Kapitel 9

Der erste Schock ist der Auslöser dafür, dass ich es nicht schaffe, rechtzeitig wegzulaufen. Diese eine Sekunde hätte mich retten können, wenn ich einfach schnell zur Seite gesprungen wäre. Ich hätte mit Newt dann schnell weglaufen können, auf die Lichtung. Unser Tag im Labyrinth wäre dann zwar zu Ende, aber immerhin hätten wir es dann dennoch geschafft, einem Griwer unbeschadet zu entkommen. Als ich mich allerdings bewegen kann, ist es schon zu spät. Ich spüre den Griff der Spikes um Bein und wie sich mich so fest umklammern, dass ich weiter in diesen Spalt gezogen werde. „Shit!", fluche ich und halte mich am Rand des Spaltes fest, während ich versuche, mein Bein freizubekommen. Doch keine Chance, der Griff ist so fest, dass ich rein gar nichts machen kann. „May, was ist das?", fragt Newt mich panisch und greift auch gleich nach meinem Handgelenk, um mich zu sich ziehen zu können. In der ersten Millisekunde denke ich, dass es klappt, doch dann werden die Schmerzen in meinem Fuß so stark, dass er loslässt. Ich höre einen Schrei voller Schmerz. Er stammt von mir. Was wird nun passieren? „Newt, laufe weg, zurück auf die Lichtung! Wenn der Griewer mich erst einmal erledigt hat, wird er bei dir dasselbe tun. Lauf weg, solange du es noch kannst! Ich befehle es dir!" Ich kann auf keinen Fall riskieren, dass er wegen mir in diese Situation mit hineingerät. Meine Aufgabe als Anführerin ist es schließlich auch, die anderen zu beschützen und sie nicht mit in so etwas hineinzureißen. Er soll zurück zu den anderen. Sonya wird sie hier schon rausbekommen, ich vertraue ihr mein Leben an. „Ich werde dich hier nicht alleine lassen, ich werde diesen Griewer besiegen und wir beide werden hier zusammen weggehen!" Ich bin über seien Leichtsinn erstaunt. Er weiß noch nicht, dass es unmöglich ist, gegen einen Griewer anzukommen. Und ich spüre, dass ich immer weiter nach innen in den Spalt gezogen werde. Gleich werde ich es nicht mehr schaffen. Die Schmerzen werden immer stärker, ich spüre, wie sich die Spikes immer enger um meinen Knöchel schließen. Ich könnte schreien, solche Schmerzen habe ich. Warum kann mich dieser Griwer nicht einfach in Ruhe lassen? Warum muss ich in diesem verdammten Labyrinth gefangen sein? „Newt! Ich als Anführerin befehle dir, dich sofort zurück auf die Li..." Weiter komme ich nicht, da mich in dieser Sekunde ein starker Ruck erfasst und ich schneller als ich es registrieren kann, ins Innere des kleinen Spalts gezogen werde. Ich schreie wieder auf, während mich ein moderiger Luft umgibt und ich fast würgen muss. Ich kann mich keinen Millimeter bewegen, da der Griff des Griewer viel zu stark ist. Meine Hände gleiten an der nassen und feuchten Wand hinab, ich finde keinen Halt, meine Hand sackt immer weiter nach unten. Ich breche auf dem feuchten, moderigen Boden völlig zusammen, während ich das Rattern des Griewers vernehme, zusätzlich zu meinem panischen, schnappenden Atem. Ich habe solche Panik! Ich kann hier und jetzt doch nicht einfach sterben! Ich habe solche Angst! Auf einmal zucke ich zusammen und krümme mich auf dem Boden, da die Schmerzen noch viel stärker werden, als sie bisher schon sind. Eine Spitze wird in mein Bein gerammt, wie wenn man mir eine Riesenspritze verabreichen würde. Der Schmerz, er ist unerträglich. Es tut so weh. Alles spannt sich in mir an und ich zucke, wie wenn mich ein Elektroschock erreichen würde. Ich will einfach nur, dass es aufhört. Für eine Millisekunde geht es mir besser, da ich spüre, wie der Griewer seinen Spike entfernt, doch direkt danach sind auch schon die Nachwirkungen zu spüren und zwar mehr als deutlich. Ich japse, um Luft zu bekommen, doch es tut sich in meinen Körper nichts. Ich fühle mich, wie wenn ich in jeder Sekunde ohnmächtig werden würde. Das wäre wirklich auch besser, da ich dann wenigstens diese Schmerzen loswerden würde, die jede Sekunde schlimmer werden. Schlimmer und schlimmer. Der Griewer ist ja noch lange nicht fertig mit mir, das ist erst der Anfang von allem gewesen. Er wird mich komplett zerstören und ich werde dann irgendwann endlich sterben könne, dann werden zumindest die Schmerzen verschwunden sein. Ich bekomme einen Stein in die Seite, der mich schwach zusammenzucken lässt. Ich kann zwar fast nicht mehr nachdenken, doch er kommt von draußen. In der nächsten Sekunde fliegt schon der nächste Stein nach drinnen und ich höre, dass er den Griewer trifft. Mehr Steine folgen und scheinen alle ihr Ziel zu treffen. In der nächsten Sekunde packen mich starke Arme unter den Achseln und ich werde über den Boden geschleift. In Richtung Licht und somit auch Ausgang. Als ich wieder in der Sonne bin, kneife ich meine Augen schnell zusammen, da mich die Sonne so blendet. Ich werde um eine Ecke geschleift und dann losgelassen. Mehr bemerke ich nicht wirklich, da ich total benebelt bin von den Schmerzen in meinem Bein. „May, bist du wach?" Eine Hand wedelt vor meinen Augen hin und her und ich erkenne ganz schwach Newts Umriss. „Hör zu, ich werde dich jetzt tragen, wir müssen schnell von diesem Griewer wegkommen. Wehr dich nicht, ich weiß, dass du Schmerzen hast und deswegen werde ich dich auch nicht stützen, das würde auch zu lange dauern. Wir müssen schnell hier weg. Deswegen trage ich dich." Ich bin ihm so dankbar, obwohl ich nicht alle Wörter wirklich verinnerlichen kann. Auch, wenn es mir nicht passen würde, ich hätte jetzt gar nicht die Kraft, ihm zu widersprechen. Somit lasse ich mich einfach von ihm hochheben und schlinge meine Arme dann um seinen Nacken. Ich bin nicht bei mir und weiß nicht wirklich, was hier geschieht, doch ich weiß, dass ich mich in seiner Nähe gut fühle und ihm auch vertraue. Ich weiß, dass er mich sicher zurück auf die Lichtung bringen wird und daran habe ich gar keinen Zweifel. Ich hoffe jetzt nur, dass ich wieder gesund werde, nach dem, was der Griewer mir angetan hat. Ich dämmere weg ...

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