A good song never dies - Saint Motel

"Ich glaube das nennt man 'ein Koma', Jinnie."

20.

"Hier, die ist für dich!"

Seokjin blinzelte langsam auf die Blume nieder, welche Jeongguk ihm entgegen streckte. Der Junge trug einen weiten Kapuzenpulli und eine dunkle Sonnenbrille, doch sein Grinsen spannte sich über sein halbes Gesicht. In seiner linken Hand hielt er eine rosa Blume mit etlichen Blüten, welche er nun aufgeregt Jin entgegen hielt.

"Es ist eine Hyazinthe oder so. Tae meint sie steht für Hoffnung und Zuneigung. Hier!" Die Blume wurde nun etwas aggressiver in seine Richtung geschoben. Jin starrte zu erst den Jungen vor sich an, welcher wie immer nach nasser Farbe und Deo roch, dann runter zu den wunderschönen Blüten, welche süßlich rochen und sich sanft in der Luft beugten.

"Danke", Jin nahm die Blume entgegen und steckte sie etwas unwirsch in seine Jackentasche. Er versuchte zu ignorieren, wie sein Herz auf einmal schneller klopfte, als Jeongguk ihn antsrahlte. Der Junge wirkte so froh darüber, dass Seokjin sein Geschenk angenommen hatte. Hoffentlich hatte er die Blume nicht irgendwo gestohlen.

"Na los, bringen wir diesen Tag hinter uns." Seokjin schritt schnellen Schrittes ins Museum, vertraute einfach darauf, dass der Jüngere ihm wie sonst auch immer hinterher dackeln würde. Es dauerte nicht allzu lange, bis sich die beiden Männer durch die dichte Menge der Besucher gekämpft hatten und endlich im dritten Stock standen, in welchem eingebrochen wurde.

Jin zog seinen Mantel etwas enger um sich, während er sich interessiert umsah. Jeongguk stand gleich neben ihm, durch die dunkle Sonnenbrille wusste Seokjin zwar nicht, was der Räuber ansah, doch er war sich ziemlich sicher, er starrte gerade konzentriert die vier verschiedenen Fenster an, welche im dritten Stock waren. Wahrscheinlich ratterte sein Gehirn bereits mit verschiedenen Möglichkeiten, wie man unbemerkt durch diese rein uns raus kommen könnte.

Seokjin sah so unauffällig wie möglich hoch und runzelte leicht die Stirn. Die vier Kameras waren praktisch auf jedes einzelne Fenster gerichtet. Unmöglich durch diese rein zu kommen, ohne dass man irgendwie gefilmt worden wäre. In Gedanken trat der Agent tiefer in den Raum, stellte sich vor ein Bild, welches gleich neben dem leeren Platz hing, an welchem vor dem Raub ein weiteres Gemälde gehangen hatte.

"Peonies of Hwayeongjeon Palace", erklärte Jeongguk leise, stellte sich neben Seokjin, welcher das Gemälde interessiert betrachtete. "Irgendwo zwischen 1896 und 1948 gemalt, wenn ich mich nicht irre." Jin hob bloß unbeeindruckt eine Augenbraue und deutete mit dem Kinn auf das kleine Schildchen neben dem Gemälde, welcher so ziemlich genau das wiedergab, was Jeon gerade von sich gegeben hatte. "Ich kann lesen", meinte Jin bloß trocken. Doch Jeongguk schien das bloß als Aufforderung anzusehen, ihm zu beweisen, wie viel er wirklich wusste.

"Natürlich. Steht da auch dass Rha Hye-Seok, die Künstlerin, eine der ersten offenen Feministen ganz Südkoreas war? Unter anderem war sie zudem auch noch eine der ersten Autorinnen - zeitgleich die allererste feministische Autorin in Korea." Seokjin erwiderte nichts, doch Jeon bemerkte den interessierten Blick des Agenten, welcher etwas überrascht auf ihm lag.

