3. Kapitel

Am nächsten Tag werde ich von einem leichten Rütteln an meiner Schulter geweckt. "Camilla?" "Noch fünf Minuten Mom..." Die Person beginnt zu lachen. Langsam beginnt mein Gehirn zu begreifen was hier los ist. "Xavier?" "Ja", sagt dieser und muss wieder lachen. Ich seufze schlage mir die Hand gegen die Stirn. "Wenn du pünktlich zum Frühstück willst, solltest du jetzt aufstehen", sagt er noch etwas kichernd. Ich stehe murrend auf. Nach einer schnellen Dusche ziehe ich mich schnell um und föhne meine Haare so schnell es geht. Ich binde mir meine Haare zu einem Zopf und trete dann wieder ins Zimmer zu Xavier. "Meinetwegen können wir los", sage ich und lächele ihm zu.

Xavier begleitet mich zum viereckigen Hof, wo die meisten Schüler essen, sich unterhalten und ab und zu laut lachen. "Drinnen gibt es das Essen. Aber wenn es so schön ist wie heute essen die meisten draußen", erklärt er mir und ich nicke. Nachdem ich mir haufenweise Pancakes auf meinen Teller geladen habe, folge ich Xavier zu einem Tisch an dem schon drei Leute sitzen. Ich betrachte sie interessiert. Mir gegenüber sitzt ein Junge mit eine Beanie auf dem Kopf und braunen Augen, die das Mädchen schräg gegenüber von ihm mustern. Dieses hat blonde, knapp schulterlange Haare mit blauen und pinken Spitzen. Auch sie mustert den Jungen unauffällig.

"Und du bist also ebenfalls neu hier?", schreckt mich die fröhliche, laute Stimme eines Mädchens aus meinen Gedanken. Die Blondine hat sich von dem Jungen mit der Beanie abgewandt und schaut stattdessen mich an. "Ja genau. Ich bin Camilla" stelle ich mich vor. Sie hält mir enthusiastisch ihre Hand hin. "Enid Sinclair.", stellt Enid sich vor und ich schüttele ihre Hand. "Wednesday ist auch erst vor kurzem hier angekommen", beginnt sie weiterzureden und deutet auf das Mädchen hinter sich. Es hat schwarze, zu zwei Zöpfen geflochtene Haare und dunkle Augen die mir gleichgültig entgegenblicken. Ihre Uniform ist, anders als die der anderen, schwarz weiß. "Hallo", begrüße ich Wednesday doch diese sitzt weiterhin regungslos da. Gruselig.

"Ich bin übrigens ein Werwolf", unterbricht Enid die unangenehme Situation, "Also eigentlich noch nicht ganz aber...OMG bist du das Mädchen das Gedanken lesen kann? Neben Wednesday bist du das Gesprächsthema Nummer Eins hier!", Ich blicke etwas überfordert zu Xavier herüber, welcher nur mit den Schultern zuckt. Auch das schwarz-weiße Mädchen, Wednesday, blickt nun interessiert zu mir herüber.

Etwas überfordert stammele ich: "Ja...also...ja ich kann Gedanken lesen" "Echt jetzt? Das will ich bewiesen bekommen!", sagt Enid, "Versuch mal ihre Gedanken zu lesen" Sie deutet auf Wednesday. "Wag es ja nicht...", droht diese, doch da habe ich schon meine Augen geschlossen und beginne meine Finger hin und her zu bewegen.

Als ich die Augen wieder öffne sehe ich vor mir einen Jungen mit braunen Haaren und einer Brille, welcher die Hand in Richtung Wednesday ausgestreckt hat. Diese scheint an einen Baum gefesselt zu sein. Plötzlich stürmt ein...ja ein blaues Monster ins Bild und wirft den Jungen um. Dieser beginnt panisch zu schreien und ich verlasse so schnell es geht Wednesdays Gedanken.

