Kapitel 30


„Wo sind wir hier?", fragte Hermine neugierig, als sie in einer großen schicken Wohngegend am Straßenrand anhielten und Draco Malfoy den Wagen abstellte. Die schnurrenden Motorgeräusche des schweren Familiensportwagens erstarben.

Die Braunhaarige sah sich interessiert in dem, ihr unbekannten Stadtteil, von Hastings um. Sie befanden sich in einer schönen, gepflegten und ruhig wirkenden Wohnsiedlung, der jedoch deutlich anzumerken war, nur von gut verdienenden Menschen bewohnt zu werden. Die sauberen Straßen, die großen Gärten und die Privatsphäre der einzelnen Einfamilienhäuser waren nur vereinzelte Anzeichen darauf.

„Mayfield Park.", entkam es dem Blonden knapp und beantwortete damit Hermine's Frage nur zum Teil.

„Ah ja..", antwortete die junge Mutter irritiert. „Und was machen wir hier?"

„Ich will dir was zeigen.", antwortete er nur kryptisch und öffnete bereits seinen Sicherheitsgurt.

Perplex sah sie ihm dabei zu, wie er aus dem Wagen stieg, jedoch noch einmal kurz den Kopf durch die Wagentür stecke.

„Komm schon, Granger. Auf auf!!"

Kopfschüttelnd und sich aber gleichzeitig ein Lächeln nicht verkneifen könnend, tat sie es dem Blonden gleich, der bereits die hintere Wagentüre geöffnet hatte und nun seinen Sohn aus dem Kindersitz zu befreien versuchte.

„So ein Mistding.", kam es dumpf zu Hermine herüber geschallt, was die junge Hexe dazu verleitete, eilig den Wagen zu umrunden, um den blonden Mann zur Hilfe zu eilen, bevor er aus Frust und Ärger über die Muggelerfindung noch den Zauberstab zog und versuchen würde, den Kindergurt aufzuhexen.

„Lass mich.", meinte sie liebevoll, während sie ihm den Hintern tätschelte, der sich ihr entgegen streckte, während sich sein Oberkörper noch im Fahrzeug befand und mit dem Kindersitz kämpfte.

Sie hörte Scorpius vergnügt und schadenfroh kichern.

„Lach mich nur aus, kleiner Mann. Wie wäre es, wenn du mir sagst wie das blöde Ding aufgeht, anstatt mich auszulachen?", sprach er in Richtung seines Sohnes, der jedoch nur weiter kicherte.

„Mummy! Daddy nicht auf bekommt.", lachte er.

„Ich seh es Liebling.", kicherte nun auch die junge Mutter.

Erneut gab ihm Hermine einen Klapps auf den knackigen Hintern, um ihn endlich dazu zu bewegen, ihr Platz zu machen, damit sie seine Kindersitzkrise lösen konnte.

„Dir gefällt es, mein Hinterteil anzufassen, oder Granger?", sprach er, ohne jedoch den Platz frei zu machen.

„Du hast schon immer an Selbstüberschätzung gelitten, Malfoy.", antwortete sie ihm frech. „Aber wenn du nicht endlich deinen Hintern weg schwingst und mich den Gurt öffnen lässt, werd ich dir noch ganz wo anders hin fassen."

Diese neckische Aussage führte dazu, dass Draco sich endlich mit seinem gebeugten Oberkörper aus dem Fahrzeug entfernte und sich wieder aufrichtete. Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte er sich der jungen Mutter zu, die dicht bei ihm stand.

Überraschenderweise fehlte dem sonst so schlagfertigen jungen Kerl die richtige Erwiderung, weswegen er die Hexe ihm gegenüber nur stillschweigend anstarrte, ehe sich ein dreckiges Grinsen auf seinen Lippen verteilte.

„Komm, Draco. Geh zur Seite.", erwiderte Hermine nun wieder etwas ernster und mit sanfter Stimme. „Nicht, dass dein Sohn immer noch im Kindersitz gefangen ist, obwohl er schon in Hogwarts eingeschult werden sollte."

