Vorbereitung
Du möchtest ein Buch schreiben? Du hast vielleicht auch schon eine Idee – bist dir aber noch ein wenig unsicher, wie du da vorgehen kannst? Was man alles beachten sollte, und wie viel Arbeit da wirklich dahintersteckt? Nun, genau das möchte ich dir etwas näherbringen.
Zur Erinnerung: Ich bin kein Profi. Ich bin lediglich eine Wattpad-Autorin, die nebenbei studiert, wie man Autorin wird. Dadurch und weil ich bereits eine Geschichte abgeschlossen habe, konnte ich bisher einiges an Erfahrungen sammeln.
Nur weil ich dir diese Tipps gebe, heißt das nicht, dass du allein vom Lesen her schon zu einem besseren Autor/zu einer besseren Autorin wirst. Das Wichtigste ist eigene Erfahrungen zu sammeln und üben, üben, üben. In dem Fall: schreiben, schreiben, schreiben.
Nur so lernt man es, und nur so kann man sich verbessern. Und am besten lernt man aus seinen eigenen Fehlern. Scheue dich also nicht, sie zu machen. Das ist gerade am Anfang unvermeidbar und selbst Profis machen Fehler – dafür haben sie vor der Veröffentlichung Lektoren an ihrer Seite, die ihre Werke wirklich ins beste Licht rücken.
Also immer im Hinterkopf behalten: es ist okay, wenn nicht gleich alles perfekt ist. Das ist schwer, ich weiß. Man möchte sofort alles richtig machen. Mir fällt es auch nicht leicht. Aber mir persönlich hilft immer der Gedanke, dass nichts von meinen Texten in Stein gemeißelt ist und ich jederzeit etwas daran ändern kann, was nicht so gut geworden ist. Vielleicht hilft dir dieser Gedanke auch.
Bevor du überhaupt mit dem Schreiben beginnst, unabhängig davon, welcher Schreibtyp du bist, solltest du dir über ein paar grundlegende Dinge im Klaren sein:
1. Über was möchtest du schreiben?
Thema, z.B. Liebesbeziehung, Rache, Mord, Gerechtigkeit, Moral, Freundschaft, Selbstfindung, etc.
2. In welchem Genre spielt sich dein Thema ab?
Fantasy, Science-Fiction, Romantik, Humor, Horror, Thriller, etc.
In jedem Genre kann man nämlich ein Thema sehr unterschiedlich aufziehen.
3. In welcher Welt und zu welcher Zeit spielt deine Geschichte?
Zukunft, Vergangenheit, Gegenwart, auf einer anderen (erfundenen) Welt, etc.
Bei diesen Punkten ist es wichtig, auf die jeweiligen Gegebenheiten zu achten. In der Vergangenheit (etwa um das 18. Jhd.) gab es noch keine Handys und die Technik, wie wir sie heute kennen. Schreibst du allerdings an einem Science-Fiction Roman, indem „Steampunk" eine große Rolle spielt, so gibt es durchaus ein gewisses Maß an Technik.
»Steampunk fällt damit in den Bereich des sogenannten Retro-Futurismus,[3] also einer Vorstellung der Zukunft aus der Perspektive früherer Zeiten.« – So laut Wikipedia.
Verlasse dich aber nicht ausschließlich bei deiner Recherche auf diese Seite, forsche gerne etwas mehr und gründlicher, das hilft nur deinen Stoff für die Geschichte besser zu verstehen – werde Experte darin.
Das solltest du im Übrigen bei allen Punkten beachten. Wenn du ein umfassendes Wissen über alles hast, dann musst du es nur noch zu Papier bringen. Leider ist das meistens einfacher gesagt als getan. Kommen wir aber zuerst zum nächsten Punkt.
