38. Kapitel

Louis:

Ich sollte das nicht tun. Ich sollte das nicht tun. Ich sollte... „Hi Louis." – „Hey, wie geht's dir?", frage ich und ziehe mir meine Sneaker an. „Geht so", antwortet Harry mir mit rauer Stimme. Er klingt müde. Ich wette, er hat heute Nacht nicht gut geschlafen. Oder heute über den Tag verteilt. „Und dir?", fragt er mich dann. „Ganz gut. Ich bin gerade auf dem Weg zum Einkaufen." – „Uhm... okay. Wieso rufst du an?", möchte er von mir wissen. „Brauchst du irgendetwas?" – „Uhm... keine Ahnung, ich glaube nicht." – „Keine Ahnung?" – „Ich habe heute Mittag nochmal ein bisschen Suppe gegessen." – „Und sonst?" – „Nichts", antwortet er mir. „Die Suppe ist jetzt leer." – „Also bestellst du dir nachher was", verstehe ich. „Ich denke schon", antwortet er mir und ich weiß, dass er mit den Schultern zuckt.

Ich seufze. „Alles klar, ich denke, ich brauche eine Stunde." – „Und dann?" – „Willst du nicht, dass ich zu dir komme? Wenn du dich lieber ausruhen willst, sag das ruhig", antworte ich ihm, ohne vorwurfsvoll klingen zu wollen. „Nein, uhm... es wäre schon, wenn du vorbei kommst." – „Alles klar, dann bis gleich."

Ich stecke mein Handy weg mache mich auf den Weg zum nächsten Supermarkt. Ich beschließe, dass es Bratkartoffeln mit Quark geben wird. Nichts Aufregendes, aber er wird satt. Suppe will er sicher nicht schon wieder essen. Meinen eigenen Einkauf habe ich schnell beisammen. Ich laufe durch die Gänge und mein Blick bleibt bei etwas anderem Hängen. Erkältungsbad. Ich stocke. Hat Harry eine Badewanne? Ich glaube schon. Kurzerhand packe ich es mit ein. Außerdem komme ich an einem Schuhladen vorbei, als ich den Supermarkt verlasse. Ich sollte das hier nicht tun. Diesen Gedanken ignorierend betrete ich den Laden und gehe geradewegs zu den Socken, die ich gerade entdeckt habe. Sie sind weiß und flauschig und sehen aus wie Schafe. Die Augen sind vorne an den Socken und kurz darüber sind kleine, schwarze Ohren angenäht. Ich nehme ein paar und laufe damit zur Kasse.

Wenig später komme ich bei Harry an. Drückt auf den Summer und lässt mich rein. Mit einer Wolldecke um die Schultern steht er an der Tür. Seine Nase ist genauso rot, wie gestern Mittag, seine Locken stehen noch wilder vom Kopf ab, aber er hat wieder ein bisschen Farbe im Gesicht. „Hey." Er lächelt schief und geht einen Schritt zur Seite. Sofort bemerke ich, dass es erstaunlich kühl hier drin ist. „Hast du die Fenster geöffnet?" – „Ich wollte nicht, dass es muffelt, wenn du herkommst", gibt er zu. Ich gehe in die Küche und räume seine und meine Einkäufe in den Kühlschrank. Wer weiß, wie lange ich heute hier bleibe werde. „Musst du nicht arbeiten oder so?" – „Soll ich wieder gehen?", frage ich amüsiert. Sofort schüttelt er den Kopf. „Nein, bleibt... uhm..." – „Ich habe erst morgen wieder Schicht, keine Sorge." Ich schmunzle, als Harry ein bisschen lächelt.

„Hier, ich habe dir etwas mitgebracht." Ich ziehe die Socken aus der Einkaufstasche und gehe sie ihm. „Socken?" – „Sie passen zu deiner Wärmflasche", antworte ich schulterzuckend. Harry sieht auf die Socken in seinen Händen. „Uhm... danke. Das hättest du nicht tun müssen." – „Schon gut. Ich habe sie gesehen, nachdem ich Einkaufen war", winke ich ab. „Wie viel bekommst du?", fragt er mich. Irritiert sehe ich ihn an. „Geld. Wie viel Geld bekommst du?" – „Für die Socken? Ich bitte dich." Als nächstes und letztes hole ich das Erkältungsbad heraus. „Hast du eine Badewanne?" Irritiert sieht er mich an. „Ja, natürlich. Wieso?" – „Weil du gleich Baden gehen wirst." – „Ich gehe nie Baden." – „Das ändert sich heute", beschließe ich und laufe zu seinem Badezimmer. Er hat eine große Eckbadewanne. Wieso wundert mich das nicht.

An einer Seite sind ein Dutzend Knöpfe angebracht. Ich wette, die Wanne hat eine Massagefunktion. Das Wasser läuft ein und ich gehe zu Harry zurück. „Wenn du aus dem Bad kommst, koche ich. Schlaf in der Wanne nur nicht ein, okay?" Er nickt. „Hast du schon Fieber gemessen?" – „Heute Mittag", sagt er. „38,5 Grad." Es geht also langsam runter. Er lehnt sich gegen die Arbeitsplatte. „Hast du nicht etwas Besseres zu tun? Also etwas wichtigeres?", möchte er zögerlich wissen. „Schon gut. Heute ist sowieso mein freier Tag", antworte ich schulterzuckend und setze heißes Wasser auf, sowohl für ihn als auch für mich. Ihm koche ich den gleichen Tee wie gestern, ich nehme mir einen Earl Grey von meinem eigenen Einkauf. Milch hat er zum Glück noch im Kühlschrank.

