39. Home

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Gegen Mittag verlasst ihr das Motel. Wanda wirkt noch etwas unsicher, lässt sich aber nicht beirren und will zurück zu ihrer Mutter. Ob es ihr da besser gehen wird, weißt du nicht.

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Als ihr an der Straße seid, hebst du die Hand und rufst ein Taxi. Es ist viel los auf den Straßen, doch eins hält fast sofort. Du öffnest die Tür und hältst sie Wanda auf. Sie schlüpft hinein, schließt die Tür und du gehst zur anderen Seite. Als ihr beide sitzt, fragt der Fahrer, wo es hingehen soll. Gerade, als Wanda antworten will, sagst du: „Geenas Cucina, bitte." Wanda schaut dich etwas verstört an. „Was denn, bevor wir zu deiner Mutter fahren", fängst du an, „werden wir erst mal ausführlich Frühstücken." 

Der Fahrer sieht dich durch den Rückspiegel an: „Bei Geena? Gute Wahl, die Sandwiches sind ein Traum." 

Du deutest mit den Händen nach vorne: „Da hörst du es." Sogar der Fahrer ist sichtlich begeistert.

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Ein paar Minuten später seid ihr da. Du bezahlst den Fahrer, während Wanda neben dem Taxi auf dich wartet. Dann geht ihr zum Diner, du hältst ihr die Tür auf und tretet ein. Tina sieht dich sofort und begrüßt dich. An ihrem Blick kannst du erkennen, dass sie neugierig ist, wer das „Mädel" neben dir ist. Sie weist euch einen Tisch zu, etwas versteckt in der Ecke, denn es ist brechend voll. Sie entschuldigt sich kurz, kommt dann nach ein paar Minuten zurück.

„So, ihr zwei Hübschen, ich bin Tina. Aaron kennt mich ja bereits", sagt sie, „aber erst mal willkommen bei Geenas." 

„Tina, das ist Wanda, ich fahre sie heute zu ihrer Mutter", sagst du, „dachte mir dann, mit leerem Magen? Das konnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren." 

Sie lacht: „Ha, dann seid ihr hier genau richtig. Moment, ihr beide wart doch schon einmal hier?" 

Du nickst: „Stimmt!" 

Dann reicht sie euch die Karte, die Wanda eindringlich studiert. 

„Braucht ihr einen Moment?" Will Tina wissen. 

„Ja, ich denke schon", stellst du fest, „aber deine Spezialmischung kannst du uns zweimal bringen!" 

Da zwinkert Tina dir zu und Wanda guckt dich nur mit großen Augen an. 

„Vertrau mir", sagst du nur.

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Nachdem Wanda sich nicht entscheiden konnte, welches Sandwich sie essen soll, fragt sie dich mehrfach, beschließt dann, sich dir anzuschließen, also alles wie immer. Als Tina dann kommt, stellt sie euch den Kaffee hin und nimmt eure Bestellung entgegen.

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Als Wanda das erste Mal am Kaffee nippt, werden ihre Augen immer größer. 

„Alter, was ist das denn?" 

Breit grinsend antwortest du: „Nur Kaffee!" 

Sie hat dein Grinsen jedoch bemerkt: „Du Arschloch!" 

Erstaunt siehst du sie an: „Bitte, was?" 

„Ich wusste nicht, dass der sooo gut ist!"

„Na ja, ich schon." 

Als Tina das Essen serviert, ist sie genauso begeistert. Sie kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Nachdem ihr gegessen habt, bezahlst du bei Tina und nach einem kurzen Plausch verlasst ihr das Diner.

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Nachdem ihr mit dem Taxi am Hotel ankommt, lauft ihr über den Parkplatz zum Hintereingang. Wanda ist anzusehen, dass es ihr nicht gut dabei geht. Sie ist immer stiller geworden, sagt kaum noch ein Wort. Dann bleibst du etwas zurück, hältst sie am Arm. Sie dreht sich um und schaut dich an. 