Ein noch größeres Lächeln bildete sich in Draco's Gesicht und er trat kopfschüttelnd zur Seite, um der jungen Mutter Platz zu machen, damit sie ihren gemeinsamen Sohn aus dem Kindersitz befreien konnte.

„Hier! Siehst du?", erklärte sie den einfachen Handgriff, der erlaubte, den Kindersicherheitsgurt zu lösen.

Der Blonde sah ihr aufmerksam zu und nickte verstehend, woraufhin die Hexe den kleinen Scorpius aus dem Autokindersitz hob und ihn auf seine Beinchen stellte. Hermine schloss die Wagentür, worauf Draco das Fahrzeug mit einem Knopfdruck der Schlüsselfernbedienung verriegelte.

„Komm Granger.", sprach Draco über seine Schulter, während er mit seinem Sohn an der Hand den Gehweg entlang schlenderte. Hermine folgte den beiden Blonden stillschweigend, sah sich jedoch staunend in der Wohnsiedlung um.

„Was ist das hier?", wollte sie nun wissen, da ihr Sohn und dessen Vater eine Auffahrt hoch auf ein modernes und schönes Einfamilienhauses zuschritten.

Nach der Fassade und dem frisch angelegten Garten nach zu schließen, musste es sich um einen Neubau oder zumindest einem ziemlich neuwertigen Wohnhaus handeln.

Beeindruckt und mit großen Augen begutachtete sie das große Anwesen vor ihr. Wer wohnte hier?

„Draco.. ich..", entkam es ihr verwirrt, als der Blonde in der Auffahrt stehen blieb und der Braunhaarigen die Möglichkeit gab, zu ihm und Scorpius aufzuschließen.

„Wo sind wir? Was.. ich.."

„Gefällt es dir?", stelle er eine Gegenfrage.

„Ich.. ja.. es ist wunderhübsch.. Aber.. aber was tun wir hier? Wer wohnt hier? Besuchen wir jemand?", fragte sie irritiert, was Draco schmunzeln ließ.

In der Regel war die braunhaarige Hexe äußerst klug und mitdenkend, doch gerade im Moment konnte sie offenbar nicht die richtigen Schlüsse ziehen.

„Ich hab's gekauft.", meinte der Blonde nun ruhig, was Hermine überrascht aufsehen ließ.

„Wirklich?"

„Ja."

„Oh.. ja.. es ist ein tolles Haus. Ich denke, du hast eine gute Wahl getroffen."

„Es ist für dich und Scorpius."

Hermine's Kinnlade war drauf und dran Bekanntschaft mit der gepflasterten Einfahrt zu machen und auch ihre Augen weiteten sich voller Überraschung.

„Ww... was????"

„Ich weiß, ich hätte dich vorher fragen sollen. Aber mir war bewusst, dass mein Vorhaben höchstwahrscheinlich nicht umsetzbar gewesen wäre, hättest du davon gewusst. Außerdem musste ich zuschlagen. Ich suche schon eine Weile das passende Objekt. Und ich denke, nein ich hoffe, es mit diesem hier gefunden zu haben."

Hermine sah immer noch verdattert von Draco zum Haus und wieder zurück.

„Wie?"

„Ich möchte es dir schenken.", wiederholte er langsam, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen, grinste nebenbei jedoch frech.

Sein blödes Gegrinse ließ die Hexe jedoch wieder ihre Contenance zurückgewinnen.

„Bist du verrückt??", zischte sie wild.

„Verrückt.", quiekte Scorpius eifrig nach, der seine Mummy und seinen Daddy neugierig beobachtete.

„Nun.. ich kann nicht leugnen, dass in der Familie meiner Mutter eine gewisse tendenzielle Neigung zur Verrücktheit existiert. Jedoch war ich bisher in der festen Annahme, nicht davon betroffen zu sein.", erwiderte er neckisch.

