11. Time to say goodbye

Als Lizzy sich vor meinen Augen für das bevorstehende Konzert umzog, konnte ich natürlich nicht wegschauen. Ihre schwarze Unterwäsche fand ich äußerst scharf, genau wie ihre Figur. Die Narbe am Unterbauch störte mich nicht im Geringsten, im Gegenteil, diese unterstrich ihren Sexappeal umso mehr.

Genüsslich beobachtete ich, wie Lizzy sich in eine hautenge schwarze Jeans quetschte und kurz darauf ein schwarzes T-Shirt mit einem weißen U2 Print überzog. Das Outfit wurde durch ein Paar schwarze Stiefeletten mit hohen Absätzen abgerundet, welche vorne spitz zuliefen. 1983 gab es also auch bereits unbequeme Schuhe für Damen aber das war nicht mein Problem. Ich würde nie verstehen, wie man in diesen Dingern laufen konnte aber Lizzy beherrschte das hervorragend. Nachdem sie ihre Lederjacke angezogen hatte, zwinkerte sie mir vergnügt zu und sagte: „Komm, zieh deine Jacke an und lass uns abhauen."

Wir sparten uns das Geld für die U-Bahn, indem wir die Strecke zu Fuß zurücklegten. Wieder einmal stellte ich fest, wie angenehm es doch war, in weiblicher Begleitung durch Londons Straßen zu laufen, ohne von Paparazzi belästigt zu werden. Völlig entspannt marschierten Lizzy und ich Hand in Hand in Richtung Apollo Theatre, während wir uns unterhielten.

„Was machst du denn, wenn du morgen wieder zuhause bist?", wollte sie wissen. „Musst du vor Weihnachten noch arbeiten?"

Angestrengt dachte ich nach, holte aber dann zur Sicherheit mein Handy hervor. Der Terminkalender funktionierte auch ohne Netz, sodass ich nachschauen konnte, was im Jahr 2013 in der Woche vor Weihnachten arbeitstechnisch gesehen noch anstand.

„Wir machen einen Videodreh für unseren neuen Song", erklärte ich freudestrahlend, was Lizzy natürlich wieder laut auflachen ließ.

„Und wo findet der statt?", erkundigte sie sich noch immer lachend.

„Auf der Tower Bridge."

Obwohl wir uns im Jahr 2013 erst im Monat September befanden, waren unsere Termine bis zum Jahresende komplett durchgeplant, denn nichts wurde dem Zufall überlassen.

„Oh cool, vielleicht sollte ich dann hingehen, um mir das Spektakel anzuschauen", zog sie mich auf.

Darauf konnte ich nur schwach lächeln. Es würde noch dreißig Jahre dauern, bis sie dieses Video sehen konnte. Da wir gerade an einer Ampel angekommen waren, welche für die Fußgänger rot zeigte, beugte ich mich zu ihr, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Wir treffen uns beim Videodreh am einundzwanzigsten Dezember 2013, um sechs Uhr abends auf der Tower Bridge."

Mit gespieltem Erstaunen zog Lizzy ihre Augenbrauen nach oben.

„Ist das jetzt ein Date in dreißig Jahren? Also ich werde pünktlich sein!"

„Ich auch", erwiderte ich und strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, während ich in ihre Augen schaute.

Sie lächelte mich vielsagend an, als sie sagte: „Ich bin schon gespannt, wie wir beide dann aussehen werden. Hoffentlich erkennen wir uns noch."

„Bestimmt", erwiderte ich und war mir in jenem Moment sicher, dass ich Lizzys Augen immer wieder erkennen würde, egal wo und wann wir uns über den Weg laufen sollten.

Sogleich rief ich mich gedanklich zur Ordnung. Welche wirren Tagträume hatte ich nur? Morgen stand unser Transfer in das Jahr 2013 an und ich würde Lizzy nie wieder sehen, dessen musste ich mir bewusst werden. Doch nur alleine der Gedanke daran brach mir fast das Herz. Umso bewusster genoss ich den Augenblick, ihre Hand halten zu dürfen, als wir weiter liefen, weil die Ampel auf grün umgesprungen war. Es war nicht mehr weit zum Apollo Theatre, das ließ die Menschenmenge, welche ich sich ebenfalls in diese Richtung bewegte, bereits erahnen.

