Runaway


Als ich schon fast vollkommen weggedämmert war, riss mich der Klingelton meines Handys aus meinen Gedanken und ich löste mich widerwillig von Lukas, um es aus der Hosentasche zu ziehen.
Ich starrte aufs Display und sah, dass Marcel gerade dabei war, mich anzurufen.
Ich wischte mit meinem Daumen einmal den grünen Hörer nach rechts und nahm den Anruf meines besten Freundes daraufhin entgegen.

,,Ja?'', machte ich nur.
,,Ich bin da.'', sagte Marcel und ich sah mich daraufhin verwirrt um.
,,Wo?'', fragte ich meinen Gesichtsausdruck entsprechend nach, weil ich ihn nirgendswo sah.
,,Ich steh' auch in der Seitenstraße, weil ich woanders keinen Parkplatz gefunden habe und ansonsten im Halteverbot stehe - ich muss ja nicht unbedingt mit diesem Wagen von den Bullen erwischt werden.'', erklärte er mir und meine Miene erhellte sich augenblicklich.
,,Okay, wir sind gleich da.'', sagte ich noch, ehe ich schlussendlich auflegte.

,,Ist dein bester Freund da?'', fragte Lukas nach und ich nickte.
,,Steht in der Seitenstraße.'', fügte ich noch meiner Gestik hinzu und nun war es dieses Mal Lukas, der nickte.
,,Okay!'', grinste er und ich griff wieder nach seiner Hand, um unsere Finger miteinander zu verschränken.
Daraufhin lächelten wir uns gegenseitig an und gingen augenblicklich zu Marcel.

Ich sah schon vom Weitem das Auto von Marcels Vater, in dem mein bester Freund saß und genüsslich eine nächtliche Kippe rauchte.
Als er mich und Lukas aber dann bemerkte, lächelte er sofort, doch musterte uns trotzdem leicht irritiert, als er unsere ineinander verschlungenen Hände sah.
Ich lächelte ihn bloß an und ging zu ihm ans offene Autofenster, an welchem ich mich abstützte.

,,Hallo, werter Herr Taxifahrer, haben Sie noch Dienst oder doch schon Feierabend?'', fragte ich lachend nach und Marcel verdrehte einmal die Augen.
,,Ich hab' immer noch so viel Zeit, um 'nen Spasten und seine Begleitung, nach Hause zu bringen.'', antwortete er grinsend und ich lachte erneut.
,,Dann steigen wir am Besten mal ein, du Hurensohn.'', erwiderte ich darauf nur und ging mit Lukas zusammen einmal um den Wagen herum.

,,Wie lieb ihr euch beide doch habt.'', lachte Lukas über mich und Marcel und löste meine Hand von seiner, weshalb diese augenblicklich damit aufhörte zu kribbeln. Nimm sie gefälligst wieder und lass' sie am Besten nie wieder los.
,,Beleidigungen sind auch eine Art von Liebe. Außerdem bist du mit Maria zusammen doch auch nicht viel besser.'', erwiderte ich ebenfalls lachend und zuckte die Schultern.
,,Du Arsch.'', schüttelte er nur mit dem Kopf und wir stiegen ein.
Ich ließ mich neben Marcel auf dem Beifahrersitz fallen und Lukas ließ sich direkt hinter mir auf dem Sitz nieder.

,,Du heißt Lukas, richtig?'', fragte Marcel und drehte sich zu ihm um.
,,So haben mich meine Eltern eigentlich genannt - ja.'', antwortete er grinsend und schnallte sich an.
,,Wo wohnst du denn, Lukas? Oder pennst du bei Timi?'', fragte er nach und blickte kurz einmal zu mir. Schön wär's.
,,Leider nein...'', nuschelte Lukas in seinen nicht vorhandenen Bart und im Rückspiegel sah ich, wie er kurz einmal vollkommen traurig zu mir blickte.
,,Ähm...aber ich wohne da bei Werther. Also, in Rotingdorf und dann fast das allerletzte Haus da.'', erklärte er meinem besten Freund und ich lachte augenblicklich, weshalb Lukas mich nun verwirrt von der Seite ansah.

