15. Kapitel

Louis:

Ich brauche definitiv mal wieder zwei Tage hintereinander frei. Müde stehe ich vor dem Spiegel. Die nächste Schicht fängt in nicht ganz einer Stunde an und am liebsten würde ich mich wieder ins Bett legen, in mein Bett, nicht in das auf der Wache. Es hilft ja nichts, ich muss gleich los. Mein Tee zieht bereits. Mein Tagesablauf hat sich seit Beginn meiner Ausbildung schnell geändert. Am Anfang bin ich zur jeder Schicht mit dem Fahrrad gefahren, dumme Idee. Vor der Schicht tut es ganz gut, um wach zu werden, das schon, aber nach der Schicht, gerade wenn sie besonders anstrengend war, ist es gelinde gesagt beschissen, dann noch mit dem Rad wieder nach Hause zu fahren. Also bin ich auf die U-Bahn umgestiegen.

Mein Tee ist durchgezogen und ich lehne mich an meine Küchenzeile.

Liam: Dein Chef hat zugestimmt? Perfekt, dann plane ich dich mit ein!

Me: Soll ich dir meinen Schichtplan schicken?

Liam: Ich weiß noch nicht, wann wir die Aufnahmen machen, aber ja, schick mal rüber.

Me: Wehe du planst das so, dass ich direkt nach einer Schicht bei dir antanzen muss

Liam: Dann sind die Erinnerungen aber noch frisch

Me: Dann schlafe ich dir auf dieser Couch in deinem Büro ein

Liam: Wäre ein gutes Cover für die Folge haha

Me: Oh no

Liam: :)

Liam: Was hältst du davon, wenn ich dir einfach ein paar Termine schicke und du enttschiedest

Me: Klingt gut.

Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob es wirklich so eine gute Idee war. Dennoch habe ich mir bereits einige Notizen geschrieben, worüber ich reden möchte in dem Podcast. Eine Idee habe ich aufgeschrieben. Besser als nichts, oder? Ich werde von dem älteren Paar und ihrem vorbildlichen Verhalten erzählen. Vielleicht könnte ich – ja, das ist gut. Harry wird das Negativbeispiel. Liam interessiert sich bestimmt dafür, was man nicht tun sollte, wenn man sich in einer Notsituation oder einem Einsatz wiederfindet. Und Harry wird den Podcast sowieso nicht hören. Wahrscheinlich zieht er sich eher Finanznachrichten oder so etwas rein, wenn er in seinem unnötig teuren Auto zur Arbeit fährt.

Ich würde niemals mit dem Auto zur Arbeit fahren, nicht in London. Ich will schließlich noch ankommen und nicht eine Stunde früher losmüssen, um mich durch den Verkehr zu kämpfen.

Pünktlich komme ich auf der Wache an. „Guten Morgen", sagt Mara gut gelaunt mit einem Kaffee in der Hand. „Was ist den mit dir los?", frage ich verwundert. „Ich habe gute Laune." – „Warum?" Skeptisch sehe ich sie an. Sie verdreht die Augen. „Wieso muss das einen Grund haben?" Ich hebe eine Augenbraue. Sie seufzt. „Ich habe einen neuen Podcast gefunden, nachdem ich drei Wochen keinen guten mehr hatte, den ich auf dem Weg hierher hören konnte." – „Und deswegen grinst du so?" – „Ich habe den True Crime Podcast, den ich sonst höre, zu Ende gehört und es kommen nur alle zwei Wochen neue Folgen. Und andere, die ich angefangen habe, haben mich enttäuscht."

„Es ist der von deinem Freund", wirft Charly ein. „Guten Morgen, Captain", begrüße ich ihn. Er holt sich frischen Kaffee. „Du hörst Liams Podcast?", frage ich überrascht. Marah nickt. „Du hast erzählt, dass du da bald zu hören sein wirst und ich wollte wissen, worum es da sonst so geht. Mir gefällt's, man kann ihm gut zuhören." – „Also hat Liam eine schöne Stimme?" Sie zuckt mit den Schultern. „Nicht nur das. Es ist das Sprechtempo und die Betonung und so etwas alles." Aha? „Du könntest an meiner Stelle bei dem Podcast mitmachen", schlage ich spontan vor. Irritiert sieht sie mich an. „Was?" Dann schüttelt sie den Kopf. „Nein, ich habe schon genug zu tun, danke. Das überlasse ich gerne dir."

