Kapitel 40: In höchster Alarmbereitschaft



„Wir befinden uns in höchster Alarmbereitschaft. Die Aktivitäten von Ghilts als auch den Schattenwesen sind signifikant gestiegen. Wir bereiten uns auf einen Großangriff vor.", erklärte Lucien den Alphas und den Räten, die sich alle in einer Halle befanden. Max stand unter ihnen und wusste, dass es jetzt ernst wurde.

Ihre Theorie war überprüft worden und von weiteren Analytikern bestätigt worden. Dies bedeutete eine offene Kriegserklärung an die Krades, was es vorher noch nie gegeben hatte. Die Krades und die Ghilts hatten sich schon immer gegenseitig bekämpft, aber es waren nie andere Waffen zum Einsatz gekommen. Die Schattenwesen machten es möglich.

Die Krades hatten es versäumt den Schattenwesen mehr Bedeutung beizumessen. Lucien hatte sie über die Hintergründe aufgeklärt. Erstmalig traten die Schattenwesen vor etwas mehr als 20 Jahren auf, vorher hatte es keine Anzeichen gegeben. Ihre Anzahl war aber in den letzten zwei Jahren immer mehr angestiegen, die Ghilts waren dabei das Serum immer mehr Krades zu spritzen. Keiner hatte gewusst, was es damit auf sich hatte doch mit den neuerlichen Entwicklungen wurde jetzt in diesem Moment allen klar, welchen Plan die Ghilts verfolgten. Sie würden ihre Feinde gegen ihre Feinde einsetzen. Und sogar ihres gleichen als Werkzeuge benutzen. Das Serum war damals plötzlich aufgetaucht, niemand wusste wo es her kam und wurde dann zu Versuchszwecken eingesetzt. Offenbar bestand jedoch Grund zur Annahme, dass es eine weitere Möglichkeit gab sich damit zu infizieren. Es war ähnlich den Geschichten von Werwölfen, nur war das hier die Realität und kein abgedroschener Roman. Ein Angriff durch die Schattenwesen könnte demnach zur Folge haben, dass die Armee der Ghilts ohne größeren Aufwand wachsen würde. Die Ghilts schienen eine Übernahme der Krades zu planen. Max war schon häufiger von Schattenwesen verletzt worden, also konnte es nicht durch bloße Berührung geschehen. Es musste etwas anderes sein. Vielleicht ein Biss, oder Kontakt mit dem Blut. Er wusste es nicht.

„Die höchsten Prioritäten haben jetzt unsere Jünglinge, die einem Angriff machtlos gegenüber stehen würden. Außerdem werden wir mehrere Trupps entsenden, die eines dieser Schattenwesen gefangen nehmen sollen. Wir müssen herausfinden ob es eine Möglichkeit gibt das Serum, beziehungsweise einer Infizierung entgegen zu wirken und dafür benötigen wir die Schattenwesen um die Veränderungen in ihrem Körper untersuchen zu können!", erklärte Lucien weiter. Micheal und die restlichen Obersten saßen beinahe unbeteiligt neben ihm und lauschten seinen Worten.

„Ihr bekommt eure Anweisungen innerhalb der nächsten zwei Stunden, also haltet euch bereit. Die Schulen und alle anderen Kradeseinrichtung werden bis auf weiteres geschlossen.", sprach Lucien weiter.

„Trefft alle Vorbereitungen. Ihr werdet von uns hören.", endete er und die Menge verstreute sich.

Max wandte sich zum Gehen ab, doch Lucien hielt ihn auf.

„Max auf ein Wort!", wies er ihn an und als Max sich umwandte sah er, dass Lucien direkt hinter ihm stand. Er nickte und folgte Lucien schließlich, bis sie in seinem Büro ankamen.

„Ich brauche dich und Dorian. Ihr müsst euch auf die Suche nach einem dieser Schattenwesen begeben. Ihr seid unsere besten Männer!", erklärte Lucien, doch Max stand ihm kopfschüttelnd gegenüber.

„Dorian ist gerade erst wieder auf den Beinen. Du kannst von ihm doch nicht verlangen, dass er sich gleich in die nächste Mission begibt! Außerdem, hast du schon mal überlegt, wer dann bei Cara bleibt?", fragte Max ihn als wäre Lucien seiner Sinne beraubt.

„Das ist mir alles bewusst, aber Dorian bestätigte mir, dass er wieder fit sei. Er ist einer unseren besten Kämpfer und du einer unserer besten Strategen. Wir brauchen eines dieser Schattenwesen, dringend. Sonst sind wir den Ghilts vollkommen ausgeliefert, sollten sie tatsächlich planen in nächster Zeit anzugreifen.", erklärte Lucien ihm ruhig. Max wusste, dass Lucien Recht hatte. Natürlich wusste er es, aber das hieß noch lange nicht, dass er seine Entscheidung gut hieß.

