11. Was soll ich tun?

. . .

Der nächste Tag beginnt. Du wachst in deinem Bett auf, das Handy zeigt 8:23.

Du stehst auf, willst dir einen Kaffee machen, auf der Küchenablage liegt noch der Zettel mit Junes Nummer. Gut, dass du sie nochmal aufgeschrieben hast, denn in deiner Handfläche, ist von der Nummer nicht mehr viel übrig. Nachdem du das Wasser heiß aus der Mikrowelle nimmst, brühst du deinen Kaffee auf.

Während er durchläuft, gehst du duschen und ziehst dich an.

. . .

Als du wieder in die Küche gehst, um deinen Kaffee zu trinken, fällt dir auf, dass wieder ein Brief auf dem Boden liegt.
Es muss wieder jemand da gewesen sein.

Du hebst ihn auf und öffnest ihn.

. . .
Guten Morgen,
ich erwähnte bereits, dass ich ihre Dienste heute wieder in Anspruch nehmen werde.
Bitte erscheinen Sie um 15:00, im Central Park, am Alexander Hamilton Monument.
Sie werden dort erwartet.

B.
. . .

Na, was kommt jetzt?
Zumindest hast du so noch etwas Zeit.
Du könntest einkaufen fahren, jeden Tag Essen fahren, so gut Geenas auch ist, es wird irgendwann zu teuer.
Außerdem bist du dann berechenbar.

. . .

Nachdem du ein paar Lebensmittel gekauft hast, kannst du zumindest morgens schnell frühstücken.
Du hältst du noch an einem Elektronik-Markt, um dir ein Wegwerfhandy, mit Prepaidkarte zu holen.

Zu Hause packst du alles weg.
Speicherst Junes Nummer ein, aber du legst das Handy erstmal zur Seite.
Es mag wie Paranoia klingen, aber June hat dich so verunsichert, dass du die PIN geändert und es ausgeschaltet unter die Matratze gelegt hast.
Man weiß ja nie, zumindest war dir Peter nicht geheuer.

. . .

Gestärkt, ausgeruht und neugierig, erreichst du den Central Park.
Es ist 14:40, du hast also noch 20 Minuten.
Du orientierst dich an den Wegweisern und bist nach ein paar Minuten am Monument.

Es herrscht hier reges Treiben, es sind viele Menschen unterwegs.
Unmöglich so deine Kontaktperson zu finden.

Du stellst dich ans Monument und liest die Inschrift.
Einen kurzen Moment später stellt sich ein Mann neben dich.

„Nicht umdrehen." Du weißt nicht, wer das ist. „Ignorieren Sie mich, als ob ich nicht da wäre." Doch wie sollt ihr euch dann verständigen? 

Also fragst du: „Darf man wenigstens reden?"

„Sie nicht!", das wurde bestimmend verneint. 

„Unser gemeinsamer Freund möchte, dass sie etwas, sagen wir, Heikles für ihn erledigen."

Du hörst dir an, was dein Gesprächspartner zu sagen hat, bist von jetzt an still.
Als du auf den Boden schaust, siehst du, dass er schwarze Lederschuhe trägt.
Tja, nur auf Schotterwegen unvorteilhaft, jetzt sind sie "staubig". Dann trägt er eine schwarze Bundfaltenhose, also einen Anzug.

„Mrs. Singer hat Mr. Linus aufgetragen, Wanda zu beaufsichtigen. Er soll ihr einen Aufpasser zur Seite stellen. Da kommen sie ins Spiel", heißt es. 

Doch du hast ein paar Fragen: „Moment, wie soll das funktionieren? Ich weiß weder, wo sie ist, noch wie ich das anstellen soll."

Energisch wirst du zurechtgewiesen: „SIE hören nur zu. Weitere Anweisungen erfolgen per Handy."

Danach dreht er sich um und geht weg.
Nach einiger Zeit schaust du ihm hinterher, du siehst gerade noch, wie er sich einen Hut aufsetzt, bevor er aus deinem Blickfeld verschwindet.

Großes Kino, dachtest du. Das kann ja was werden.
Auf einmal klingelt dein Handy.
Eine Nachricht erscheint:

. . .
Ralph's Coffee
Jetzt!
Dann zum Hotel
. . .

Unverzüglich machst du dich auf zum Café.
Zum Glück ist es direkt neben dem Park, in der Nähe hast du geparkt.

Als du das Café erreichst, ist Wanda nicht zu sehen.
Du beschließt, es zu betreten.
Als du eintrittst, siehst du sie bereits, in der Ecke, mit dem Kopf auf dem Tisch.

Eingeschlafen.

Du gehst zum Kellner, sagst, dass du sie abholen sollst.
Der dir dann mitteilt, dass alles in die Wege geleitet wurde.
Es sei auch schon bezahlt, du könntest Miss Singer jetzt mitnehmen.
Somit hat sich deine Vermutung bestätigt. Jetzt weißt du, wessen Tochter sie ist.

Du gehst zu ihrem Tisch und tippst sie an.

Sie rührt sich nicht. „Lasst mich...", ist nur zu hören. 

Du versuchst es nochmal und setzt dich zu ihr. „Wanda, du musst nach Hause." 

Das zeigte auch nicht die erwünschte Wirkung. „Bin so müde."

Du legst ihren Arm um deine Schulter und hebst sie hoch. Langsam lauft ihr zu deinem Wagen.
Dort angekommen, legst du sie auf die Rückbank und steigst ein.
Du bleibst ein paar Minuten sitzen und überlegst, was du jetzt machen sollst. Du hast keine Ahnung, wie das ist, in ihrer Haut zu stecken.