Solange der Tee zieht, schließe ich die Fenster und sehe noch einmal nach dem Wasser. Es ist inzwischen von einer Schaumschicht bedeckt und im Badezimmer ist es schön warm. Ich schalte die Heizung dennoch ein, nur auf die niedrigste Stufe, und lege seine Handtücher darauf, damit sie nachher schön warm sind. Harry ist mir still und heimlich gefolgt. Ich bemerke ihn erst, als ich mich wieder umdrehe und zu ihm gehen will. „Das riecht gut", sagt er und lehnt am Türrahmen. „Das ist der Badezusatz. Es wird dir guttun", erwidere ich. „Ich koche in der Zeit." – „Kannst du nicht bei mir bleiben?" – „Während zu badest?" Er verzieht die Lippen und sieht an mir vorbei. „Schon gut. Ich kann mich auch zu dir setzen. Wann ist Niall gestern gegangen?", frage ich. Verwundert sieht er mich an. „Er ist noch zwei Stunden ungefähr geblieben, wieso?" – „Weil du jetzt wieder fast 24 Stunden allein warst und das bekanntlich nicht magst, wenn du krank bist", entgegne ich. Sein Gesichtsausdruck verrät ihn. Erwischt.

„Ich koche einfach danach, okay?" – „Ist es nicht seltsam?" – „Dass ich mich zu dir setze? Wieso sollte es?" Er zuckt mit den Schultern. „Ich habe so etwas noch nie gemacht." – „Das heißt nicht, dass es seltsam ist", erwidere ich. Einen Moment langt mustert er mich. Ich bemerke, dass sein Blick anders ist als sonst, aber ich kann nicht ausmachen, woran es genau liegt. Ich weiß ebenso wenig, wieso er mich so ansieht. Es hält nur einen kurzen Moment an, ehe er zur Badewanne sieht. „Das ist ganz schön viel Schaum. Ist der... rosa?" Irritiert sieht er mich an. „Seit wann sind Erkältungsbäder rosa? Ist das normal?" – „Nein, ich habe einfach noch einen zweiten Badezusatz dazu gemischt, der das Wasser färbt." Ich zucke mit den Schultern. Seine Wangen werden dunkler und er nickt knapp.

„Du darfst rosa mögen, Harry." – „Was? Ich habe doch gar nichts gesagt!" – „Musstest du auch nicht." – „Aber... uhm... es ist doch egal, welche Farbe das Wasser hat." – „Sicher ist es das, das bedeutet aber nicht, dass es dir nicht gefallen darf", antworte ich ihm und stecke eine Hand durch den Schaum. Das Wasser ist warm, aber nicht zu heiß. Sobald er in der Wanne ist, werde ich noch ein wenig heißes Wasser nachlaufen lassen, damit sein Körper sich an die Temperatur gewöhnen kann. Er soll sich nicht verbrennen, wenn er gleich in das Wasser steigt.

Ich schalte das Wasser ab. „Soll ich so lange rausgehen, bis du im Wasser bist?" – „Wieso das?" – „Weil du dich dann vielleicht wohler fühlst", erkläre ich ihm. Er schüttelt den Kopf und wirft die Decke in den Flur. Dann zieht er sich das Shirt über den Kopf. Ihm ist anzusehen, wie viel Kraft ihn das kostet. Kurzerhand gehe ich zu ihm rüber und helfe ihm. „Lass einfach los", sage ich und nehme den Stoff des Oberteils. Er steckt die Arme nach oben und ich ziehe es ihm über den Kopf. Als ich ihm die Jogginghose und dann die Shorts ausziehe, stützt er sich auf meiner Schulter ab. Nackt steht er vor mir. Er zittert ein wenig und eine Gänsehaut hat seinen Körper überzogen. „Ab ins Wasser mit dir", beschließe ich und halte ihn, als er vorsichtig in die Wanne steigt. Er setzt sich und lehnt sich nach hinten. Das Wasser ist noch nicht hoch und ich sehe ihm an, dass er gerade nachfragen will, als ich den Duschkopf nehme. Ich lasse heißes Wasser nachlaufen und der Schaum wird dadurch noch mehr.

Harry spielt mit dem Schaum zwischen seinen Fingern. Ich lächle unbewusst, als ich ihn einen Moment lang beobachte. Er denkt jetzt gerade nicht darüber nach, dass er im Büro sitzen müsste, was er alles noch tun muss oder was irgendwelche Menschen darüber denken könnten, dass seine Badewanne mit rosa Schaum gefüllt ist. Er freut sich einfach darüber.

Als das Wasser warm genug ist, schalte ich es wieder ab und hänge den Duschkopf weg. „Ich bin gleich wieder da", sage ich und verschwinde in Richtung Küche. Ich nehme mir ein Wasserglas und gehe zurück ins Bad. Ich knie mich neben ihn an die Wanne und tauche das Glas ins Wasser. Früher hat meine Mum es immer bei uns gemacht, wenn wir krank waren. Es ist mir gerade erst eingefallen, als ich Harry in der Wanne habe sitzen sehen. „Was wird das?", fragt er irritiert. Ich streiche ihm die Locken aus dem Gesicht und kippe dann langsam das Glas über ihm so aus, dass sie nass werden. „Ich wasche deine Haare", antworte ich ihm. „Meine Haare?" – „Ja. Du wirst dich danach besser fühlen." – „Du musst nicht... also..." Er sieht mich an und mein Blick reicht vollkommen aus. „Danke", korrigiert er sich und lächelt ein bisschen.

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Da kümmert Louis sich aber gut ihm ihn. Wie findet ihr die Szene?

Love, L 

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