[33] Satoru
Ich lief aus dem Badezimmer und rieb mir über das Gesicht.
»Als Kaiser des Reiches verurteile ich hiermit, meine Gemahlin und die Mitwirkenden ihrer Schandtaten, zum Tode. Einmal durch das Schwert, den Stick und Enthauptung. Sie sollen büßen, sowohl für das Mitwirken und ausführen, wie die Planung am Tode meiner ungeborenen Kinder, früheren Konkubine, Suzuki Risa, und den brutalen Misshandlungen an meiner jetzigen Favoritin wie dem, ebenfalls töten ihres Kindes.«
Das hatte ich geurteilt und dann mit einem Blick auf meine bewusstlose Frau gesagt und gefordert: »Sie sollen in einer der Höllen schmoren, für ihre Taten. Und jetzt, schafft sie in die Kerker!«
Nach meinem Urteil war ich wortlos gegangen und hatte den Tumult, der danach ausgebrochen war, Dai meinem Onkel und den anderen überlassen.
Nun schluckte ich und goss mir einen Tee ein. Ich nahm einen Schluck und spürte die Hitze nicht richtig. Ich trank einfach und verbrühte mir die Lippe, als hinter mir jemand das Zimmer betrat.
Kimiko.
»Du solltest zur Ruhe kommen.«
Sie klang so unbeteiligt, dass ich über meine Schulter zu ihr sehen musste. Die Arme vor der Brust verschlungen, blickte sie zur Seite.
»Ob du es glauben willst, oder nicht, die Frau zu richten, die meine Gemahlin ist, seit ich fünfzehn Sommer alt bin, ist, trotzt all ihren Taten, härter als du annehmen magst.« Ich wandte mich wieder ab und eine kühle Brise kitzelte meine nackte Brust. »Ich werde verschnaufen. Später. Du hingegen, müsstest dich ebenfalls hinlegen.«
»Also war sie dir wichtig? Du hast sie nicht nur benutzt?«
Kimiko stellte diese Fragen etwas harsch und ich wandte mich ihr nun ganz zu.
»Ich verstehe nicht ganz, Kimiko?«, fragte ich nach und legte den Kopf schief. »Wenn du mit wichtig meinst, dass sie ein Mensch war, den ich nun mal fast ein Jahrzehnt kenne, dann ja. Wenn du allerdings meinst, sie sei mir im Herzen wichtig«, ich überlegte kurz und seufzte dann. »Nein. Nein das war sie nicht. Dennoch finde ich kein Gefallen an dem morgigen Tag. Und was du mit benutzten meinst, darfst du mir gerne erläutern.« Ich kreuzte die Arme vor der Brust und klang jetzt ebenfalls etwas gereizt. »Der Tag war lang und ich bin nicht bereit, irgendwelche Ratespiele zu spielen?«
Sie öffnete ihre Lippen, sah mich intensiv an und wiederholte die Worte der Kaiserin. »Du denkst, er liebt dich? Er besteigt dich, wenn ihm sein Schwanz juckt. Das ist alles. Du bist ein Nichts. Ein Niemand. Du bist wertlos, schwach. Eine Hure. Und eine gute Frau, eine Kaiserin, würde es immer schaffen, ein Leben in sich zu schützen. Nichts davon trifft auf mich zu.«
Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre Wange und Kimikos Unterlippe zitterte.
Ich runzelte die Stirn. »Was soll das? Kimiko, sprich in klaren Worten zu mir. Ich verstehe nicht, was du von mir möchtest? Wenn du schlechte Laune hast, dann sei dem so, nur dir sollte klar sein, dass die Meine ebenso wenig sonnig ist. Ich bin nicht in Stimmung für so etwas. Also, WAS stört dich? Und was hat dieser Unsinn, den du wiederholst zu bedeuten?«
Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Stimmt es, dass du mich nur benutzt hast?! Bin ich dir überhaupt wichtig?! Oder treffen die Worte der ehemaligen Kaiserin zu?!« Kimiko hatte angefangen, zu schreien, was mich dazu veranlasste die Stirn in tiefere Falten zu legen. Sie sah mich wütend an. »Hast du wirklich vor, mich an deiner Seite zu Kaiserin zu machen? Oder bin ich wirklich wertlos und ein niemand?! Ich habe es ja anscheinend nicht geschafft, dein Kind zu schützen. Weil ich zu schwach war. Weil ich keine gute Frau bin.«
Mir klappte der Mund auf und dann ...
