Kapitel 26: Traurigkeit und Schönheit

Vor den Zimmern in Nevermore

Friday
Wieso? Wieso hat er mir sagen müssen, dass ich keine Addams war? Gerade jetzt, wo ich alles akzeptiert hatte, in dem Moment, wo ich zum ersten Mal nicht wütend auf mich selbst war wegen meinen Kräften. Jetzt, nachdem ich Freunde gefunden hatte, die nicht wegen mir sterben würden. Ja, genau jetzt... in der heilvollsten Zeit meines Lebens, welche er eben mal so zerstört hatte. Tap. Tap. Tap. Schuhe. Schritte. Ein Mensch. Sofort stand ich auf und versuchte meine Tränen wegzuwischen. So sollte mich keiner sehen. Nicht mal Frank oder Alan. Ich wollte kein Mitleid. Nicht hier für. Mitleid war jetzt das letzte was ich-

„Miss Addams?" fragte plötzlich die Stimme von Professor Chase, als er um die Ecke bog. Und obwohl ich höchstwahrscheinlich verheult und fertig aussah, so legte ich doch fragend meinen Kopf schief. „Professor Chase?" erwiderte ich dann und ließ ihn auf mich zu kommen. „Will ich überhaupt wissen was Sie hier wollen?" entfuhr es mir in einem Seufzer.

Motorisch schüttelte er ganz langsam seinen Kopf.

„Möchte ich wissen, wieso Sie geweint haben?"

Selbe Reaktion meinerseits. Skeptisch ging er einfach in das Zimmer von Drake und Tyler (ich meine, was zur Hölle wollte er da allein drinnen, dass kam mir echt komisch vor) und ich in das Zimmer von October und mir. Komischer Typ. Dachte ich mir noch. Tja... und ich dachte immer, ich wäre normal. Eine Addams eben. Doch das...

Tränen setzten wieder ein. Ich spürte wie sie meine Wange hinab kullerten und sie wärmten. Ich fing an zu zittern, doch das Gefühl verschwand schnell wieder, als die Wärme von meinen Tränen auf meinen Körper überging. Ich konnte kaum noch mein Gesicht bewegen, es war überseht mit trockenen salzigen Tränen... wie konnte er auch nur? Ich meine... wer war dann überhaupt-? Wollte ich es weiter wissen? Tausende Fragen überschwemmten meinen Kopf, alles was ich noch tat war, mich in mein Bett einzukuscheln. Was sollte ich auch anderes tun? Wieder zu Fester gehen und mich dafür bei ihm entschuldigen? Nein, ich hab jetzt echt Zeit für mich verdient. Doch lange blieb es nicht mehr still. Ich hörte Schritte vom Gang, direkt vor meiner Tür anhalten. Es war Frank und noch irgendwer, dass konnte ich bis hierhin riechen.

„Was ist?" fragte ich völlig fertig die Tür. „Können wir reinkommen?" stellte Frank jedoch eine Gegenfrage. Irgendwie zwang ich mich dazu aufzustehen und die Tür zu öffnen. Und erblickte eine wunderschöne Frau vor mir. Sofort waren die Tränen und Fester vergessen, denn meine Neugierde gewann den inneren Kampf. Wer war diese Frau? Eine kurze Zeit lang, sagte keiner ein Wort. Dann kam Frank auf mich zu, legte einen Arm um mich und sah hinauf zu der Frau. Sie war größer als wir, doch es schien, als wäre sie genauso auf unserer Höhe.

„Mum, dass ist Day." stellte er mich vor. Meine Augen weiteten sich, mein Blick sah zwischen ihnen beiden hin und her. Das war seine Mutter? Oder noch besser; diese Frau war eine Mutter? Sie wirkte noch viel zu jung dafür, keine Falte bildete sich auf ihrem Gesicht und sie war allerhöchstens zwanzig. Da hatte ich mich wohl stark verschätzt... wenn sie überhaupt mit 18 Frank bekommen hatte, dann war sie jetzt mindestens 34. Neugierde wich Bewunderung. Wie konnte sie sich so gut halten?
„Du bist also Day? Frank schwärmt ja praktisch von dir wenn er uns von dir erzählt..." drang dann ihre honigsüße warme Stimme zu uns. Doch das was ich raus hörte war, dass Frank von mir schwärmte. Schwärmen. Das tat man bei Freunden nicht. Außer man ist ein Schleimer und ich glaube, dass er nicht einer war. Punkt war... sie war seine Mutter?

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