Chapter 51

Und dann packte es mich plötzlich.

Mit schnellen, stolpernden Schritten raffte ich mich auf und sprintete in Windeseile im Treppenhaus die Stufen bis ganz nach oben.

Mein Herz schlug heftig gegen meine Brust, als ich Aiden's Zimmertür mit zitternden Fingern aufschloss und in den stickigen, unordentlichen Raum stürmte.

Ohne lange zu überlegen, rannte ich zu seinem Schreibtisch, riss sämtliche Schubladen auf und stieß die Bücherstapel neben mich auf den Boden, bis ich endlich das kleine Buch mit dem schwarzen Band entdeckte und behutsam über die goldene Schrift strich.

"The sunshine in her eyes", las ich die geschwungenen Wörter leise vor und drückte das kleine Buch an meine bebende Brust.

Vorsichtig schlug ich die erste Seite auf und fing an zu blättern. Ich blätterte so lange, bis ich die letzte beschriftete Seite erreichte und Aiden's unordentliche Handschrift erkannte.

Zwischen meinen Fingern fühlte sich das hauchdünne Papier so wertlos und zerbrechlich an, doch so viel mehr steckte in diesen Zeilen. Das wusste ich noch bevor ich sie las.

Skyla,

ich habe dir so viel sagen, aber mir bleibt kleine Zeit.
Falls du das hier ließt, dann ist höchstwahrscheinlich etwas schief gelaufen und ich kann dir das hier gerade nicht persönlich erzählen.
Ich weiß, ich habe dich verletzt, aber lass mich bitte erklären.

Mühsam presste ich meine zitternden Lippen zusammen und hielt die Tränen in meinen Augen zurück.

Ich habe mich von dir distanziert, um dich zu schützen. Ich habe einige Dinge herausgefunden. Noch kann ich dir nicht davon erzählen, das wäre zu gefährlich. Ich muss mir erst sicher sein und mehr Beweise finden, bevor ich es dir erzählen kann. Ich habe erfahren, dass ich dich in Gefahr bringe und du bei mir nicht länger sicher bist, egal wie oft ich mir versuche einzureden, dass ich dich beschützen könnte. Ich musste mich selbst davon überzeugen, dass du ohne mich besser dran bist und jemand anderen finden wirst, der dich glücklicher macht und bei dem du sicher bist.
Deswegen habe ich mich mit diesem Mädchen abgegeben. Ich wollte mit ihr schlafen, um mich dazu zu zwingen dich aus meinem Kopf zu bekommen, aber ich konnte sie nicht anfassen, ohne an dich zu denken. Als du bei mir vor meinem Zimmer warst, war sie auch da. Du kannst dir nicht vorstellen, wie grauenhaft es war, diese Verzweiflung und den Schmerz in deinen Augen zu sehen, nachdem ich dich abweisen musste. Ich wollte dich einfach nur in meinen Armen halten, dich trösten und dir sagen, dass alles wieder gut wird, aber das konnte ich nicht. Ich konnte einfach nicht zulassen, dass ich dich an mich ran lasse und du wegen mir in Gefahr gerätst. Das würde ich mir niemals verzeihe.
Direkt danach habe ich sie weggeschickt. Ich konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen. Du weißt nicht, wie sehr ich mich geschämt habe mit einem anderen Mädchen in meinem Zimmer rumzuknutschen, während du alleine in deinem Bett sitzt und weinst. Ich habe bei ihr nichts gespürt, gar nichts. Ich habe weder ein leichtes Kribbeln gespürt, noch wollten sich meine Flügel entfalten. Du bist die Einzige, die diese Gefühle in mir wecken kann. Als du mich mit ihr draußen gesehen hast, habe ich ihr gerade erklärt, dass das nur ein Ausrutscher war und sie alles wieder vergessen solle. Ich konnte es einfach nicht. Es gibt nur dich in meinem Herzen. Du hast es mir in dem ersten Augenblick gestohlen, in dem wir uns begegnet sind. Ich wollte nie so kalt sein, aber ich wusste, dass es das Beste ist um dich von mir fernzuhalten und zu schützen. Ich hatte nie vor dich zu verletzen, aber mir ist bewusst, dass ich genau das getan habe.
Ich hoffe, du kannst mir eines Tages meine Fehler verzeihen und meine Entscheidungen verstehen. Und wenn nicht, dann werde ich nun auch deine Entscheidung respektieren müssen. Nichts in der Welt würde das rechtfertigen, was ich dir angetan habe und der Schmerz in deinen Augen verfolgt mich in jeder Nacht. Ich werde versuchen dich zu beschützen und ich werde dir alles erklären, sobald ich mehr über diese Sache herausgefunden habe. Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr, als alles auf dieser Erde und dem Himmel über unseren Köpfen.

Liebe bedeutet nicht nur zu lieben. Liebe bedeutet den anderen zu beschützen, egal was es kosten mag. Ich habe diesen Preis in Kauf genommen, weil du alles bist, was mich am Leben hält.

Ich werde dich für immer lieben. Auch wenn du irgendwann aufhörst sie zu erwidern.

In Liebe, Aiden

"Nein", wimmerte ich erst leise, doch schon bald wurde aus dem Wimmern Schreie und ich hielt das kleine Buch fest an mein blutendes Herz gedrückt. "Nein. Nein. Nein."

"Komm zurück. Bitte. Ich liebe dich Aiden. Ich liebe dich verdammt nochmal."

Die Tränen flossen wie unzählige Regentropfen an meinem schmerzerfüllten Gesicht herunter, während sich mein Magen umzudrehen schien und eine ätzende Übelkeit sich meine Kehle herauf schlich.

"Ich liebe dich", flüsterte ich kraftlos und sank auf den kalten Boden herab. Schutzlos rollte sich mein zitternder Körper zusammen.

"Ich vergebe dir. Ich liebe dich. Bitte komm zu mir zurück", schluchzte ich leise und versuchte das Bild von Aiden's Folter aus meinem Kopf zu bekommen. Doch jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, sah ich seine erschöpften, farblosen Augen vor mir und hörte seinen schmerzerfüllten Schrei.

Mit jedem weiteren Gedanken an ihn spürte ich den Knoten in meiner Brust wachsen und wie mein schmerzendes Herz an die Gitter seines Käfigs gepresst wurde.

Panisch schnappte ich nach Luft und hatte das Gefühl nicht genug Sauerstoff in meine Lungen zu bekommen.

Ich dachte ich würde ertrinken, obwohl weit und breit kein Wasser zu sehen war.

Ich sah ihn, obwohl meine Augen geschlossen waren.
Ich hörte ihn, obwohl ich meine Ohren zu hielt.
Ich spürte ihn.

Ich spürte seine sanfte Berührung auf meinem Gesicht. Wie er mir über meine Wangen strich, über meine Lippen.

Doch als ich die Augen wieder öffnete, waren seine Berührungen nur die Tränen gewesen, die unaufhörlich über meine Wangen rollten.

Ein letztes Mal drückte ich meine Lippen liebevoll auf das kleine Buch in meinen Händen, bevor ich mir aufrappelte und die Tränen aus meinem Gesicht wischte. Mit einem tiefen Atemzug zwang ich meinen Herzschlag dazu sich zu beruhigen und meine Tränen zu verstummen.

Es brachte mir nicht hier herum zu liegen und wie ein kleines Mädchen runzuheulen, während Aiden unbeschreibliche Qualen erleiden musste. 

Er wollte mich vor Mrs. Niviria retten.
Jetzt ist es meine Aufgabe ihn zu retten.

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