"Sie lebte längere Zeit in Japan, obwohl ihr Vater versuchte sie zurück nach Korea zu kriegen. Sie Rha weigerte sich zu heiraten und wurde Lehrerin in Japan. Danach heiratete sie aus Liebe, anstelle von den üblichen Zwangsheiraten, welche auf Geld auswaren. Im ganzen sind nur knappe fünfzig ihrer Kunstwerke noch intakt, die meisten wurden zerstört. Und von denen die noch erhalten sind, weiß man nicht einhundert Prozent, ob sie echt sind."

Seokjin musste sich im Stummen eingestehen, dass Jeongguk definitiv wusste, von was er sprach. Er starrte den Jungen aus großen Augen an, welcher ihm gerade so ziemlich die exakte Zusammenfassung des Bildes und der Künstlerin gegeben hatte. Jeongguk klang wirklich intelligent, wenn er über Bilder sprach. Jin musste fast schon gewaltsam den Blick abwenden, als der Schwarzhaarige ihn zufrieden anlächelte.

"Was? Überrascht, dass ich soviel über Kunst weiß?" Jeon kicherte leise, das helle Geräusch trieb heiße Röte in Seokjins Wangen. Der Agent wollte sich auf keinen Fall eingestehen, dass Jeongguk mehr über Kunst bescheid wusste, als er selbts, doch Jeon war ziemlich nah daran. "Es ist immerhin mein Job über Kunstwerke bescheid zu wissen", erklärte Jeongguk zufrieden über die perplexe Stille, welche Jin umgab. Der Agent jedoch ließ sich natürlich nichts anmerken.

"Nein, mehr darüber überrascht, dass du immer noch nicht bemerkt hast, dass du deinen Hoodie den falschen Weg anhast."

Und während Jeongguk aus großen Augen an sich runter sah, um selbst festzustellen, dass er tatsächlich den Hoodie von innen nach außen anhatte, räusperte sich Jin leise und schritt weiter durch den Raum. Er war wirklich darüber überrascht, wie viel Jeon wusste. Allerdings sollte es ihn wahrscheinlich nicht überraschen. Immerhin verdiente der Dieb sein Geld damit zu wissen, welche Bilder viel wert waren. 

"Komm schon, Jinnie! Gib zu, dass du etwas überrascht warst!" Die quengelnde Stimme Jeongguks wurde begleitet von dem ekstatischen auf und ab springen des Jungen. Mit den Augen rollend seufzte Jin tief und blickte zu dem Dieb. Was ein Fehler war. Riesige Bambiaugen starrten zu ihm, sogar durch die Sonnenbrille erkannte er den Welpenblick Jeons. Seine Schultern sanken ergeben nach unten und Jin rempelte den Jungen seitlich an, "Gut. Du weißt ziemlich viel über Kunst. Und vielleicht hat mich das überrascht. Zufrieden?"

Das laute Quietschen was daraufhin Jeongguks Lippen verließ ließ den Agenten buchstäblich zusammenzucken. Jeon sprang nun noch schneller auf und ab, wobei sein Haar fröhlich mit ihm hin und her wippte. Jin sah eine Sekunde zu lang in das erfreute Gesicht des Jüngeren und erwischte sich dabei, wie ein sanftes Lächeln seine eigenen Lippen zierte. Sofort blickte er weg. Er musste wirklich aufhören seine Zeit mit Jeongguk zu verbringen. Sonst würde er noch anfangen den Jungen zu mögen-

Seokjin versuchte diese Gedanken abzuschütteln, während er sich den Rest des Raumes besah. Einige Statuen fingen etliche Blicke auf, weitere farbige Bilder zierten die verschiedenen Wände und ein dekorativer Kamin prangte an der mittleren Wand. Jeon stand erneut neben Jin, sprach jedoch nicht. Auch er sah sich stumm um, versuchte irgendwo einen Blindspot der Kameras zu erkennen.

Doch Seokjin hatte bereits eine andere Idee.

