Der Auftrag
„Du hast doch bestimmt auch mitbekommen, dass der ‚Hunter von der Front' wieder neue Red-Player getötet hat. Danach ist er wieder spurlos verschwunden." „Das war doch nur ein paar Ebenen über uns, oder?" „Ja. Niemand aus seiner Gilde weiß aber wo er sich gerade aufhält, noch wissen einige wie er aussieht." „Ach, den Typen gibt es doch garnicht. Den haben sich die Frontgilden nur ausgedacht um Red-Player jagen zu können ohne selber dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden." „Und was wenn es ihn doch gibt?" „Dann soll er jetzt hinter mir stehen und mich enthaupten!"
Genüsslich belauscht Lucifer die abendlichen Tischgespräche des Gasthauses, seine hauptsächliche Aufmerksamkeit jedoch auf sein Essen vor sich und die Zeitung daneben. Unter dem Tisch vernimmt er das leise Geschmatze Fenrirs an der Fleischkeule. „Immerhin haben die Frontgilden es bis zu Ebene Fünfundzwanzig geschafft." liest er still aus der ‚weekly Argo' vor. „Und die Hunter haben zehn neue Verhaftungen von Orangenen Spielern zu verzeichnen. Immerhin macht White einiges richtig, wenn ich auch ihre Ausgaben nie verstehe."
Lucifer schiebt sich mit der Gabel eine Kartoffel in den Mund. „Früher oder später werde ich aber auf ihre Mithilfe angewiesen sein. Der Bereich wo ich hin und her springe wird immer größer und die PKer gerissener. Zudem brauche ich die Informationen von Argo bei den Frontgilden. Nur sie kann sie mir unbemerkt zusenden." Nachdenkend stochert Lucifer in seinem Essen herum.
Hinter sich vernimmt er Schritte einer einzelnen Person, worauf hin Lucifer leicht schmunzelt und das Geld auf den Tisch legt. „Und wenn man von gewissen Ratten spricht." Vorsichtig blickt er über seine linke Schulter auf das Mädchen in ihrem braunen Mantel und der ledernen Rüstung darunter, die ihn wütend anstarrt.
„Ich hoffe du hast einen guten Grund mich aufzusuchen!" faucht Lucifer Argo an, die sein Zimmer betritt. „Wieso so unfreundlich? Freust du dich nicht mich nach so langer Zeit wieder zu sehen." Argo zieht sich mit einem Lächeln einen Stuhl vor das Bett auf dem Lucifer und Fenrir sitzen. Den Mantel von ihr schmeißt sie bedenkenlos auf einen anderen Stuhl.
„Es war echt schwer deinen kaum vorhandenen Spuren zu folgen." „Ich will auch kein Opfer eines PKs im Schlaf werden." antwortet Lucifer darauf. „Doch da du mich gefunden hast werde ich wohl bald mir eine neue Position suchen müssen." „Lüg mich doch nicht an." meint Argo darauf hin und sucht etwas in ihrem Inventar. „Du wärst doch eh in spätestens zwei Tagen wo anders. Anschreiben hätte ich dich auch nicht brauchen, da ich dann eh keine Antwort bekommen hätte." Lucifer legt seine Hand auf Fenrir, der versucht neben Lucifer sich auszuruhen. „Woher willst du das denn wissen." Schlagartig öffnet Argo den Chatverlauf von ihnen und schiebt ihn zu Lucifer. Jede einzelne Nachricht die zu lesen ist, ist von Argo und beinhaltet Informationen die für Lucifer essenzielle waren. Nur selten war eine Nachricht bezüglich eines Events von Lucifer für Argo zu sehen. „Reicht dir das als Beweis." Argo scheint das Thema deutlich zu nerven, wodurch Lucifer schnell das Thema wechselt.
„Warum hast du mich jetzt aufgesucht?" Argo holt den gesuchten Gegenstand aus ihren Inventar und legt ihn auf den Tisch im Raum. „Ich soll Dir persönlich einen Auftrag von der Front übermitteln."
„Wer will den, das ich einen Auftrag für jemanden erledige?" lacht Lucifer über den Gedanken, das jemand explizit nach ihn fragt. „Die Anfrage kam von Heathcliff und Duke." lächelt Argo „Das weckt dann doch meine Interesse." gibt er sich geschlagen. „Das ist gut, da es dein Ziel auch mit betrifft. Du sollst für die beiden jemanden aus einer Geiselnahme befreien." Argos Stimme wir leicht ernst, dennoch bleibt sie aber noch freundlich zu ihm. „Wer ist denn die Geisel, wenn es mein Ziel mit betrifft?" die Neugier wird immer weiter in ihm geweckt. „Mariko."
Fenrir zuckt mit einem Ohr, als der Name fällt.
Ungläubig fragt Lucifer noch einmal nach: „Mariko?"
Argo nickt und tippt einmal auf den Gegenstand aus ihrem Inventar. Sofort öffnet sich eine riesige 3D-Karte von Aincrad.
