Chapter 16
Das restliche Wochenende verging elendig langsam und da ich alleine war, hatte ich viel Zeit mir den Kopf zu zerbrechen.
Um auf andere Gedanken zu kommen ging am Sonntag Morgen direkt zu meinem Vater und kümmerte mich dort um den Haushalt, allerdings machten seine Beschimpfungen meine Gemütslage nicht sehr viel besser. Als ich in den Kühlschrank sah, stand noch eine halb gefüllte Auflaufform vom Vortag dort. Ich nahm an, dass Zyriak sie gestern vorbeigebracht hatte. Ich beeilte mich und machte mich zügig vom Acker, um mich wieder ins Bett zu verkrümmeln.
Ich fühlte mich um ehrlich zu sein Hundeelend. Mein Kopf pochte und ich war die ganze Zeit über totmüde.
Das größte Problem war allerdings, dass ich kein Essen mehr im Haus hatte und die Geschäfte geschlossen waren. Deshalb saß ich auch noch zusätzlich mit knurrendem Magen da und versuchte so viel wie möglich zu schlafen um den Tag irgendwie rumzubekommen.
Gegen Nachmittag klopfte es an meiner Wohnungstür. Ich lag im Bett und starrte mit leerem Blick an die Decke, nicht einmal im Ansatz aufzustehen und zu öffnen.
"Ares? Wir hatten noch was vom Mittagessen übrig, hab mir gedacht, dass du vielleicht noch was haben willst.", Zyriaks Stimme veranlasste mich dazu, die Bettdecke noch ein Stück höher zu ziehen und dem Eingang den Rücken zuzuwenden.
"Ich stell's dir vor die Tür...", Ich hörte, dass er noch ein paar Minuten dort stand und darauf wartete, dass ich mir die Mahlzeit reinholte. Was erhoffte er sich? Dass ich ihn hinein bitten würde, wenn ich ihn vor der Tür stünden sähe? Bestimmt nicht.
Nach einigen Minuten hörte ich dann ein frustriertes Seufzen und seine Schritte, die langsam leiser wurden.
Ich hatte nicht vor die Mahlzeit anzunehmen, aber nach einer guten Stunde hielt ich meinen knurrenden Magen nicht mehr aus. Ich stand auf, öffnete die Wohnungstür und blickte auf einen kleinen Topf, an dem ein kleiner Zettel klebte.
'Tut mir leid.' stand drauf.
Ich nahm den Zettel ab und knüllte ihn zusammen. Ich brauchte diese Entschuldigung nicht, auch wenn sie mir irgendwie ein schlechtes Gewissen einjagte. Ich war in der Regel nicht die Person, wegen der sich andere Leute schlecht fühlten.
Dass Zyriak sich jetzt scheiße fühlte, sollte mich eigentlich kalt lassen, tat es aber nicht.
Ich schüttelte den Kopf und ging mit dem Topf zusammen wieder in die Wohnung zurück um einen Bissen zu essen. Es war der Rest Suppe von gestern und ich konnte nicht sagen, wie erleichtert ich war, endlich etwas im Magen zu haben. Danach riss mich erneut eine Welle der Müdigkeit in einen traumlosen Schlaf hinein.
Im Endeffekt wusste ich nichtmal ob ich mich ins Bett gelegt, oder noch am Tisch gesessen hatte.
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Ein lautes Geräusch riss mich aus einem Alptraum. Mein Atem ging schwer und ich hatte Schmerzen im Brustkorb, als ich leicht panisch nach Luft rang.
Ich öffnete die Augen und erkannte, dass ich auf dem Boden neben einem umgekippten Stuhl lag, der Topf stand noch auf dem Tisch aber sonst fiel mir im ersten Moment nichts außergewöhnliches auf.
"ARES!", Es hämmerte laut an der Tür. Ich stemmte mich auf alle Viere und ließ mich zurückfallen, so dass ich auf meinen Versen saß. Das T-Shirt, das ich trug, war nassgeschwitzt und klebte an meiner Haut.
