Kapitel 28: Sage



Als Cara am nächsten Morgen erwachte war sie alleine. Sie versuchte sich zu bewegen und stellte fest, dass es ohne Probleme ging also setzte sie sich auf, schwang ihre Beine über den Bettenrand und stand auf um ins Badezimmer zu gehen und sich zu duschen. Als sie fertig war und sich auch die Zähne geputzt hatte wagte sie es, auf die Tür zuzugehen. Sie hoffte, dass Dorian ihr das irgendwann verzeihen würde. An drei Tagen hintereinander hatte sie Schachmatt gesetzt. Beim letzten Mal wäre beinahe noch schlimmeres geschehen. Sie an seiner Stelle wäre wütend. Aber er war ja ohnehin ständig wütend auf sie also solange er sie nicht mit Schweigen strafte, wäre zwischen ihnen wohl alles nach wie vor.

Diesem Kuss maß Cara keinerlei Bedeutung zu. Er hatte es aus Verzweiflung getan, weil er Angst gehabt hatte, er könnte sie verletzten. Er sie! Sie nahm ihren Mut zusammen und schob die Tür auf und als sie in den Raum blickte, entdeckte sie Dorian halb nackt, der sich nach ihr umdrehte. Schnell schloss sie die Tür wieder und merkte, wie sie feuerrot im Gesicht war. Ihr Herz schlug schneller als normalerweise und sie hielt die Henkel der Tür fest in ihren Händen.

„Cara?", hörte sie Dorian rufen und atmete tief durch. Sie hatte sich gerade wie der letzte Obertrottel aufgeführt! Sie konnte jetzt kaum so tun, als würde sie ihn nicht hören also nahm sie erneut ihren Mut zusammen und öffnete die Tür. Dorian stand immer noch an Ort und Stelle, eine kurze Strähne seines schwarzen Haares fiel ihm in die Stirn und er bedachte sie mit einem unergründlichen Blick. Dann streckte er ihr eine Creme entgegen.

„Könntest du bitte die Stellen auf meinem Rücken eincremen? Max hat sich aus dem Staub gemacht als ich angefangen habe und meinte, er würde uns Frühstück besorgen!", meinte Dorian und wirkte beinahe hilflos.

Cara blinzelte einige Male. Ok Dorian war weder wütend, noch strafte er sie mit Schweigen. Er ging ganz normal mit ihr um. Sie nickte und ging auf Dorian zu, nahm ihm die Creme aus der Hand und begann schließlich seinen Rücken damit einzucremen. Er hatte ein riesiges Tattoo über den kompletten Rücken, doch anscheinend hatte er es aus einem bestimmten Grund.

Sie erkannte viele kleinere Narben, die sich über seinen kompletten Rücken verteilten und auf mehr oder weniger starke Verletzungen hindeuteten. Manche waren größer als andere. Immer wieder nahm sie sich noch ein wenig Creme und schmierte all die Stellen ein, die verbrannt waren. Verbrennungen, die er nur ihretwegen eingesteckt hatte.

„Ich will, dass du das nächste Mal nicht zögerst Dorian. Ich will, dass du mich außer Gefecht setzt. Ich hätte dich umbringen können, beim nächsten Mal könnten es andere sein!", sagte Cara leise, doch Dorian verstand sie und sah kurz über die Schulter.

„Du wirst lernen es in den Griff zu bekommen Cara!", entgegnete er. Sie verstand nicht, weshalb er in dieser Hinsicht so sehr an sie glaubte. Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, ich werde nie wieder versuchen diese Energie zu erzeugen!", erklärte sie ihm doch bei diesen Worten wandte er sich zu ihr um.

„Cara, das ist bis jetzt deine größte Waffe, verstehst du das nicht? Jeder von uns hat so angefangen, man muss lernen damit umzugehen! Du kannst nicht eine Seite von dir komplett aussperren. Das wird nicht funktionieren. Sie wird sich ihren Weg suchen und dann wird es wieder unkontrolliert passieren.", Dorian wirkte ernst, doch Cara schüttelte den Kopf.

„Verstehst du es denn nicht? Wenn ich nicht weiß, wie ich diese Energie wieder loslassen kann könnte ich ernsthaft Schaden anrichten. Du hast doch gesehen was gestern passiert ist. Diese Energie hat mich Stück für Stück verschlungen!", erklärte sie ihm doch dabei lächelte er. Eines dieser so seltenen Lächeln.

