Tamo

"Was, verdammt nochmal, ist da gerade passiert?", zischte Marco fassungslos neben mir.

Rapunzel näherte sich langsam der Menge an der Tür und erschoss einem nach dem anderen.

Ihr Tun wirkte kühl und routiniert. Sie zeigte keinerlei Gefühl. Das Leben dieser Männer, die andere tyrannisiert und gequält hatten bedeutete ihr nichts.

 Der brutale Zuhälter in mir konnte nicht anders, als sie anzubeten.

Der normale menschliche Teil machte sich allerdings gerade in die Hose.

Als ihr Magazin leer war, bückte sie sich geschmeidig zu einem der am Boden liegenden Wärter und besorgte sich dort ein Neues. In einer fließenden Bewegung wechselte sie das leere Magazin, ohne dabei die Tür aus den Augen zu lassen.

Als Garcia sich nicht mehr zwischen seinen Kunden verstecken konnte, erhob er sich, zog seine Waffe und zielte damit auf ihren Kopf.

Das war der Moment, in dem ich aus meiner Starre erwachte und die Nische verließ, in der ich mich im wahrsten Sinne des Wortes verkrochen hatte. 

Echt erbärmlich... Wieso kam ich ihr erst jetzt zu Hilfe?!

Ich würde nicht zulassen, dass ihr etwas geschah. Mit großen Schritten rannte ich zu ihr und zielte mit meiner Waffe auf Garcia.

Marco tat es mir gleich. So war es immer. Er war immer nur zwei Schritte hinter mir, um mir Rückendeckung zu geben.

"Nimm deine Waffe runter du kleiner Wichser oder ziel auf mich", schrie ich. Fast war ich bei ihr.

"Ich wusste, dass du kleine Schlampe Ärger machen würdest", brüllte Garcia aufgebracht und kam auf sie zu. Die Waffe im Anschlag.

Rapunzel wich keinen Schritt zurück. Im Gegenteil: Sie schien darauf zu warten, dass er näher kam.

Doch das würde ich nicht zulassen. Als ich sie erreicht hatte, stellte ich mich ohne zu Zögern vor sie. Schirmte sie ab mit meinem Körper, vor dem Schuss, den er abfeuern würde.

Mir war klar, dass sie das nicht brauchte und ich war mir ziemlich sicher, dass sie meinen Schutz auch nicht wollte, doch ich brauchte es. Sonst würde ich durchdrehen, wenn ich weiter Garcia's Waffe auf sie gerichtet sah.

"Was machst du da?", tönte es promt hinter mir.

"Das nennt man jemanden Deckung geben, Prinzessin", antwortete ich großspurig, obwohl ich mich gerade alles andere als das fühlte.

"Du kleiner Hurensohn, dann stirbst du eben als Erster", keifte Garcia und drückte ab.

Zeitgleich mit Marco und mir. Wir drei hatten im gleichen Moment geschossen, aber da er nur auf mich gezielt hatte, wartete ich auf den Schmerz, den seine Kugel beim Einschlag in meinem Körper verursachen würde.

Doch es kam nichts. Das war merkwürdig und ... überaus erleichternd.

Auch Marco atmete schwer neben mir aus. Scheiße, das hätte jetzt auch vorbei sein können.

Garcia dagegen sah über die Maßen angepisst aus. Sein Gesicht wurde erst weiß und dann rot. Denn anders als sein Schuss hatten Marco und ich ihn getroffen. Aus einer Wunde an der Schulter und einer am Unterschenkel breitete sich eine Blutlache auf seiner Kleidung aus.

"Was zur beschissenen Hölle?", tobte er, während er seine Waffe wegwarf, die keinen Schuss abgegeben hatte und zog ein Messer aus einem Holster am Schienbein.

Warum seine Waffe nur ein leeres Magazin zu bieten hatte, musste ich meine kleine Amazone später fragen. Scheiße, ich hoffte, es gab ein später.

Bevor ich überhaupt reagieren konnte war Rapunzel flink um mich herum gegangen. Ihr Körper streifte dabei sanft den meinen und ich bekam eine Gänsehaut.

"Wir sind aus einem bestimmten Grund hier", begann sie und war mit wenigen Schritten bei Garcia. Dieser holte mit dem Messer aus und hieb es ihr Richtung Kehle.

"Nein", schrie ich und setzte mich in Bewegung, um sie fort zu ziehen, doch sie war erneut schneller.

Das schien heute echt nicht mein Tag zu sein. Wieso war ich immer zu langsam?! Sie musste mich ja für einen total Loser halten.

Bevor das Messer ihren Hals erreichen konnte, blockte sie seinen Schlag und leitete ihn um. Dann packte sie seinen Arm mit dem Messer und setzte zwei schnelle Schläge mit ihrer Waffe. Einen auf die Schusswunde in der Schulter und einen auf die Milz. Garcia krümmte sich daraufhin, was sie nutzte, um ihm das Messer aus der Hand zu drehen und ihr Knie in sein bestes Teil zu rammen, was ihn endgültig zu Boden gehen ließ.

Als er fluchend und vor Schmerz stöhnend am Boden kniete, riss sie seinen Arm in die Höhe, presste seine Hand an die hinter ihm liegende Holzwand und stieß ihm das Messer mit einem kraftvollen Hieb hindurch.

Garcia schrie, wie am Spieß, das Gesicht schmerzverzerrt, was ihm einen Kinnhaken mit ihrem Ellbogen einbrachte. Er versuchte, sich loszureißen, doch sie packte ihre Waffe fester und schlug mit ihr auf das Messer ein, als wäre es ein Nagel und die Glock der Hammer.

Nach fünf Schlägen hatte sie Garcia an der Wand festgenagelt. Bei jedem Versuch, sich mit der freien Hand zu befreien, hieb sie ihm mit der Glock brutal eins über den Schädel. So viel Kraft hätte man ihrem schlanken Körper nie zugetraut.

"Du kommst hier trotzdem nicht raus, du kleines Drecksstück", spuckte er ihr entgegen. Sein Gesicht sah übel aus, von dem Rest wollte ich gar nicht erst anfangen.

"Meine Leute sind überall. Sie versuchen gerade, hier reinzukommen und dann werden ich dich vor ihnen ficken und dich dann erschießen, wie die kleine Hure, die du bist", hasserfüllt sah er sie durch seine zugeschwollenen Augen an.

Atemlos beobachtete ich, wie sie sich in aller Seelenruhe neben ihn kniete und sich das zweite Messer, was in seinem Beinpolster steckte, nahm.

Sie wog es kurz in der Hand, dann legte sie es Garcia an die Kehle und zog eine sanfte Linie, die vor seinem Augapfel stoppte.

"Es wird keiner kommen", entgegnete sie ruhig. "Du bist ganz allein."

In diesem Moment summte es an der Haupttür und sie öffnete sich leise.

Garcia lachte triumphierend und etwas irre auf. Das Messer nur Millimeter von seinem Augapfel entfernt.

Ich zog die Waffe und zielte auf die Tür, bereit zu Schießen und hier überhaupt mal jemanden zu beschützen. Groß war der Beitrag bisher ja nicht, den ich geleistet hatte, wie ich beschämt zugeben musste. Aber hier würde ich ihr Deckung geben können.

"Nicht!", hielt mich Rapunzel zurück und richtete sich auf, sodass ich nun auf sie zielte. Sofort ließ ich meine Hand sinken.

"Sie gehört zu mir."




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