Überrascht schaust du in den Rückspiegel.
Dann drehst du dich um.

Sie sitzt aufrecht in der Mitte, der Rückbank. „Müde, ja?" 

Sie grinst dich an: „Nun, mitunter muss man einfallsreich sein." 

Du kneifst die Augen zusammen. „Ist das so?" 

Doch sie fragt dich nur: „Du bist jetzt also mein neuer Babysitter?" Sie wusste scheinbar, wie ihr mitgespielt wird. 

„Scheint wohl so!" 

Ihre Augen beobachten dich ganz genau. „Ha, ich weiß ja nicht, was du ausgefressen hast, aber du bist ganz unten. Auch wenn dir das noch nicht bewusst ist."

Du schaust sie an, während sie zu grinsen beginnt. 

„Pass auf, ich zeige dir gleich ein paar Orte, die sicher sind. Dort wird meine Mutter niemals nach mir suchen und sie hat keine 'Angestellten'. Wir fahren Sie ab, du bringst mich danach ins Hotel, damit erfüllst du deinen Auftrag und alle sind glücklich." 

Sollte es so einfach sein. „Mehr nicht?" 

Sie senkt ihren Kopf und mustert dich noch immer. „Für dich?" Sie legt eine kurze Pause ein, „Ja!" 

„Aha..." 

„Du bist der Handlanger meiner Mutter", sie überlegt kurz. „Ich muss wissen, auf welcher Seite du stehst." 

Das stimmt so nicht ganz. „Eigentlich arbeite ich für Ben." 

Sie lacht: „War klar, das kann nur über ihren Liebling Ben laufen. Der wickelt sie jedes Mal um seinen Finger." 

Du blickst noch immer nicht ganz durch. „Wenn du alle so hasst, warum bleibst du dann da?" 

„Was habe ich für eine Wahl? Ich stehe unter totaler Überwachung, glaub mir, sie hat ihre Spitzel überall. Ihr gehört quasi die Stadt", sagte sie resignierend. 

„Du könntest versuchen, unterzutauchen!" 

Sie schüttelt den Kopf. „Ha! Als ob ich das nicht versucht hätte. Nur wenn ich mal wieder 'austicke', wie sie es nennen, komme ich da raus." 

Du schaust sie an. „Das klingt sehr verzweifelt, hast du alles versucht?" 

Sie schaut dir in die Augen, „Aber Hallo."

Doch etwas verstehst du nicht: „Warum das, hilf mir bei unserem ersten Treffen?" 

Sie zieht die Augenbrauen hoch. „Na ja, ich wollte sehen, was du für einer bist. Ob du nur eine machthungrige Marionette bist, oder ob du noch frei denken kannst." 

Das macht dich neugierig, „Und welchen Eindruck hast du gewonnen?" 

„Ist das nicht offensichtlich?" 

Du ziehst deine Stirn kraus. „Na ja, denke schon, dass du mich immer noch versuchst einzuschätzen und abwartest, wie ich reagiere." 

Sie lächelt. „Touché." 

Cleveres Mädel, dachtest du dir, auch wenn sie noch immer sehr undurchsichtig erschient. „Und wie läuft das jetzt hier?" 

„Na, fahr los", sagt sie.

. . .

Sie dirigierte dich quer durch die ganze Stadt.
Die Epiphany Bibliothek, tagsüber sicher. Das Bergenfield Museum, am See, oder das 'Afterlife'.
Als du dann sagst, das dir etwas anderes zu Ohren kam, pflichtet sie dir bei. Man müsse aufpassen, mit wem man rede, oder wer da sei, gibt sie dir Recht.

Ein paar Stunden später fahrt ihr zum Hotel.
Als ihr dort ankommt, sagt sie noch etwas zu dir.

„Wenn wir gleich hineingehen", sie schaut dich verstohlen an, „falle ich wieder in den Schlaf und du wirst mir rein helfen müssen." 

„Das macht dir Spaß, oder?", entgegnest du.

Sie lacht erneut. „Vielleicht ein wenig. Soll aber ja auch authentisch wirken." 

Dann ziehst du nur deine Mundwinkel auseinander. „Schon klar."

. . .

Kaum habt ihr geparkt, musst du ihr tatsächlich beim Aussteigen helfen.
Während du sie aus dem Auto ziehst, kann sie sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Arm in Arm torkelt ihr zur Hintertür.
Du klopfst dreimal, der Türsteher ist erneut da.
Er nimmt dir Wanda ab und verschwindet im Inneren des Gebäudes.
Danach kommt eine junge Frau auf dich zu.

Sie schaut dich an: „Gab es Probleme?" 

Welches du verneinen musst. „Nein, eigentlich nicht." 

Skeptisch, schaut sie dich an. „Warum hat es dann so lange gedauert?"

Mit ernstem Blick schaust du zu ihr. „Es war recht schwer, sie ins Auto zu bekommen. Da dachte ich, vielleicht lässt du sie den Rausch erst mal ausschlafen. Ich habe sie dann im Auto schlafen lassen." 

Etwas entsetzt antwortet sie dir: „Im Auto?" 

Du nimmst ihr jedoch gleich den Wind aus den Segeln. „Ja, keine Angst war permanent bei ihr." 

Sichtlich ruhiger, sagt sie: „Das will ich Ihnen auch geraten haben."

Sie drückt dir einen Umschlag in die Hand und schließt die Tür.
Du gehst zurück ins Auto und fährst in die Wohnung.

Was im Umschlag zu finden ist, überlegst du die ganze Zeit, aber das wirst du erst erfahren, wenn du in deiner Wohnung bist.

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