„Die Geiselnehmer drohen damit Mariko zu Töten, wenn Duke nicht alleine zu ihnen auf Ebene 20 in die Berge kommt." Argo tippt auf die Stelle auf der Karte um heran zu zoomen. „Sollte aber eine ganze Party von Spieler ankommen, ist sie ebenfalls Tot.
Heathcliff will, dass du es machst, weil er in dir die größten Erfolgschancen sieht." „Und weil ich für sie bedeutungslos bin. Ich verstehe schon. Wie hat man aber von dieser Geiselnahme erfahren? Er kann es ja nicht von Mariko selber erfahren haben." Lucifer stützt seinen Kopf auf einer Faust ab, als Argo ihren Gegenstand wieder ins Inventar packt. „Vor drei Tagen kam ein Bote an die Front. Er meinte wenn die Forderung, von der ich dir erzählt habe, nicht innerhalb einer Woche erfüllt wird, ist sie Tot. Es dauerte einen Tag, bis ich die Frontgilden davon überzeugen konnte es dich erledigen zu lassen. Dank White habe ich es auch geschafft."
Lucifer lacht leise. „Mariko konnte sich ein halbes Jahr vor mir verstecken. Duke hat sich direkt öffentlich gezeigt und von Nero fehlt noch immer jede Spur." Lucifer nimmt seinen Spieß aus dem Mund und legt ihn auf den Nachttisch, bevor er sich auf sein Bett fallen lässt. „Das beste ist aber noch immer, das Spieler herausgefunden haben wie sich die Gamemaster nennen!" ruft Lucifer aus.
Völlig verängstigt schaut Argo zur Tür. „Du brauchst keine Angst haben. Das System verhindert das Belauschen unseres Gesprächs, solang kein Spieler mit einem Spionage-Skill ankommt, der genau so hoch ist wie unserer." beruhigt Lucifer sie.
Argos Blick zufolge beruhigt sie sich etwas, dennoch bleiben Bedenken in ihrer Stimme: „Werden die Spieler dich nicht auch für einen Gamemaster halten?" „Wenn sie sich die Credits durchgelesen haben, denken sie, dass Silence der Gamemaster ist, aber nicht Lucifer. Zudem kennen sie keine Gesichter. So kann ich aus ihnen auch wertvolle verbündete gewinnen." Das schadenfrohe Grinsen weicht nicht mehr aus Lucifers Gesicht. „Heathcliff und die anderen werden nicht wissen wie ihnen geschieht." Lucifer hebt seine Hand gegen die Decke und stellt sich die Opfer und die blutüberströmte Kralle vor.
„Sonst noch etwas, Argo? Ich würde mich gerne ausruhen, damit ich morgen in der Früh aufbrechen kann." Er dreht seinen Kopf zu ihr.
„Ich werde morgen mitkommen. Dagegen wirst du auch nichts sagen können, da..." „OK." unterbricht er sie
Verwirrung ist in ihrem Gesicht. „Du versuchst mich nicht daran zu hindern, weil es zu gefährlich ist und wir nicht genau wissen, wie viel Geiselnehmer es sind?" „Nö." Lucifer nimmt die Hand wieder runter. „Meine Laune ist gerade zu gut, als das ich mit dir Diskutieren will. Wenn es weiter nichts ist, treffen wir uns morgen früh um fünf am Teleportplatz."
„Da wäre noch etwas, Lucifer." überrascht schaut Lucifer Argo zu, wie sie mit einem Fuß auf dem Boden scharrt und die Schamröte sich in ihrem Gesicht verbreitet.
„Wie soll ich sagen?" Sie weicht deutlich seinem Blick aus, vor dem sie sich als einzigste sonst nicht scheut.
Eine Schüchternheit liegt in ihrer Stimme. „Es ist schon so spät und die meisten Gasthäuser sind schon überfüllt. Bis ich ein freies Zimmer gefunden habe ist es schon wieder morgen, weshalb ich fragen würde ob ich nicht bei dir übernachten kann."
Mit einem Bein schiebt Lucifer den knurrenden Fenrir vom Bett und rutscht zur Wand. „Solang du deine Rüstung ausziehst und irgend etwas, das mehr nach Alltagskleidung aussieht wie bei mir anziehst, habe ich kein Problem damit. Du machst aber das Licht aus!"
Erleichterung und Verwunderung ist in Argos Gesicht geschrieben. „D-Danke." Argo schiebt den Stuhl wieder an den Tisch. Zeitgleich dreht sich Lucifer zur Wand.
Bevor das Licht aus geht, hört Lucifer noch die Töne des Menüs, das Argo verwendet um sich um zu ziehen. In der Dunkelheit bemerkt er schließlich nur noch wie sich Argo schweratmend zu ihm auf die andere Betthälfte legt und die Decke, die Lucifer nicht benutzt, über sich zieht. Dabei versucht sie auch Lucifer nicht zu berühren.
Leise sagt Lucifer noch zu ihr: „Das nächste mal versuche deine Absichten nicht vor mir zu verstecken. Sag einfach wenn du bei mir schlafen willst." Fast nicht mehr hörbar kommt ein „Mach ich." zurück.
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