„Dorian soll selber entscheiden, ob er an dieser Mission teilnehmen möchte. Für Cara ist in dieser Zeit gesorgt!", Lucien schien es ernst zu meinen.

„Wer wird auf sie aufpassen?", fragte Max mit zusammen gekniffenen Augen, doch er hätte wissen müssen, dass Lucien niemand weiteren eingeweiht hatte.

„Justin wird dafür sorgen, dass sie in Sicherheit ist während eurer Abwesenheit. Sprich mit Dorian, entscheidet zusammen ob er fit genug ist. Es wäre aber wichtig für alle. Ihr könnt euer Team frei wählen.", er schien keinen Funken Unsicherheit zu verspüren und Max nickte schließlich. Dorian würde es sich nicht nehmen lassen auf die Suche nach einem Schattenwesen zu gehen. Da war sich Max sicher.

Er verließ den Raum, nachdem sich Lucien hinter seinem Schreibtisch nieder gelassen hatte und folgte seinem üblichen Weg, bis er unten auf der Straße ankam. Die neuerlichen Entwicklungen gingen ihm zu schnell. Sie hatten noch nicht einmal herausgefunden was es mit diesen anderen Wesen auf sich hatte!

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„Ihr macht euch auf die Suche nach diesen Schattenwesen?", fragte Cara entgeistert und Max nickte. Dorian saß bislang teilnahmslos am Tisch und hatte Max zugehört, wie er ihm von den Entwicklungen berichtet hatte. Er hatte bisher nur eine Sache gesagt. „Bin dabei.", und zwar ohne zu zögern.

„Dann komme ich mit euch! Ich will euch helfen.", sagte sie entschlossen, doch dieses Mal ließ sich Dorian zu einer Reaktion verleiten.

„Das kommt nicht in Frage. Niemand weiß von deiner Existenz und wir werden bei dieser Mission nicht alleine sein! Du wirst bei Justin bleiben so wie es Lucien angeordnet hat.", auch Dorian schien in dieser Sache fest entschlossen, was Cara natürlich überhaupt nicht gefiel.

„Ich habe dir schon gesagt, dass du mir nichts zu sagen hast Dorian!", erklärte ihm Cara in aller Vehemenz doch Dorian stand auf.

„Hör zu Cara, das hier ist kein Spiel. Das ist bitterer Ernst. Wenn die Ghilts tatsächlich diesen Angriff planen wars das mit uns! Wir haben keine Zeit uns nebenbei auch noch um dich zu kümmern, verstehst du es nicht? Du hast keine Kontrolle über deine Kräfte, du wärst uns vermutlich sogar nur im Weg! Wir müssen kämpfen können ohne uns parallel um jemanden sorgen zu müssen, verstehst du es nicht?", Dorians Worte klangen härter als er sie eigentlich gemeint hatte. Doch er musste sie davon überzeugen, denn er könnte nicht uneingeschränkt kämpfen, wenn er wüsste, dass Cara sich mittendrin befand. Er brauchte bei dieser Mission absolute Konzentration und die war nicht möglich, wenn Cara in seiner Nähe war. Er konnte nicht mehr klar denken wenn sie da war! Seine Gedanken kreisten um sie und ihren Schutz, um sie und ihre Pläne, um sie und ihr überleben. Das Versprechen mochte sich in Luft aufgelöst haben, doch sein Innerstes schien immer noch darauf zu beharren.

Cara und Dorian lieferten sich ein Blickduell, doch Cara wusste, dass sie diese Argumentation verloren hatte. Denn Dorian hatte Recht! Sie wäre ihnen ein Klotz am Bein, wenn sie ihre Kräfte nicht kontrollieren konnte. Im schlimmsten Fall würde sie angegriffen werden und Dorian oder Max würden sich wegen ihr erneut in Gefahr begeben! Das konnte sie nicht zulassen.

„In Ordnung, ich bleibe. Du hast Recht...", sagte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen und Dorian nickte. Er hielt es nicht für nötig ihr dies unter die Nase zu reiben. Denn er wusste, dass sie etwas tun wollte und er wusste auch, dass sie sich selber darüber ärgerte, dass sie es am Ende nicht konnte.

„Wann soll es los gehen?", fragte er Max, der auf die Uhr sah.

„Lucien meinte wir würden in den nächsten Stunden von ihnen hören. Wir müssen unser Team zusammenstellen so lange sie sich noch nicht gemeldet haben!", meinte Max und so begannen sie, die Krades und ihre Fähigkeiten durchzugehen. Sie würden gute brauchen, Alphas, deren Fähigkeiten es ihnen so leicht wie möglich machen würde. Dorian könnte dann eines der Schattenwesen in ein künstliches Koma versetzen und sie wären fähig, es in die Zentrale zu bringen. Dort würden sich dann andere darum kümmern.