„Das Konzert ist ausverkauft und ich bin so froh, dass ich Karten bekommen habe"; plauderte Lizzy munter drauflos, als wir endlich an unserem Ziel angekommen waren.

„Wer hat sie dir eigentlich geschenkt?", wollte ich wissen.

„Ich habe sie von meiner Patentante zum Geburtstag bekommen", antwortete sie freudestrahlend.

„Das ist ja cool. Ich mag deine Patentante."

„Ich auch. Und sie meinte zu meinem zwanzigsten Geburtstag würde ich ein besonderes Geschenk verdienen."

Lächelnd erwiderte ich: „Das ist wohl wahr."

Gleichzeitig dachte ich an Theo, mein Patenkind. Gott sei Dank dauerte es noch fast zwanzig Jahre, bis ich vor diesem Problem stehen würde, ihm etwas Besonderes zu seinem zwanzigsten Geburtstag offerieren zu dürfen.

Inzwischen drängten sich immer mehr Leute in Richtung Eingang und wir wurden sogar ein bisschen eingequetscht. Schützend legte ich nun meine Arme um Lizzy, damit ihr nichts passierte und wie immer war es ein schönes Gefühl, ihr so nahe sein zu können.

Erst als wir uns der Absperrung näherten, an welcher die Security stand, ließ ich sie los, damit sie den Gang durchlaufen konnte. Doch vorher musste sich Lizzy, wie alle anderen Konzertbesucher auch, einer Kontrolle unterziehen. Ich merkte, wie es in mir brodelte, als der Security Mensch ihren Körper nach gefährlichen Gegenständen abtastete. Wenn dieser Kerl nicht gleich seine Finger von ihr ließ, würde ich total ausrasten, das wusste ich! Keine Sekunde zu früh vernahm ich jedoch seine Stimme: „Ok, alles in Ordnung", während Lizzy nun einige Schritte vorauslief, um dann auf mich zu warten.

Da ich ein Kerl war, wurde ich noch genauer untersucht, was mich aber nicht störte, denn ich hatte absolut nichts zu verbergen. Der finster dreinblickende Security Guard winkte mich schließlich durch und ich sprintete umgehend zu Lizzy. Ihr süßes Lächeln, das sie mir daraufhin schenkte, nahm mich sofort wieder gefangen.

Mit klopfendem Herzen ergriff ich nun ihre Hand, bevor in auf den Innenraum des Apollo Theatres zusteuerten. Die Halle war schon gut gefüllt, doch wir erkämpften uns Plätze relativ nahe an der Bühne. Das Erste, was mir auffiel, war, dass die Leute rauchten und keiner schien sich daran zu stören. Also musste es wohl erlaubt sein, was mich wirklich erstaunte. In dieser Hinsicht waren die achtziger Jahre wohl um einiges lockerer als unsere Zeit.

„Dürfen die hier wirklich rauchen?", erkundigte ich mich sicherheitshalber bei Lizzy.

Sie schaute mich ganz erstaunt an, als sie antwortete: „Klar, warum denn nicht? Das ist doch ein Konzert, da ist rauchen normal! Ist das in Irland etwa anders?"

Was sollte ich jetzt darauf erwidern?

„Weißt du", sagte ich schulterzuckend, „in der Zukunft ist das verboten."

„Echt? Ich glaube, dann will ich gar nicht alt werden", vernahm ich ihre schelmisch klingende Stimme. Klar, dass sie meine Bemerkung wie immer nicht ernst nahm.

Ich küsste sie leicht auf die Wange, als sie ihren Körper gegen mich lehnte.

„Du wirst bestimmt noch wunderschön aussehen, wenn du mal älter bist", kam es überzeugt von mir, worauf Lizzy leicht errötete.

Als ich für mehrere Sekunden meine Augen schloss, wünschte ich mir, ihr irgendwann noch einmal begegnen zu können, nur um festzustellen, ob ich Recht behalten hatte.