4. Charaktere
Dieser Punkt spricht eigentlich für sich. Was möchtest du für Charaktere in deinem Buch haben? Wie viele sollen die Handlung vorantreiben? Wer ist dein Hauptcharakter? Gibt es vielleicht mehrere Hauptcharaktere? Wie viele Nebencharaktere möchtest du mit einbeziehen?
Wie du deine Charaktere ausbauen kannst, dazu erzähle ich dir im Punkt „Plot" ein wenig mehr.
5. Zeitform und Erzähler
Bevor du loslegst, solltest du dich für eine Zeitform und einen Erzähler festgelegt haben. Das heißt, aus welcher Perspektive möchtest du schreiben?
Grundsätzlich gibt es da verschiedene Möglichkeiten, aber eine Möglichkeit sollte von Vornherein ausgeschlossen werden – es sei denn, du möchtest eine Biographie über dich schreiben. DU bist NICHT die Hauptperson. Im besten Fall sollte das nicht zutreffen.
Ansonsten stehen dir diese Möglichkeiten zur Verfügung:
1. Ich-Erzähler oder teilnehmender Erzähler in der ersten Person
Merkmale: Gedanken, Gefühle, Sinneseindrücke, Blickrichtung geht immer vom Ich aus auf die Welt
Vorteile: Man lernt die Hauptperson sehr gut kennen und kann ihre Handlungen durch Gedankengänge gut nachvollziehen
Nachteile: Man kann schnell den Blick nach außen verlieren, sodass die Welt um die Person „blass" erscheint
2. Beobachtender Erzähler in der ersten Person
Man kann auch sagen, dass der Ich-Erzähler ein passiver Zeuge ist, der das Geschehen sieht und beschreibt. Man kann dabei das „Ich" auch weglassen.
Vorteile: Gut für Schilderungen
Nachteile: Kann auf Dauer monoton wirken, wenn die Person nur am Beobachten ist und selbst nicht handelt – bietet sich für einzelne Kapitel gut an, ist für ein ganzes Buch (meiner Meinung nach) aber eher ungeeignet
3. Interner Erzähler in der dritten Person
Hier steht der Erzähler einen Schritt hinter der Person.
Merkmale: Er/Sie-Perspektive, nur Gedanken und Gefühle der Hauptperson
Vorteile: Die Umgebung kann sehr gut mit einbezogen werden
Nachteile: Man kann den Blick auf das Innenleben der Person schnell aus den Augen verlieren, wenn man sich zu sehr auf die Umgebung konzentriert
4. Externer Erzähler in der dritten Person
Wie beim internen Erzähler in der dritten Person wird hier aus der Sicht einer Person erzählt. Der Erzähler kennt deren Gedanken und Gefühle allerdings nicht, sondern schildert nur ihre Handlungen. Diese Erzählweise bietet sich wie die des beobachtenden Erzählers in der ersten Person eher für einzelne Kapitel an.
5. Auktorialer oder allwissender Erzähler
Mit diesem Erzähler kann man während eines Kapitels die Perspektive wechseln. Dieser Erzähler weiß, wie der Name schon verlauten lässt, alles. Er kennt die Gedanken und Gefühle aller Personen und er weiß in der Regel auch, wie die Geschichte verläuft und endet. Er neigt also dazu viel zu quatschen – das könnte eventuell verwirrend und nervig für den Leser sein.
Viel spannender ist es doch, wenn man als Leser anhand der Handlungen und Beschreibungen herausfinden kann, was die Personen für Ziele verfolgen. Und nicht, wenn man es schon brühwarm serviert bekommt, von einem Erzähler, der ein bisschen zu viel von sich eingenommen ist. Dabei muss der Erzähler nicht einmal der Autor selbst sein, versteht sich.
Der auktoriale Erzähler kann sowohl aus der Ich-Perspektive erzählen als auch aus der Er/Sie-Perspektive. Je nachdem, wie sehr er sich in den Vordergrund drängt.
