level 34
»Sojungs Sicht«
Einige Wochen später
Ich war gerade dabei meine Wintersachen in meinem Kleiderschrank zu verstauen, da hörte ich ein dupfes Geräusch an meiner Fensterscheibe und zog den Vorhang zur Seite damit ich überhaupt etwas sehen konnte.
Es war bereits dunkel draußen, da der Winter nahte, weshalb ich nur eine dunkle Silhouette vor meinem Fenster stehen sah. Als ich es öffnete und meinen Kopf in die kalte Abendluft streckte, erkannte ich wer dort zu mir hochschaute.
"Hey", grüßte er mich und lächelte sanft, was schon reichte um Herzklopfen bei mir zu verursachen.
"Hi." Wie ein Honigkuchenpferd grinste ich zu ihm herunter.
"Was gibt's?", wollte ich von ihm wissen, da er mir nichts von seinem spontanem Besuch berichtet hatte.
"Ich wollte dich einfach nur sehen."
Meine Augenlider flatterten bei dieser Aussage seinerseits. An seine Direktheit würde ich mich wohl nie gewöhnen.
Namjoon legte lachend seinen Kopf in den Nacken, nachdem er meine perplexe Reaktion bemerkt hatte.
"Willst du mich noch lange hier so stehen lassen, oder muss ich erst zu dir hochkommen?", rief er nun, weshalb ich mich aus meiner Starre löste und zügig das Fenster wieder schloss.
Beim raus laufen zog ich mir nur noch einen gefütterten Hoodie über den Kopf.
Als ich zur Haustür hinauskam, stand Namjoon mit seinen Händen in den Taschen seiner grünen Parka, bereits dort.
"Was verschafft mir die Ehre, Herr Kim?", fragte ich, als ich auf ihn zukam. Ich wusste ganz genau, wie sehr er es mochte, wenn ich ihn mit Nachnamen ansprach.
Plötzlich wirkte der so selbstsichere junge Mann ganz nervös und rieb sich mit einer Hand den Nacken, ohne mich anzusehen.
"Ist alles okay?", wollte ich von ihm wissen, legte nebenbei meine Hände auf seine Schultern.
"Ich kann einfach immer noch nicht glauben, dass ich es wirklich geschafft habe.. naja.. das du mich jetzt auch..", stotterte er und ich konnte den rosigen Schimmer auf seiner Nasenregion erkennen, der ganz sicher nicht von der Kälte kam.
Da wir mit der Präsentation so viel um die Ohren hatten und Überstunden machen mussten, war uns gar nicht viel Zeit für uns zwei zusammen geblieben. Wir hatten Glück, dass wir gemeinsam arbeiteten, sonst hätten wir una wohl diesen Monat vielleicht drei Mal gesehen.
"Ich bin einfach so froh. Es kommt mir vor wie ein Wunder."
Ich wusste ganz genau, wovon er sprach, denn ich fühlte mich genauso.
"Ich liebe dich, Namjoon.", wisperte ich und spürte dabei mein Herz rasen, als wäre ich einen Marathon gelaufen.
Nun war der Koreaner derjenige, der mich völlig verdattert ansah. Jetzt wusste er wie ich mich bei ihm immer fühlte.
Er suchte etwas in meinem Blick. Ungewissheit, Zweifel. Doch als es diesen nicht vorfinden konnte lächelte er mich mit dem schönsten Lächeln an, dass ich jemals zuvor an irgendeinem Menschen gesehen hatte. Es sprühte nur so vor Erleichterung und Glück, dass es ansteckend auf mich wirkte.
"Sojung?", er beugte sich vor und legte seine Stirn auf meine, bevor er weitersprach.
Abwartend blickte ich in seine leuchtenden Augen, in dessen Spiegelung ich mich selbst sah.
"Darf ich dich küssen?", flüsterte er ganz sachte.
Die Schmetterlinge in meinem Bauch drehten vollkommen durch und am liebsten hätte ich 'Ja!' geschrien, doch ich schloss einfach nur meine Lider, spürte seine lauwarmen Fingerkuppen auf meinen Wangen.
Als sich unsere Lippen berührten und ich das kribbeln auf meiner Haut vernahm, wurden meine Knie ganz weich weich.
Es ergab endlich alles Sinn. Als hätte alles seinen rechten Platz eingenommen, als hätte ich nie irgendwo anders hingehört.
Als wir uns voneinander lösten sahen wir uns noch einige Minuten lang stumm lächelnd an.
"Wie geht es Haesoo?", fragte ich Namjoon, als dieser meine Wange mit seinem Daumen streichelte.
"Es geht endlich bergauf."
Haesoo hatte zugestimmt eine Therapie anzufangen und das war eine große Errungenschaft, wenn man bedachte, dass sie sich zuvor so sehr dagegen gewehrt hatte.
"Das ist erst der Anfang", erinnerte ich ihn illusionslos.
Er drückte einen flüchtigen Kuss auf meinen Handrücken, bevor er ergeben nickte.
"Dankeschön", hauchte er kaum hörbar.
"Wofür?"
"Einfach so. Das du da bist."
Ich lächelte.
"Ich liebe dich, Sojung. Viel länger, als du weißt."
"Wieso hast du nie was gesagt?", wollte ich von ihm wissen, während er sich verlegen den Nacken rieb.
"Ich hatte Angst, dass es komisch zwischen uns wird... Außerdem ist Jin mein bester Freund und ich dachte du würdest deswegen prinzipiell nichts von mir wollen. Ich glaube... ich fand dich schon toll wo ihr noch zusammen wart, aber richtig gewusst habe ich es erst, als wir angefangen haben miteinander zu arbeiten."
Es war gut zu wissen, dass nicht nur ich mir wegen Seokjin Gedanken gemacht hatte. Ich kam mir weniger blöd vor, jetzt wo ich wusste, dass wir beide zu viel in seine Freundschaft mit meinem Exfreund hineininterpretiert hatten.
"Verstehe..." Ich lehnte meinen Kopf an seinem Oberkörper an.
"Weißt du ich habe es erst realisiert, als du mir von Jisoo's Geständnis erzählt hast, aber ich habe immer gehofft, dass sich zwischen uns etwas entwickelt. Wenn du es mir gesagt hättest oder es zumindest angedeutet hättest, wäre ich sofort darauf eingegangen. Zwar waren meine Gefühle vorher eher unbewusst und doch... bin ich mir deswegen sicher."
Ich konnte seinen schnellen Herzschlag hören, was mir ein glückliches Grinsen bescherte. Es war schwierig es zurückszuhalten.
"Oh man und ich war mir sicher, dass du mich nicht mehr sehen willst, wenn ich dir sage, dass ich auf dich stehe..."
Ich hob den Kopf von seiner Brust und sah mit strenger Mimik zu ihm hinauf.
"Das kommt davon, weil du immer alles für dich behälst! So war's mit Haesoo auch!" Ich schlug mit geballter Faust gegen seine Schulter, weshalb ihn ein erstickter Laut entkam.
"Du musst damit anfangen mir von deinen Problemen zu erzählen. Geteiltes Leid ist halbes Leid, weißt du das nicht? Du musst da nicht alleine durch."
Eigentlich wollte ich toternst bleiben, damit er es nicht auf die leichte Schulter nahm und es wieder vergaß. Doch als er mich in seine Arme zog und mich an sich drückte, konnte ich nicht anders, als mich an ihn zu schmiegen.
"Okay", meinte er nur noch halblaut und das reichte mir. Er wusste, dass ich für ihn da war.
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