Lachte ich. Aber es war kein fröhliches Gelächter, sondern eines dieser unterkühlten, gemeinen Sorte. »Das ist es, was dich so verstimmt? Das Gebrabbel einer wütenden Frau? Bei den Göttern, ich hätte dich für intelligent genug gehalten, den Schwachsinn nicht an dich ran zu lassen.« Ich wandte mich wieder ab, zu müde für so eine Auseinandersetzung. Kimiko kratzte gefährlich an einer Mauer, die gerade ohnehin sehr wackelig stand. »Diese Worte sind so weit von der Wahrheit entfernt, dass ich sie keinem weiteren Gedanken würdigen werde. Und das solltest du auch nicht.«
Sie sah mich fassungslos an. »Von der Wahrheit entfernt? Auch die Worte, die du an Yuri gerichtet hast? Dass du mich nur benutz und sie deswegen nicht aufsuchst?!« Sie presste die Lippen fest zusammen, bevor sie sie wieder öffnete. »Wenn es ja angeblich Schwachsinn ist, dann solltest du mich nicht auslachen, sondern mir das Gegenteil beweisen!«
Ah, dachte ich. Daher die Verstimmtheit.
»Ich muss einen Teufel tun und dir etwas beweisen, nur weil du den Worten einer verschmähen Hure glauben schenkst.« Ich lief los, ließ sie im Raum stehen, ging wenigen Schrittes barfüßig in den Garten und sah in den leicht bewölkten Himmel. »Ich habe Yuri gesagt, was sie in diesem Moment hören musste. Nicht mehr und nicht weniger. Und wenn du das glaubst, was sie dir sagte und den Worten Suikos ebenfalls, dann solltest du die Nacht wohl nicht an meiner Seite verbringen.«
Kalt.
Herzlos und distanziert.
So klang ich gerade.
Sie lief mir hinterher. »Ist es so verwerflich, dass mich diese Worte verletzen? Mich verunsichern? Wie kannst du nur so kaltherzig sein.« Ihre Stimme klang verweint. »Gut, das ich dein wahres Gesicht jetzt schon kennenlernen durfte. Dann mach Yuri zu deiner neuen Kaiserin. Das passt ja anscheinend ganz gut!«
Enttäuscht drehte sie ab und lief dann zur Tür, doch ehe sie sie aufziehen konnte, packte ich sie und zog sie vielleicht etwas grob zurück.
Sie ging einen Schritt zu weit.
»Kaltherzig? Ich? Ist es kaltherzig, die Frau an meiner Seite zu wollen, die mich mit meinem besten Freund hintergangen hat? Ist es kaltherzig, einer verliebten Konkubine nicht das Herz aus der Brust zu reisen, indem ich auf ihren Gefühlen herumtrampele und ihr sage, das ich ihre Konkurrentin liebe? Ist es kaltherzig«, zischte ich und zog sie näher an mich, »dass ich mich selbst für dich opfern würde, wenn du es verlangen würdest? Jeden opfern würde? Ist es kaltherzig, dass ich seit dem Tag, an dem ich meinen Freund verurteilt habe, einen Weg suche, ihn zu retten? Dann ja! Wenn das ist, bin ich ein kaltherziger Bastard, Kimiko. Nimm es hin, oder lasse es! Dich haben diese Worte verletzt? Verunsichert? Götter, was glaubst du, wirst du hören, wenn du die verdammte Kaiserin bist?! Was denkst du, wie viele dich UND mich verurteile werden dafür, dass du einst meine Konkubine warst und ich eben jene zu einer Kaiserin gemacht habe? Leg. Dir. Eine. Dickere. Haut. Zu.«
Sie sah mich mit großen Augen an. Noch nie hatten wir so miteinander geredet, und ... ich hasste es. Aber ich war gereizt und sie gerade der Zündstoff für mein Feuer.