Eins noch. Du musst dich nicht komplett auf einen Erzähler festlegen. Man kann auch ab und an Kapitel schreiben, in denen der Erzähler wechselt. Das sollte allerdings mit Bedacht geschehen und aus einem triftigen Grund. Einfach willkürlich den Erzähler wechseln, weil man so für „Abwechslung" sorgen möchte – ist mehr als unangebracht.
Kommen wir nun zur Zeitform. Wie beim Erzähler solltest du dich möglichst für eine entscheiden, aus triftigen Gründen kann sie auch mal gewechselt werden. Es muss aber immer zur Situation passen und kann auch hier nicht willkürlich geändert werden. Das sorgt nur für Verwirrung beim Leser.
Grundsätzlich kann man in der Zukunft, Vergangenheit oder Gegenwart schreiben. Wobei Gegenwart und Vergangenheit die häufigsten Zeitformen sind, die beim Lesen und Schreiben bevorzugt als angenehm empfunden werden.
Gegenwart:
(Präsens) Ich schreibe
Vergangenheit:
(Präteritum) Ich schrieb
(Perfekt – vollendete Gegenwart) Ich habe geschrieben
(Plusquamperfekt – vollendete Vergangenheit) Ich hatte geschrieben
Dann sind wir auch schon beim letzten Punkt angelangt.
6. Plot
Hierfür gibt es keine Norm, jeder Autor/jede Autorin handhabt das anders. Es gibt auch Autoren, die gar keinen Plot zusammentragen, sondern drauflos schreiben. Und dann gibt es auch welche, die keinen Plot schreiben, sondern gleich ein Exposé, oder so etwas in der Art.
Grundsätzlich wird in einem Plot oder auch in einem Exposé alles wichtige über die Handlung und Charaktere gesammelt.
Ich zeige dir nun, wie ich meinen Plot zu „Sager" gestaltet habe. Natürlich lasse ich sämtliche Informationen zu meiner Geschichte weg und lege nur die grundlegenden Fragen dar, die ich mir gestellt habe.
Es ist eine Art „Interview", das ich mir zu meiner Geschichte gestellt habe, also eine Ansammlung von Fragen, und ich habe sie dann nach und nach beantwortet.
- Titel/Alternative Titel (für eventuelle Folgebände, oder Arbeitstitel, wenn man sich noch nicht entschieden hat)
- WER tut WAS, WANN, WO, WIE und WARUM?
Bei mir sind an dieser Stelle alle wichtigen Charaktere aufgelistet, bei denen ich die W-Fragen oben detailliert abklappere – das Wichtigste ist immer zu wissen, was für ein ZIEL die Figuren verfolgen, je nachdem handeln sie unterschiedlich
- Der Ort...
...an dem sich die Handlung abspielt
- Der Konflikt/das Problem...
...der/das die Handlung überhaupt ins Rollen bringt
- Erklärungen zu den verschiedenen Wesen
z.B. Aussehen, Merkmale, Verhalten, Entstehungsgeschichte, etc.
- Erklärung zu bestimmten Gegenständen...
...die wichtig für die Handlung sind – bei mir beispielsweise „die Prophezeiung"
- Zusammenfassung der Handlung
Anhand von den verschiedenen Handlungssträngen (d.h. im Zusammenhang mit den Charakteren und ihren Zielen)
Höhepunkte, einschneidende Erlebnisse, Konfliktsituationen, wichtige/entscheidende Ereignisse, etc.
Keineswegs muss die komplette Handlung hier zusammengetragen werden – nur das Wichtigste. Das allein kann schon enorm zur Orientierung beitragen.
Am besten auch alles im Plot stichpunkthaltig beschreiben, so behält man einen besseren Überblick.
- Ende
Was passiert? Wie geht der (große) Konflikt aus? Kann eine Lösung gefunden werden?
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Neben dieser groben Darstellung habe ich weitere Dokumente, in denen ich näher auf die Charaktere und die Welt eingehe.
