[11]
Jisung PoV
Erschöpft ließ ich mich neben den Älteren ins Bett fallen. Er hatte recht damit gehabt, dass es ein anstrengender Tag gewesen war. Allerdings war er auch ziemlich schön gewesen. Bis auf Jeongin's Streit mit Hyunjin natürlich. Doch der hatte sich im Nachhinein auch geklärt, also hatte ich meinen Job als Streitschlichter gut gemacht.
"Ist da jemand kaputt?", fragte Minho und sah in mein müdes Gesicht.
"Ein wenig. Heute war echt Achterbahn der Emotionen... Das hält ja auf Dauer kein Mensch aus."
Er lachte leicht und Strich mir mit einer Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Du fühlst nicht besonders viele unterschiedliche Emotionen, oder?"
"Nicht wirklich. Und wenn dann hauptsächlich die negativen. Einsamkeit, Trauer, Wut, Hass... Aber hauptsächlich Einsamkeit.", antwortete ich ehrlich. "Nur folgt auf eins meistens das nächste. Erst Einsamkeit, dann Trauer, Hass auf mich selbst und auf andere, aber meistens auf mich selbst, und dann Wut. Irgendwie wechselt es immer zwischen denen hin und her."
"Oh, Jisungie... Wer hat dir das nur angetan?"
"Es ist egal..."
"Sag schon, wer hat meinem Baby wehgetan? Wen soll ich verprügeln?"
"Das ist alles Vergangenheit, Minho. Ich muss nur lernen das alles hinter mir zu lassen, die Gegenwart mit dir zu genießen und angstfrei in die Zukunft zu schauen."
"Jisung, wie geht es dir bei mir?"
"Dumme Frage eigentlich... Bei dir geht es mir gut. Es ist wie als könnte ich das alles endlich zurücklassen und endlich entspannt und sicher sein. Einfach bei dir sein, glücklich sein, geliebt werden... Das ist das Schönste, was ich mir je hätte vorstellen können."
"Komm her, Jisungie."
Minho öffnete ich seine Arme und lud mich dadurch zu sich ein, woraufhin ich ihn nicht lange warten ließ und mich in seine Arme kuschelte. Das Gefühl von Wärme, Zufriedenheit und Sicherheit durchströmte meinen Körper und Minho's Nähe ließ mein Herz höher schlagen. Liebe war wirklich etwas verrücktes. Man gab sich voll und ganz einer anderen Person hin und vertraute auf sie. Und die andere Person tat das Gleiche. Man passte aufeinander auf und sorgte dafür, dass es dem anderen gut ging und das nicht aus Selbstsucht, weil man nach jemandem suchte, den man ausnutzen konnte, sondern weil man diese Person wirklich beschützten wollte. Weil man sie liebte.
"Liebe ist seltsam."
"Aber sie ist schön, oder nicht?"
"Ja, das ist sie definitiv."
"Du solltest versuchen zu schlafen, Ji. Zebrich dir nicht deinen hübschen Kopf sondern ruh dich ein wenig aus."
"Du aber auch."
"Ja, ich auch. Schlaf gut, mein Kleiner und träum etwas schönes."
"Mach ich. Du auch, Min."
Ich schloss meine Augen und spürte ein weiches Lippenpaar an meiner Stirn. Minho hatte mir einen Kuss gegeben.
"Gute Nacht, Jisung."
"Gute Nacht."
Diese Nacht schlief ich ohne die erdrückende Einsamkeit ein. Diese Nacht war da nur Minho, der mich umarmte und in dessen Armen ich Sicherheit gefunden hatte, und ich war mir sicher, dass in diesen Armen mein Zuhause lag.
Als ich aufwachte, schlief Minho noch friedlich und so hatte ich alle Zeit der Welt, um sein Gesicht genauestens anzusehen und vielleicht endlich zu verstehen, was ihn so wunderschön machte, doch irgendwie kam ich jedoch zu keinem Ergebnis. Es war einfach alles an ihm wunderschön.
Sanft legte ich meine Hand an seine Wange und streichelte darüber. Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich seine weiche Haut unter meinen Fingerspitzen fühlte.
Minho begann langsam aufzuwachen und schlug seine Augen auf, weshalb ich meine Hand wieder wegnehmen wollte, doch er nahm einfach seine eigene Hand von meiner Hüfte und legte sie auf meine.
"Guten Morgen, Kleiner."
"Morgen."
"Hast du gut geschlafen?", fragte Minho mit ehrlicher Sorge um mich, was meine Magengegend wieder angenehm kribbeln ließ. Ich nahm meine Hand wieder von seiner Wange und legte stattdessen meinen Arm um ihn.
"Ja, sehr gut sogar. Und du?"
"Ich auch. So gut wie noch nie. Ich glaube, du musst häufiger vorbei kommen, wenn es mich besser schlafen lässt."
"Wenn du mich bei dir haben willst..."
"Minhooooooo", unterbrach uns die weinerliche Stimme von Miran, die in Minho's Zimmer geplatzt kam und zu uns ans Bett ging.
"Was ist denn los, Miran?", fragte er und wir setzten uns beide auf, sodass wir sie sehen konnten.
"Dori hat mich gekratzt und das blutet ganz ganz doll.", antwortete sie und nahm ihre Hand vom Arm, womit sie eine lange blutende Wunde frei gab.
"Das sieht echt nicht gut aus. Sind Mama und Papa da, um sich das anzusehen und richtig zu verbinden?", meinte Minho besorgt und ging näher zu ihr, um es sich genauer anzusehen.
"Nein, die sind nicht da. Minji ist mit Jiseok Frühstück holen. Deshalb bin ich zu euch."
"Min, kannst du mir was zum Blut abtupfen, Desinfektionsmittel und Verbandszeug holen? Ich kann sowas.", fragte ich, woraufhin Minho verschwand und zumindest mit etwas zum reinigen der Wunde und Desinfektionsmittel zurück kam.
"Ich hab keine Verbände gefunden. Was machen wir stattdessen? Pflaster bluten zu schnell durch."
"Steht eins eurer Autos da?"
"Ja schon, aber wir können sie nicht ins Krankenhaus fahren. Ich hab keinen Führerschein."
"Darum geht es auch gar nicht. Im Auto müsste ein Verbandskasten sein, oder nicht?"
"Han Jisung, du bist ein Genie."
Minho verschwand wieder und ich begann Miran's Wunde vorsichtig zu reinigen, damit ich besser sehen konnte, wie schlimm es war.
"Jetzt brennt es gleich einmal kurz, aber das hilft. Versprochen."
"Warum machst du das da drauf, wenn das doch weh tut?", fragte sie.
"Das mache ich, damit keine Bakterien von Dori's Krallen in deine Wunde kommen. Sonst entzündet sich das möglicherweise und das wollen wir ja nicht."
"Oh, okay."
Minho kam mit dem Verbandskasten wieder und gab ihn mir. Ich verband geschickt die Wunde und erhielt dafür beeindruckte Blicke von Minho.
"Wieso kannst du das so gut?"
"Man lernt sowas halt, wenn einen nie jemand zum Arzt bringt. Da sollten wir jetzt aber vermutlich mit ihr hin, damit sich das ein Fachmann ansieht."
"Das sollten wir wohl. Ich ruf schnell meine Mutter an, damit sie Bescheid weiß. Rufst du ein Taxi?"
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