„Wanda, ich weiß, was da oben passiert ist", sagst du, „ich bin hier, was auch immer passiert." 

In ihren Augen sammeln sich Tränen, aber sie weint nicht. Ohne ein Wort zu sagen, nimmt sie dich in den Arm. Dann atmet sie tief durch und ihr geht ins Hotel.

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Ihr seid im Fahrstuhl. Dieser 'Pingt', das Penthouse, ist erreicht. Marla wurde scheinbar schon informiert, da sie auf der Ledercouch sitzt und euch erwartet. Wanda schluckt einmal, dann tritt sie aus dem Fahrstuhl. Du folgst ihr. Da räuspert Marla sich, ohne euch eines Blickes zu würdigen. 

„Da seid ihr also", sagt sie schließlich. 

Wanda beißt die Zähne zusammen: „Ja, 'Home Sweet Home'!" 

Doch ihre Mutter ignoriert das: „Setz dich bitte zu mir!" 

Du wirst nicht dazu aufgefordert, also bleibst du stehen und lehnst dich an die Wand. Erwartungsvoll schaut Marla ihre Tochter an, doch sie sitzt neben ihr und schaut teilnahmslos weg. Du bist gespannt, wer den ersten Schritt machen wird, doch es herrscht nur Stille. Dir kommt The Sound Of Silence in den Sinn, wie gut der Text in die Situation passt. Doch dann ergreift Marla das Wort.

„So, abhauen, mal wieder!" 

Als diese Worte bei Wanda ankommen, sieht man, wie es in ihr hochkocht, doch Marla fängt erst an. 

„Das kannst du ja so gut", sagt Marla, „jedes Mal, wenn du Verantwortung übernehmen sollst, kommen von dir nur Sprüche, die einen zur Weißglut treiben." 

Du schaust auf Wanda, sie bekommt rote Wangen, sieht noch immer weg. Aber sie bleibt weiterhin still. Du kennst sie jetzt schon etwas, bist überrascht, dass sie das so lange durchhält. 

Marla sieht das nicht, sie macht unbeirrt weiter: „So habe ich dich nicht erzogen, du hattest immer alles." Sie hört nicht auf und macht einfach weiter: „Du wirst hier irgendwann alles übernehmen! Du legst ein solches Verhalten an den Tag, aber das ist der Dank?" 

Dann ist es vorbei, du siehst Wanda. Ihr hochroter Kopf verheißt nichts Gutes, doch es ist zu spät, es bricht aus ihr heraus.

„Der Dank", schreit sie. „Oh, ja, ich danke dir. Für meine nicht vorhandene Kindheit!" Sie wird immer lauter: „Die soziale Isolation, ohne Freunde." 

Marla schüttelt den Kopf, doch jetzt ist Wanda dran. 

„Ich hatte nie Freunde, meine engste Vertraute war das Kindermädchen und der Privatlehrer", sie steht auf, „den du nach Feierabend für deine Zwecke genutzt hast." 

Marla verschränkt die Arme ineinander. 

„Ihr habt mich hier eingesperrt, mein ganzes Leben lang", sie schüttelt den Kopf. „Bis ich 18 wurde, seit einem knappen Jahr, erkenne ich erst, was Freiheit heißt!" 

Marla sitzt mit verschränkten Armen da: „Dass ich nicht lache, du hattest hier alles, ich habe dir alles gekauft, was du haben wolltest." 

Auf einmal lacht Wanda höhnisch: „Gekauft, ja. Das ist alles, was du kannst, mit deiner Macht und Geld protzen." Sie läuft vor der Couch auf und ab, während Marla seelenruhig auf der Couch sitzt. „Weißt du, was wirklich wichtig ist? Aber ich denke, DU wirst es nicht wissen." 

Ihre Mutter sieht sie böse an: „Na, dann kläre mich doch auf, andere Kinder träumen von deinem Leben." 