Sie würden in die Kanalisation müssen und müssten darauf hoffen, dass sie auf eine kleine Gruppe treffen würden. Alles andere wäre Selbstmord. Dies war auch der Grund, warum sie nicht schon früher auf die Jagd nach ihnen gegangen waren! Gezielte Angriffe ja, wenn sie wussten, dass sich dort Gruppen befanden, doch die Anzahl der Krades war dann immens gewesen und sie hatten es ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen. Doch diesesmal brauchten sie eines der Schattenwesen lebend. Das erforderte Geschick.

Zwei Stunden später hatten sie sich ein Team zusammengestellt und waren somit startklar, als die Nachricht der Obersten kam die die Teams losschickten. Es würden mehrere Bereiche abgeklappert werden, fünf Teams wären es insgesamt. Keiner wusste, was sie erwarten würde.

Max und Dorian hatten sich einen Trupp von 10 Krades zusammengestellt. Alle in ihren Fähigkeiten einzigartig und in der Kombination Gold wert. Es waren Krades dabei, die anderen die Sinne rauben konnten, herausragender Kämpfer und andere, die in der mentalen Kampfkunst ausgebildet worden waren. Es war eine bunte Mischung, die ihnen hoffentlich einen Vorteil verschaffen würde.

„Gut, dann legen wir los. Bringt ja nichts, es noch länger aufzuschieben!", meinte Dorian und stand auf. Er wirkte so, als wäre nie etwas gewesen, obwohl er vor 24 Stunden noch geschlafen hatte und sich von seinen Verletzungen kuriert hatte. Es war erst ein Tag vergangen, seitdem er aufgewacht war. Cara machte sich Sorgen, wusste nicht, ob Dorian überhaupt fit genug war doch andererseits würde er sich ja nicht auf eine solche Mission begeben, wenn er es nicht wäre!

Cara stand in ihrer Schlafzimmertür, als die beiden Krades aufstanden.

„Ich rufe Justin an, er soll sich auf den Weg machen.", meinte Max und begab sich dafür aber nach draußen. Offenbar wollte er Justin noch ein paar Anweisungen geben, so als wäre Cara ein kleines Kind.

„Dorian du passt doch auf dich auf oder? Und auf Max?", fragte Cara jetzt etwas schüchtern. Wie sollte man sich von jemandem verabschieden, der sich auf eine Mission begab Schattenwesen einzufangen?

„Ich bin ein großer Junge Cara, ich habe schon mehrere solche Missionen mitgemacht. Ich kann also gut auf mich achten!", erklärte er ihr, doch er sah dabei seine Ausrüstung durch. Dieses Mal hätten sie nicht nur ihre Fähigkeiten sondern sie hatten handfeste Waffen dabei. Betäubungspfeile, falls Dorian nicht nahe genug heran kam und auch Pistolen und Taser, für den Fall der Fälle. Sie wussten nicht was sie erwartete und sie mussten Kampffähig bleiben, selbst wenn sie keine Energie mehr übrig hätten.

„Das ist mir klar Dorian, aber ich will sicher gehen, dass wir uns hier und jetzt nicht das letzte Mal sehen!", sagte Cara jetzt etwas lauter und forderte so Dorians Aufmerksamkeit ein, der inne hielt und sich zu ihr umwandte.

„Cara, wir werden uns wieder sehen. Uns wird nichts zustoßen! Du musst dir wirklich keine Sorgen machen! Das sind ganz andere Umstände als bei unserem letzten Zusammentreffen, verstehst du?", Dorian stand mitten im Raum und wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. In diesen Tagen alleine mit Cara hatte sich so viel geändert und damit konnte er nicht umgehen. Sie genauso wenig. Sie kreisten umeinander als wären sie vertraute Fremde. Keiner der beiden wusste, was er sagen oder tun sollte, wenn sie beieinander waren. Denn keiner konnte benennen was es war, was sich geändert hatte. Doch sie spürten die Zugehörigkeit zueinander, sie wussten, dass sich etwas entwickelte, dass keiner der Beiden wollte und das doch keiner der Beiden verhindern konnte.

„Versprichst du es mir?", fragte Cara ihn herausfordernd, doch dabei glitt Dorians Blick auf den Boden. Er konnte solche Versprechen nicht geben. Er konnte nichts versprechen, das nicht in seiner Hand lag.

„Dacht ichs mir.", meinte Cara und kehrte ihm den Rücken zu, um ins Schlafzimmer zu gehen, wo sie sich auf ihrem Bett nieder ließ und auf ihre zitternden Hände hinab sah.