Zitternd stand ich auf und zog mir schnell ein paar trockene Sachen an, währenddessen hämmerte es weiter an meiner Wohnungstür und Zyriaks Stimme schallte durch den ganzen Flur. Wer hatte ihn überhaupt in den Hasuflur gelassen? Er musste bei den Nachbarn geklingelt haben.
Ich ging zur Tür und blieb davor stehen. Sollte ich ihm öffnen oder mich nur durch das Türblatt hindurch unterhalten? Oder einfach umdrehen und mich wieder hinlegen? Aber dann würde er nicht mit dem Gehämmer aufhören. Ich nahm mir also den Schlüssel, und schloss auf. Dann öffnete ich die Tür einen Spalt breit und blickte ihn an. Es war im Prinzip die gleiche Situation, wie bei ihm zuhause. Nur, dass ich ihn diesmal nicht reinlassen würde.
"Was willst du?", Fragte ich heiser und räusperte mich um das Kratzen loszuwerden.
"Was ich will?! Wir haben Dienstag Mittag, du hast die erste Prüfung verpasst und bist seit Sonntag nicht aus dem Haus, um ehrlich zu sein...", er hielt Inne und musterte mich, auf seiner Stirn zeichneten sich nun tiefe Sorgenfalten ab.
"Hast du Fieber?", Fragte er nachdem wir uns einige Minuten lang angeschwiegen hatten und ich zu verdauen versuchte, dass schon Dienstag war. Noch während ich den Blick geistesabwesend auf den Türrahmen gelegt hatte, stieß Zyriak die Tür auf und schloss sie hinter sich wieder.
"Das ist Hausfriedensbruch.", Sagte ich und versuchte meine letzte Energie zusammenzukratzen um ein wenig aufgebracht zu klingen, aber ich klang einfach nur fix und fertig. Ich wollte die Tür wieder öffnen um ihn rauszuschmeißen und drehte mich grade von ihm weg, da packte er mich mit einer Hand am Oberarm, die andere kompromisslos auf meine Stirn gelegt. Ich versuchte mich loszureißen und er ließ mich.
"Zieh dir was an, wir fahren zum Arzt.", Befahl er mir und nahm meine Jacke von der Garderobe.
"Ich gehe nirgendwo hin.", Murmelte ich und schlurfte wieder Richtung Bett, doch Zyriak hielt mich erneut am Arm fest.
"Du verglühst förmlich. Ich geh nicht das Risiko ein, dass du dir eine Lungenentzündung geholt hast."
"Wieso? Weil du es Schuld sein könntest?", Diese Worte spuckte ich förmlich aus und rümpfte die Nase leicht. Ich sah, dass ich ihn damit getroffen hatte und er presste die Lippen stumm zusammen. Dann deutete ich auf die Tür, "Verschwinde Zyriak, ich komm klar."
"Wenn du nicht freiwillig mitkommst, zerr' ich dich mit. Du gehst zu Arzt, ob du willst oder nicht."
"VERPISS DICH ENDLICH.", schrie ich ihn schließlich an. Ich war fertig mit den Nerven und wusste nichtmal warum. Tränen brannten in meinen Augen und die ganze Scheiße der letzten Tage kochte wieder hoch. Ich fühlte mich so dreckig und wollte einfach nur schreien, weil er mich nicht inruhe ließ.
"Hau einfach ab, bitte.", Sagte ich kraftlos und mit abgewandtem Blick, doch er rührte sich noch immer nicht von der Stelle. Ich hörte das Rascheln von Stoff, als er meine Jacke zurück hing und dann wieder in Richtung Tür trat, an der ich zittrig stand und darauf wartete, dass er ging. Ich ließ den Blick abgewandt, damit er nicht sah, wie beschissen es mir grade ging. Er blieb vor mir stehen und bewegte sich wieder nicht von der Stelle. Grade als ich ihn erneut auffordern wollte zu gehen, trat er vor und zog mich wortlos in eine Umarmung.
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