Noch habe ich Zeit, also schnappe ich mir einen der Notizblöcke und einen Stift und setze mich. Wie erzähle ich im Podcast am besten, dass man sich nicht wie ein arschiger, arroganter Idiot aufführen soll? Und das am besten so, dass nicht durchscheint, dass ich persönlich etwas gegen diesen Idioten habe?

- Nicht mit der Feuerwehr diskutieren, wenn sie gerade versucht, einen in Sicherheit zu bringen.

Wahnsinnig guter Punkt, Tomlinson, echt. Wobei, es gibt bestimmt noch mehr wie Harry dort draußen, denen nicht einmal das klar ist. Es bleibt auf der Liste. Liste, naja.

„Nicht Feuerwehrzufahrten zu parken." Ich drehe mich um. Matt schaut mir über die Schulter. „Was denn, das passiert immer wieder?" – „Ich muss das irgendwie in Geschichten verpacken, das soll keine Aufzählung werden." – „Erzähl doch einfach, dass dieser Harry sich nicht retten lassen wollte, nachdem wir schon seinen Wagen haben abschleppen lassen müssen, weil er die Auffahrt zugeparkt hat." – „Das wäre gelogen." – „Und?", fragt er irritiert. „Du sagst doch sowieso keine Namen, also kannst du doch einfach ein bisschen was dazu dichten, wo ist das Problem?" – „Es wäre gelogen." – „Tragisch", sagt er nur und setzt sich zu mir. „Dann erzähl halt, wie er mit Grayson diskutiert hat, ob er nicht doch neben dem brennenden Auto herfahren darf." – „Der Punkt steht da schon." – „Mehr oder weniger", merkt er an. Gut, dann schreibe ich es halt dazu.

- Nicht versuchen, um Feuerwehr Absperrungen herumzufahren, die stehen dort nicht ohne Grund

- Wir wissen, was wir tun, man braucht uns nicht unseren Job erklären

- Wir machen nichts, um jemanden absichtlich zu ärgern, wenn das Auto nicht zu erreichen ist, fahr halt mit der verdammten U-Bahn

Der letzte Punkt ist etwas sehr persönlich, oder? Nein, passt schon. Ich muss das nachher definitiv noch einmal strukturieren. Die positiven Punkte, stehen einfach mittendrin und einen roten Faden kann man definitiv nicht erkennen. Unzufrieden sehe ich auf die Liste.

Bevor ich weiterschreiben kann, ertönt der Alarm. B0, Mülleimerbrand. Ich laufe zum Fahrzeug. „Wieso müssen die Leute immer Mülleimer anzünden." – „Manchmal ist es nicht absichtlich", widerspricht Charly Matt. Es stimmt, manchmal reicht schon eine leere Glasflasche und Sonnenstrahlen und etwas Papier oder anderer Zunder. „Heute ist es bewölkt und kühl", antwortet Matt nur und wir fahren von Hof. „Schreib das auf deine Liste", merkt Marah an. „Was? Keine Mülleimer anzünden?", frage ich amüsiert. „Anscheinend wissen einige Leute nicht, dass das dumm ist", stimmt Matt zu. Gut, dann kommt es auf die Liste.