„Aber ich hab dir doch geholfen, das werde ich wieder tun. Wir bekommen das zusammen hin!", erklärte er ihr und erneut schoss ihr das Bild vor Augen. So eine Vorstellung war doch erst schuld daran gewesen, dass sie die Energie überhaupt hatte bündeln können. Sie verstand es nicht. Wie konnte er einerseits verantwortlich dafür sein, dass sie sie bündelte und gleichzeitig dafür, dass sie sie loslassen konnte?

„Woran denkst du?", fragte er sie als könne er in ihren Kopf sehen und Cara fühlte sich ertappt.

„Über nichts Bestimmtes...", sagte sie deswegen und zeigte ihm an, sich wieder umzudrehen. Ihr Herz schlug wieder wie wild.

„Also was sagst du? Ein Versuch noch? Wenn ich es nicht hinbekomme, dass wir beide unbeschadet da raus kommen dann werde ich dich nicht mehr dazu drängen, in Ordnung?", ein Kompromiss. Er schlug tatsächlich einen Kompromiss vor!

„Hab ich dir irgendwie was von deiner Persönlichkeit abgefackelt oder warum bist du plötzlich nett zu mir?", fragte Cara ihn und cremte die nächste Stelle. Die anderen schienen augenblicklich besser geworden zu sein.

„Keine Ahnung, vielleicht....", murmelte er doch in diesem Moment öffnete sich die Tür und Max trat herein.

„Gott sei Dank hast du dich darum gekümmert. Es gibt definitiv Dinge, die ich in meinem Leben nicht unbedingt gemacht haben muss und dazu gehört, Dorians Rücken einzucremen!", sagte Max und sah erleichtert auf die Beiden hinab.

„Was hättest du gemacht wenn Cara nicht da gewesen wäre?", fragte Dorian ihn und der übliche Schelm war zurück gekehrt.

„Seien wir einfach froh, dass sie hier ist.", sagte Max und dabei blickte Cara auf. Sowas hatte noch nie irgendjemand gesagt! Doch sofort fielen ihr Dorians Worte wieder ein, in denen er ihr vorgeworfen hatte, sie würde sie manipulieren und eine heftige Schwere legte sich über sie. War das hier alles überhaupt echt? Oder sorgte Cara dafür, dass diese jungen Krades so zu ihr waren wie sie es gerne wollte?

„In Ordnung, wir sollten uns Gedanken darüber machen, wie wir das mit Sage heute machen. Uns bleibt nur noch eine Stunde, dann muss Cara in New Brunswick sein!", meinte Max der gerade sein Frühstück beendet hatte. Wobei es wohl eher schon als verfrühtes Mittagessen bezeichnet werden könnte.

„Ich bin mir sicher wir können ihr trauen, also kann einer von euch beiden mich hinbringen und ich rufe euch an, wenn wir fertig sind!", sagte Cara doch Dorian schüttelte vehement den Kopf.

„Das kannst du vergessen. Ich lasse dich nicht alleine in einer Stadt mit jemand fremdem reden, wo dort doch erst vor zwei Tagen Ghiltsaktivitäten festgestellt wurden!", da würde er nicht mit sich reden lassen.

„Ok, dann begleite ich dich. Du erklärst Sage die Situation und daran werden wir sehen, ob sie wirklich auf unserer Seite ist! Helen ist eine Krade, sie kann unmöglich keinem von uns trauen!", erklärte Max und erhob sich dabei.

„Warum solltest du gehen?", fragte Dorian ihn etwas betröppelt, doch Max zuckte mit den Schultern so als wäre das doch eigentlich offensichtlich.

„Na ganz einfach, du bist gestern dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen und ich bin der Nettere von uns Beiden. Wenn sie dich dort sieht wird sie sofort einen Rückzieher machen.", meinte Max und legte dabei die Hände in die Hüften.

„Ok, da hast du echt einen wunden Punkt getroffen.", meinte Dorian geschlagen und lehnte sich im Sofa zurück.