Zurück in der Realität blicke ich sie etwas verstört an. "Und?", fragt Enid gespannt. "Deine Familie?", frage ich zu Wednesday gewandt. Diese scheint erst etwas verwirrt und nickt dann. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich sollte ihre Gedanken lieber für mich behalten. Und das liegt nicht nur an dem Killerblick den sie mir zuwirft.

Nachdem wir alle aufgegessen haben, beginnt mein erster Schultag. Zuerst gibt es den sogenannten "Kraftkontrolle" Unterricht. Dort werden wir zuerst in verschiedene Gruppen aufgeteilt. Ich gehöre zu der der Hellseher. Auch Xavier gehört ihnen an und wenn ich mich nicht irre auch Wednesday.

Unser Lehrer Mr. Torres ruft mich zuerst auf. "Camilla könntest du uns bitte deine Kräfte erklären und warum sie so schädlich für dich sind?" Ich räuspere mich und beginne dann zu erzählen: "Also ich kann Gedanken lesen, Telekinese und die Gefühle anderer Leute fühlen, wenn ich sie in irgendeiner Art und Weise berühre. Aber wenn die Gefühle sehr stark sind, ist es öfter vorgekommen, dass ich in Ohnmacht gefallen bin. Und ich denke, deshalb bin ich hier" Mr. Torres nickt und auch die anderen erzählen ein bisschen was über sich.

Es gibt einen Jungen, der in Gedanken in die Vergangenheit reisen kann und ein Mädchen welches Psychometrie beherrscht. Sie sieht also, wenn sie Gegenstände berührt, was mit ihnen getan wurde. Außerdem eine handvoll Leute die entweder in die Zukunft oder in die Vergangenheit schauen können. Zu ihnen gehört auch Wednesday. Ich muss sie nach dem Unterricht unbedingt auf ihre komischen Gedanken ansprechen. Doch erst mal muss ich den Kraftkontrolle Unterricht heil überstehen.

"Fangen wir mit dir an Camilla", sagt Mr. Torres zu mir, nachdem sich alle vorgestellt haben, "Versuche Xaviers Gedanken zu lesen. Und du Xavier versuchst sie nicht in deinen Geist zu lassen. Verstanden?" Ich und Xavier nicken. Ich forme ein stummes: "Tut mir leid" mit meinen Lippen und beginne in seinen Geist einzudringen. Xavier versucht wirklich mich mit aller Kraft aus seinen Gedanken rauszuhalten. Doch schlussendlich schaffe ich es.

Ich sehe wieder den Jungen mit den braunen Haaren und der Brille, welcher schon in Wednesdays Gedanken rumspukte. "Rowan was ist das?", ertönt Xaviers Stimme. Er hält ein aufgeschlagenes Buch in der Hand. Die Doppelseite zeigt ein Bild von einem Mann, welcher einen Stab in der Hand hält, und seine Hand austreckt. Vor ihm steht ein Mädchen mit zwei geflochtenen Zöpfen. Die beiden kämpfen anscheinend. Der Ort, an dem sie stehen scheint der viereckige Hof zu sein. Doch alles brennt. Und außerdem steht da im Hintergrund noch ein Mädchen. Nein...

"Warst du etwa an meinen Sachen?! Das geht dich überhaupt nichts an!", ruft der Junge mit der Brille wütend und wirft Xavier gegen die Wand. Plötzlich werde ich ruckartig nach hinten gezogen.

Ich fasse mir an den Kopf und öffne die Augen. Ich liege auf dem Boden. Xavier muss mich aus seinen Gedanken geworfen haben. "Gut gemacht", sagt Mr. Torres und lächelt uns beiden zu, bevor er mit den anderen weitermacht. Ich kann es immer noch nicht so ganz glauben. Wieso hat Xavier mir das verschwiegen? Ich meine es wäre nicht so wichtig gewesen, wenn da nicht dieses Mädchen wäre...

