057

Als Yoongi sein ganzes Geld für einen alten Waggon irgendwo im Nirgendwo ausgab, hätte er nicht gedacht dort später zu wohnen.
Es war sein Waggon. Sein Heiligtum, dass von Außen schäbig und alt aussah, von Innen aber bequem und gemütlich war.
Sein Waggon mit der Nummer 057.

Taehyung fühlte sich diesen Abend wie das dritte Rad am Wagen. Vielleicht eher am Waggon, denn vor genau diesem saßen Hoseok und jemand, der sich als Min Yoongi vorgestellt hatte. Der Besitzer des Waggons besaß struppiges braunes Haar, welches seine chaotische, naturverbundene Kleidungsauswahl bekräftigte.

Yoongi hatte braungebrannte Haut, trug ein Holzfällerhemd in Türkis und eine verwaschene Jeans mit mehreren grünen Flecken. Er war ein Typ, den man sich gut Abends an der Gitarre am Lagerfeuer vorstellen konnte und genau das war auch nun der Fall.

Er und Hoseok saßen am Lagerfeuer und machten sich mehr als angeheitert Stockbrote. Die halbleeren Whiskeyflaschen lagen neben ihren Baumstümpfen. Taehyung hatte keinen Whiskey bekommen. Stattdessen durfte er sich eines Wasserglases erfreuen und den beiden zuschauen, wie sie lachten und grölten.

Es war, als wäre Taehyung gar nicht da.

Einen weiteren Schluck seines Wassers nehmend und sein Stockbrot wendend, beobachtete Taehyung missmutig, wie Hoseok aufstand. Der Mann war so ganz anders. Beinahe fragte sich Taehyung ob er jetzt zu einem Alten-Bekannten-Besuch mitgekommen war, doch dann hätte Hoseok ihm das einfach sagen können.

Vielleicht wäre er dann nicht mitgekommen. Es wäre jedenfalls besser gewesen.

Das Lachen von Hoseok und Yoongi wurde vom Wald verschluckt.

Es war nicht das einzige Geräusch das Taehyung hören konnte, jedoch das lauteste. Es erinnerte ihn daran, dass er keine Freunde hatte. Keine alten Bekannten mit denen er rumschäkern könnte.

Doch auf eine seltsame Art war es auch gut zu sehen, dass Hoseok auch anders konnte als grummelig. Vielleicht sollte sich Taehyung zum Ziel machen auch solche Emotionen bei dem anderen hervor zu rufen? Unweigerlich fragte sich Taehyung, warum er das wollte.

Das führte ihn zu der Frage zurück warum er mitgekommen war.

Seine Füße brannten, er hatte sich an einem Bein trotz Vorsicht die Wade recht böse aufgeschlitzt. Doch es war keine Verletzung mit der es ein bisschen Desinfektionsmittel nicht getan war. Es war nur unangenehm. Unangenehm wie die Frage.

Er hatte keinen Grund.

Jedoch...

Hatte er einen Grund gehabt an seinem Bahnhof zu bleiben?

Taehyung zuckte die Schultern.

Sein Schulterzucken, sein gesamter Gedankensturm blieb unbemerkt. Er war unsichtbar. Zum ersten mal war er in Gesellschaft so unsichtbar wie er es sich immer gewünscht hatte. Ein Wunsch den er häufig auf und ab gebetet hatte, doch nun am meisten verabscheute. Taehyung wünschte sich, es sich nie gewünscht zu haben.

Vielleicht hätte er dann auch Whiskey in seinem Wasserglas.

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