„Das ist also dein ernst?"

„Natürlich."

„Nein.. das geht nicht.", schmetterte die Braunhaarige sofort ab.

„Ah ja? Und wieso nicht?

„Weil.. weil... es nicht geht.", erwiderte Granger schwach.

„Ja.. wow. Ein wirklich beachtlich triftiger Grund. Ich bin wahrlich fasziniert von deiner Gegenargumentation. Aber sei so gut und nenn mir einen weiteren Einwand."

„Ich.. ich.. kann das nicht annehmen."

„Oh.. wieder ein wirklich niederschmetternder Einspruch. Ich muss schon sagen, Granger. Du hättest vielleicht Anwältin werden sollen."

Mit bösen Blicken taxierte sie den Vater ihres Sohnes, was dieser jedoch unbeeindruckt ertrug und nur frech zurück grinste. Oh, sie würde ihm im Moment am liebsten an die Gurgel springen und ihn zusätzlich noch wie einen Martini durchschütteln.

„Es ist viel zu teuer. Es muss ein Vermögen gekostet haben."

„Soll ich das auch als einen Widerspruchspunkt werten? Weil es zu teuer ist?"

„Ja.", entschied die junge Mutter mit felsenfester Überzeugung.

„Okay. Zu diesen Unsinn sag ich nichts mehr.", erwiderte der Blonde etwas erschöpft, während er sich mit den Händen durch das gestylte Haar strich und seine Frisur damit ruinierte.

„Ich kann das trotzdem nicht annehmen.", entkam es Hermine leise.

„Gefällt es dir nicht?"

„Doch.. natürlich. Aber.. Draco, du kannst mir doch nicht einfach so ein Haus schenken."

„Natürlich kann ich.", erwiderte er mit fester Überzeugung, ehe er einen tiefen Seufzer nicht mehr unterdrücken konnte.

„Ich hab dir bereits mehr als einmal gesagt, dass ich nichts von dir fordere."

„Hör zu, Granger. Ich weiß, auf was du alles verzichten musstest, als du dich entschieden hast, Scorpius zu bekommen. Sieh es als Entschuldigung für alles.. und auch als Dank dafür, dass du ihn bekommen hast. Ich bin froh, dass du es getan hast.", sprach er ehrlich.

„Wegen den Kosten brauchst du dir wirklich keine Gedanken machen. Okay? Bitte hör auf. Es ist alles okay. Ich kann es mir leisten, in Ordnung? Außerdem möchte ich, dass Scorpius und du gut untergebracht seid. Ich möchte, dass Scorpius in einer guten Umgebung aufwächst. Mit einem großen Garten und genügend Platz für euch beide. Eure jetzige, eher notdürftige Wohnung ist eine einzige Baracke und ich kann es nicht verantworten, euch dort drin und vor allem in dieser-schlimmen Gegend weiterhin wohnen zu lassen, wenn ich mir mit Leichtigkeit etwas für euch leisten kann. Wenn es dir nicht gefällt, dann .. ja.. dann musst du nicht einziehen. Ich finde wahrscheinlich umgehend einen neuen Interessenten. Aber es würde mich wirklich sehr freuen, wenn du es annehmen würdest."

Mit Sorge bemerkte er die glasig glänzenden Augen der braunhaarigen Hexe.

„Doch. Ich sagte bereits, es ist wunderschön, Draco. Nur. Ich.."

„Ich weiß, du willst immer alles alleine schaffen.. und ich weiß auch, dass du alles schaffst, was du dir in den Kopf gesetzt hast. Du bist eine unglaublich starke Frau, Granger. Aber es bezeugt doch auch von Stärke, sich auch mal helfen zu lassen. Oder nicht?", erinnerte er die junge Frau an ihr erst kürzlich geführtes Gespräch.

„Bitte nimm es an."