„Cara jetzt komm schon, mach dir doch nicht so einen Kopf! Uns wird es gut gehen.", meinte Dorian, der ihr nachgegangen war.

„Du kannst es mir nicht garantieren und das ist, was mir Angst macht. Ich habe diese Wesen gesehen Dorian, ich weiß wozu sie bereit sind und sie kennen keine Grenzen. Wenn ihr Pech habt und auf eine größere Gruppe trefft, dann habt ihr keine Chance!", erklärte ihm Cara nach außen hin ruhig, doch sie war es nicht. Nein, in ihrem Inneren verspürte sie regelrechte Panik bei dem Gedanken, dass Max oder Dorian etwas zustoßen könnte. Sie konnte sich nicht jetzt schon von den Menschen verabschieden, die ihr in diesen beinahe drei Wochen so sehr ans Herz gewachsen waren. Sie wollte es nicht. Nicht heute, nicht wenn sie nicht selber den Zeitpunkt bestimmen konnte. Und der Zeitpunkt war noch nicht gekommen.

Dorian ging auf sie zu und schließlich vor ihr in die Knie.

„Ich verstehe, dass dir das Angst macht. Aber das muss es nicht. Max und ich waren schon auf vielen solchen Missionen unterwegs, wir sind darin ausgebildet! Die Schattenwesen haben uns beim letzten Mal zu einem ungünstigen Zeitpunkt erwischt, diesesmal überraschen wir aber sie.", versuchte er ihr klar zu machen und Cara sah von ihren Händen auf. Direkt in Dorians Augen. Die sie einnahmen und ihren einen kurzen Moment weismachten, dass doch eigentlich alles in bester Ordnung war. Doch das war es nicht.

„Ich kann es eh nicht verhindern. Ich werde hier bleiben und darauf warten, dass ihr zurückkommt. So einfach ist das.", entgegnete sie ohne weg zu sehen. Dorian hingegen sagte nichts.

Er war eingenommen von Cara in diesem Moment. Sie empfand tiefe Sorge. Sorge für ihn und Max. Zwischen ihnen hatte sich ein Band entwickelt, das niemand so schnell lösen können würde und was sie irgendwann noch in verfluchte Schwierigkeiten bringen könnte. Denn wenn man einmal Gefühle für einen anderen entwickelte war man erpressbar. Man hatte etwas gegen ihn in der Hand. Man wurde unvorsichtiger, dachte mehr an den Anderen als sich selbst.

„Cara ich....", Dorian wurde von Max unterbrochen, der ins Schlafzimmer kam.

„Justin ist gleich da...", doch er hielt inne, als er Dorian vor Cara kniend sah und betrachtete beide skeptisch.

„Was ist los?", fragte er deswegen und sein Blick glitt zwischen den Beiden hin und her.

„Cara macht sich Sorgen, dass wir eventuell nicht wieder zurückkommen könnten.", meinte Dorian beiläufig und erhob sich wieder. Caras Blick folgte ihm, als er den Raum verließ.

„Uns wird nichts zustoßen Cara. Ich verspreche es dir...", sagte Max doch Cara lachte dabei bitter auf.

„So gern ich dich habe Max, in diesem Fall wäre mir das Versprechen eines Anderen hier wichtiger gewesen.", erklärte Cara und zielte darauf ab, dass solche Versprechen so leicht ausgesprochen werden konnten ohne, dass sie auch nur die geringste Bedeutung hatten.

„Mach dir nicht so große Sorgen Cara, vermutlich sehen wir uns in zwei Stunden wieder.", erklärte ihr Max und trat ebenfalls in die Küche. Einen Moment später war Justin da.

„Babysitterdienst zur Stelle!", meinte er und salutierte vor den Anderen.

„Nicht witzig Justin, ich könnte dir vermutlich den Arsch aufreißen wenn ich es darauf anlegen würde!", rief Cara aus dem Schlafzimmer und dabei nickte Dorian heftig.

„Da hat sie vollkommen Recht, also bring sie nicht auf die Palme!", erklärte er ihm und gesellte sich dann zu Max.

Cara war jetzt wieder nach draußen gekommen.

„Bis in zwei Stunden!", sagte Max und eine Sekunde später war er verschwunden. Dorian sah sie noch einen Moment an.

„Tu nichts was ich nicht auch tun würde...", meinte er an Cara gewandt und sie lächelte. „Und du pass bloß auf auf dich. So sehr du mir auch manchmal auf die Nerven gehst, schade fänd ichs dennoch wenn du nicht zurück kommst.", entgegnete sie und ging so auf seine Show ein, die er vor Justin spielte. Wenn Cara ehrlich wäre und Justin nicht neben ihr stehen würde, hätte sie jetzt vermutlich etwas anderes gesagt oder getan.


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