36. Showtime

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Um 14:22, fährst du auf den Parkplatz des Empire State Building. Du stellst den Motor ab und schaust zu June. Sie ist verdächtig still geworden, hat die ganze Fahrt über nicht ein Wort gesagt. Das ist untypisch, sogar für sie. Sie ist recht blass und guckt nur starr nach vorne.

„Alles okay?", willst du wissen. 

„Ja, ja..", antwortet sie knapp.

Das ist eine Lüge, das siehst du ihr an, du musst etwas tun. Du streichst ihr über die Wange, sie dreht sich zu dir und schaust ihr tief in die Augen: „June, wir schaffen das! Ach, ich meine Janis!"

Da muss sie lächeln. Sie schaut dir wieder energischer in die Augen und Atmet tief durch, dann stimmt sie dir zu: „Wir schaffen das!"

Dann steigt ihr aus, die Handschuhe sitzen noch. Ihr holt eure Taschen, setzt die Brillen auf und macht euch auf den Weg zum Haupteingang.

Du öffnest die Tür und lässt June, äh Mrs. Joplin, vorbei schlüpfen.

Also geht ihr zusammen zur Information und du ergreifst das Wort. Der Lehrling scheint heute etwas nervös zu sein.

Dort sitzt ein nicht sonderlich motivierter Mitarbeiter, dem man sichtlich anmerkt, dass ihm die ganzen Besucher auf den Geist gehen.

„Hallo, Gebäudesicherheit, Lewis. Das ist Mrs. Joplin. Wir sollen hier heute das Dach auf Sicherheit, Notausgänge, etc. prüfen." 

Er guckt euch argwöhnisch an: „Haben Ihre Eltern zu viele Woodstock Filme gesehen?"

„Bitte, was?" Fragst du nach. 

Er winkt ab: „Schon gut."

Dann greift er zum Telefon und berichtet, dass zwei von der Sicherheit da wären. Nachdem er aufgelegt hat, wendet er sich euch zu: „Der Kollege kommt gleich! Einen Moment bitte."

„Alles klar, danke", sagst du.

Ihr geht etwas zurück und wartet.

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Nach einiger Zeit kommt aus einem der Fahrstühle ein junger Mann im Anzug auf euch zu. Er hat einen Brief in der Hand und kommt auf euch zu. Er liest von dem Brief ab: „Mrs. Joplin und Mr. Lewis, von der Gebäudesicherheit?" Er schaut euch an. 

Du trittst vor: „Ja?" 

Dann erzählt er weiter: „Tull, mein Name. Herzlich willkommen. Bitte entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten. Nur ist hier heute die Hölle los." Er deutet auf die Vorhalle und die ganzen Leute, die hoch wollen: „Folgen sie mir bitte."

Ihr folgt dem Mann. Doch während ihr ihm hinterher lauft, beugt sich June vor und flüstert dir ins Ohr, ob sein Vorname wohl Jethro sei. Du musst grinsen, doch ihr müsst Schritt halten, er legt ein ordentliches Tempo vor.

Er geht zu einem Personalaufzug, für den man eine Schlüsselkarte benötigt. Dann steigt ihr ein. „Dieser Aufzug ist schneller, der Touri-Aufzug hält eine Etage eher. Dann müssten sie den Rest über die Treppe hochlaufen."

Du fragst nach: „Wie ist die Tür nicht abgesperrt?" 

Dann führt er aus: „Nur in eine Richtung, diese Notfall Tür nach unten muss ja immer offen sein." 

Du nickst: „Ah, ja, genau. Sie bekommt man nicht so schnell. Test bestanden." 

Er lächelt: „Na, was denken Sie? Sie kommen von der Sicherheit, da dachte ich schon, dass sie mich testen werden." 

Du grinst: „Ha, ja, guter Einwand."

Als ihr das oberste Stockwerk erreicht, steigt ihr aus und geht zur Tür gegenüber.

Er sagt: „Hier trennen sich unsere Wege, aber Sie sollten das ja kennen." Er deutet auf die Tür neben euch. „Dort geht es raus, rechts ist eine Treppe. Sie führt hoch bis zu den Antennen. Also mich würde keiner auf das Drahtgestell rauf bekommen. Aber das ist ja ihr Job." Leichte Arroganz ist in seinem Blick zu sehen. „Hinter mir, hinter der Tür ist die Treppe nach unten, da Sie die sicher kontrollieren wollen, brauchen Sie mich ja nicht mehr."

Du fragst nach: „Was meinen Sie?" 

Er zeigt seine Karte: „Wegen des Fahrstuhls und der Karte?" 

„Ach so, ja, ich denke, das wird nicht nötig sein. Wir müssen die Notausgänge prüfen, dann gehen wir über die Notfalltreppe!"

Er wendet sich langsam ab: „Gut, melden Sie sich bitte, wenn es etwas Gravierendes gibt, ansonsten melden Sie sich einfach unten ab. Ich muss zu einem Meeting."

Er schaut auf seine Uhr. Dann verabschiedet ihr euch und er verschwindet. Soviel zum Thema entschleunigen.