Eine einzelne Träne rollte vor Rührung und Dankbarkeit über ihre Wange, was Draco dazu veranlasste, unüberlegt eine Hand an ihre Wange zu legen und vorsichtig die einzelne Träne mit dem Daumen sanft fortzuwischen.

„Danke.", flüsterte sie überfordert.

„Komm her.", meinte er sanft und zog die junge Frau in seine Arme.

Ohne Gegenwehr ließ die junge Frau sich seine tröstende Geste gefallen, obwohl ihr deutlich bewusst war, dass sie den Blonden nicht so nah an sich ran lassen sollte, um nicht wieder in einem total wirren Gefühlschaos zu enden. Eilig löste sie sich von ihm und zwang sich dringlichst, sich daran zu erinnern, dass der Vater ihres Sohnes verheiratet war und in Kürze eine eigene Familie gründen würde. Es waren nur seine Schuldgefühle und der Wunsch, seinen unehelichen Sohn gut versorgt zu wissen, die ihn handeln ließen.

„Mummy?", fragte die liebliche Stimme ihres Sohnes besorgt.

„Alles gut mein Schatz.", erwiderte die Mutter, woraufhin sie ihren Sohn hoch hob und auf ihre linke Hüfte setzte.

„Du traurig?"

„Nein, Liebling. Mummy ist nicht traurig. Mummy freut sich nur so stark.", antwortete Hermine liebevoll, sich jedoch bewusst, dass ihr kleiner Spross ihre Gefühlsregung noch nicht verstehen konnte.

„Danke dir Draco."

„Gern.", lächelte ihr der Blonde entgegen und reichte ihr daraufhin den Haustürschlüssel, an dem eine rote Schleife hing, was Hermine ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

„Willst du dich drin umsehen?"

„Ja.", antwortete sie voller Vorfreude und schritt zielstrebig auf die große moderne Haustüre zu.

„Es ist bereits vollständig möbliert und eingerichtet. Sozusagen bezugsfertig. Ich muss gestehen, ich habe es nach meinem Geschmack einrichten lassen, in der Hoffnung auch deinen Stil zu treffen. Normalerweise haben wir ja die selbe Vorliebe und den gleichen Geschmack.", gestand er etwas beschämt, als er zur ihr aufgeschlossen hatte, wurde aber mit einem strahlenden Lächeln belohnt.

Nervös und voller Aufregung versuchte sie den Schlüssel ins Schlüsselloch zu zittern, den Draco ihr daraufhin hilfsbereit abnahm, um jetzt anstatt ihrer diese Aufgabe zu übernehmen.

Er schloss die Eingangstür mit raschen Handgriffen auf und ließ der Hexe nun den Vortritt. Hilfsbereit zog er ihr zuvor noch Scorpius aus ihren Armen, damit sie sich in Ruhe würde umsehen können, weshalb das Kind sich, nun schon mit den ersten Müdigkeitserscheinungen, an den Oberkörper seines Daddy's kuschelte und herzhaft gähnte. Zögerlich und mit immer noch großen Augen betrat Granger nun den Eingangsflur und sah sich interessiert und begeistert um.

Draco betrat mit Scorpius auf dem Arm ebenfalls das Einfamilienhaus und führte die junge Mutter daraufhin erklärend durch das große helle Anwesen.

Sie begannen in der modern und funktional eingerichteten, in weiß gehaltenen Küche und dem sich anschließenden Esszimmer, wechselten dann in den riesigen Wohnbereich, der ihnen einen großzügigen Ausblick auf den hinteren Garten, samt Terrasse und Poolbereich lieferte. Abgesehen davon, dass dem Haus noch die persönliche Note fehlte, war es wunderschön und geradezu übertrieben luxuriös. Das meist in den Farben Hellgrau, Anthrazit und Weiß gehaltene Interieur bestach aus einem Design aus Eleganz, Moderne und Stil. Als sie auch den im Erdgeschoss gelegenen Büroraum, den Haushaltsraum und die sanitäre Einrichtung besichtigt hatten, wechselten sie in die obere Etage, um die Schlafräume und die zwei voll ausgestatteten Bäder zu inspizieren.