»Ich habe mich entschuldigt und habe meinem Kindheitsfreund, den Mann, den ich heiraten wollte, gesagt, dass ich dich will! Also erwähne das nicht mehr!« Sie bohrte den Finger in meine Brust. »Es ist mir egal, was Yuri für dich fühlt! Statt ihr Hoffnung zu machen, hättest du ihr die Wahrheit sagen sollen. Sie glaubt, sie wird Kaiserin! Ist dir klar, was du da getan hast?«, fragte Kimiko aufgebracht.
Sie streckte den Kopf hoch und starrte mich noch intensiver mit diesen verfluchten jadegrünen Augen an. »Weißt du was, ich kann Suiko verstehen, wieso sie verrückt geworden ist. Das ist sie nämlich! Wenn du dauernd nett und liebenswert zu anderen Frauen bist! Du wirst mich auch noch verrückt machen!« schrie sie nun.
Es störte sie, dass ich nett war?
Hatte sie jetzt den Verstand verloren?
Ich packte sie fester und wiederholte mich grimmig. »Leg dir eine dickere Haut zu, Fijiwara. Denn so, wirst du als Kaiserin untergehen. Und die Götter wissen, dass ich dich nicht vor dem Ertrinken retten kann.« Dann raunte ich: »Und das mit Dai, das werde ich so lange erwähnen, bis es mir langweilig wird, dir das vorzuwerfen, du naives Ding!«
»Nicht retten?!« Sie lachte auf. »Ich muss von dir nicht gerettet werden. Ich werde auch ohne dich zu einer guten Kaiserin. Also halt dein Mund und sieh zu! Du verdammter, überheblicher Lustmolch!« Sie versuchte sich aus meinem Griff zu befreien, scheiterte aber.
Götter sie wog ja kaum etwas, wie wollte sie gegen mich ankommen? »Lass mich los, Satoru!«
Ich explodierte. »Ohne mich wirst du gar nichts!«, brüllte ich. »Ein NIEMAND! Nur eine einfache Adelstochter, die im Hurenhaus landet, wenn ich ihrer überdrüssig bin. ICH mache dich zur Kaiserin! ICH! Und ICH muss dich vor meinem eigenen Urteil retten!« Ich zog Kimiko so dicht an mich heran, dass mein Gesicht vor ihrem schwebte. »Bilde dir niemals ein, du seist mehr als das, was ich aus dir mache!«
Für eine so kleine Frau tat sie etwas, das mich gänzlich überraschte. Kimiko hob die Hand und ohrfeigte mich so heftig, dass mein Kopf doch tatsächlich zur Seite rollte.
»Du bist ekelhaft«, brachte sie heraus.
Und obwohl sie durchaus recht hatte, sah ich rot. »Eine Frau macht den Mann genauso zu einem guten Kaiser, wie andersherum. Deine überhebliche Art konntest du bei Suiko abziehen, aber nicht bei mir. Ich bin kein NIEMAND! Und vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte mich für Dai entschieden und wäre in einem Hurenhaus gelandet, statt mich für dich zu entscheiden.«
Wütend. Sie war wütend. Aber ich ...
Bei den Göttern, ich war definitiv wütender.
Ich stieß Kimiko von mir, und da sie die Schiebetür mehr oder minder im Rücken hatte, prallte sie an das Holz. Es ächzte, aber ich hob schon die Hand und traf ihre Wange mit der Rückhand.
»Nie wieder«, knurrte ich unheilvoll. »Niemals wieder wirst du die Hand gegen deinen Kaiser erheben. Sonst ...«
Geschockt legte sie die schlanke Hand auf ihre Wange. Dann drehte Kimiko den Kopf wieder zu mir herum. Ihr Ausdruck wechselte wieder und sie versuchte,, mich von sich zu stoßen.
»Was sonst, Satoru?! Was sonst?«, stieß sie aus und in ihren Augen funkelte derselbe Zorn, wie in meinen.
Ich atmete schneller – wie ein Stier schnaubte ich und starrte sie an.
Wut.
Ich war so sauer!
So zornig!
So ... erregt.
Ich knurrte heißer und überwand den Abstand zwischen uns. Mein Mund traf brutal auf ihren und meine Zunge forderte Einlass, ohne zu fragen oder Rücksicht zu nehmen. Ich küsste sie wild und unbändig und mit jenem Zorn, der in meinen Adern raste.
Der Tag, er war ... verdammt lang und schrecklich gewesen. Das hier, diese Auseinandersetzung mit ihr, brachte das Fass zum überlaufen. Ich biss ihr in die Lippe und drückte sie mit meinem ganzen Gewicht an die Tür.