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June sieht dich an: „Sind dir die Kameras aufgefallen, Aaron?" 

Du nickst: „Ja, hier über der Tür auch."

Dann wird dir klar: „Daher mit Cap und Sonnenbrille!"

Du stellst dich unter die Kamera, in den toten Winkel. Dann holst du dein Handy raus und schreibst Steve.

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A: Steve, wir sind drin. Aber hier sind überall Kameras.

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S: Sie sind an, ja aber zeichnen nicht auf. Das habe ich ausgeschaltet, als ihr losgefahren seid. Eine lächerliche Firewall könnte ein Noob überbrücken.

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Es ist irgendwie komisch, normale Nachrichten von Steve zu erhalten. Das stottern, ist zu seinem Markenzeichen geworden. Nur in seinen Nachrichten, da schreibt er natürlich normal. Trotzdem komisch.

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A: Dann ist es also belanglos?

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S: Ja, ihr solltet trotzdem vielleicht nicht direkt in die Kameras sehen.

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A: Alles klar.

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Im nächsten Moment zeigst du June die Nachrichten. Du merkst, dass sie nach und nach lockerer wird. Wie der Druck von ihr abfällt. Dann öffnet ihr die Tür und geht nach draußen.

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Gemeinsam stellt ihr etwas fest. „Windig hier...", sagt June. 

„Ja, durchaus", gibst du ihr Recht.

Ihr schaut euch um. Als ihr an der Dachreling steht, merkt ihr erst, wie hoch es hier ist.

Unsicher sieht June dich an: „Wie machen wir das denn jetzt?"

Du überlegst: „Wir sollten sie mit dem Wind fliegen lassen, um sie möglichst weit zu verbreiten." 

Dann schaust du dich um: „Da, die Ecke, da pfeift der Wind vorbei." 

Sie nickt: „Gute Idee!"

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June stellt sich an die linke Ecke, du in die rechte. Dann holt ihr die Wechselkleidung aus den Taschen und die Flyer heraus. Zum Glück sind sie zusammengebunden. Klamotten wieder rein und dann geht's los. Dabei stellt ihr fest, dass es sich zwar um 500 DIN-A4-Seiten handelt. Pro Rucksack sind die Flyer aber im DIN-A5-Format auch zurechtgeschnitten. Somit 1000 Flyer pro Rucksack, da ist weniger scheinbar doch mehr.

Ihr schaut euch an, die Flyer Pakete auf der Reling, die Schleifen Schnüre in der Hand. 

„Bist du bereit?" Du schaust zu June, noch immer nervös, hält sie die Schnüre in der Hand. „Okay, auf drei!"

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„Eins"

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„Zwei"

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„Drei"

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Ihr zieht an den Schleifen.

Im nächsten Moment fliegen hunderte, nein, ziemlich genau eintausend Flyer auf New York.

Es sieht aus, als würde es schneien. Einen Moment bleibt ihr stehen. June kommt zu dir und lehnt sich an deine Seite. Du nimmst sie in den Arm und ihr verharrt hier ein paar Sekunden, doch ihr müsst euch beeilen, packt eure Sachen und verschwindet. Es geht wieder runter ins Treppenhaus.

Du mahnst zur Eile: „Los, schnell, wir müssen uns umziehen."

Als ihr an der Notfalltreppe ankommt, reißt ihr die Taschen auf und holt die Kleidung raus. Keine Zeit die Toilette zu suchen, das muss schneller gehen, also aus dem Blaumann heraus, June ist bereits soweit. 

Doch da fällt dir etwas auf: „Hey, das kenn' ich doch!" Sie trägt den BH, den ihr gekauft habt, als ihr zusammen shoppen wart. 

Doch ihr: „Schnauze", bringt dich zum Lachen.

Auch sie muss lachen, als sie in der neuen Unterwäsche vor dir steht. Getragen sieht sie eindeutig besser aus. Schwarz, mit Spitze und Trägerlos. Der String sitzt sehr tief, wird dieser Hüftschnitt sein, überlegst du.

June zieht eine schwarze Jeans an. Da auch sie sehr eng sitzt, springt sie ein paar Mal. Dann ist sie schnell drin, jetzt noch schnell ein schwarzes Guns 'n Roses Top drüber und fertig. Du hast deine schwarze Jeans und eines der neuen Hemden auch nur schnell übergeworfen.

Nahezu zeitgleich seid ihr fertig. Während sie ihre Schuhe anzieht, packst du die Blaumänner und Junes Tasche in deine. Dann wirfst du sie auf deinen Rücken und trägst sie mit den Schlaufen wie ein Rucksack.

Dann schaust du zu June, sie nickt dir erneut zu. Der Personalaufzug setzt sich in Bewegung. Jetzt muss es schnell gehen, sie haben erkannt, dass ihr die Flyer losgelassen habt. Ihr geht zur Tür, zum Glück haben sie sich an die Sicherheitsvorschriften gehalten. Denn sie ist nicht abgeschlossen; schnell verschwindet ihr dahinter. Du hörst noch, wie der Fahrstuhl ankommt. Leise schließt du die Tür und hoffst, dass sie zuerst aufs Dach gehen.