Charaktere
- Name
- Aussehen (Haarfarbe, -länge und -struktur, Augenfarbe, (Körper-)Figur, Gesichtszüge, Kleidung, besondere Gegenstände, Schmuck, was die Figur immer bei sich trägt, was sie ausmacht, etc.)
- Charaktereigenschaften (z.B. stur, gutmütig, kämpferisch, etc.)
- Fähigkeiten (bietet sich hauptsächlich bei Fantasy an, aber man kann auch alltägliche Fähigkeiten nennen, die der Figur liegen, z.B. gut zuhören, teamfähig, etc.)
- Ziel (Was möchte die Figur erreichen? Und wie will sie es erreichen?)
- Aufgabe (Was muss die Person tun, damit das Ziel erreicht werden kann?)
- Bestimmung (Wer könnte z.B. wichtig für die Person werden? Mit wem geht sie eine Beziehung ein? Kann aber auch anders aufgefasst werden.)
- Alter, Beruf, Vergangenheit, Ängste, etc.
Das alles zählt ebenfalls dazu, auch wie sich die Figur im Laufe der Geschichte entwickelt.
Bei den Charakteren bietet sich an, eine Liste mit Hauptcharakteren, Nebencharakteren und Antagonisten zu erstellen.
Außerdem liste ich noch weitere Namen auf, damit ich für Personen, die nur kurz namentlich erwähnt werden, gleich etwas parat habe. Sammle also auch gerne Namen – es kann nie schaden!
Welt
- Land/Stadt/Kontinent (Name/n)
- Orte (Bezeichnungen, Namen)
- Klimazone/n (Schnee/Eis/Kälte, See/Wasser/Meer/Küste, etc. natürlich gibt es auch Fachbegriffe, aber wozu kompliziert, wenn es auch einfach und schnell auf einen Blick geht?)
- Vegetation (Wald, spezielle Pflanzen, Blüten, etc.)
- Umgebung (Küste/Meer/Buchten/Klippen/Strände/Inseln, etc. eine Sammlung, wie die Umgebung aussehen könnte)
- Finanzielle Lage (Armut, Reichtum, Mittelstand – sowas in die Richtung)
- Rechtslage (Strafen, Vergehen)
- Normen (äußerliche Erwartung, Verhalten, Tabus)
- Sitten (Traditionen)
- Werte (Grundwerte, Persönliche Werte, Materielle Werte)
- (Allgemeiner) Lebensstil
- Geschichte (Vergangenheit, Entstehung)
Für die Welt bietet sich auch an, eine Landkarte zu erstellen – gerade bei Fantasy Büchern ist das sehr beliebt.
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Und dann sind wir auch schon mit dem ersten Thema durch. Von meiner Seite aus zumindest. Du kannst mir gerne in die Kommentare schreiben, wie du bei den verschiedenen Punkten vorgehst und ob dir noch etwas gefehlt hat.
Was für Themen fallen dir spontan noch ein, über die man schreiben könnte?
Wie gehst du beim Recherchieren vor? Welche Seiten nutzt du? Oder besuchst du auch mal die Bibliothek dafür?
Welchen Erzähler verwendest du am liebsten? Kanntest du schon alle aufgezählten, oder waren dir ein paar noch unbekannt?
Welche Zeitform verwendest du am liebsten und warum?
Erstellst du dir einen Plot? Oder schreibst du einfach drauflos?
Wie gehst du bei der Charaktererstellung vor?
Wie gehst du bei der Weltenerstellung vor?
Waren meine Tipps hilfreich? Und was würdest du noch hinzufügen? Worauf könnte ich noch näher eingehen?
Im nächsten Kapitel geht es darum, wie du deine Ideen festhalten kannst und dass du dir dabei eine (eventuell verhasste) Methode aus deiner Schulzeit zunutze machen kannst.
Nächstes Kapitel: Wie halte ich meine Ideen fest?
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