,,Das ist ja dann nicht das einzige Haus, welches Marcel dort besuchen kann.'', grinste ich ihn vielsagend an und bekam mich kaum noch ein vor lauter Lachen.
,,Wieso das denn?'', fragte Lukas immer noch vollkommen verwirrt nach und sah zwischen uns her.
,,Da wohnt ein ganz bestimmtes und besonderes Mädchen.'', erklärte Marcel ihm und seufzte einmal, als er an sie dachte.

,,Oh, etwa deine Freundin?'', harkte Lukas lächelnd nach.
,,Sie hätte es heute sein können, wenn Marcel es damals nicht so verkackt hätte.'', lachte ich weiterhin und Marcel sah mich nur vollkommen beleidigt an.
,,Oh, das ist aber nicht schön. Hoffentlich begegnen wir ihr nicht.'', lachte Lukas nun ebenfalls leise und biss sich einmal auf die Unterlippe.
,,Das hoffe ich auch.'', meinte er und seufzte erneut kurz auf.

,,Oder wir begegnen ihr, du entschuldigst dich bei ihr und sie gibt dir noch eine Chance.'', machte Lukas ihm Hoffnung und lächelte meinen besten Freund aufmunternd an.
,,Ich weiß ja nicht so. Ich hab' mich damals beim Sex auf sie übergeben. Ich bin mir da nicht so sicher, ob man das jemanden einfach so verzeihen und darüber hinwegsehen kann.'', lachte Marcel nun auch mal und Lukas sah ihn für eine kurze Zeit leicht verstört, aber auch angeekelt zugleich an, ehe er nun ebenfalls mit dem Lachen anfing.
,,Hm, schon ein wenig schwierig und auch ekelig.'', lachte Lukas weiterhin und sah dann wieder aus dem Fenster.

,,Aber irgendwann findet vielleicht zusammen, was zusammengehört.'', fügte Lukas dann noch nachdenklich hinzu, als er sich wieder beruhigt hatte und sah dann zu mir, ehe er seinen Blick augenblicklich wieder von mir abwendete.
Ich sah ihn nur leicht irritiert und fragend zugleich durch den Spiegel an. Was sollte das denn bitte bedeuten? Und ging dieser Satz überhaupt auch an mich?
Ich sah nur vollkommen verwirrt aus dem Autofenster und Marcel startete in der Zwischenzeit den Wagen, ehe wir auch schon von dort los fuhren.

Die ganze Zeit über schwiegen wir alle miteinander. Einzig und allein' die leise Musik, welche aus dem Radio tönte, war in diesem Auto zu hören.
Ich merkte, wie Marcel mich und Lukas ab und zu mal von der Seite musterte, doch wir beide starrten nur weiterhin aus dem Fenster und hingen unseren eigenen Gedanken nach.
Woran er wohl gerade dachte?

Mir ging sein letzter Satz, welchen er eben noch in diesem Wagen gesagt hatte, einfach nicht aus dem Kopf.
,,Aber irgendwann findet vielleicht zusammen, was zusammengehört.'' Was sollte das nur bedeuten? Und war dieser Satz vielleicht wirklich an mich gerichtet und wollte Lukas auch genau das damit erreichen - dass ich mir meinen Kopf nun darüber zerbrach?
Es klang nicht gerade so, als hätte er diesen Satz nur an Marcel und seiner Angebeteten von früher gerichtet, sondern er damit auch noch wen ganz anderes meinte. Aber an wen genau denn?

Lukas wollte doch nicht etwa etwas von mir. Oder vielleicht doch?
Er war doch sicherlich nicht schwul oder gar bi und hatte eventuell einen leichten Crush auf mich. Ganz sicher?
Aber wenn ich eins und eins von dem heutigen Abend zusammenzählte, dann würde das Alles schon irgendwie einen Sinn ergeben und eventuell einige Fragen klären.
Erst hielt Lukas mich viel zu lange fest, dann diese Eifersucht bei der Kassierin, nur weil diese mich am Arm gestreichelt und ein wenig mit mir geflirtet hatte, dass Kuscheln, dass Händchen halten und dann auch noch dieser Satz von eben...

Ich sah in den Rückspiegel und sah, wie Lukas seinen Ellbogen am Autofenster abgestützt hatte und völlig nachdenklich aus diesem sah.
Ab und zu seufzte er auch mal ganz leise, kaum hörbar auf und ich sah leichte Traurigkeit in seinen so schönen Augen aufblitzen.