Der Agent bewegte sich langsam nach vorne, den Blick starr auf den riesigen Kamin im Saal gerichtet. Seine Augen schnellten nach oben. Die linke Kamera stand auf den Kamin gerichtet, doch eher seitlich. Die Öffnung des Kamins selbst war ziemlich wahrscheinlich gar nicht zu sehen auf den vier blinkenden Security-Kameras. Interessant.

"He, wie groß glaubst du, dass der Kamin ist?" Jin starrte immer noch berechnend auf den Kamin, während Jeon neben ihm stehen blieb. "Hmm...", der Junge legte den Kopf etwas schief, wobei ein glitzernder Ohrring leicht hin und her schwang, "Vielleicht zwei bis drei Meter breit? Warum?" Jin ignorierte geflissentlich die Frage des Räubers, trat bloß noch näher an das Bauwerk, welches eine ziemlich große Öffnung hatte.

"Geht er hoch bis aus dem Dach?" Jeongguk stockte praktisch sein Atem und seine Hände flogen gegen seinen Mund, um ein lautes Quietschen zu unterdrücken. Aha. Dann hatte der Junge also auch endlich begriffen, auf was Seokjin hier gerade rauswollte. "Ja! Ja, er geht bis aus dem Dach! Aber wir haben doch keine Hakenspuren an der Fassade gefunden. Wie kam der Dieb hoch?"

Seokjin beachtete Kook keines Blickes, starrte bloß weiterhin fast schon wie hypnotisiert das Bauwerk vor sich an. "Der Dieb hat vielleicht einfach ein Hakenseil von unten aufs Dach geschmissen und ist an dem Seil hochgeklettert. Ich weiß es nicht, ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Durchgang nicht zu schmal ist für einen Menschen. Aber ich glaube, man könnte durch den Kaminschacht hier landen."

Jin hielt seine Stimme so leise und ruhig wie möglich, um ja nicht die anderen Besucher auf ihn und den Dieb neben ihm auf sich aufmerksam zu machen. Jeon fing praktisch an vor unterdrücktem Adrenalin zu vibrieren, schaukelte auf seinen Fersen hin und her, die Hände vor seinem Körper zusammen geschlagen. "Du bist sowas von schlau, Jinnie", bemerkte der Jüngere breit grinsend, betrachtete Seokjin hinter seiner dunklen Brille. Jin ignorierte den funkelnden Blick, versuchte die leichte Röte an seinen Wangen zu verscheuchen. 

Musste Kook ihn auch ständig komplimentieren?

Jin war nicht wirklich sehr gut darin Komplimente anzunehmen.

Jin wandte sich etwas zu hastig wieder vom Kamin ab und schritt schnellen Schrittes weg, aus dem Saal heraus. Jeon hastete ihm, wie auch sonst immer, freudig hinterher. Sie müssten demnächst wohl versuchen, ob es möglich war durch den breiten Kamin hinein zu kommen. Das war ein riesiger Sprung in dieser Mission, sollte Jin tatsächlich richtig liegen. Dann könnte es nicht mehr lange dauern, bis sie den Rest auch noch herausfinden würden. Die leiseste Spur eines zufriedenen Lächeln erschien auf Jins Gesicht.

"Willst du noch was essen gehen? Ich habe Hunger." Jin schnaubte und rollte mit den Augen, doch der genervte Unterton war fast komplett verschwunden. "Es ist Samstag, Kind. Ich werde jetzt nach Hause gehen und schlafen. Und nicht mehr aufwachen bis mein Wecker am Montag klingelt." Jeon kicherte leise und schüttelte den Kopf.

"Ich glaube das nennt man 'ein Koma', Jinnie."

"Klingt doch toll."

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Ach ja, ich (Melly) würde auch gerne zwei Tage durchschlafen. Meine Schwester ist gerade bei ihrem Freund und ich habe unseren Stock ganz für mich, was heißt ich darf heute bestimmen, was ich auf dem Fernseher sehe, jaaaa! What a life. Hoffentlich sieht man sich beim nächsten Kapitel wieder, meine Kinder.

Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

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