Die laute Musik, welche nun aus den Boxen dröhnte, bevor das Konzert startete, katapultierte mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Hier stand ich mit ihr im Jahr 1983 und der Qualm um uns herum wurde immer schlimmer. Doch das war nicht das Einzige, was ich wahrnahm, denn ein eigenartiger Geruch bereitete sich in unserer Nähe aus. Lizzy schien das nicht zu stören, im Gegenteil. Als einer der langhaarigen Typen, die neben uns standen, ihr eine Zigarette anbot, nahm sie einen kurzen Zug und gab sie ihm wieder. Anschließend verzog sie ihr hübsches Gesicht und hustete ein wenig.

„Alles ok?", fragte ich sogleich besorgt.

„Ja, aber wenn ich gewusst hätte, dass das keine normale Zigarette ist, hätte ich nicht daran gezogen."

„Was?", fragte ich stirnrunzelnd, denn ich fragte mich, was da wohl geraucht wurde.

„Das war ein Joint", klärte Lizzy mich auf, während sie sich schüttelte.

Meine Augen drohten aus dem Kopf zu fallen, so sehr schockierte mich ihre Aussage. Das durfte doch nicht wahr sein! Die Leute kifften tatsächlich auf Rockkonzerten!

„Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Ich meine, es tut ja fast jeder und während Rockkonzerten ganz besonders."

„Wieso kiffen die Leute bei Rockkonzerten mehr als bei anderen?" Ihre Aussage irritierte mich ein bisschen.

Nun lachte Lizzy lauthals. „Man merkt echt, dass du nicht aus einer Großstadt kommst", stellte sie fest. „Es ist eben bei den Rockern beliebt aber keiner, der das Zeug hier raucht, ist süchtig danach. Sie tun es aus Spaß, weil es eben die Atmosphäre besser macht."

„So ein Unsinn!", schnaufte ich. „Du müsstest mal unsere Konzerte im Jahr 2013 erleben, das ist das Rauchen und Kiffen streng verboten und trotzdem haben alle Spaß!"

„Ich sag ja nicht, dass man ohne keinen Spaß haben kann", kam es von Lizzy.

Als der Typ neben ihr sich erneut umdrehte, um Lizzy einen Zug aus der Zigarette anzubieten, drückte ich seine Hand zur Seite.

„Hör bitte auf damit!", forderte ich energisch. „Meine Freundin mag das Zeug nicht!"

Ich hatte tatsächlich meine Freundin gesagt.

Lizzy schaute mich ein wenig erstaunt an, fragte dann jedoch: „Machst du dir etwa Sorgen um mich?"

Als ich nickte, begann sie zu strahlen, umarmte mich fest und sagte: „Du bist total süß! Aber du musst echt keine Angst haben. Ich mache mir nichts aus dem Zeug."

„Das will ich auch hoffen!"

Meine Stimme klang fest und entschlossen. Ich wollte nicht, dass sie sich gesundheitliche Schäden zufügte, denn dafür hatte ich ihr nicht das Leben gerettet. Gott sei Dank schien Lizzy echt nicht auf das Zeug abzufahren und es imponierte ihr wohl, wie ich mich um sie sorgte. Jedenfalls presste sie ihren Körper gegen meinen, legte ihr Arme um meinen Nacken und gab mir einen langen Kuss, der recht leidenschaftlich endete.

„Du bist so ein süßer Kerl, warum kannst du nicht in London wohnen?", seufzte sie, nachdem wir den Kuss beendet hatten.

Das Groteske an dieser Frage war, dass ich tatsächlich in London wohnte, nur in einer anderen Zeit. Manchmal fragte ich mich, wie das Ganze mit der Zeitmaschine überhaupt funktionierte. Es musste eine Art Paralleluniversum geben, das so etwas möglich machte. Vielleicht lag ich aber auch komplett falsch mit meiner Vermutung, wer wusste das schon.