Obwohl das Anwesen jede ihrer Vorstellungen übertraf und beinahe schon protzte, kam sie nicht umhin festzustellen, dass ihr das Haus – trotz des übertriebenen Luxus – viel zu gut gefiel.

„Und? Was denkst du?", wollte der Blonde nach ihrem ausgiebigen Rundgang durch das Haus wissen.

Scorpius sah sich währenddessen eifrig und neugierig in seinem zukünftigen Kinderzimmer um, auch wenn ihm noch nicht recht bewusst war, welche Veränderung in Kürze auf ihn und seine Mummy zukommen würde.

„Es ist umwerfend!", war ihr kurzes Gesamtresümee und strahlte dabei über das ganze Gesicht.

Sie konnte noch gar nicht wirklich begreifen, dass sie hier mit Scorpius in Kürze wohnen würde und obwohl sie nie solch ein riesiges Geschenk von Draco Malfoy entgegen nehmen wollte, konnte sie die Glücksgefühle nicht unterdrücken, die sich tsunamiwellenartig in ihr ausbreiteten.

„Es ist nur.."

„Nur was?", fragte Draco besorgt.

„Naja.. so weit weg von London.", gestand sie.

„Für was bist du eine Hexe, Granger?"

„Das schon. Aber denk daran, wir befinden uns in einer Muggelgegend. Ich kann nicht einfach zur Tür hinaus spazieren und disapparieren."

„Das hab ich alles mit eingeplant. Erstens hab ich aus gutem Grund eine Muggelsiedlung genommen. Du hast mir doch erzählt, du möchtest, dass Scorpius mal eine Muggelgrundschule besucht, oder hat sich deine Meinung geändert?"

Verwirrt schüttelte sie ihren dunkelbraunen Haarschopf.

„Zweitens, hast du auch schon mehrfach erklärt, dass Scorp in beiden Welten aufwachsen soll. Sowohl Muggel- als auch Zaubererwelt."

Hermine nickte bestätigend.

„"Ja das ist korrekt."

„Sieh.. mir ist bewusst, dass du dir hier ein gewisses Alibi-Leben als Tarnung aufbauen musst. So etwas war bisher in London nicht von Nöten, weil sich kaum einer für seine Nachbarn interessiert. Allerdings bezweifle ich, dass das hier ebenso ist. Man baut Kontakt auf zu den anderen Anwohnern, wenn auch vielleicht nur sporadisch, aber es ist auf jeden Fall eine engere Verbindung da. Oder zumindest gibt es immer irgendwo neugierige Nachbarn..", grinst er.

„Deshalb überlegst du dir einfach eine vernünftige Vita zu deinem Studium bzw. deiner Arbeit bei MSI.. .. also falls du dich dazu entscheiden solltest. Oder halt dann zu deiner Arbeit im Ministerium. . .wie auch immer. . . Die besten Lügen sind übrigens die, die sich nahe an der Wahrheit befinden. Solltest du in meiner Firma anfangen, dann sag einfach, du arbeitest für einen Pharmazeutikkonzern."

„Darin bist du Experte oder? Im Lügen?", fragte sie mit einer Spur Sarkasmus und grinste frech.

„Halt die Klappe, Granger.", scherzte er zurück.'

„Jedenfalls hab ich außerhalb der Stadt, ca. 10 Minuten von hier, eine große Doppelgarage gemietet. So kannst du jeden Morgen so tun, als würdest du zur Arbeit aufbrechen. Du stellst dort deinen Wagen ab und apparierst weiter in Richtung London. Ich werde das gleiche machen. Auch ich werde dort ein Fahrzeug abstellen, dahin apparieren und dann zu euch weiterfahren, wenn ich an meinen Besuchstagen zu Scorpius komme."

„Du hast dir das alles schon ziemlich genau überlegt, kann das sein?"

„Könnte..", grinste er die junge Mutter frech an.

