•Perle• Verräterin?
Mir fällt es richtig schwer meine Augen zu öffnen. Ich fühle mich ausgelaugt und schlapp und würde am liebsten einfach wieder schlafen, bin mir aber ziemlich sicher das es mir diesmal nicht so einfach fällt.
Zusammen mit Leoni bin ich zu ihr und den Jungs nach Hause gegangen. Kaum saß ich auf der Couch, ist der Damm bei mir auch schon gebrochen. Meine beste Freundin hatte echt alle Mühe mich wieder einigermaßen zu beruhigen.
Irgendwann konnte sie mich davon überzeugen, von der Couch in ihrem Bett zu gehen, weil es dort gemütlicher ist. Während ich noch immer nicht wirklich zu beruhigen war und mit meinen Tränen ihr Kissen sicherlich, ziemlich, durchweicht habe, hat meine beste Freundin mir immer und immer wieder Gut zu geredet, mich an die schönen Zeiten mit Nash erinnert und immer wieder versucht mich davon zu überzeugen, dass er und ich das schon wieder hin bekommen. Irgendwann muss die Müdigkeit überrollt haben und ich bin eingeschlafen.
Ich habe keine Ahnung ob Leo mich davon überzeugen konnte, dass Nash und ich unsere Ehe schon wieder hin bekommen würden. Fakt ist einfach, dass ich mich ziemlich leer und alleine fühle. Am liebsten würde ich zurück nach Seattle fliegen, in mein altes Kinderzimmer flüchten und mich unter meine Decke verstecken. Und obwohl ich meine Mutter immer für die Coolste Mum überhaupt gehalten habe, die mich immer versteht und jeder Zeit hinter mir steht, glaube ich kaum das sie mir Asyl gewähren würde. Viel zu sehr ist sie von meiner Ehe überzeugt und versteht grade einfach Null, dass hier mächtig etwas in die Hose geht. Allerdings versteht das zur Zeit keiner so wirklich - noch nicht mal meine beste Freundin. Sie sagt zwar die ganze Zeit, dass sie mich versteht und nachvollziehen kann, warum ich sauer und enttäuscht bin, redet mit im selben Moment allerdings gut zu.
Ich verlasse das Bett und ziehe die Vorhänge auf, um festzustellen das so langsam die Sonne untergeht, was bedeutet, dass wir in etwa schon kurz vor sieben haben müssen. Ob es Nash schon aufgefallen ist, dass ich nicht zu Hause sitze und schmolle? Oder ist er noch überhaupt nicht zu Hause?
Da mein Magen knurrt, verständlich denn ich habe heute nur gefrühstückt, für anderes hatte ich einfach kein Appetit, verlasse ich das Zimmer von Leoni und stelle gleich fest, dass ich Nash Stimme höre. Meine beste Freundin hat ihm doch nicht ernsthaft gesagt, dass ich hier bin.
"Was willst du denn hier?", will ich von ihm wissen, als ich ihn zusammen mit Woods und Sawyer auf der Couch sitzen sehe. "Was glaubst du denn?", stellt er die Gegenfrage. Ich zucke mit den Schultern. "Und wo ist Leo die Verräterin?", frage ich sie ohne auf die Frage zu Antworten. "Sie musste noch mal kurz zur Bibliothek", antwortet Woods mir. "Na große Klasse." Ich drehe mich um und gehe ohne weiter auf die Jungs zu achten ins Badezimmer.
Nachdem ich auf Klo war und mit die Hände gewaschen habe mache ich mir Gedanken über mein weiteres Vorgehen. Wie kommt Leonie eigentlich darauf, Nash zu verklickern, dass ich hier bin? Ihm ist sicherlich nicht alleine aufgefallen, dass ich nicht zu Hause bin. Bin ich denn schon bereit auf ihn zu treffen und mich mit ihm auseinander zu setzten? Ich entschließe mich spontan dagegen, ignoriere noch dazu mein Magen knurren und mache mich Wortlos wieder zurück in das Schlafzimmer in den ich grade noch geschlafen habe. Kaum sitze ich auf der Bettkannte öffnet sich die Tür und Nash tritt herein und schließt die Tür auch gleich wieder bevor er die Arme vor der Brust verschränkt.
"Ich habe heute früher Feierabend gemacht, weil ich mich, nach unserem ungeklärten Streit von gestern, überhaupt nicht konzentrieren konnte. Daheim ist mir sofort aufgefallen, dass dein Auto nicht vor der Tür steht. Ich habe im ersten Moment überhaupt nicht drüber nach gedacht. Ich hab gedacht, du kommst schon wieder. Leo ist auch eine sehr gute Freundin von mir, ich wollte ihre Einschätzung wie ich das von gestern wieder gut machen kann, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass es mit einem einfachen Sorry diesmal nicht gegessen ist.", erzählt er mir.