Da ich jedoch jetzt nicht darüber nachdenken, sondern meine letzten Stunden mit Lizzy genießen wollte, konzentrierte ich mich nun auf die Musik der Vorband, die jetzt startete. Die gute Stimmung, welche sofort aufkam, faszinierte mich, denn das Publikum ging wirklich von der ersten Minute an mit. Doch ich wartete sehnsüchtig auf U2, denn ich hatte diese Band noch nie live gesehen und schon gar nicht in den achtziger Jahren.

Doch bevor die irische Band auftreten konnte, musste nach dem Auftritt der Vorband die Bühne umgebaut werden. Währenddessen kaufte ich für Lizzy und mich Getränke, denn wir hatten plötzlich großen Durst.

„Gefällt es dir bis jetzt?", fragte sie mit ihrer liebenswürdigen Art, die ich so an ihr mochte.

„Ja, klar aber wenn U2 spielen werde ich es bestimmt noch besser finden", meinte ich grinsend.

Meine hohen Erwartungen, die ich an die Band und das Konzert hatte, wurden keineswegs enttäuscht. Bereits beim Erklingen der ersten Takte verwandelte sich das Apollo Theatre in einen Hexenkessel, so heiß war die Stimmung. Ich beobachtete Lizzy, die wohl jeden Song auswendig kannte, jedenfalls sang sie kräftig mit und begann zwischendurch zu tanzen. Sie steckte mich prompt an, denn ich konnte nicht mehr still stehen, geschweige denn aufhören zu singen und zu klatschen. Lizzys hübsches Gesicht spiegelte die Freude wider, die sie bei dieser Musik empfand, etwas, was ich nie vergessen würde.

Als Mitglied einer Band sah man bestimmte Dinge, die andere Menschen nicht unbedingt wahrnehmen würden, was die Wirkung der Musik auf das Publikum betraf. Für Lizzy war U2 wie eine Droge, das konnte ich mit Gewissheit sagen. Sie brauchte keinen Alkohol und erst Recht keine Drogen, um auf Touren zu kommen und in ihre eigene Welt abzutauchen.

Die Stimmung im Konzertsaal erreichte ihren Höhepunkt, als die Band das Lied Sunday bloody sunday spielte, einen Song, der mich schon immer begeistert hatte, obwohl dieser dreißig Jahre alt war. Es war so unglaublich, das alles miterleben zu dürfen und irgendwie war ich dankbar dafür. Niemand in der Zukunft würde mir diese Erinnerungen nehmen können.

Als das Konzert nach zwei Stunden und drei Zugaben endete, waren Lizzy und ich durchgeschwitzt und atemlos aber gleichzeitig unheimlich glücklich. Wir standen noch eine Weile in der Halle, welche sich langsam leerte und ich legte meine Arme um sie.

„Es war toll", flüsterte ich ihr ins Ohr. „Danke, dass du mich mitgenommen hast."

„Du hattest es verdient", antwortete sie und küsste mich anschließend auf den Mund.

Als wir kurze Zeit später das Apollo Theatre verließen, war es irgendwie selbstverständlich, dass ich Lizzy nach Hause begleitete, um auch bei ihr zu schlafen. Im West End angekommen, stellte sie jedoch fest, dass sie ihre Schlüssel wohl vergessen hatte.

„Oh Mist, ich habe meinen Schlüsselbund oben im Zimmer gelassen", seufzte sie laut, um dann die Klingel zu betätigen.

Doch niemand öffnete und auch Pauls roter Lockenkopf tauchte nicht am Fenster auf. Lizzy betätigte insgesamt fünf Mal hintereinander die Klingel, jedoch ohne Erfolg.

„Mist, was soll ich jetzt bloß machen?", seufzte sie vor sich hin.

Für mich stellte sich diese Frage überhaupt nicht, denn mir war klar, dass ich sie nicht auf der Straße stehen lassen konnte.

„Ganz einfach, du kommst mit mir nach Knights Bridge", sagte ich und nahm ihre Hand.

Es war mir ziemlich egal, dass ich ein Zimmer mit Harry teilte, denn es ging ja schließlich um einen Schlafplatz für Lizzy und ich hatte außerdem nicht vor, in dieser Nacht über sie herzufallen.

„Aber..., bist du dir sicher, dass das ok geht? Ich meine, es ist doch Liams entfernter Verwandter, wo ihr gerade wohnt."