Schnell rennt ihr die Treppen runter; an der Tür angekommen, wartet ihr kurz. Du öffnest sie nur einen kleinen Spalt. Da siehst du schon den Trubel, wie alle zu den Fenstern und aufs Dach rennen. Das ist eure Chance, schnell öffnet ihr die Tür. Zügig mischt ihr euch unter die Menge und steht mittendrin. Dann hörst du, wie sich hinter eurem Rücken die Treppenhaustür öffnet. Ihr dreht euch nicht um und wartet, bis sie wieder im Fahrstuhl verschwinden.

Als sich die erste Menschentraube zum Fahrstuhl bewegt, schließt ihr euch ihnen an. Auf dem Weg nach unten hält er noch ein paar Mal. Es steigen immer mehr Menschen zu. Unten angekommen, steigen alle aus und eilen nach draußen. Du greifst nach Junes Hand, dass ihr euch, in dem ganzen Gedränge, nicht verliert.

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Die Angestellten laufen auch umher, haben aber keine Möglichkeit, den Überblick zu behalten. Dann seid Ihr draußen.

Dort erwartet euch ein ungewöhnliches Bild. Der Verkehr kommt zum Erliegen, ganz New York steht. Die Stadt, die niemals schläft, hat scheinbar eine Pause-Taste. Als du nach oben schaust, siehst du sogar Helikopter kreisen. Während noch immer Flyer runter segeln. Die Leute heben den Flyer auf und lesen, was geschrieben steht.

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Wir sind da, wenn die Polizei wegsieht.

Wir sehen die Machenschaften der Reichen hinter unserem Rücken.Wir stehen auf, lassen uns das nicht gefallen.Wir sind das Volk, wir sind mächtiger, als ihr sie glauben!

Wacht auf!

'W'

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Die ersten Reporter sind da, halten den Flyer in die Kamera. Ziel erreicht könnte man sagen. June fällt dir um den Arm, ihr lacht. Der Druck lässt nach, man merkt, wie sich die Anspannung löst. Ihr schlendert an den Leuten und Reportern vorbei, Richtung U-Bahn.

Voller Adrenalin lacht June dich an: „Das war der Hammer! Machen wir das nochmal?"

Das Glück platzt aus June heraus. Dir gefällt es, sie so glücklich zu sehen. Das sah vorhin noch ganz anders aus.

Du grinst sie an: „Ich denke, das war erst unser zweiter Streich. Da wird noch mehr kommen."

Sie lächelt dich an: „Wir sind ein gutes Team, das hat Spaß gemacht."

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Ihr erreicht die Bibliothek nach einiger Zeit. June redet immer noch, wie ein Wasserfall, und ist total aufgedreht. Als ihr den Pausenraum betretet, rennt June gleich in Jules Arme, der davan sichtlich überrascht ist, dass er beinahe das Gleichgewicht verliert. Was bei seiner Statur durchaus verwunderlich ist.

Du schaust zu Talia, sie grinst dich an: „Hat alles funktioniert?" 

Du nickst: "Keine Probleme", kannst du nur antworten. "Ich sehe auch, dass deine Anrufe, die bei der Presse, funktioniert haben."

Sie lächelt, anscheinend liebt sie es, wenn ein Plan funktioniert. 

Doch dann meldet sich Steve und hält die Hand hoch: „W-wir sind L-live!"

Steve sitzt vor einem Fernseher, den haben sie rein gerollt. Es ist ein rollbares Regal, mit einem TV obendrauf. Wird sonst wahrscheinlich für Schulungen oder Vorträge benutzt.

Aus den TV-Nachrichten ist Folgendes zu hören:

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Flyer fliegen vom Empire State Building, der Verkehr wurde lahmgelegt, was soll uns diese Nachricht sagen und das Wichtigste:

Wer ist dieser "W"?

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Steve klatscht in die Hände, es hat alles funktioniert, was ihr euch vorgenommen habt. Das wird ihnen weh getan haben. 

Doch dann schaut Talia Jules an: „Jules, wo warst du vorhin? Du bist vorhin eine halbe Stunde weggefahren und erst seit 10 Minuten wieder hier!"

Jules schaut Talia an, macht sich groß und baut sich vor allem auf. Plötzlich herrscht Totenstille.

„Du willst wissen, wo ich war?
Nun, das will ich dir zeigen!"

Er dreht sich um, verlässt den Raum. Keiner traut sich überhaupt Luft zu holen. Dann kommt er zurück.

Er hat 3 Familien-Pizzen auf der einen Hand. Sie dampfen sogar noch, sind in den 10 Minuten also nicht zu sehr abgekühlt. In der anderen Hand hat er ein 6er-Träger Bier.

Dann lacht er: „Ich dachte, das haben wir uns heute verdient."

Alle müssen lachen und ihr feiert das bisher Erreichte.

Als du auf die Kartons schaust, kannst du Geenas Cucina lesen. Du musst lachen, heute ist ja Pizza-Tag!

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Es wurde eine lange Nacht, alle lagen sich in den Armen. Ihr wart so glücklich wie lange nicht mehr.

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...dann klingelt dein Handy!

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