerdings gibt es doch immer unvorhergesehene Situationen.... Und inwiefern ich Thorins Worten schon komplett vertrauen kann..., allerdings habe ich ihm versprochen ,dass wir von vorne beginnen, von daher... 

 ,,Amaris, vertrau mir. Bitte! Als meine Mate bist du im gewisser Weise unantastbar. Unsere Seelengefährten stehen für uns über allem. Wenn dir jemand weh tun würde, was nicht passieren wird, würde derjenige ohne einen Prozess aus dem Rudel verbannt werden und von da an als Ausgestoßen gelten. Da ein Rudel für den wölfischen Teil in uns unermesslich ist, will dieses Risiko keiner eingehen. 

Also versuch einfach ein wenig den Abend zu genießen. Außerdem will es sich mit mir auch keiner verscherzen. Zudem freut sich auch Alec wirklich, dich endlich einmal richtig kennenzulernen!" 

Beruhigend findet Thorins Blick den meinen, der so eine Gelassenheit und Wärme ausstrahlt, sodass sich mein Innerstes zumindest etwas beruhigt und ich wieder normal atmen kann. Alec...? Dieser Name kommt mir bekannt vor und Thorins Hand, welche sich auf meinem unteren Rücken befindet, beruhigt mich zusätzlich enorm. Tief atme ich ein und aus. Ich kann das! Ich bin eine toughe, selbstbewusste junge Frau! Genau! 

,,Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass du heute Abend wunderschön aussiehst?" Seine Worte sind beinahe ein Flüstern, die mich wie ein sanfter Windhauch umschmeicheln, sodass ich sie kaum verstehe und dennoch verfehlen sie ihre Wirkung nicht! Bei seinem Kompliment schleicht sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen und ich spüre, wie ich rot werde. ,,Thorin!" 

Er soll mich nicht in Verlegung bringen! Da hilft es vor allem nicht, dass er mir so nahe ist, dass ich nicht nur die Wärme seines Körpers, sondern auch dessen Muskeln spüren kann. Scheiße! ,,Was? Darf ich einer guten Freundin nicht sagen, dass sie einfach umwerfend aussieht?" Das verschmitzte Lächeln, was er mir dabei schenkt, lässt mich wahrlich daran zweifeln, dass Thorin seine Worte nur freundschaftlich meint, obgleich er mir nie gezeigt hat, dass es anders um seine Gefühle stehen würde, anders als ich. 

Und falls es sich nun doch geändert haben sollte, liegt es letzten Endes vermutlich doch nur an diesem Band... Ebenfalls weise ich ihn nicht darauf hin, dass ich uns noch lange nicht als Freunde geschweige denn gute Freunde bezeichnen würde, aber da ich genauso wenig weiß, was wir im Moment eigentlich sind, schweige ich nur und bin dankbar dafür, dass Thorin nichts mehr sagt und mein verräterisches Herz immerhin kurz die Möglichkeit erhält, sich zu erholen. Zumindest solange, bis wir vor einem großen hölzernen Gebäude ankommen.



Der Moment, in welchem ich zum ersten Mal das sogenannte Rudelhaus betrete, wie mir Thorin noch vor wenigen Minuten erklärt hat, werde ich wohl nie vergessen. Es ist ein einziger großer Raum, der sich offenbar in einen Essbereich und eine Küche unterteilt. 

Im hinteren Bereich befinden sich mehrere wirklich bequem aussehende Sofas und einige Tische. Mein persönliches Highlight ist die riesige Glasfront, die sich über die gesamte Hinterfront des Hauses zieht und bei Tageslicht sicherlich alles in ein traumhaftes Licht hüllt.

Überall verteilt stehen kleine Gruppen und unterhalten sich rege, während Kinder zwischen diesen hin und her wuseln. Sie Atmosphäre ist fröhlich und ausgelassen und enthält auch nicht im Geringsten einen Funken von Gefahr. Es ist seltsam, aber sogleich verfliegt ein Stück meiner Angst und ein leichtes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. 

Ja, ich glaube, dieser Abend könnte wirklich wunderbar werden. 


Heyy, meine lieben Eulen! 🦉

Wie geht es euch und wie war eure Woche?✨

Entschuldigt bitte die Verspätung, aber ich war noch einkaufen und bin davor von meinem kleinen Kater aufgehalten worden...🙈😅

Das nächste Kapitel erscheint um halb zehn. 🤗

So und damit herzlich Willkommen zur ersten Lesenacht in diesem Jahr. 🥳👀

Ob Thea wohl wirklich nur bei Amaris zuhause bleibt? 🙊

Wie glaubt ihr, wird der Abend verlaufen? 🤔

Wer ist gespannt auf Alec? Er hatte bisher ja nur einen namentlichen Auftritt in Kapitel 14.😝

Und wie lange glaubt ihr, kann sich Amaris noch der Spannung entziehen, die sich zwischen ihr und Thorin immer mehr aufbaut?😏

Fühlt euch gedrückt. ❤❤❤

Eure Weltenwandlerin 🌎🌏🌍

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