Kapitel 64
Lia
Gerade will ich aus der Küche in den Flur gehen, als mir Marco entgegen kommt und wir gegeneinander laufen, sodass die Mehlpackung, die ich gerade zu öffnen versuchte, auf den Boden klatscht und alles voll Mehl ist. Marco und ich sehen runter auf den Boden und seufzen gleichzeitig, ehe wir beide laut lachen müssen. "Ich hole dann mal den Staubsauger.", schmunzelt Marco und macht kehrt, während ich meine mit Mehl bedeckten Füße ansehe. Mein bester Freund saugt das ganze Mehl auf, ich mache derweil meine Socken sauber. "Lia? Also ich wollte eigentlich zu dir, um mit dir zu reden." Überrascht sehe ich Marco an. Reden? Worüber? Doch hoffentlich nichts schlimmes. Das könnte ich heute an Heiligabend nicht ertragen. Er wird mich doch nicht vor die Tür setzen, oder? Vielleicht hat er ja doch gemerkt, dass das hier alles nicht so klappt und ich lieber gehen soll. "Schieb jetzt keine Panik.", beruhigt Marco mich, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkt. "Worüber denn reden?", "Über uns.", lautet seine Antwort, während er den Staubsauger zur Seite stellt und sich zu mir an den kleinen Küchentisch setzt. "Über uns. Dir geht das alles zu weit, oder?", frage ich traurig. "Was? Nein, Lia, hör auf immer sofort so negativ zu denken. Das hier fällt mir gerade schon schwer genug." Er fährt sich mit seinen Händen über sein Gesicht. "Mir reicht das nicht, was wir im Moment haben." Ich lege irritiert den Kopf schief. "Dir reicht das nicht? Was soll das heißen?" Er spielt nervös mit seinen Fingern. "Naja, ich will noch mehr. Verdammt, ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Du hast Gefühle für mich, richtig?" Ich nicke leicht. "Das ist gut. Sehr gut sogar, weil ich auch Gefühle für dich habe.", murmelt er verunsichert. "Wirklich?", frage ich leise. "Ja, Lia. Und ich kann nicht mehr ohne dich. Und will ich auch gar nicht. Du bist einfach die Frau, die mich aus meinem Loch rausholen kann und mich davor bewahrt wieder zu fallen. Ich will dich nicht mehr nur als beste Freundin. Ich will dich als meine Freundin." Sprachlos sehe ich meinen besten Freund an, der mir unsicher in die Augen sieht. "Wenn du es nicht möchtest, dann-", "Bist du verrückt? Natürlich möchte ich das. Nichts wünsche ich mir sehnlicher als das.", gebe ich verlegen zu. Marco beginnt zu lächeln und greift über den Tisch hinweg nach meiner Hand. "Also ich möchte, dass du und ich wir werden. Möchtest du das auch?" Ich nicke sofort und drücke seine Hand. "Weißt du wieso ich dich das heute erst frage und nicht erst gestern schon?" Verwirrt runzle ich die Stirn. "Naja, so kann ich mir unser Datum besser merken. Den 24.12. vergisst man nicht so leicht." Empört klappt mir der Mund auf und ich schlage ihm gegen die Schulter, woraufhin er lacht. "Das hab ich verdient.", "Hast du!", bestätige ich lachend. "Jetzt komm her." Lächelnd stehe ich auf und gehe auf Marco zu, der auch aufgestanden ist. "Sag, dass du mir gehörst.", flüstert er ganz nahe an meinen Lippen. "Ich gehöre jetzt dir.", flüstere ich, ehe er endlich unsere Lippen vereint und ich mich in diesem unbeschreiblich schönen Kuss verliere, der mich schwerelos werden lässt.