Ich biss mir einmal unsicher auf die Unterlippe und sah dann wieder aus dem Fenster, um mir die nächtliche Bielefelder Straße anzusehen, auf der kaum irgendwas los war.

Genau in diesem Moment kam ausgerechnet ''Runaway'' von Against The Current im Radio und ich verdrehte einmal vollkommen genervt die Augen. Diese Ironie...
Am Besten lief kurz darauf auch noch ''Another You, Another Way'' von genau derselben Band und dann passte die ganze Situation perfekt.
Wieso war der Zufall manchmal nur so ein Arschloch und dann auch noch ständig so scheiße zu einem?

,,Don't act like loving me is such a bad thing. No matter what ya say.'', drang die Stimme von Chrissy Costanza, der Sägerin der Band, zu mir durch und erneut verdrehte ich einmal völlig genervt die Augen.
Doch, natürlich war es falsch, wenn ich ihn lieben würde! Ich stand nicht auf Jungs und ganz sicher auch nicht auf Lukas.
Aber dafür benahm ich mich zugegebenermaßen schon ziemlich schwul in seiner Gegenwart, wenn ich doch eigentlich ach so hetero war. Welcher heterosexuelle Junge starrte einem anderen Jungen denn bitteschön so offensichtlich auf den Arsch?! Und warum hatte mich das auch noch so sehr angemacht?!
Nein, ich bin nicht schwul, das bin ich einfach nicht!

,,Let's get this right, don't take it slow. Let's not pretend we never met before. Cause baby this love is something we both now, but it's been trapped in a cage like an animal.'' Ich seufzte nur leise auf und verschränkte genervt die Arme vor der Brust.
Ich sperrte meine Gefühle nicht wie ein Tier in einen Käfig ein, denn manchmal ließ ich sie sogar auch zu und machte diesen vermeintlichen Käfig auch mal auf. Während ich mir dabei Millionen Fragen darüber stellte, wieso das eigentlich so war und ob das denn überhaupt auch so richtig war, was ich da eigentlich dachte.
Dann ermahnte ich mich aber selbst, verbannte diese Gedanken aus meinem Kopf und schob dieses Thema soweit wie nur irgendwie möglich vor mir weg. Wie ein Käfig... 

,,And now we're dancing under streetlights, drunk on twilight. You say yours, when I'm calling you mine. See your name in the sidewalk cracks. Wanna be anywhere you're at.'', sang Chrissy weiterhin und ich versuchte mich und Lukas nicht irgendwie mit der Lyrics zu identifizieren.
Ich wollte es auch nicht und da war auch ganz sicher nichts zwischen uns, was uns mit diesem auch nur ansatzweise glich.
Du tust es doch schon wieder, Tim!

,,All I never really need is you. And this time we're gonna see this trough. So if we ever lose our way again, take my hand we'll make it back.'' Konnte dieser scheiß Song, welcher mir so tief aus meiner Seele sprach, einfach so schnellst wie möglich vorbei sein?!
Ich wollte Lukas natürlich nicht verlieren - nie. Er war ein verdammt lieber Kerl, super nett und interessierte sich so krass für mich, was ich sehr gerne mochte und auch sehr begrüßte.
Aber ich wollte ebenso auch, dass er wieder meine Hand mit seiner vereinte, weil es sich so verdammt schön angefühlt hatte, als er diese festgehalten und meine Finger mit seinen verschränkt hatte. Hör' auf, so zudenken! 

,,I told myself it would be alright. But you lurk in the shadows deep inside my mind. I couldn't escape all the memories. Stuck in my head like pretty melodies.'' Hör' doch einfach auf damit, ständig Recht zu haben, man! Aber ich mochte die Erinnerungen an Lukas, auch wenn wir nicht gerade viele miteinander teilten...
Das gemeinsame Hausaufgaben machen im Jugendzentrum, den Joint, welchen wir uns danach zusammen geteilt hatten, der Rauswurf aus dem Laden, als er mir ein Eis gekauft hat, als ich ihn zufälligerweise im Schreibwarengeschäft getroffen und seine beste Freundin Maria kennengelernt habe, als ich ihm seinen Kinder-Joy ungenießbar gemacht habe, der Einkauf im Real, dass Tennisspiel, dass gemeinsame Kuscheln mitten auf dem Spielfeld, dass Grillen, die Flucht vor der Polizei...
Ich hatte in dieser kurzen Zeit schon einiges an Scheiße mit Lukas zusammen durch, doch wollte das echt nicht mehr missen. Ich wollte viel eher mehr solche Sache mit ihm zusammen erleben.