Ehrlich gesagt weiß ich nicht wirklich was ich davon halten soll. Finde ich es schlimm, dass er nicht auf der Suche nach mir war? Dass er einfach davon ausgegangen ist, dass ich wieder angekrochen komme? Ich habe darauf einfach keine Antwort. Zumindest hat er schon mal kapiert, dass unser Streit gestern nicht ohne war.
"Was hat Leonie dir geraten?", frage ich ihn. "Tja weißt du, sie meinte das ich echt scheiße gebaut habe, was mir wirklich schon vorher bewusst war.", antwortet er mir. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Das beantwortet meine Frage überhaupt nicht." Er nickt. "Ich weiß. Leoni wollte mit aber absolut nicht helfen. Sie meinte ich solle mir etwas eigenes einfallen lassen, wenn es mir wirklich wichtig ist." Diesmal nicke ich, sage darauf allerdings nichts. Nash mustert mich schweigend. "Soll ich ehrlich sein?", höre ich ihn sagen. "Immer."
Gespannt schaue ich ihn an und beobachte ihn dabei, wie er seine Hände in die Hosentasche steckt. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diesmal weder mit einem Blumenstrauß noch mit einer Entschuldigung etwas gut machen kann.", erwidert er. Ich nicke. "Stimmt. Soll mir das sagen, dass ich meine Sachen packen und gehen soll? Hast du genug von mir und meinem rum genörgel, weil du ständig Überstunden schiebst?", frage ich ihn und sehe das er mich ziemlich überrascht anschaut. "Denkst du wirklich, dass ich das will? Dass ich vor habe alles weg zu werfen, bloß weil es im Moment ein wenig schwierig ist?", fragt er mich. "Im Moment? Ich würde ja mal stark behaupten, dass es schon so lange schwierig ist seit wir hier sind - wenn es nicht schon viel früher angefangen hat.", antworte ich ihm. "Das mag sein, aber es ist trotzdem nicht so, dass ich deswegen will das du deine Sachen packst. Verda*mt was denkst du dir eigentlich?" Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich habe dir schon mal gesagt, dass du in letzter Zeit nicht den Eindruck machst, dass dir das mit uns so wichtig erscheint."
Er zieht die Augenbrauen hoch. "Weil ich Überstunden mache und nicht erreichbar bin?" "Nein, weil du immer und immer wieder Versprechungen an den Tag legst und dich doch nicht dran hältst. Dich scheint es überhaupt nicht zu interessieren, dass wir uns ständig fetzen. So langsam habe ich echt kein Bock mehr darauf.", gebe ich von mir. "Soll mir das sagen, dass du deine Sachen packen und gehen willst?", hakt er bissig nach. Wieder zucke ich mit den Schultern. "Keine Ahnung, aber drüber nach gedacht habe ich allemal.", gebe ich zu. Mit großen Augen schaut er mich an, setzt an etwas zu sagen, kommt dann allerdings schweigend auf mich zu und setzt sich neben mich. "Ist es wirklich nur wegen den Überstunden?" "Nein, verda*mt Nash, mir geht es überhaupt nicht um die blöden Überstunden, obwohl mich das echt ankotzt. Du siehst einfach nichts anderes mehr.", werfe ich ihm zum wiederholten Mal vor. "Das stimmt überhaupt nicht." "Doch.", beharre ich darauf. "Mal ehrlich, wenn es so wäre dann hätte ich ja wohl kaum heute früher Schluss gemacht, weil ich mich überhaupt nicht konzentrieren...." - "Das war heute, weil wir uns gestern gestritten haben. An anderen Tagen interessierst du dich doch überhaupt nicht dafür, was bei mir los ist.", unterbreche ich ihn. "Die zeit geht immer so schnell vorbei, dass ich das erste mal auf die Uhr schaue, wenn wir Feierabend machen. Meistens arbeiten wir einfach durch und essen zwischendurch während wir arbeiten, da entgeht es mir einfach mich bei dir zu melden.", erklärt er mir. Ich ziehe die Augenbrauen. "Das zeigt doch ganz genau, dass du nur die Arbeit siehst und sonst nichts, wenn dir noch nicht mal der Gedanke kommt, mal auf dein Handy zu schauen."
Nash seufzt und nimmt meine Hand in seine. "Ich mache das nicht mit Absicht, dass musst du mir glauben. Mir war das gar nicht so bewusst." "Und das macht die Sache gleich besser?", hake ich nach. "Natürlich nicht."
