13. Kapitel
Das Licht wurde so hell, dass Silberjunges die Augen zusammenkneifen musste. Als sie sie wieder öffnete fand sie sich auf einem sandigem Boden in der Mitte einer Lichtung wieder. Über ihr raschelten die saftig, grünen Blätter der Bäume. Eine sanfte Brise strich durch ihre Schnurrhaare.
Zitternd setzte Silberjunges sich auf und verstand nicht, wie sie in diesen fremdem Wald kam.
"Hallo?", krächzte sie.
Alles blieb still, außer dem Rascheln der Bäume und dem gelegentlichen Gezwitscher der Vögel.
"Wo bin ich hier?", rief sie und sprang nun auf. Sie musste sich bemühen nicht umzukippen, denn ihre Beine fühlten sich schlapp an. Ein Farnwedel am Rand der Lichtung bebte. Silberjunges erschrak und kauerte sich zu Boden.
Ein schneeweißer, junger Kater mit hellblauen Augen trat hervor. Sein Fell war geschmeidig und glänzend. "Hallo, Silberjunges", miaute er freundlich. Es war dieselbe Stimme, die Silberjunges davor gehört hatte.
"Wer bist du? Wo bin ich?", fragte sie ängstlich.
"Mein Name ist Eissplitter. Du bist hier im SternenClan." Silberjunges erschrak. Eissplitter war der ehemaliger Heiler des SonnenClans. Ein Fuchs hat ihn getötet, als er Kristallfluss und ihre Jungen beschützt hatte. Silberjunges verdankte ihm ihr Leben. "Im SternenClan? Heißt das ich bin tot?" Ihre Stimme wurde schrill vor Panik.
Eissplitter schnurrte amüsiert. "Nein, keine Sorge. Du bist immer noch bewusstlos und träumst."
Verwirrt sah die silberne Kätzin den weißen Kater an."Wieso träume ich vom SternenClan?" Sie wurde neugierig.
Der ehemalige Heiler setzte sich und verdeckte seine Pfoten mit seinem Schwanz. "Weil wir dich warnen wollen." Silberjunges legte den Kopf schief. "Warnen?", wiederholte sie. "Vor was denn?"
Eissplitter hob das Kinn. Seine blauen Augen durchbohrten sie. "Vor einer Katze, dessen Herz so dunkel und finster ist, ohne das man es bemerkt."
Silberjunges öffnete den Mund und wollte was sagen, doch die SternenClan-Katze verblasste langsam. Seine letzten Worte hallten durch den Wald
"Pass auf dich auf dich, Silberjunges."
Silberjunges öffnete blinzelnd die Augen. Sie roch den starken Kräuterduft und wusste sofort, dass sie sich im Heilerbau befand.
Silberjunges reckte den Kopf und erblickte Wurzelschweif neben ihr. Der blinde Kater zuckte mit den Ohren. "Du bist wach", miaute er, dabei klang es mehr nach einer Feststellung, als nach einer Frage. Silberjunges war erstaunt, dass Wurzelschweif, trotz seiner Blindheit, das bemerken konnte.
Der dunkelbraune Kater setzte sich auf. "Du warst lange weg. Es ist schon Abend." Silberjunges weitete geschockt die Augen. "So lange war ich bewusstlos?"
Wurzelschweif nickte nur. "Warum passiert mir das? Es ist schon das zweite Mal", beschwerte sich die junge Kätzin.
"Da fragst du den Falschen", antwortete der blinde Kater schulterzuckend. Silberjunges Blick schweifte durch den Bau und ihr fiel auf, dass Grauwolke nicht hier war. "Wo ist Grauwolke?", wollte sie wissen.
Wurzelschweif entgegnete: "Kräuter sammeln. Aber er sollte eigentlich schon längst wieder hier sein."
Silberjunges bemerkte den nervösen Unterton in Wurzelschweifs Stimme. Doch da hielt er inne. "Ich glaube er kommt."
Silberjunges wandte sich nach hinten und sah zwischen den Efeublätter Grauwolkes geschmeidige Gestalt auf den Heilerbau zu tappen.
Er schob sich in den Bau. In seinem Maul trug er viele verschiedene Kräuter. "Tut mir Leid, dass ich so spät komme", nuschelte er mit gedämpfter Stimme. Grauwolke ließ die Kräuter fallen und legte sie beiseite.
Dann wandte er sich an Silberjunges. "Wie fühlst du dich jetzt?"
Die silberne Kätzin legte den Kopf schief. "Ich weiß nicht. Müde und...schwach."
Grauwolke sagte nichts, sondern sah sie nur forschend an. "Wie hast du dich davor gefühlt, bevor du das Bewusstsein verloren hast?", fragte der grau-weiße Kater nun.
"Wie immer. Aber dann wurde mir plötzlich schwindelig, ich sah alles schwarz und..." Silberjunges brach ab. "Und?", drängte Grauwolke und spitzte die Ohren. Silberjunges war sich nicht sicher, ob sie dem Heiler erzählen soll, dass sie im SternenClan war und Eissplitter getroffen hat.
Er würde ihr nicht glauben, sondern nur denken, dass sie sich das alles eingebildet hat.
"Und dann...wurde ich bewusstlos", beendete Silberjunges ihren Satz, sah aber dabei auf ihre Pfoten. Als sie wieder aufblickte fixierte Grauwolke sie mit schmalen Augen.
Dann wurde sein Blick wieder normal und er fragte: "Hast du heute schon gegessen?"
Silberjunges nickte.
"Getrunken?"
Wieder nickte sie. "Seltsam", murmelte Grauwolke. "In der Tat", bestätigte Wurzelschweif. "Vielleicht liegt es auch nur an der Hitze."
Der Heiler nickte zustimmend. "Das vermute ich auch." Er wandte sich wieder an Silberjunges. "Hör zu, es wäre besser, wenn du dich die meiste Zeit im Schatten aufhälst."
"Und wenn ich spielen will? Mutter erlaubt es uns nur noch draußen, weil wir kaum Platz in der Kinderstube haben."
Grauwolke zuckte mit den Schnurrhaaren. "Findet einen schattigen Platz an dem ihr spielen könnt."
Silberjunges nickte wiederstrebend. "Gut, du kannst nun gehen. Und bleib heute für den Rest des Tages in der Kinderstube", befahl der Heiler.
Silberjunges schnippte mit dem Schwanz. "Mach ich", miaute sie und tappte mit unsicheren Pfoten aus dem Heilerbau.
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