Konzentriert knete ich den Brotteig, als Marco sich hinter mich stellt und seine Arme um mich legt. "Ich muss dann jetzt los zum Krankenhaus. Brauchst du noch bei irgendwas Hilfe oder kann ich beruhigt das Haus verlassen?", "Verschwinde endlich, bevor du mich noch wahnsinnig machst.", lache ich und schiebe Marco von mir weg, doch er lässt mich nicht los. "Ich mache dich wahnsinnig? Bitte? Anders rum wird 'n Schuh draus!" Ich schnaube. "Nein, das war ein Witz. Du würdest mich nie in den Wahnsinn treiben. Eher wird der HSV deutscher Meister." Ich sehe Marco vielsagend an. "Okay, ich halte meine Klappe. Aber das mit dem HSV war witzig, das musst du zugeben.", "Ich habe mich krankgelacht, wie du siehst.", "Du bist doof.", schmollt er gespielt und sieht mich kurz an. "Was machst du denn jetzt noch hier? Sieh zu, dass du die kleine Maus aus dem stinkigen Krankenhaus bekommst.", "Okay okay, bin schon weg." Er drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und lässt dann endlich von mir ab, um Ela aus dem Krankenhaus abzuholen. Ich hoffe, dass sie den Abend hier übersteht. Es wird sicher alles sehr aufregend werden. Ich habe etwas Angst, dass es vielleicht zu viel für Ela wird und sie uns hier abklappt. Aber so darf ich nicht denken. Seufzend sehe ich den Teigklumpen vor mir an. Ich hoffe, dass mir das Brot gelingt. Ansonsten gibt es zum Abendessen kein selbstgemachtes Brot.
Lucy, die hier bei mir in der Küche liegt, hebt den Kopf, als ein Schlüssel in die Haustür gesteckt wird. Kaum geht die Tür auf, springt die Hündin auch schon auf und läuft aufgeregt in den Flur, wo gerade Marco und Ela ankommen. "Hey, meine Süße, komm mal her zu mir. Schick siehst du aus.", begrüße ich die kleine Prinzessin, die heute ein pinkes Kleidchen mit weißen Punkten und dazu eine weiße Strumpfhose und eine pinke Mütze trägt. Ich nehme sie Marco ab und sie strahlt mich an. "Willkommen zuhause, kleiner Engel. Ich habe dich vermisst." Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn, woraufhin sie sich an mich kuschelt. "Wollen wir mal in der Küche gucken, ob wir da ein paar leckere Plätzchen für dich finden?" Sie nickt, also gehe ich mit ihr in die Küche, während Marco sich auszieht. "Schau mal, die habe ich extra für dich gemacht." Ich setze sie auf dem Stuhl ab und stelle ihr einen Teller mit verschiedenen Keksen hin. Sofort greift sie sich einen und knabbert daran herum. "Schmeckt?", "Mmmh.", macht sie und nickt. Lächelnd streichle ich ihr über den Kopf und drehe mich dann zum Ofen, um nach dem Braten zu schauen. "Es hat etwas länger gedauert, weil wir uns nicht entscheiden konnten, was wir anziehen möchten.", erklärt Marco mir, als er in die Küche kommt. "Naja, ein Outfit für Heiligabend will auch gut ausgewählt sein. Man kann ja nicht einfach irgendwas anziehen.", verteidige ich die kleine Maus. "Schon klar.", schmunzelt Marco und küsst meine Wange. "Papa nee!", beschwert Ela sich sofort und schiebt ihren Vater von mir weg. "Na ganz toll. Ihr Weiber müsst natürlich zusammenhalten.", "Klar.", nicke ich und lächle Ela an, die nun wieder an ihrem Keks knabbert. "Lia? Ich wollte dich noch fragen, was wir heute Abend machen. Sollen wir warten oder sagen wir es meiner Familie heute schon? Also dass wir jetzt zusammen sind?" Gute Frage. Wenn ich darauf doch nur eine Antwort wüsste. "Mir ist es egal, Marco. Das überlasse ich ganz dir.", lächle ich ihn an. "Okay, dann bin ich dafür, dass wir es nicht verstecken. Wir werden es ihnen sagen. Und es ist mir auch egal, was sie darüber denken." Tja, Cony wird sich sicher freuen. Aber werden sich Marcos Eltern auch freuen?
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