Als ich mich von ihr löste und sie halb verrückt, halb verlangend anstarrte, sagte ich: »Schlag mich noch mal und ich werde dich auspeitschen lassen, du störrisches Biest.«
Kimiko atmete ebenfalls schnell und ihre Lippen waren geschwollen. Sie sah mich an. Nun funkelte auch bei ihr Verlangen in den Augen.
»Du verdammter ...«, keuchte sie, als sie in meine Arme sprang, die Schenkel um meine Hüfte gelegt und ihre Hände an meinen Wangen, küsste sie mich gierig.
Götter! JA!
Ich packte sie am Hintern, drückte fest zu und ließ sie meine Härte spüren. Dann drehte ich mich herum, lief in den Garten, ignorierte die Wachen die überall hinsahen nur nicht zu uns, und drückte Kimiko dort an die Figur eines großen Drachens aus reinweißem Marmor.
Ich riss ihr regelrecht die Kleider hinauf und tat dann wortwörtlich genau dasselbe mit ihrer Unterwäsche. Eilig holte ich meine Männlichkeit heraus und schob sie mit einem kehligen Laut der Begierde in sie hinein. Ohne Übergang bewegte ich mich und presste Kimiko mit jedem Stoß meiner Hüften an den kalten Stein.
Es war mir egal, dass die Kanten der Statur sie stachen und ihr Schmerzen zufügten. Ich wollte sie einfach besteigen.
»Ich liebe dich«, raunte ich in geladener Ektase, als ich ihr in den Hals biss.
Sie stöhnte wegen der Mischung aus Erregung und Schmerz. Ihre Fingernägel krallten sich in meinem Rücken fest.
»Ich liebe dich, du Dummkopf! Gott ... wie sehr ich dich liebe!«, stöhnte sie laut und hemmungslos, sodass eine Wache sich räusperte.
Ich strafte ihn mit einem mahnenden Blick, ohne aufzuhören.
Was wir hier taten, war roh, wild und voller Wut. Es war erotisch und wahrscheinlich auf vielen Arten ungesund, doch es war genau das, was wir jetzt brauchten, um wieder klarer zu sehen.
Also stieß ich heftiger zu, aggressiver und biss und kratzte sie, wo ich sie nur zu fassen bekam. Und sie tat es mir gleich. Ich spürte Zähne und spitze Nägel, die mich kennzeichneten und für immer brandmarkten. Ich glaubte sogar, Blut meinen Rücken hinablaufen zu spüren.
Es machte mich nur verlangender. Wie ein brünstiger Hirsch vergrub ich mich immer wieder hart in ihr und erst, als sie schreiend kam und ich ihr folgte, verschwand der Nebel aus Zorn gänzlich. Ich bekam kaum Luft, so außer Atem war ich.
Minuten – oder es mögen auch Stunden gewesen sein – später, legte ich meine Stirn an ihre und schloss die Augen.
»Es tut mir leid, Liebste«, flüsterte ich reuevoll und legte meine Lippen auf ihre. Sanft diesmal. Liebevoll und einer wahren Entschuldigung würdig. »Was ich gesagt habe, ist unverzeihlich, aber ich bitte dich dennoch, es zu tun. Ich ... Götter, ich liebe dich.«
»Ich verzeihe dir, Satoru«, hauchte sie gegen meine Lippen. Ihre Hände fanden meine verwuschelten Haare und sie vergrub sie in ihnen. »Bitte verzeih auch mir. Ich liebe dich auch und vertrau dir. Ich will für immer an deiner Seite sein und dich stolz machen. Bitte entschuldige meine schreckliche Wortwahl.«
Ich lächelte müde, küsste sie erneut und legte meine Hand auf die Wange, die ich geschlagen hatte. »Nein, du hast ja recht. Ich hätte Yuri die Wahrheit sagen sollen und das du, wenn du von zwei Personen solche Dinge hörst, ins Zweifeln gerätst, ist verständlich. Nur ... glaub nie wieder, du wärst nur ein Gegenstand meiner Lust. Oder ich würde dich benutzten.« Ich hob sie hoch und trug sie zurück ins Zimmer.