„Aber du vergisst das Wichtigste dabei, Mister. Ich habe kein Auto. . und werde mir sobald auch keines leisten können."

„Und du vergisst, Granger, dass du noch nicht in der Garage nachgesehen hast."

Hermine's Augen weiteten sich fassungslos. Er hatte doch nicht..? Okay, seinem Grinsen nach zu schließen hatte er.

„Sieh nach.", sprach er nun und Hermine kam der Aufforderung umgehend nach.

Sie eilte rasch die hübsche Holztreppe hinab, um wenige Augenblicke darauf durch den Zugang zur Garage zu verschwinden. Kurz darauf hörten Draco und Scorpius sie beinahe hysterisch aufquieken, worauf Scorpius seinem Daddy einen fragenden Blick zu warf.

„Mummy?", fragte er besorgt und blieb auf der Treppe irritiert stehen.

Ein Gähnen konnte er kleine Junge nicht mehr unterdrücken.

„Alles gut, Scorp. Mummy freut sich nur so."

„Okay..", erwiderte der Junge leise, auch wenn er nicht so richtig das eigenartige Verhalten seiner Mutter verstand.

„Komm her, du bist heute wohl schon eher mein kleiner, müder Cowboy, oder?", sprach er sanft und hob Scorpius erneut auf seine Arme, um nun gänzlich in das Erdgeschoss zu gelangen.

Gelassen folgte er Granger, die er wenige Momente später total durcheinander und sprachlos vorfand.

„Du hast.. du hast.. mir auch... Du hast mir auch noch.. ein Auto geschenkt.", entkam es ihr verblüfft.

„Ähmm.. ja."

„Du bist total verrückt."

„Danke für die Blumen, Granger."

„Ich.. Danke, Draco. Ich danke dir. Ich weiß nicht, wie ich dir das je zurück zahlen kann."

„Überhaupt nicht. Also denk nicht mal dran. Genau genommen zahl ich dir ja etwas zurück.", erwiderte er, weshalb Granger's Blick nur noch verwunderter wurde.

„Ohne dich gäbe es schließlich meine kleine Lieblingszecke nicht.", erklärte er grinsend, während er mit den Kopf auf seinen kleinen Spross deutete, der sich schraubstockartig um den Hals seines Daddy's klammerte.

Hermine lächelte berührt.

„Danke."

„Das hast du schon gesagt, Granger. Gern geschehen."

Einige Momente verharrten die beiden still, ehe sich Hermine zögerlich in Bewegung setzte und auf den blonden Mann zuschritt. Ängstlich, dennoch zielstrebig schloss sie ihn – und somit auch Scorpius – in eine warme Umarmung, um ihren Dank auszudrücken.

Liebevoll drückte sie ihm einen Kuss auf die, mit kleinen Bartstoppeln versehenden Wange, was den Blonden einige Sekunden völlig aus der Bahn brachte. Er räusperte sich verlegen und ergriff erneut das Wort.

„Willst du noch eine Spritztour mit deiner Big-Mama-Kiste machen?", fragte er und ruckte mit dem Kopf in Richtung des weißen SUV.

„Nein. Ein andermal. Okay?", lehnte sie dankend ab. „Wir sollten uns langsam auf den Heimweg machen, Scorpius sollte ins Bett. Bis wir Zuhause sind, ist es schon spät.", erklärte sie und strich ihrem Söhnchen dabei liebevoll über die zerstrubbelten Haare.

„Wir könnten noch kurz eine Kleinigkeit essen gehen. Das muss noch irgendwie drin sein.", schlug Draco vor.

„Sehr gern."

--

Auf dem Rückweg hatten die Drei an einem Schnellrestaurant angehalten, um dort noch einen kleinen Happen zu sich zu nehmen, was vor allen Dingen Scorpius große Freude bereitet hatte. Nicht nur das restauranteigene Spielparadies und die kleine Spielzeugüberraschung zum Kindermenü, sondern auch die Möglichkeit auf Pommes und Chicken McNuggets zauberten dem kleinen Kerl den Restaurant-Besuch über, ein breites Lächeln auf das Gesicht.