Doch Wanda hätte lieber ein leben wie diese anderen Kinder: „Andere Kinder wissen, was wirklich wichtig ist!" 

Dann steht auch Marla auf, beide liefen aufeinander zu. „Ach und du weißt das?" 

Wanda starrt ihre Mutter an: „Liebe!" 

Marla bleibt einen Moment regungslos stehen. 

„Geborgenheit, Nähe. Eltern, die immer für sie da sind?" 

Ihre Mutter sieht sie an und sagt kein Wort. 

„Genau, das ist es", Wanda bleibt auch stehen, beide bauen sich direkt voreinander auf. „Du warst nie eine Mutter, du warst kalt. Ich war nur dein Ballast, den du zum Kindermädchen geschickt hast." Ihr laufen Tränen vom Gesicht: „DU hattest nur dich im Kopf, deine Arbeit, Macht und Geld. Ich wurde abgeschoben, wann immer es passte. Eine richtige Mutter habe ich noch immer nicht", führt sie aus, „erst jetzt, da ich mich nicht mehr einsperren lasse, fängst du an." 

Wanda schreit ihre Mutter an: „Jetzt bin ich dir alt genug, dass du etwas mit mir anfangen kannst. Jetzt willst du mich als Nachfolgerin aufbauen!"

Doch dann reicht es Marla scheinbar und sie schreit zurück: „Ist dir mal in den Sinn gekommen, dass ich dich als Kind davor beschützt habe?" 

Doch Wanda ballt ihre Fäuste. „Als Kind hätte ich eine Mutter gebraucht", ihre Tränen rinnen über ihre Wangen. „Als ob ich nicht mitbekommen hätte, welche Machenschaften überall vonstattengehen." 

Marlas Augen scheinen sie zu durchbohren: „Dafür nimmst du dir jetzt das Recht, dass du dir in Clubs und was weiß ich wo, soviel Alkohol und Drogen zu dir nimmst, dass man dich nur noch halb tot, nach Hause bringen kann?" 

Sie zuckt mit den Schultern: „Es ist mein Recht, zu leben, ohne sich in irgendwelche Rollen drängen zu lassen. Das erste Mal, dass ich lebe und ausbrechen kann, aus dem Gefängnis hier. Hast du mich jemals gefragt, was ich will?"

Als Marla das hört, siehst du, wie sie fast explodiert und die Fäuste mit aller Kraft zusammengeballt. Dann gehst du dazwischen, stellst dich genau zwischen die beiden, beide schnaufen noch immer. Du versuchst sie zu beruhigen. 

„Ich weiß nicht, was das hier bringen soll!" 

Du hältst beide Hände hoch und versuchst, dass sie sich etwas besinnen: „Ihr habt sicher beide Fehler gemacht, aber so bringt das nichts." 

Zuerst wendest du dich an Wanda: „Wanda, es wäre ratsam, wenn du einen Gang zurückschaltest und nicht versuchst, alles Verpasste im Eiltempo nachzuholen. Diese unruhige Energie könnte sowohl deinen Körper als auch deinen Geist schaden. Lass dir Zeit!"

Dann wendest du dich an Marla: „Und Sie sollten sich mehr um ihre Tochter kümmern, die man NIEMALS schlagen darf. Es geht nicht immer alles nur ums Geschäft." 

Wanda schreit nur einmal laut auf und stampft mit den Füßen auf die Erde. Dann dreht sie sich um und verschwindet in ihrem Zimmer. Du hörst noch, wie die Tür knallt. Marla setzt sich dann wieder hin. 

„Ich denke, das wäre dann alles", sagt sie kühl. Du nickst ihr zu und gehst, mehr kannst du hier heute nicht ausrichten.

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Du verlässt das Hotel und beschließt, zu deiner Wohnung zu laufen. Die Luft wird dir guttun, es ist viel passiert und du hast keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Je mehr "Projekte" ihr startet, desto mehr Stress wird es bei Marla und Wanda geben.

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