Meine Gedanken werden von der Klingel unterbrochen, die den nächsten Unterricht verkündet. Und ehe ich mich versehe, ist der Schultag auch schon vorbei und wir haben nun Freizeit. Ich suche den viereckigen Hof nach Xavier ab, doch der ist nirgends zu sehen. Auch über Gedanken ist er nicht zu erreichen. Dafür läuft Wednesday gerade mit Enid in Richtung Ophelia Hall. Mit der muss ich mich ja auch noch unterhalten. Ich hole die beiden schnell auf.

Ich tippe ihr leicht von hinten auf die Schulter. "Wednesday?" Diese dreht sich ruckartig um. "Mach das nie wieder.", knurrt diese. "Ich...wollte mit dir reden...wegen..." Wednesday scheint zu verstehen was ich meine, und bedeutet Enid schonmal vorzugehen. Sie führt mich zu einer ruhigen Ecke, verschränkt die Arme vor der Brust und schaut mich erwartend an.

"Was zur Hölle war das in deinen Gedanken?! Dieses Monster und der Junge...", platzt es aus mir heraus. "Du kannst es also wirklich.", erwidert Wednesday nur. "Denkst du ich tue nur so?", frage ich etwas verletzt. Darauf antwortet Wednesday nicht. Doch sie beginnt mir die ganze Geschichte zu erzählen.

Also. Wednesday wollte aus der Stadt und vor der Schule fliehen. Dafür hat sie irgendeinen Normie um Hilfe gebeten. Auf dem Thanksgiving Fest der Stadt war die perfekte Gelegenheit dazu, doch dann hatte sie eine Vision von dem Jungen mit der Brille, Rowan. Dieser ist in den Wald gelaufen und sie ist ihm gefolgt. Dort hat sie ihn gewarnt und wurde von ihm mit seinen telekinetischen Fähigkeiten an den Baum gedrückt. Rowan zeigte ihr die Hälfte des Bildes, welches ich auch in Xaviers Gedanken gesehen habe und meinte, dass sie wohl die Schule zerstören würde und er sie deswegen töten müsste. Doch dann kam dieses Monster und hat ihn getötet. Jedoch tauchte Rowan gestern wieder in der Schule auf, weswegen ihr keiner glaubte. Rowan wurde aus irgendeinem Grund der Schule verwiesen und Wednesday wollte jetzt herausfinden, was hinter der ganzen Sache steckte. Zumindest wenn ich es richtig verstanden habe.

"Vielleicht kannst du mir helfen. Deine Fähigkeiten scheinen dafür ja sehr nützlich zu sein", sagt Wednesday zu mir. "Wie genau meinst du das?", frage ich sie, obwohl ich es mir schon längst denken kann. "Du wirst Xaviers Gedanken lesen. Er als Rowans ehemaliger Mitbewohner wird wohl am meisten über ihn wissen", sagt diese, als wäre es schon längst beschlossene Sache. Ich lache kurz auf. "Denkst du wirklich das geht so einfach? Erstens sehe ich in den Gedanken der Menschen nicht das was ich sehen will, sondern das über was sie gerade nachdenken. Und zweitens nein. Xavier und ich sind Freunde. Ich werde nicht einfach ungefragt in seinen Geist eindringen, um irgendwelche Informationen zu beschaffen, von denen wir noch nicht einmal wissen, ob er sie besitzt."

Wednesday scheint etwas wütend darüber zu sein, dass ich ihr nicht helfen will. Doch in ihrem nahezu emotionslosen Gesicht, ist das nur sehr schwer zu erkennen. "Dann werde ich mir meine Informationen eben selbst beschaffen", sagt sie monoton wie immer und geht.

Doch obwohl ich es nicht zugeben will, glaube ich wirklich das Xavier noch irgendwas verheimlicht. Was? Keine Ahnung, aber ich werde es herausfinden...

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