,,Used to be just me and you. Acting like we couldn't lo-ose, oh - oh. Let's do the things we used to do. If you're the fire, I'm the fuel. Just like when our love was new, oh - o - oh.'' Ich lächelte nach diesen Zeilen, trotz dass ich so genervt war und mein Bauch begann einmal ganz angenehm zu kribbeln.
Wenn ich das Pech war, dann war Lukas definitiv mein Glück, denn dieser Junge konnte mich von der ein auf die andere Sekunde verdammt glücklich machen, wie keine andere Person auf diesem ganzen Planten, aufgrund der Gefühl, die er in mir auslöste.
Noch nicht einmal Marcel und Alex schafften das so wirklich und das musste schon etwas ganz besonderes bedeuten.

,,You and me hell-brent on heartbreak. No matter what ya say, won't let you runaway - won't let you runaway. Don't act like loving me is such a bad thing. No matter what ya say, won't let you runaway. Won't let you runaway. Won't let you runaway. Won't let you runaway. Won't let you runaway. Won't let you runaway.Won't let you runaway.'', waren die letzten Worte, welche noch gesungen wurden, ehe dieses Lied, welches mich so nachdenklich gemacht hatte, endlich vorbei war. Ging doch!

Ich sah zu Lukas und dieser schien ebenfalls wie ich ziemlich angestrengt aufgrund der Lyrics  zu sein. Ob er ebenfalls wie ich jede einzelne Strophe auseinander genommen und mit mir zusammen verbunden hatte?
Und warum hatte ich das eigentlich so intensiv getan? Und warum hatte ich das Alles eigentlich ausgerechnet mit Lukas zusammen verbunden?
Ich hätte es doch genauso gut mit einer meiner früheren Ex-Freundinnen verbinden können. Aber bei diesen hatte ich nie solche Gefühle gehabt und mir solche intensiven Gedanken über alles zwischen uns gemacht...

,,Ähm...Jungs? Wir sind da.'', riss mich die Stimme meines besten Freundes aus meinen Gedanken und ich sah zu ihm.
Mittlerweile stand der Wagen und wir standen direkt vor irgendeinem Haus - Lukas' Elternhaus.
Ich sah zu diesem und sofort fiel mir der wunderschöne, gepflegte Vorgarten auf und die interessanten, selbstgestalteten Figuren, welche in diesem standen.

,,Lukas, ich stehe doch vor dem richtigen Haus und bin auch allgemein richtig, oder?'', fragte Marcel lachend nach und Lukas zuckte leicht erschrocken zusammen.
,,Ähm...was?'', fragte er vollkommen verwirrt nach und sah zu meinem besten Freund.
,,Ist dass das richtige Haus und auch der richtige Ort?'', wiederholte Marcel seine Frage von eben noch einmal und Lukas nickte daraufhin augenblicklich.
,,J-Ja...ja, genau hier wohne ich.'', bestätigte er ihm noch einmal, lief dabei einmal knallrot an und schnallte sich ab.
,,Vielen Dank für's Fahren, Marcel. Das ist wirklich verdammt nett von dir.'', bedankte sich Lukas lächelnd bei ihm und machte die Autotür auf.

,,Warte!'', befahl ich ihm noch, bevor er endgültig ausstieg und mich somit verließ.
Verwundert und verwirrt zugleich sah mich Lukas an, doch tat wie befohlen und wartete still, bis ich etwas auf meine Bitte hin erwiderte.
,,Ich begleite dich noch bis zu deiner Haustür.'', meinte ich lächelnd zu ihm, schnallte mich ebenfalls ab und wir stiegen beide gemeinsam aus.
Wir gingen zusammen schweigend zu seinem Elternhaus, durch den kleinen, schönen Vorgarten und hielten dann schließlich bei der winzigen Treppe, welche hoch zu der Haustür führte.

,,Das war echt verdammt schön heute.'', lächelte ich und sah hoch in seine hübschen, blauen Augen.
,,Fand ich auch. Es war einfach nur ein verdammt perfekter Abend.'', stimmte er mir zu und lächelte mich ebenfalls breit an.
,,Nur leider viel zu schnell vorbei...'', seufzte ich und Lukas nickte zustimmend.
,,Wir müssen das auf jeden Fall noch einmal irgendwann wiederholen.'', sagte er und nun war ich derjenige, welcher zustimmend nickte.