„Soll mir Recht sein. Dann werd ich es mir hier einfach mal gemütlich machen und darauf warten, dass ihr wieder kommt. Mir tut sowieso noch alles weh.", meinte er, doch Cara zog dabei die Augen zu Schlitzen. Sie hatte noch nicht erlebt, dass Dorian sich geschlagen gab in einer Auseinandersetzung oder Diskussion. Vor allem nicht so leicht!

„Dann ist es beschlossene Sache. Cara komm, wir machen uns auf den Weg. Ich will mir die Gegend vorher noch einmal ansehen.", meinte Max und Cara erhob sich. Von den gestrigen Vorkommnissen spürte sie nichts mehr. Sie fühlte sich wie immer.

Max legte einen Arm um sie und zog sie ein wenig enger an sich, doch Caras Blick traf den von Dorian. Und sie wusste eine Sache: Dorian würde nicht zuhause bleiben. Sie wusste genau, dass sie ihn später in New Brunswick wieder sehen würde.

Der Park sah noch genauso aus wie beim letzten Mal als sie hier gewesen war. Was hätte sich auch in zwei Tagen großartig ändern können?

„Dir ist klar, dass Dorian nicht zuhause bleiben wird oder?", fragte Cara Max, als er sie wieder los ließ.

„Natürlich ist mir das klar, aber ich hatte jetzt wirklich keine Lust eine Diskussion mit ihm zu führen darüber und vielleicht hält er sich so im Hintergrund.", meinte Max und dabei musste Cara ein wenig lächeln.

„Ihr seid nicht umsonst Partner, ihr kennt euch in und auswendig, oder?", meinte sie und wünschte sich so etwas für sich selber. Max lächelte.

„Dorian mag nicht immer der angenehmste Zeitgenosse sein, aber er ist immer zu hundert Prozent für einen da. Und das auch ohne Versprechen...", erklärte Max ihr und dabei kam das betrübte Gefühl wieder.

„Max ich hätte da eine Frage...", sagte Cara deswegen, sah dabei aber auf den Boden.

„Ja?", fragte er beiläufig, sah sich aber währenddessen um.

„Kann es sein, dass eine meiner Fähigkeiten euch dazu verleitet das zu tun, was ihr tut?", Cara hatte beschlossen ohne große Umschweife zum Knackpunkt zu kommen. Was hätte es auch für einen Sinn um den heißen Brei zu reden?

„Wer sagt denn sowas?", fragte Max sie überrascht und sah sie nun doch an. Cara dachte an ihre Auseinandersetzung mit Dorian.

„Dorian...", Max schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.

„Nur Dorian kann dich auf sowas gebracht haben!", fügte er hinzu und zog Cara zu einer Bank, die sich im Schatten befand.

„Na er hat ja schon irgendwie Recht oder etwa nicht? Findest du es nicht auch seltsam, dass ihr drei alles gebt um mein Geheimnis zu ergründen, dass ihr für mich die Regeln brecht und mich beschützt, ohne dass wir uns wirklich kennen?", Max sah sie dabei ohne Unterlass an. Bei ihren letzten Worten schüttelte er den Kopf.

„Nein das finde ich nicht seltsam. Als wir dich fanden, warst du dabei getötet zu werden. Wenn du diese Fähigkeit hättest, hättest du doch Dominik dazu bringen können, dich laufen zu lassen! Dorian war nur so versessen darauf dein Geheimnis zu ergründen, weil er es hasst wenn er nicht weiß was abgeht und nachdem wir erfahren haben wer du tatsächlich bist, hat uns Lucien darauf angesetzt!", erklärte ihr Max, doch damit war Cara nicht zufrieden.

„Es hat aber niemand von euch verlangt Justin in meinen Kopf sehen zu lassen und damit gegen die Regeln der Obersten zu verstoßen. Es hat auch niemand von euch verlangt mich zu trainieren oder die Abende mit mir zu verbringen.", entgegnete sie doch dabei lächelte Max.

„Dorian und ich haben deswegen beschlossen, dass wir uns abwechseln weil wir dich nicht alleine lassen können. Du bist wichtig für diese Mission Cara. Dominik könnte dich jederzeit aufspüren und wenn wir dich alleine lassen würden, wärst du ungeschützt! Und Justin hat sich nur deswegen einverstanden erklärt, weil er insgeheim Angst vor Dorian hat.", Cara fühlte sich irgendwie nicht ganz ernst genommen.

