Kapitel 7 - Bulldogs

„Bitte schnallen Sie sich an, wir setzen zur Landung an", tönte es am Freitag durch das Flugzeug. Jughead kam der Bitte nach, dann sah er wieder aus dem Fenster, wie er es die letzten zwei Stunden getan hatte. Bald würde er wieder bei Archie sein. Nach fast zwei Monaten, die ihm vorkamen wie mehrere Jahrzehnte, würde er seinen besten Freund wieder sehen, hören und umarmen können. Ob er dabei war, um ihn abzuholen?
Jughead sollte es nur eine halbe Stunde später erfahren, als er aus dem Flughafengebäude trat, seinen Koffer hinter sich herziehend und den riesigen Rucksack auf dem Rücken, mit dem er vor einiger Zeit noch von zuhause weggelaufen war. Und jetzt tat er das wieder.

„Jug!", ertönte es plötzlich, und sofort riss Jughead seinen Kopf hoch. Archie kam auf ihn zugelaufen, breitete schließlich die Arme aus. Es war offensichtlich, dass auch Archie ihn sehr vermisst hatte. Jughead dachte keine Sekunde darüber nach, wie es wirken musste, wenn er sich nun in Archies Arme schmiss: Er verschnellerte sein Tempo, ließ dann seinen Koffer los, und ließ sich in eine feste Umarmung ziehen. Dadurch, dass der Rotschopf größer war, konnte der Serpent-King sich wunderbar in die blau-gelbe Jacke kuscheln, ohne dass es auffiel.

„Du bist also Jughead Jones", ertönte es plötzlich, und langsam richtete Jughead sich wieder auf. Luke. Er sprach Englisch, grinste ihn herzlich an. Neugierig musterten sie sich gegenseitig. Der Deutsche sah ein wenig aus wie Kevin, nur mit einem altersgemäßen Kleidungsstil und verstrubbelten Haaren. Die grauen Augen funkelten vor Lebensfreude, und unter dem lockeren, weißen Shirt zeichneten sich Muskeln ab. Sportler.
Wie Archie, natürlich.
„Willkommen in Deutschland", sagte ein älterer Mann, vielleicht Ende vierzig, und reichte Jughead die Hand. Höflich lächelnd ergriff dieser sie, und bereute es im nächsten Moment, als der Mann ihm seine Hand beinahe brach. Fester Händedruck, raue Haut, gebräunt. Bauarbeiter.

Auch der Frau reichte Jughead die Hand. Sie war um einiges sanfter, sprach recht leise aber dennoch mit Nachdruck. Als sie ihn durch die braunen Augen musterte, hatte Jughead das Gefühl, dass sie ihm direkt in die Seele sah, und ihm jeden Schmerz zu nehmen versuchte. Vermutlich Therapeutin.
„Danke, dass ich zu euch durfte", sagte Jughead, und versuchte, möglichst freundlich zu wirken, während er eigentlich nur wegrennen wollte.
„Ach, das war doch klar", winkte die Frau, Lena Winter, ab, und sah zu ihrem Mann, der zustimmend brummte, „Spätestens, als Archie sich so gefreut hat, konnten wir nicht mehr nein sagen. Er war ja wirklich völlig aus dem Häuschen!"
Überrascht sah Jughead zu seinem besten Freund, der nur verlegen den Blick abwandte.

Die fünf redeten noch kurz, dann brachten sie das Gepäck in den Van der Familie. „Ich bin dafür, Essen zu gehen", verkündete Luke, „Zur Feier des Tages."
„Bin dabei", grinste Archie, der sich in der Familie sichtlich wohlfühlte. Vermutlich erinnerte die Familie ihn an seine eigene. Gerade der Vater, der sich als André vorgestellt hatte, schien charakterlich Ähnlichkeiten mit Fred Andrews zu haben.
„Und Jug sicher auch, nicht wahr?"
Jughead entging der neckende Unterton nicht, und mit Gedanken an das prall gefüllte Portemonnaie, für das er sein gesamtes Konto geplündert hatte, nickte er: „Kennst mich doch, ich kann immer essen!"

„Was ist eigentlich mit deinem Gesicht passiert?", bemerkte André plötzlich, und musterte ihn durch den Rückspiegel. Jughead zögerte. Die anderen sahen nun ebenfalls zu ihm, nur Lena konzentrierte sich auf die Straße.
„Einer der Bulldogs hat sich durch mich wohl provoziert gefühlt", wich Jughead aus, und fuhr sich nachdenklich über die Wunde unter seinem Auge, die die frischeste war, „Die Jungs sind ziemlich aggressiv seit ihr Kapitän nicht mehr da ist."
„Ich rede mit Reggie, wenn ich Mal anrufe", sagte Archie, und sah ihn entschuldigend an. Jughead schüttelte aber nur den Kopf: „Passt schon. War ja auch irgendwie meine Schuld, ich konnte meine Klappe mal wieder nicht halten."

„Das ist kein Grund, jemanden zu verprügeln", stellte Luke fest, und zog die Augenbrauen zusammen, „Die Bulldogs sind doch die Football-Mannschaft, nicht wahr?"
Archie nickte. „Ja, sind sie."
„Gibt es hier eigentlich auch Football?", wagte Jughead zu fragen, doch Luke schüttelte bedauernd den Kopf: „Nein, nur Fußball. Leider."
„Naja, ist mal was Neues", sagte Archie, und zuckte mit den Schultern.

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