Er streicht mir über meinen Handrücken und lehnt sich weiter zu mir. "Ich liebe dich und will das mit uns ganz sicher nicht aufgeben." "So geht es aber auch nicht weiter. Ich hab einfach nicht mehr die Kraft mich alle paar Tage mit dir zu streiten.", gebe ich leise von mir. "Ich weiß. Ich versuche mich zu bessern, versprochen. Ich werde zusehen, dass ich mein Handy immer auf Laut in der nähe habe und mich zwischendurch auch bei dir melde." Ich seufze. "Und du glaubst, damit hat sich die Sache wieder erledigt? Es hält dann ein paar Tage und dann fängt die gleiche scheiße wieder von vorne an. Wir sind bald zu dritt Nash, ich will nicht, dass das Kleine in eine instabile Beziehung geboren wird, wo wir uns weiterhin ständig streiten und uns irgendwann überhaupt nichts mehr zusagen haben. Wo womöglich nur noch unser Kind der Grund ist, weswegen wir zusammen sind." Überrascht rutscht er ein wenig von mir weg. "Du willst dich also jetzt ernsthaft trennen?", will er etwas fassungslos von mir wissen, woraufhin ich den Kopf schüttle. "Das habe ich überhaupt nicht gesagt. Ich finde es muss sich einfach dauerhaft etwas ändern. Es bringt doch nichts, wenn wir uns heute versöhnen und Freitag schon wieder aneinander geraten.", stelle ich klar. "Ich finde aber das Abstand nun das letzte ist was wir brauchen, denn ich denke mal darauf willst du hinaus.", kontert er und trifft damit total ins schwarze. Vielleicht brauchen wir doch wirklich etwas Abstand. Vielleicht ist es genau das was wir nötig haben. Ich zucke mit den Schultern.
"Am Donnerstag haben wir den Termin mit unseren Kunden, was hältst du davon, wenn ich Freitag und Montag frei mache und wir die Zeit einfach für uns beide nutzten.", schlägt er nun vor. "Damit es Dienstag dann genauso weiter geht, wie die letzten Tage?" "Ich halte diesmal mein versprechen, in Seattle hat es schließlich auch geklappt.", gibt er mit voller überzeugung von sich und hat ja recht. Dort musste er nicht täglich Überstunden machen und war einfach immer erreichbar. "Und du glaubst du bekommst einfach so frei?", frage ich ihn und glaube nicht wirklich dran, schließlich mussten er ja auch früher als geplant anfangen. "Es muss gehen, weil es mir wirklich wichtig ist, dass wir beide das wieder hin bekommen.", lässt er mich wissen. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Und du glaubst, dass da vier Tage reichen?" Ich sehe wie Nash mit den Schultern zuckt. "Keine Ahnung. Ich glaube ein bisschen zweisamkeit tut uns mal ganz gut und ich weiß das ich für unsere wenige Zeit verantwortlich bin, aber das wird sich ändern.", erwidert er.
"Was macht dich da so sicher?" Er streicht mir durchs Haar und sieht mir dann in die Augen. "Ich will einfach nicht, dass es zwischen uns kaputt geht, bloß weil ich eine andere Stelle habe. In Seattle gab es nie solche Streitereien.", informiert er mich. "Da hast du auch nicht ständig drei, vier Überstunden Täglich gemacht und dich dann noch nicht mal gemeldet das es später wird. Wir konnten da über alles reden.", werfe ich ihm vor. "Ich weiß. Ich habe heute auch schon mit Dan gesprochen. Er ist auch der Meinung, dass es in Zukunft nicht mehr so spät werden soll. Wir bekommen das wieder hin, da hin ich mir ziemlich sicher.", erwidert er. "Okay.", gebe ich mich geschlagen, auch wenn ich noch nicht ganz überzeugt bin.
"Heißt das du kommst wieder mit nach Hause?" Ich nicke. "Eigentlich, habe ich nie gesagt, dass ich hier bleibe oder nicht mehr mit nach Hause komme.", gebe ich von mir. "Doch du meintest, dass du drüber nachdenkst auszuziehen und so wie Leonie gesprochen hat, hat sie es nicht ausgeschlossen, dass du nicht vielleicht doch nach Seattle zurück gehst." "Das habe ich so nicht zu ihr gesagt. Was soll ich auch dort?" Nash drückt mir ein Kuss auf die Schläfe. "Dich vor mir verstecken, die Jungs würden dich wahrscheinlich mit Kusshand aufnehmen und hier her kommen um mit in den Hintern zu treten.", bemerkt er. Ich zucke mit den Schultern. "Vielleicht."
Nash gibt ein seufzen von sich. "Perle komm schon, lass mir dir beweisen, dass ich nicht nur die Arbeit sehe. Dass du mir zu einhundert Prozent wichtiger bist." "Ich habe doch gesagt, dass es okay ist." erinnere ich ihn. "Schon, aber sei mit nicht böse wenn ich sage, dass du nicht mal ansatzweise überzeugen Klangs. Es hört sich für mich eher so an, als würdest du mich mit dem Wort nur ruhig stellen wollen und dich dann wir am Anfang hier, Stück für Stück zurück ziehen wirst.", erwidert er. "Sorry das ich nicht mehr ganz so euphorisch klinge wie sonst immer, immerhin versprichst du seit Wochen immer wieder Dinge und hältst sie dann doch nicht. Wer sagt mit das es diesmal nicht wieder so ist?" "Ich sag es dir und du musst mir diesmal einfach noch mal vertrauen."
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