„Max bitte, denk doch einmal darüber nach!", bat ihn Cara und Max schloss für einen Moment die Augen.

„Das habe ich Cara und glaub mir, es ist nicht so. Du hast diese Fähigkeit nicht! Justin hat sich auch zurückgezogen, macht nur das Nötigste. Hätte er das getan, wenn du ihn irgendwie an dich gebunden hättest?", ok, da war was dran musste Cara zugeben.

„Aber Dorian schien sich ziemlich sicher zu sein.", versuchte es Cara erneut doch auch da lächelte Max.

„Dorian scheint sich ziemlich häufig sicher bei etwas zu sein, was dann im Sande verläuft Cara. Ich arbeite seit fünf Jahren mit ihm zusammen und wie oft wir schon Spuren verfolgt haben die absolut nirgendwohin geführt haben, weil Dorian sich sicher war, da gäbe es etwas kann ich dir nicht einmal mehr sagen. Es war so oft, dass Tamara und ich uns jedes Mal, wenn er eine neue Spur hatte schon fragten, wo wir dieses Mal landen würden. Verstehst du es nicht? Dorian hadert immer mit sich selber und es ist immer leichter, die Schuld bei anderen zu suchen. Dorian ist ein toller Kerl, aber du darfst nicht alles was er sagt allzu ernst nehmen. Er denkt nicht oft nach, bevor er spricht!", meinte Max und nahm Cara zwar ein wenig von ihren Befürchtungen, aber ein guter Teil blieb zurück. Dennoch fragte sich Cara, wie Dorian dann darauf gekommen war?

Dorian hatte das ganze Gespräch mitbekommen und musste zugeben, dass Max da durchaus was Wahres gesprochen hatte. Dorian war nicht klar gewesen, wie sehr Cara diese Worte beschäftigt hatten. Er selber hatte den ganzen gestrigen Tag keinen Augenblick mehr daran verschwendet. Nun gut, das konnte natürlich auch daran liegen, dass er die meiste Zeit bewusstlos gewesen war, aber dennoch. Es war ihm gar nicht mehr in den Sinn gekommen.

Dorian beobachtete, wie vertraut Max und Cara miteinander waren. Da war etwas zwischen ihnen, das so familiär wirkte, so als würden sie sich bereits ein Leben lang kennen. Bei den Beiden war nichts kompliziert, sie gingen miteinander um wie man mit alten Freunden umging und Dorian fragte sich, wie Max das machte. Zwischen ihm und Cara schien es ständig nur kompliziert zu sein, was natürlich auch mit Dorians Launen zusammen hing aber da war noch etwas anderes was zwischen ihnen stand. Das, was ihn dazu gebracht hatte, diese Worte auszusprechen die er ihr entgegen gefeuert hatte.

Er lehnte an einem Baum, keine fünf Meter von ihnen und hing seinen Gedanken hinterher. Er musste lernen etwas lockerer zu werden, oder zumindest die Dinge etwas lockerer zu sehen. Ihm wurde ja schon desöfteren gesagt, dass es schwierig mit ihm war, aber er hatte nie viel darauf gegeben. Warum kümmerte es ihn dann jetzt plötzlich?

„Ok, in fünf Minuten soll sie kommen. Bitte bau keinen Mist und ruf mich oder Dorian wenn du Hilfe brauchst.", sagte Max und Cara nickte. Sie ging auf die Bank zu, bei der Sage den Brief in den Mülleimer geworfen hatte und setzte sich darauf. Sie hoffte, dass Sage auch kam und, dass sie nicht mitbekommen würde, dass Dorian und Max im Verborgenen lauerten.

Ein Windhauch ging über den Park, doch plötzlich war er vorbei und Sage saß neben ihr.

„Was zum...wie schaffst du es so schnell zu sein wenn du keine Krade bist?", fragte Cara sie, denn dieses Mal hatte sie ihre Umgebung nicht aus dem Auge gelassen.

„So weit sind wir noch nicht.", antwortete Sage lächelnd. Sie lächelte häufig stellte Cara fest, ganz im Gegensatz zu ihr. Die abgestumpft und scheinbar auch kalt war.