Wenig später saß Hermine bereits wieder neben Draco auf dem Beifahrersitz, während der Blonde das Auto ruhig über die fast leere Autobahn jagte. Die Finsternis war bereits seit einer Stunde herein gebrochen und das ferne Leuchten von London City deutete an, dass sie bald die Hauptstadt erreichen würden. Hermine lauschte entspannt der Musik, welche der Radiosender leise spielte und sah dabei zu, wie die Lichter der Umgebung an ihr vorbei zischten. Scorpius schlief bereits selig in seinem Kindersitz, während er seine gerade erst erhaltene Spielzeugfigur - einen Drachen - fest in seinen kleinen Händen hielt.

Hermine konnte es sich nicht erklären warum, aber Scorpius liebte Drachen. Und überraschenderweise auch Schlangen – schon immer. Eine Affinität, die wohl in den Malfoy-Genen stecken musste und ihr Ex-Freund Ron tatsächlich immer wieder aufs Neue versucht hatte, Scorpius auszutreiben. Natürlich hatte er da noch nichts von dessen Vater gewusst, aber bereits zu dieser Zeit das Kind aufgrund seiner Vorliebe zu den ausgefallenen Stofftierchen verurteilt. Wenn sie nur an das lautstarke Kindergeschrei zurück dachte, als Ron mehrfach versucht hatte, Scorpius seine Stofftiere zu nehmen, um ihn demnach an ein anständiges Plüschtier zu gewöhnen. Die Braunhaarige kam nicht umhin, bei diesen Erinnerungen resigniert den Kopf zu schütteln.

Natürlich hatte Scorpius als Einjähriger nicht verstanden, warum sein Onkel Ron ihm seine Stofftiere nehmen wollte, einfach nur, weil sie in Ron's Augen nicht standesgemäß und einfach zu sehr Slytherin waren.

Hatte er vielleicht im Unterbewusstsein immer schon geahnt, dass auch ein waschechter Slytherin der Vater von Scorp war? Hatte er deshalb nie den Bezug zu ihrem Sohn aufbauen können?

„Über was denkst du nach?", zerriss Malfoy plötzlich die angenehme Stille zwischen ihnen.

„Über nichts Besonderes.", antwortete Hermine ihm daraufhin abwesend.

Der Blonde räusperte sich verlegen.

„Hast du.. hast du dich schon entschieden? Also wegen des Arbeitsvertrages? Hast du ihn dir schon durchgelesen?", wechselte er das Thema.

„Hab ich ja. Und .. und du bist sehr großzügig. Wieder einmal.", antwortete sie und dachte an die Auflistung ihres Gehaltes, das auch in den Unterlagen verzeichnet war, die Draco ihr vor einer Woche überreicht hatte - zusammen mit den Studienunterlagen zum Zaubertränke-Studium.

„Und?", bohrte er weiter.

„Ich hab .. schon unterschrieben.", gestand sie, was Draco ein breites Lächeln auf das Gesicht zauberte.

„Das freut mich."

„Hmm.. Ja."

„Und.. deine Kündigung?", wollte er bedacht wissen.

„Auch schon abgeschickt."

„Es freut mich, Granger, dass du mein Angebot annimmst. Ich werde eine sehr fähige Tränkelaborleiterin bekommen."

„Danke für die Chance.. Gott.. ich muss dir wegen so viel schon danken, dass ich das Gefühl habe, langsam vor schlechtem Gewissen innerlich zu verbrennen.", meinte sie fahrig.

„Granger, Stop.", meinte er und legte ihr zur Beruhigung die Hand auf den Oberschenkel, weshalb Hermine vor Anspannung die Atmung anhielt, was Draco jedoch nicht bemerkte.