,,Dann müssen wir uns jetzt erst einmal wohl oder übel voneinander verabschieden.'', seufzte Lukas und sah mich vollkommen traurig an. Jap, leider.
,,Hm...'', machte ich nur betrübt und wollte ihn am liebsten nicht gehen lassen. Ich wollte am liebsten noch weitere Stunden mit ihm zusammen verbringen und diesen Jungen am Besten nie wieder in meinem gesamten, jungen Leben missen.
,,Wir werden uns wiedersehen, das verspreche ich dir. Nein, warte, ich schwöre sogar auf meine Schwester und Eltern.'', schwor mir Lukas lachend und ich stimmte augenblicklich mit ein. Ich liebe seine Lache so sehr!

,,So, aber jetzt komm' mal her, Kleiner. Wir haben uns schon vernünftig begrüßt, dann müssen wir uns schließlich auch ordentlich voneinander verabschieden, auch wenn es uns schwer fällt.'', sagte Lukas dann und öffnete einladend seine Arme.
Ich lächelte breit und ließ mich, ohne großartig zu zögern, in diese ziehen.
Sofort schlang ich meine Arme um ihn und zog ihn noch ein Stückchen dichter zu mir, um ihm so nah wie nur irgendwie möglich zu sein. Man, tut das vielleicht gut! 

Mein Bauch begann extrem zu kribbeln, mir wurde mit einem Mal ganz heiß, an meinem gesamten Körper breitete sich eine angenehme Gänsehaut aus und mein Herz setzte einmal kurz aus, um daraufhin locker ganze vier Takte schneller zu schlagen.

Ich fühlte mich in diesem Moment wieder so unfassbar wohl, willkommen und vor allem sicher in seinen herrlich, schützenden Armen.
Wahrscheinlich würde ich gar nicht so sicher vor allem sein, so wie ich mich meistens eigentlich immer fühlte, aber allein' dieses Gefühl und der Gedanke an die Sicherheit aufgrund in seiner Arme, beruhigte mich ungemein und das war es, was zählte.

Doch dieser so magische Moment war mal wieder viel zu schnell vorbei und wir lösten uns leider wieder voneinander.
Doch es war nicht wie sonst, denn Lukas löste mich nur ganz leicht von sich und hielt mich an meinen Seiten fest - wie im Real vorhin.
Er streichelte meine hervorstehenden Hüftknochen wieder und sah mir dabei verdammt tief in die Augen. Ich strich ihm währenddessen sachte über seinen schönen Rücken und er lächelte noch viel breiter, als wie er es eh schon die ganze Zeit über tat.

Lukas' Blick glitt hinunter zu meinen Lippen und ich sah zögerlich ebenfalls zu seinen hinunter.
Sie sahen so unfassbar weich aus und ich wollte nichts lieber tun, als diese mit meinen zu vereinen. Was?
Doch, ich wollte das auf jeden Fall tun, doch diese kleine, nervige Stimme, in dem hintersten Teil meines Kopfes, hielt mich davon ab. Halt doch einfach mal deine verdammte Fresse!

Ich sah es in seinen hübschen Augen immer wieder, in regelmäßigen Abständen, funkeln und kam seinem Gesicht langsam etwas näher.
Ganz gespannt sah mich Lukas an und fast wie in Zeitlupe bewegte ich mich geradewegs zu seinem Gesicht.
Sollte ich das denn auch wirklich tun? Sollte ich ihn denn wirklich küssen? Einen Jungen?

Leicht verunsichert sah ich ihn nur an und er kam mir mit seinem Gesicht etwas näher entgegen.
War das überhaupt auch richtig so? Aber warum fühlte es sich dann so verdammt toll an, wenn ich es eigentlich ständig als so falsch empfand?
Ich verstand meine Gefühle absolut nicht mehr und wusste auch gar nicht so recht, was genau ich jetzt eigentlich tun sollte.

Lukas hatte die Augen mittlerweile geschlossen und die Lippen sogar leicht gespitzt. Er meinte es also ernst!
Meine Augen weiteten sich stattdessen augenblicklich und ich war nun vollkommen geschockt. Wollte er das etwa auch?!
Verwirrt und immer noch vollkommen geschockt zugleich, sah ich ihn an und es waren nur noch wenige Zentimeter, welche unsere Lippen voneinander trennten.