„Ok, dann lass uns zum Punkt kommen und nicht lang um den heißen Brei reden. Du wolltest mit mir sprechen, hier bin ich. Also was hast du mir zu sagen?", fragte Cara sie ohne jegliche Umschweife, doch Sage sah sich einmal um.

„Zuerst erkläre mir bitte, warum du dich nicht an unsere Vereinbarung gehalten hast und zwei Krades mit hierher gebracht hast.", insistierte Sage und lächelte erneut.

Cara musste zugeben, dass ein kleines Schuldgefühl in ihr aufkam, doch sie würde es ihr erklären können.

„Das sind die beiden Krades, die mich vor Dominik gerettet haben. Ich vertraue ihnen blind. Alles was du mir erzählst, kannst du auch ihnen erzählen!", sagte Cara und sah sich um. Sie hatte keine Ahnung, woher Sage wusste, dass Dorian und Max da waren. Sie selber hatte keine Ahnung, wo sie sich verbargen.

„Gut, dann sag ihnen, sie sollen raus kommen.", meinte Sage, aber jetzt lächelte sie nicht mehr. Sie sah ernst aus. Ohne, dass auch nur ein weiteres Wort fiel, trat Max aus dem Schatten eines Baumes hervor, Dorian landete auf dem Boden neben einem anderen. Er hatte sich offenbar im Baum versteckt.

„Ich kann verstehen, dass du dem einen vertraust, aber der dunkelhaarige sieht mir doch eher gefährlich aus.", erklärte Sage, während Dorian und Max auf die Beiden zutraten.

„Das ist er vermutlich auch, ich weiß es nicht. Aber er hat mir genauso wie Max das Leben gerettet. Nicht nur einmal...", die letzten Worte waren mehr gemurmelt und dabei hatte ihr Blick den von Dorian getroffen. Beide wussten, was er getan hatte.

Dorian setzte sich neben Cara auf die Bank, während Max vor ihnen stehen blieb.

„Woher wusstest du, dass wir hier sind?", fragte Max Sage direkt und ohne jede Umschweife.

„Lass das mal meine Sorge sein Krade, ich habe Mittel und Wege.", erklärte Sage und jetzt war nichts mehr von ihrem freundlichen Äußeren zu sehen. Was Cara jetzt sah war eine Ernsthaftigkeit, die sie nicht mal in sich selber wahrnahm.

„Ok, also um was geht es hier eigentlich?", dieses Mal war Dorian dran, auf seine charmante Art und Weise eine Frage zu stellen. Cara beschloss die Sache ein wenig zu entschärfen.

„Sage, du hast letztes Mal von einer Macht gesprochen die wir mehr fürchten sollten als die Ghilts. Was hast du gemeint?", fragte Cara sie und brachte Sage dazu, ihren Blick von Max abzuwenden. Sage sah auf ihre Hände hinab.

„Sie haben keinen Namen, oder zumindest kenne ich ihn nicht. Helen weiß nur, dass sie bei einer Mission auf einen von ihnen getroffen ist.", erklärte Sage und dabei stöhnte Dorian entnervt auf.

„Was für eine Mission?", fragte Cara sie, dieses Mädchen ließ sich jedes Wort aus der Nase ziehen. Wenn sie hier war um ihnen Informationen zu geben, war sie nicht sehr gut darin.

„Das ist unwichtig. Wichtig ist das, was bei dieser Mission geschah!", meinte Sage und sah sich stirnrunzelnd um. Sie schien auf der Suche nach jemandem zu sein.

Cara verdrehte genervt die Augen.

„Und diese Mission ist dafür verantwortlich, dass Helen dann zwei Jahre später komplett untergetaucht ist?", fragte Cara dennoch weiter. Sie hatte das Gefühl, dass Sage nicht mehr so bereit war ihr die Informationen zu geben die sie brauchten wie beim letzten mal. Was hatte sich also geändert?

„Nein, nicht die Mission. Sondern das, was aufgrund dessen geschah! Du bist am Ende das Ergebnis davon.", Sage schien äußerst betrübt zu sein.

„Sage, ist hier irgendetwas oder jemand, der dich daran hindert offen mit uns zu sprechen?", fragte Cara unvermittelt. Sage sah sie einen Augenblick nur an, bis sie entschloss zu antworten.