Als er wegen der Straßenverhältnisse einen Gang runterschalten musste, entfernte er seine Hand wieder von ihrem Bein, was Hermine dazu veranlasste, einen tiefen, erleichterten Atemzug zu nehmen.

Ihre Hände zitterten, weshalb sie beharrlich versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, denn Draco's Geste war rein fürsorglich gedacht gewesen. Erneut zog sie tief die Luft in ihre Lungen, um sie langsam wieder auszustoßen, ehe sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte. Erneut kam Schweigen zwischen den beiden Elternteilen auf, die nur der Radiosprecher mit den neuesten Verkehrsnachrichten unterbrach.

„Da fällt mir ein..", wandte Hermine nach einigen still schweigenden Minuten das Gespräch in eine andere Richtung, um so auch von ihrer Nervosität abzulenken.

„Hast du auch eine Einladung von Heiler Smith zu seinem Wohltätigkeitsball zugunsten der Kinderhilfe St. Mungo erhalten?", fragte sie interessiert.

„Ja. Meine ganze Familie sogar."

„Achso.. wirklich?", entkam es ihr verblüfft.

„Ja."

„Und was denkst du darüber?", wollte die Braunhaarige wissen.

Sie selbst war voller Unentschlossenheit, was die Einladung zu diesem Galaabend betraf. Da es Heiler Smith offenbar ein großes Anliegen war, die Eltern samt seinen kleinen Patienten, nebst den Reichen und Mächtigen - die natürlich ordentlich spenden würden - an diesem Abend in einem großen schicken Ballsaal zu versammeln, fiel es Hermine mehr als schwer, der Einladung nicht nach zu kommen. Die Vorfreude darauf hielt sich jedoch auch sehr in Grenzen.

„Ich denke, es wäre die richtige Gelegenheit uns endlich der Presse zu stellen. Diese ganzen Zeitungsberichte, in denen sie was weiß Merlin was alles spekulieren und herum dichten, habe ich einfach nur noch satt. Wenn wir dort gemeinsam, .. .. also du, Scorp, ich und meine komplette Familie natürlich... vor die Öffentlichkeit und die Medien treten, wäre das ein Statement, dass uns ferner nichts mehr am Herzen liegt, als das Wohlergehen von Scorpius und dass wir durchaus in der Lage sind, uns freundschaftlich zum Wohle unseres Kindes zu einigen. Vielleicht hört dann auch diese Paparazzi-Belagerung mal auf. Ich kann langsam die Fotos, die im Propheten schon erschienen sind, nicht mehr zählen, die zeigen, wie ich gerade euer Wohnhaus betrete.", meinte er kopfschüttend, während er zu einem weiteren Überholmanöver ansetzte und den Blinker betätigte.

Hermine nickte bestätigend. Auch sie hatte die unsinnigen und größtenteils nichtssagenden Berichte in der Zeitung, bezüglich der immer noch aktuellen Schlagzeile „Todesser hat Kind mit Muggelgeborener" langsam mehr als satt. Sie hatte bisher noch darüber hinweg sehen können, doch als vor einer Woche schließlich ein Bild von Scorpius im Rahmen eines weiteren Artikels erschienen war, platzte der jungen Mutter sprichwörtlich die Hutschnur. Zudem war sie die Leserbriefe ziemlich überdrüssig, die regelmäßig bei ihr Zuhause eintrudelten und ihre Besorgnis verkündeten und sogar Warnungen vor Draco Malfoy aussprachen. Sie verschwieg allerdings diese Schreiben vor Draco, um ihn nicht weiter zu beunruhigen oder ihn zu verunsichern. Überraschenderweise war eine genauso große Anzahl an Briefen eingetroffen, die aufgrund Draco Malfoy's Attraktivität und seinem offenbar typischen „Bad-Boy-Image", auf das die Mädchen anscheinend standen, Verständnis für Hermine's frühere Affäre bekundeten und eher ihren Neid zum Ausdruck brachten. Die Welt war einfach nur verrückt.


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