Kurz bevor sich unsere Lippen überhaupt berühren konnten, erwachte ich aus meiner andauernden Starre, hob meinen Kopf etwas und drückte ihm einen schüchternen Kuss auf die Wange - dicht neben seinen weich aussehenden Lippen.
Ich lächelte ihn nur vollkommen verunsichert an, spürte förmlich, wie mir die Röte nur so in die Wangen stieß und richtete meinen Blick peinlich berührt auf den Boden.

Sorry...

Oh Gott, was war das denn nur eben gewesen? Ich benahm mich ja glatt wie eine ungeküsste Jungfrau!
Warum konnte ich Lukas nicht einfach auf seine schönen, weichen Lippen küssen? Weil es falsch ist, verdammte Scheiße nochmal!
War es denn wirklich so falsch, wenn es sich eigentlich ständig so richtig und schön anfühlte?

,,Ähm...Timi?'', riss mich Lukas aus meinen Gedanken und ich sah nun wieder zögerlich zu ihm auf. Seine Wangen waren ebenfalls extrem gerötet und er grinste mich vollkommen schüchtern an.
,,Ähm...dann Tschüss...'', sagte er leise und kratzte sich schief grinsend am Hinterkopf.
,,Tschüss...äh...Lukas...'', flüsterte ich unsicher, umarmte ihn noch einmal kurz und drückte ihm noch einmal einen Kuss auf die Wange, ehe wir uns endgültig voneinander lösten.

Lukas ging Richtung Haustür und drehte sich noch einmal kurz zu mir um, um mich breit anzulächeln.
Ich schenkte ihm ebenfalls ein genauso breites Lächeln zurück, ehe ich ihm den Rücken zukehrte und langsam wieder zurück zu Marcel ging.
Dieser hatte sich mittlerweile wieder eine Kippe - oder schon mehrere - angezündet und scrollte auf seinem Handy umher, während er ab und zu mal irgendwas auf diesem eintippte.

Ich öffnete die Autotür und ließ mich immer noch völlig benebelt, wegen eben, auf dem Beifahrersitz fallen.

Marcel musterte mich von der Seite und ich bekam förmlich mit, wie er sich den Kopf darüber zerbrach, wer genau und was genau das eigentlich zwischen mir und Lukas war. Mein bester Freund hatte sicherlich eben alles gesehen und mitbekommen und war sicherlich genauso verwirrt wie ich deswegen.
Wahrscheinlich platzte er innerlich förmlich vor lauter Neugier, doch ich konnte ihm diese Fragen genauso wenig beantworten wie mir selber. Ich wusste zwar, wer Lukas war - mehr oder weniger - aber ich konnte ihm die letztere Frage genauso wenig beantworten, wie mir.

Ich wusste absolut nicht, was das da zwischen mir und Lukas eigentlich war.

Waren wir Freunde oder doch viel mehr? Irgendwas war da zwischen uns, doch ich wusste einfach nicht so recht, was das eigentlich war und das verwirrte mich umso mehr.
Ich hatte solche komischen Gefühle in seiner Nähe, welche ich bei anderen Freunden eben nicht hatte. Was hatte das denn nur zu bedeuten und was wollte mir mein Körper damit nur sagen?

,,Tim!'', riss mich Marcels laute Stimme aus meinen Gedanken und ich zuckte vollkommen erschrocken im Autositz zusammen.
,,Was ist denn, du scheiß Penner?'', fragte ich vollkommen genervt nach. Reiße mich doch nicht so aus meinen verwirrenden Gedanken!
,,Soll ich dich dummen Vollidioten nun nach Hause fahren, oder willst du noch in den Chalet Club?'', fragte Marcel stattdessen und grinste mich dreckig an.

,,Eigentlich wollte ich nicht zu dir nach Hause.'', konterte ich grinsend und schnallte mich wieder an.
,,Hast wohl Angst davor, deine Mama dort tanzend an der Stange zu sehen.'', lachte mein bester Freund noch, startete daraufhin den Wagen und wir fuhren daraufhin auch schon von Lukas los. Während meine Gedanken noch weiterhin bei ihm und das hingen, was uns miteinander verband. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top