„Du meinst was anderes als diese zwei Krades, die hier ohne jegliche Erlaubnis aufgetaucht sind?", als sie Dorian und Max betrachtete, sprühte beinahe Gift aus ihren Augen. Sie musste schlechte Erfahrungen mit Krades gemacht haben oder sie wurde von Helen so angelernt. Aber waren wirklich Dorian und Max der Einzige Grund für Sage, so mit Informationen, die sie versprochen hatte zu geizen?

„Man kann den Krades nicht trauen. Genauso wenig wie den Ghilts!", fügte Sage hinzu und sah nochmals die beiden jungen Männer an.

„Ich verstehe kein Wort von dem was du sagst, warum kannst du uns nicht einfach richtige Antworten geben, anstatt um den heißen Brei zu sprechen?", Cara hörte Dorian direkt an, dass er absolut genervt war. Aber er hatte Recht! Dieses kryptische Geschwafel hätte sie sich sparen können.

„Weil ich selber nicht mehr weiß! Alles was sie mir gesagt hat war, dass es eine Macht gibt die Größer ist als die der Krades und der Ghilts und wenn irgendjemand von Cara erfährt, werden die hinter ihr her sein! Sie will sie nur schützen.", erklärte Sage und wieder wanderte ihr Blick über den Park.

„Aber warum? Was ist an ihr so besonders? Außer, dass ihr Vater ein Mensch ist?", fragte Max Sage, die daraufhin zu ihm aufblickte. Eine Sekunde wägte sie ihre Antwort ab.

„Cara könnte die Lösung für euer Problem sein!", sagte sie schließlich schlicht und ergreifend und sah dann zu Cara hinüber, die sie mit großen Augen anblickte.

„Von was sprichst du?", fragte sie sie irritiert, doch Sage schien gar nicht richtig anwesend zu sein.

„Cara, wenn es eine Sache gibt derer du dir sicher sein kannst ist es folgende: Wenn die falschen Personen erfahren wer du bist und wer deine Eltern sind, dann garantiere ich dir, dass du nicht mehr lange am Leben sein wirst. Du bist eine Besonderheit aufgrund deiner Herkunft. Es gibt keine zweite wie dich und genau das ist der Punkt. Sowohl die Krades als auch die Ghilts würden dich für das was du bist jagen oder gar töten.", erklärte Sage ihr und ihr Blick verriet Cara, dass sie sich tatsächlich sorgte.

„Sage, willst du uns damit sagen, dass es Verräter in den eigenen Reihen gibt?", fragte Max aus dem Nichts. Er hatte die ganze Zeit darüber nachgedacht, was Sage gesagt hatte und da war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen.

„Es geht viel tiefer. Verrat ist allgegenwärtig, sagt mir nicht, ihr hattet selber noch nie den Gedanken, dass sich unter euch Krades befinden die nicht dieselben Ziele verfolgen wie ihr!", antwortete Sage und sah Max und Dorian so an, als wären sie zurückgeblieben.

Natürlich hatten sie ihn gehabt. Lucien höchst persönlich hatte den Verdacht bereits geäußert.

„Also nochmal zusammen gefasst: Helen nahm an einer Mission teil, bei der etwas geschehen ist, was am Ende dazu führte, dass ich geboren wurde. Aus Angst davor, dass die Krades oder Ghilts mich gefangen nehmen oder gar töten ist sie geflohen, hat mich dann aber dafür ein Jahr nach meiner Geburt in einer Babyklappe gesteckt, wo ich keinerlei Schutz hatte. Was hatte sich also nach diesem Jahr geändert?", fragte Cara und erinnerte sich daran, was Justin erzählt hatte.

„Micheal....Micheal hatte sie gefunden, oder?", fügte sie deswegen ihrer vorherigen Frage hinzu und Sage nickte.

„Micheal, einer der Obersten der Krades war ihr auf den Fersen und es war zu gefährlich für dich. Er wusste nichts von dir und sollte auch nie etwas erfahren. Doch auch diese andere Macht verfolgte Helen, auch sie ist allgegenwärtig wie die Dunkelheit und das Licht. Sie ist der Ursprung des Ganzen.", erklärte Sage und sah jetzt alle der Reihe nach an.

„Von was genau ist sie der Ursprung?", fragte Dorian mit gerunzelter Stirn.

„Von dem Krieg zwischen den Krades und den Ghilts.", entgegnete Sage.

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