Elf
Saria schrie weiter.
Manchmal machte es mich ganz fertig, sie so zu sehen. So gequält und hilflos.
Ich versuchte erneut sie mit dem Nunni zum Schweigen zu bringen und hatte Glück.
Sie ließ sich beruhigen und musterte mich nun mit großen Augen.
"Na, was? Saria? Mh?"
Ich begann wieder irgendetwas zu erzählen, während ihre großen Augen weiterhin auf mich gerichtet waren.
Ich erzählte ihr, wie süß sie war als kleine Schwester und dass ich sie fest in mein Herz geschlossen hatte. Ich erzählte ihr von Tolim, als er das Baby in der Familie war.
Er hatte nicht so viel geschriehen, war aber um einiges aufgeweckter gewesen als sie.
Ich erzählte ihr, wie ich ihm manchmal die Spielzeugrassel weggenommen hatte, weil er mir zu übermütig und laut damit spielte. Da befand ich mich noch in der Phase, wo man hell auf begeistert von der Schule war.
Da habe ich noch fleißig gelernt und mich an die Regeln gehalten.
Da war ich ja auch erst in der zweiten Klasse. Oder war es die dritte?
Ich weiß es nicht mehr.
Irgendwann in den letzten Jahren wurde das Ganze aber immer anstrengender.
So fielen auch meine Leistungen, zuerst kaum merklich, in letzter Zeit aber immer auffälliger.
Ich schaute betroffen meine kleine Schwester an.
Sie war friedlich eingeschlafen.
Zufrieden lächelte ich und machte mich nun auf in mein Bett.
Dort angekommen kuschelte ich mich ins Kissen und zog die Decke über meinen Kopf.
Ängstlich wagte ich nun einen Blick in meine nahe Zukunft.
Ich würde auf ein Internat gehen, um mich wieder voll und ganz auf die Schule konzentrieren zu können. Ich würde nicht mit meiner Familie zusammenleben und dort auch keine Freunde haben.
Ich würde dort überhaupt keine Person kennen.
Ja, es würde schwierig werden!
Aber ich wurde mir Mühe geben, mich anstrengen, um meine Leistungen zu verbessern.
Vielleicht würden meine Eltern mich schon bald zurück nach Hause holen, wenn ich ihnen bewiesen hatte, dass ich meine alten Leistungen wiederherstellen konnte!
Dann würde ich nicht zu viel meiner Zeit in diesem Streberzuchtkasten verschwenden, sondern meinen Geschwistern beim Aufwachsen zusehen!
Sollte mein Plan allerdings schief laufen, was ich aber nicht glaubte, gäbe es da noch eine andere Möglichkeit.
Da mein achtzehnter Geburtstag in drei Monaten nicht mehr allzu weit entfernt war, ich damit meine Volljährigkeit erlangte und tun und lassen durfte, was ich wollte, könnte ich dann einfach weiter entscheiden!
Ich könnte die Schule schmeißen, wenn ich das wollte.
Ich könnte mein Abitur auf meiner jetzigen Schule beenden.
Ich könnte, als allerletzte Variante, aber auch mein Abitur im Internat beenden, sofern es mir dort gefallen würde und ich neue Freunde gefunden hätte.
Allerdings bezweifelte ich, dass es überhaupt dazu kommen würden, denn das Ganze gab mir schon jetzt das Gefühl im Knast gelandet zu sein!
Mit dem Kopf voller Gedanken, trotz allem aber unendlich müde drehte ich mich auf die Seite, zog die Decke bis zum Hals und sank in einen erholsamen, traumlosen Schlaf.
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