„Ach, der hat schon nichts dagegen", meinte ich zuversichtlich.

So kam es, dass wir fünf Minuten später in einem Taxi saßen, welches uns später direkt vor Peters Heim absetzte. Nachdem ich den Fahrer bezahlt hatte, half ich Lizzy beim Aussteigen, bevor wir gemeinsam zur Haustür liefen. Dort angekommen, wollte ich auf die Klingel drücken, da ich keinen Schlüssel besaß, doch dann fiel mir plötzlich ein, dass Damenbesuch eigentlich gar nicht erlaubt war. Peter hatte diese Regel ganz zu Anfang erwähnt und jetzt erinnerte ich mich wieder daran.

Aber ich würde mich darüber hinwegsetzen, egal welche Konsequenzen sich daraus ergeben sollten. Lizzys Wohlergehen war mir wichtiger als alles andere und ich war bereit, jegliche Strafe dafür auf mich zu nehmen. Doch zunächst musste ich mir einfallen lassen, wie wir möglichst ungesehen in das Haus gelangen konnten.

„Was ist denn, Niall?", hörte ich Lizzys leise Stimme, die merkte, wie ich nachdenklich vor der Tür verharrte.

„Ich hab keinen Schlüssel und möchte nicht alle aus dem Schlaf reißen, verstehst du?", murmelte ich vor mich hin, während ich darüber nachdachte, wie ich das Problem lösen sollte.

Doch dann kam die Erleuchtung. Blitzschnell lief ich in den Vorgarten, bückte mich, hob einen kleinen Stein auf und warf diesen gegen das Fenster zu meinem und Harrys Zimmer. Das Spiel wiederholte ich mehrere Male, jedoch ohne Erfolg. Lockenköpfchen schien wie so oft, tief und fest zu schlafen. Dann musste ich es eben bei den anderen probieren. Gleich nach dem Wurf des ersten kleinen Steins erschien Liams Gesicht am Fenster, welches er sogleich öffnete.

„Bist du das Niall?", fragte er verwundert.

Eigentlich hatten wir ja ausgemacht, dass ich bei Lizzy übernachten sollte, deshalb fand ich seine Frage mehr als nur gerechtfertigt. Trotzdem konnte ich mir eine sarkastische Antwort nicht verkneifen.

„Nein, hier ist ein irischer Leprechaun".

Liam murmelte irgendetwas vor sich hin, schloss anschließend das Fenster und kurze Zeit später wurde uns die Haustür geöffnet. Als er Lizzy erblickte, die neben mir stand, sagte Liam zunächst nichts. Doch als wir dann gemeinsam die Treppe nach oben stiegen, flüsterte er mir zu: „Hoffentlich gibt das keinen Ärger, wenn du eine der Regeln verletzt."

„Ist mir schnuppe", wisperte ich zurück, ergriff nun Lizzys Hand und zog sie in Richtung unseres Zimmers.

„Gute Nacht, Liam und danke, dass du uns hereingelassen hast", flüsterte ich meinem Freund noch zu, bevor ich die Tür hinter uns schloss.

Dann atmete ich erst mal tief durch. Diese Hürde hatten wir wohl problemlos geschafft. Mein Blick fiel nun auf Harry, der immer noch im Tiefschlaf lag und dessen braune Locken unter der Decke hervorschauten.

„Wir müssen leider das Zimmer mit ihm teilen", wisperte ich ins Lizzys Richtung.

„Das ist doch nicht schlimm. Ich bin ehrlich gesagt nicht davon ausgegangen, dass jeder von euch ein eigenes Zimmer hat", flüsterte sie zurück.

Ach die Mädchen in den achtziger Jahren waren so herrlich unkompliziert!