Es ist ein Mülleimer in einem kleinen Park, Klassiker. Ein Feuerlöscher und eine Wärmebildkamera reicht aus und es dauert nicht lange. „Schau mal, da ist die Feuerwehr", höre ich jemanden sagen. Ich sehe zur Seite. Es ist ein junger Mann mit (ich schätze) seiner Tochter. Sie ist fünf, vielleicht sechs Jahre alt und sieht uns mit großen Augen an. Ich höre auf zu löschen. Das Feuer ist noch da, aber nur noch sehr klein. „Hi", sagt Charly lächelnd und die beiden kommen auf uns zu. „Brennt es hier?", fragt sie neugierig und zieht ihren Vater näher zu uns. „Ja, der Mülleimer brennt", nicke ich und gehe einen Schritt zur Seite, damit sie die kleinen Flammen sieht. „Und das macht ihr jetzt aus?", Neugierig sieht sie uns an. Ich sehe zu Charly. Er kann gut mit Kindern und ich bin sicher, wir haben gerade den gleichen Gedanken. „Ja, machen wir, aber ich glaube, wir brauchen deine Hilfe dafür", antworte ich ihr. „Ich darf helfen?" – „Natürlich", nickt Charly „Wenn das für deinen Vater in Ordnung ist." –

„Papa?" Sie sieht ihn breit lächelnd und fragend an. „Natürlich", nickt er und sie lässt seine Hand los. „Hi, ich bin Louis und das ist mein Captain, Charly", stelle ich uns vor und nehme meinen Helm ab. „Ich bin Susi." – „Hi Susi. Willst du das Feuer löschen?" – „Ja!", sagt sie sofort begeistert. „Oh, dann brauchst du aber den", sage ich und klopfe auf meinen Helm. Sie nickt und ich setze ihr den Helm auf. Er ist viel zu groß, aber sie grinst glücklich. Dann gebe ich ihr den Schlauch vom Feuerlöscher. „Da musst du draufdrücken okay? Und auf das Feuer richten." Sie nickt und probiert es einmal kurz. „Das kann ich!", sagt sie zuversichtlich. „Na dann, los."

Natürlich haben wir die ganze Zeit ein Auge auf den Mülleimer, aber die Situation ist nicht gefährlich. Und es ist immer gut, Kindern den Umgang mit Feuer beizubringen.

„Es ist aus", sagt sie und lehnt sich ein kleines Stück vor um besser in den Mülleimer zu sehen. „Sicher?" – „Ich glaube schon." – „Hier, schau mal damit." Charly gibt ihr die Wärmebildkamera. „Damit kann man die Temperatur sehen", erklärt er ihr und sie kontrollieren, ob auch wirklich nichts mehr brennt.

„Ich werde auch Feuerwehrfrau, wenn ich groß bin!" – „Die Ausbildung hast du ja schon begonnen", antworte ich und nehme ihr den Helm wieder ab. Sie nickt glücklich. „Wir haben auch so einen Feuerlöscher in der Schule, jetzt weiß ich, wie der funktioniert." – „Sehr gut. Und weißt du auch, wen du anrufst, wenn da mal etwas passiert?" – „Den Notruf!"

„Du weißt ja schon so viel, ich glaube, da können wir dir heute gar nichts mehr beibringen", stellt Charly fest und sie lacht glücklich. „Ich bin ja auch schon groß." – „Ja, Schatz, bist du", stimmt ihr Vater zu und streicht ihr durch die Haare. „Danke, das wäre echt nicht nötig gewesen", wendet er sich an uns, aber Charly winkt ab. „Dafür sind wir da und so etwas machen wir gerne." – „Das erzähle ich morgen allen in der Schule", kündigt sie an. „Das war so cool, danke Louis und Charly." Sie winkt und zum Abschied und sie laufen weiter.

„Sie erinnert mich an meine kleine Schwester Lottie", stelle ich fest, als sie weitergehen und Susi springend neben ihrem Vater geht. „Sie ist so jung?", fragt Matt überrascht. „Nein, du Idiot, aber das war sie mal." Wir packen zusammen und es geht zurück zur Wache. Dieser Moment kommt definitiv auf meine Liste für einen positiven Einsatzablauf.

„Ah, da seid ihr ja wieder", werden wir begrüßt. „Louis, du hast Besuch." – „Was?", frage ich irritiert. „Er wartet beim Empfang." 

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Wie findet ihr diese Szene? Wollte die gar nicht schreiben/  war so nicht geplant, aber das hat gerade so gepasst. Und wer besucht Louis wohl? 

Love, L

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