Dann legte ich sie ins im Bett ab und legte mich selbst zwischen ihre Beine. Ich küsste Kimiko, bis wir beide vor Müdigkeit, eng ineinander verschlungen, einschliefen.
***
Wo Suiko gestern noch vor Zorn und Raserei gehütete und ihr Gift versprüht hatte, so kroch sie heute zu Kreuze.
Suiko weinte, flehte und schrie um ihr Leben. Sie beteuerte, dass ihr alles leidtäte und sie einen Fehler gemacht hätte, den sie zutiefst bereute.
Mein Mitleid hielt sich in Grenzen, aber dennoch empfand ich, seit sie auf den Platz geschleppt wurde, eine gewisse Unbehaglichkeit.
Ich sah Suiko dennoch unentwegt an.
Sie war nicht immer so gewesen. Wir mochten einander noch nie wirklich, doch diesen inneren Hass hatte sie erst entwickelt, als sie es nicht schaffte, einen Erben zu empfangen. Als Mann konnte ich mir nicht vorstellen, was das mit einer Frau machte, die immer dem Druck ausgesetzt sein würde, eben das zu schaffen, was sie nie vollbringen konnte.
Suiko war unfruchtbar und eben der Umstand, für den sie selbst nichts konnte, letztlich von ihrem Hass zerfressen worden. Es hatte sie zu einer Person gemacht, die sie wahrscheinlich selbst nicht ausstehen konnte.
»Bitte«, weinte sie heißer – die sonst gepflegten Haare durcheinander und die Augen geschwollen. »Satoru, ich bitte dich. Tu das nicht.«
Ich saß mit durchgestreckten Rücken auf meinem Stuhl und hielt das Schwert, mit dem ich eben den Söldner die Brust durchbohrt hatte, vor mir. Die Spitze meines Katana bohrte sich in den Boden und ich stützte die Hand auf dem Griffstück ab.
Er saß neben ihr, in sich zusammengesunken und das Blut aus der Wunde, wie ein Rinnsal aus seinem Mund rieselte auf den Boden.
Tropf. Tropf. Tropf.
Tap. Tap. Tap.
Hinter Suiko hingen die drei Zofen am Strick, die ihr so treu gedient hatten. Sie waren zuerst hingerichtet worden. Zwei der Gesichter waren rot und blau und die Augen quollen ihnen beinahe aus dem Kopf. Nur eine hatte das Glück, dass sich das Genick gebrochen war und sie nicht qualvoll und langsam erstickt.
Und hinter ihnen standen unzählige Bewohner der Hauptstadt, die dem grausamen Schauspiel beiwohnten.
Anfangs hatte sie Dreck, verfaultes Obst und Eier geworfen, doch das hatte ich von meinen Wachen unterbinden lassen.
Mir wurde schlecht, wenn ich daran dachte, dass Dai vielleicht bald dort knien würde, wo nun meine Gemahlin hockte.
»Mein Kaiser«, hauchte sie erschöpft und das Blut des Söldners kam ihr immer näher. »Gnade.«
Ich stand wieder auf, überwand die Zweifel und sagte: »Wäre es nur ein Fehler, den du begangen hättest, Suiko, würde ich vielleicht Gnade wallten lassen. Doch du hast ein ums andere Mal mit dem Teufel getanzt. Vier ungeborene Kinder und eine Konkubine in nur drei Jahren. Und die zuvor geschehen Unfälle, schreibe ich dir nicht einmal zu. Also sag mir«, fragte ich so, dass die Menschenmassen es bis in die hintersten Reihen hören konnten, »wo soll ich deiner Meinung nach Sündenerlass zeigen? Welche Grausamkeit kann ich dir verzeihen?«
Sie sackte in sich zusammen. »Es tut mir leid, ich ...« Schluchzend rieb sie sich das Gesicht. Sie schniefte und weinte ohne Unterlass. »Die Götter mögen mir vergeben.«
Ich nickte. »Ich hoffe für dich, dass sie deiner Seele gnädig sind.«
Dann sah ich Kimiko an und forderte sie mit einem Blick auf, neben mich zu treten. Als sie an meiner Seite stand, gab ich ihr wortlos zu verstehen, dass sie nun etwas sagen durfte.
Ich überließ es ihr, die letzten Worte zu sprechen, die Suiko je hören würde.
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