Nachdem wir uns bis auf die Unterwäsche ausgezogen hatten, legten wir uns auf die Matratze und krochen gemeinsam unter meine Decke. Es fühlte sich gut an, sie neben mir liegen zu wissen, ihre Körperwärme zu spüren und das Vertrauen, welches sie mir entgegenbrachte. Ich wusste, dass ich sie wirklich vermissen würde. Mit diesem Gedanken in meinem Kopf hauchte ich ihr einen Kuss auf die Lippen und schlief bald darauf ein.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, lag Lizzy noch schlafend in meinem Arm. Sie sah so unglaublich süß aus, dass ich nicht widerstehen konnte und ihr einen Kuss auf den Mund drückte. Langsam, fast in Zeitlupe, öffnete sie ihre blauen Augen und begann dann zu realisieren, wo sie sich befand.

„Wie spät ist es denn?", murmelte sie vor sich hin.

Ich griff nach meinem Handy, um ihre Frage zu beantworten.

„Viertel nach neun."

Mittlerweile hatte ich festgestellt, dass Harry bereits aufgestanden war und somit Lizzy bereits gesehen haben musste. Ich musste in mich hineingrinsen, als ich mir sein erstauntes Gesicht vorstellte. Bestimmt saß er gerade mit den anderen Jungs entweder im Nachbarzimmer oder beim Frühstück und sie lästerten, was Lizzy und ich wohl noch so alles angestellt hatten, während Harry im Tiefschlaf neben uns lag.

Lizzy gab mir plötzlich einen Kuss und sagte: „Ich verpasse zwar einen Teil meiner Vorlesungen aber das ist mir egal, denn vor Weihnachten passiert sowieso nicht mehr viel in der Uni."

„Gute Einstellung", erwiderte ich grinsend, denn somit mussten wir uns auch nicht allzu sehr beeilen.

Gerade als wir uns .fertig angezogen hatten, öffnete sich die Tür und meine Bandkollegen kamen hereinspaziert.

„Guten Morgen ihr zwei, habt ihr gut geschlafen?", fragte Louis mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

„Ja, das haben wir", antwortete ich, während Lizzy nur nickte.

Die Gesichter von Harry, Liam, Louis und Zayn ließen erahnen, dass sie wussten wie ich mich fühlte, denn heute hieß es Abschied nehmen. Von Lizzy auf jeden Fall, aber vielleicht auch von Zayn, wenn es mir nicht gelingen sollte, die glitzernde grüne Kugel einzufangen. Die ganze Last lag auf meinen Schultern, dies wurde mir gerade wieder bewusst und es ließ mich unruhig, aber auch traurig werden. Es war ausgerechnet Zayn, der die ganze Atmosphäre plötzlich auflockerte.

„Wisst ihr was, ihr beiden", meinte er an Lizzy und mich gewandt, „ich zeichne jetzt ein Bild von euch, dass Lizzy als Andenken behalten darf."

„Kannst du das denn?", fragte sie erstaunt und ihre blauen Augen strahlten.

„Zayn kann toll zeichnen, das wirst du schon sehen"; erwiderte ich freudig überrascht.

„Setz dich auf Nialls Schoß, ich hole in der Zwischenzeit Papier und einen Kohlestift", meinte Zayn und verschwand anschließend aus dem Zimmer.

„Wo hat er das denn her?", fragte ich verblüfft.

„Das hat er vor einigen Tagen gekauft. Du weißt doch, dass Zayn nicht ohne einen Zeichenblock leben kann", antwortete Liam grinsend.

Kurze Zeit später kehrte Zayn mit den genannten Utensilien zurück und begann sofort mit seinem Werk. Lizzy saß auf meinem Schoß, ihren Kopf an meine Schulter gelehnt, währen dich einen Arm um ihre Taille gelegt hatte. Wir schauten beide in Zayns Richtung und bemühten uns, die gleiche Haltung und die gleichen Gesichtsausdrücke zu behalten. Da Zayn jedoch ein geübter Zeichner war, stellte er innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes ein wunderschönes Bild her. Bevor er dieses Lizzy übergab, signierte er es sogar. Zayn Malik, 19.12.1983, stand in der unteren rechten Ecke. Dieses Bild würde in dreißig Jahren ein Vermögen wert sein. Ob Lizzy es wohl so lange aufbewahren würde?

„Danke, Zayn", sagte sie mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht, als mein Bandkollege ihr die Kohlezeichnung überreichte.

