Kapitel 10

Gebannt starrt Mai auf den Fernseher, auf welchem das Oberschulturnier übertragen wird. Heute schon in der Schule hat sie das Geschehen auf ihrem Handy verfolgt, viel zu spannend ist es, um es zu verpassen. Sogar ermahnt wurde sie bereits, denn anstatt dem Unterricht zu folgen, hat sie die Spiele heimlich unter ihrem Tisch angesehen.

Aufgeregt wälzt sich das Mädchen in ihrem Bett hin und her, gerade wurde das Spiel der dritten Runde abgepfiffen und der Gegner Karasuno, auch wenn sie gut gespielt haben, geschlagen. Seijoh steht somit nun im Viertelfinale und die Chance, das Turnier zu gewinnen, rückt immer näher. Freudig springt die grauhaarige von ihrem Bett auf und streckt überwältigt die Arme in die Luft. Kaum glauben kann sie, dass das Team nun eine Runde weiter ist.
Schnell tippt sie eine Nachricht in ihr Handy und sendet diese, ohne zu zögern ab.

Ihr steht im Viertelfinale, Glückwunsch!

Lächelnd beäugt sie ihre eigene Nachricht, die sie ihrem Freund Iwaizumi soeben gesendet hat. Auch wenn Mai selbst noch kein offizielles Mitglied der Mannschaft ist, fühlt es sich fast schon so an, als wäre sie ein Teil dessen. Das eisblau ihrer Augen fixiert nun nicht mehr ihr Handy, sondern ihren Schreibtisch, auf welchem ihr ein Stück Papier auffällt. Ganz vergessen hat die grauhaarige, dass sie eine Formular für den Beitritt erhalten hat.

Müde schlendert sie hinüber auf die andere Seite ihres Zimmers und greift nach dem weißen Papier, welches lieblos auf dem Tisch gelegen hat. Seit gestern hat Mai sich noch nicht wirklich Gedanken über einen Beitritt gemacht, viel zu sehr hat sie mit ihrem Kopf bei dem Turnier gehangen. Interessiert liest sie sich das Formular durch, doch bei dem letzen Satz stockt ihr der Atem.

Ebenso wird eine Unterschrift eines Erziehungsberechtigten benötigt.

Schwerschluckend fährt die grauhaarige durch ihre Haare, ob ihr Vater so etwas überhaupt erlaubt? Mit zittrigen Händen steht Mai eine Zeit still in ihrem Zimmer, überlegend ob sie dem Team beitreten soll oder nicht und wenn, wie sie es anstellen soll.

Schließlich kommt sie zu dem Entschluss, dem Jungen Team der Aoba Johsai beizutreten. Erstens hat sie dort weitaus mehr Freunde als in ihrem eigentlichen Team, zweitens macht ihr das Training unter Coach Irihata und Mizoguchi viel mehr Spaß und drittens werden ihre Leistungen besser gefordert. Auch wenn Mai nur Managerin sein wird und somit auf eigene Turniere verzichten muss, steht ihre Entscheidung. Das Team der Seijoh bekommt eine neue Managerin.
Nur noch eine Frage stellt sich dem Mädchen, wie um Himmels Willen soll sie ihren Vater dazu bekommen, die Beitrittserklärung zu unterschreiben?
Eine Benachrichtigung holt Mai aus ihren verzweifelten Gedanken und sie erkennt, dass Hajime ihr geantwortet hat.

Ja! Heute noch ein Spiel, wenn wir das gewinnen stehen wir im Halbfinale! Schade, dass du nicht hier bist und mitansehen kannst, wie Oikawa mal wieder von allen angehimmelt wird. Es nervt.

Ein Schmunzeln ziert das blasse Gesicht des Mädchens, bildlich vorstellen kann sie sich den Zuspieler und dessen, von ihm besessenen, Fanclub.

Naja, vielleicht bin ich ja bald Mitglied des Teams und dann kann ich mir die verrückten Fans des Kapitäns jedes Mal geben!

Schon wenige Sekunden, nachdem sie diese Nachricht abgesendet hat, bekommt Mai eine Antwort.

Was? Wirklich? Das würde nicht nur mich ungemein freuen!

Lächelnd legt Mai ihr Handy beiseite und nimmt das Blattpapier selbstsicher in die Hand. Bevor sie hier große Töne von einem Beitritt spuckt, sollte sie erst einmal ihren Vater unterschreiben lassen. Aufgeregt und mit zittrigen Knien öffnet die grauhaarige ihre Zimmertüre und läuft ins Wohnzimmer, um nach ihm zu sehen.

Sofort kann sie erkennen, dass nicht wenige Flaschen Bier auf dem Wohnzimmertisch liegen und auch der Geruch von Alkohol steigt ihr in die Nase. Unsicher kaut Mai sich auf der Lippe, wenn er getrunken hat, sollte sie ihn wohlmöglich nicht nach einer Unterschrift fragen, in diesem Zustand ist er nämlich ziemlich reizbar.

Ängstlich will das Mädchen sich umdrehen, um in ihrem Zimmer zu verschwinden, doch sie stößt gegen etwas, besser gesagt jemanden. Gerötete Augen starren hinab auf die grauhaarige und ein beißender Geruch liegt in der Luft. Die ungepflegte Erscheinung ihres Vaters steht vor ihr und beäugt die blauäugige streng. Seine Augenringe sind kaum zu übersehen, die Haut des Mannes ist blass und seine Haare stehen in alle Richtungen ab, beinahe widerlich für Mai, doch in letzter Zeit ist sie dieses Aussehen von ihrem Vater gewöhnt.
Zitternd will sie sich an ihrem Vater vorbeidrängen, doch feste packt dieser ihr Handgelenk, sodass Mai gezwungenermaßen stehenbleiben muss.

„Was ist das?"

Die Stimme ihres Vaters kommt dem Mädchen fremd vor, in letzter Zeit wird sie das Gefühl nicht los, diesen Mann gar nicht mehr zu kennen. Wütend, ja beinahe außer sich klingt die bebende Stimme des Mannes, welcher das zierliche Handgelenk seiner Tochter regelrecht zerdrückt.

„N-nichts."

Aggressiv entreißt der Mann dem Mädchen das Stück Papier und betrachtet es zornig.

„Das Volleyball Team der Jungen? Was soll das Mai? So habe ich dich nicht erzogen, hör auf dich wie ein umgezogenes Flittchen zu verhalten und werd endlich normal!"

Bei den beleidigenden Worten ihre Vaters steigen der grauhaarigen Tränen in die Augen. Fassungslos entreißt sie, dem ihr momentan fremden Mann, das Papier und rennt zügig zurück in ihr Zimmer.

Hören kann sie, dass ihr Vater verärgert hinter ihr herläuft und boshafte Dinge herumschreit. Panisch haut die die Türe des Zimmers zu und dreht den Schlüssel verängstigt im Schloss herum.

Tobsüchtig hämmert der Mann gegen das Holz, welches die beiden voneinander trennt und beginnt seine eigene Tochter zu beleidigen. Eine Lektion wolle er ihr erteilen, dass schreit er immer und immer wieder.

Gebrechlich rutscht Mai die Türe hinunter und drückt sich die Hände panisch auf die Ohren. Ihre Wangen sind nass, die Tränen kullern ihre feuchten Wangen hinunter und die grauhaarige beginnt zu schluchzen.

„Mach verdammt nochmal die Türe auf!"

Feststellen muss Mai, dass sie so die Unterschrift für den Beitritt keineswegs bekommen wird. Die Aktion seitens ihres Vaters hat den Verdacht soeben bestätigt.

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Lots of love, bekki ☀️

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