Auch ich warf nun einen Blick darauf und musste zugeben, dass er uns beide sehr gut getroffen hatte.

„Das ist echt super geworden", lautete mein zufriedenes Urteil.

„Ja, und so hat Lizzy wenigstens ein Bild von dir", sagte Zayn mit einem Augenzwinkern.

Wie konnte er nur so fröhlich sein? Er wusste doch gar nicht, ob er wieder mit uns in das Jahr 2013 zurückreisen durfte. Eines stand für mich in jener Sekunde fest: Ich würde alles tun, um die Kugel für Zayn zu fangen.

„Ich glaube, wir gehen dann mal, damit die beiden sich in Ruhe voneinander verabschieden können", meinte Louis mit einem Blick auf die Uhr.

Anschließend sagten alle Lizzy Lebewohl und verließen dann das Zimmer. Ein dicker Kloß saß in meinem Hals, als ich sie anschaute. Das süßeste und liebevollste Mädchen, das ich jemals getroffen hatte. Ich wollte sie nicht gehen lassen, doch eigentlich war ich es, der gehen würde, zurück in die Gegenwart.

Meine Hände umfassten vorsichtig ihr schmales Gesicht und als ich ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund drückte, spürte ich ein Brennen in meinen Augen. Gleichzeitig schmeckte ich Lizzys salzige Tränen, denn sie weinte ebenfalls.

„Niall", hörte ich sie flüstern, „bitte versprich mir, dass wir uns irgendwann sehen."

Was sollte ich nun darauf antworten? Ich wollte ihr kein Versprechen geben, dass ich nicht einhalten konnte aber ich wollte sie auch nicht enttäuschen und in dem Glauben lassen, dass sie mir egal war und ich sie nur benutzt hatte. Dafür bedeutete sie mir zu viel.

Vielleicht würden wir uns erneut begegnen, im Jahr 2013 oder später. Als ich darüber nachdachte, fiel mir ein, dass ich dann berühmt sein würde. Die ganze Welt kannte One Direction, somit würde Lizzy mich zumindest im TV sehen. Dieses Versprechen konnte ich ihr geben und so sagte ich mit zitternder Stimme: „Du wirst mich wieder sehen, versprochen."

Anschließend versanken wir in einem leidenschaftlichen Kuss, der nicht enden wollte. Der Duft ihres Parfums stieg in meine Nase, ich würde es wohl nie vergessen, wie gut dieses roch. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns voneinander und ich brachte sie noch nach unten bis zur Haustür. Eine letzte Umarmung, ein letzter Kuss war alles, was ich ihr noch geben konnte.

„Pass auf dich auf", flüsterte ich ihr ins Ohr, denn ich hatte ihr Leben gerettet, weil ich sie für mich ein wertvoller Mensch war. Und ich wollte, dass sie ein glückliches Leben führte, auch ohne mich.

„Komm gut zurück nach Irland", vernahm ich nun ihre leise Stimme.

Dann strichen ihre Finger ein letztes Mal durch mein Haar. Wir lösten uns nun voneinander und als sie ging, winkte sie mir zu. Genau so wollte ich Lizzy in meiner Erinnerung behalten.

„Niall, kommst du jetzt endlich! Wir müssen uns mit dem Frühstück beeilen!"

Es war Harrys Stimme, die mich zurück in die Wirklichkeit holte, um mir zu sagen, weshalb wir eigentlich hier waren. Ich hatte am heutigen Tag eine sehr wichtige Aufgabe zu erfüllen. Einem Menschen, der mir sehr nahe stand, eine Reise in die Gegenwart zu ermöglichen. Genau das wollte ich auch tun, obwohl mich diese Reise von Lizzy entfernen würde. Aber ich hatte keine andere Wahl.

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Ohweh, die beiden mussten Abschied nehmen. Ob Niall es wohl schafft, die Kugel für Zayn zu fangen?

Hat euch der Abend ds Konzerts gefallen?

Und was haltet ihr von dem Bild, das Zayn für Lizzy gemalt hat?

Danke für eure lieben Kommentare!

LG, Ambi xxx

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