Wettkampf der Fabelwesen

Schreibwettbewerb von: eisbärlady
Anzahl Wörter: 3419
Thema: Fantasy
Unterthema: Eine Geschichte mit den Stichworten Nebel, Vergangenheit, Wettkampf und Wasser schreiben.
Ich hoffe, du kannst die Geschichte geniessen.
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Als ich meinen Mund leicht öffne, macht sich kaltes Wasser darin breit. Ich versuche, um mich herum irgendetwas anderes zu sehen, aber da ist nur dunkles Wasser, welches mich in seinen
Abgrund zu ziehen scheint. 
Verzweifelt versuche ich voran zu kommen. In meinen Gedanken verfluche ich mich selbst dafür, dass ich in meinem menschlichen Leben nie schwimmen lernen wollte und diese wenigen
Unterrichtsstunden, welche ich hatte, meistens schwänzte. 
Schliesslich bleibt nur noch ein fester Gedanke übrig: Ich hasse Wasser!

Mit einer Anstrengung, die mir Kopfschmerzen bereitet, versuche ich mich an die Worte meines damaligen Schwimmlehrers zu erinnern. „Komm schon Fjella! Bewege deine Arme...", meine Gedanken beginnen zu stocken, als ich mich immer schlechter an die Worte erinnern kann.
„Frosch... gleichmässig... bewege..."
Wenn ich könnte, würde ich nun schnauben, aber dank dem Wasser ist dies nicht möglich.  Warum lernt man als Vampir nicht mehr zu schwimmen?

Hektisch führe ich ein paar Bewegungen in die Richtung aus, in der ich die Wasseroberfläche vermute. Nach ein paar Minuten, welche sich wie Stunden anfühlen, schaffe ich es mich vorwärts zu bewegen. 

Während dem Schwimmen kämpfe ich angestrengt gegen die Müdigkeit in meinen Gliedern und gegen die Ohnmacht an, die sich wie Nebel um mich legt.
Und dieser Nebel wabert in meinen Gedanken nach, als ich in die Vergangenheit abschweife.

Es war Abend und ich las ein Buch, um die Nacht willkommen zu heissen. Als plötzlich jemand an meine Tür schlug, glitt mein Blick zu der Tür und schnell öffnete ich sie. 
Konrad stand davor. Konrad ist mein Partner. Wir arbeiten zusammen als, wie Menschen es nennen würden, die Polizei für Vampire.  Wir achten darauf, dass niemand unsere Stadt ohne
Bewilligung verlässt oder betritt. 
Konrad und ich haben nicht die beste Beziehung zueinander, da wir viel zu unterschiedlich sind.

„Was ist los?", fragte ich ihn und schaute ihm dabei tief in die roten Augen. 
„Antonie ist wieder einmal abgehauen", antwortete er.

Antonie ist ein 5-jähriger Junge, der erst vor kurzem in einen Vampir verwandelt wurde. Er mag es nicht, in einem Haus eingesperrt zu sein und zu lernen, wie er mit seinen Kräften umgehen sollte. Aus diesem Grund haute er immer wieder ab. 

„Schon wieder? Ich glaube, wir müssen mal ein ernstes Wort mit ihm reden...", sagte ich. „Lass mich raten: wir müssen ihn wieder in die Fantasiewelt suchen gehen?" Konrad nickte auf meine Frage hin.
Einige Minuten später machten wir uns auf den Weg und standen binnen Sekunden auf dem grossen Platz der Fantasiewelt. Nebel zog sich den Boden entlang und einige Eulen krächzten. Ich schaute mich um und erblickte Antonie, der auf einem Brunnenrand sass und in die Ferne starrte.
„Antonie?", fragte ich leise in die Stille der Nacht hinein. Sofort erlosch das Krächzen. Verwirrt schaute ich zu den nahe gelegenen Bäumen.
Als ich meinen Blick zurück auf Antonie richtete, hatte er sich kein Stück bewegt. 
„Antonie! Komm, wir gehen nach Hause", sagte Konrad neben mir.
Doch Antonie starrte weiterhin geistesabwesend in die Ferne. 

Ein lautes Rascheln erklang von den Bäumen und jemand trat aus dem Dickicht hervor. Es war ein Zentaur. Mit einem Blick, den ich noch nie gesehen habe, trat er vor Konrad und mich. Seine Hufe klackerten auf dem Boden und das Geräusch hallte leise in der Ferne nach. 
„Schön, dass ihr endlich hier seid. Wir haben euch erwartet", begrüsste uns der menschliche Kopf. Seine Stimme war rau und krächzend.
„Was meinst du mit: Wir haben euch erwartet?", fragte Konrad. Er wich einen kleinen Schritt nach hinten und beäugte das Wesen mit einem argwöhnischen Blick. 
„Ihr seid hier, um den Jungen abzuholen, richtig? Nicht wegen unserem Brief?", erklang eine piepsige Stimme und erst dann fiel mir die Elfe auf, die es sich auf dem Pferderücken gemütlich gemacht hatte. 
„Welchen Brief?", bohrte Konrad weiter nach. 
Mein Blick flog derweilen zurück zu Antonie, dessen Blick sich langsam änderte. Es schien, als würde ein Schleier vor seinen Augen herunterfallen und sein wahres Gesicht hervorbringen. Seine Augen schienen zuvor noch unecht ausgesehen zu haben und nun wirkten sie auf einmal echt.

Bevor der Zentaur oder die Elfe auf Konrads Frage antworten konnten, meinte ich: „Ihr habt
Antonie kontrolliert..."
Der Zentaur begann zu lächeln. „Wir greifen nicht gerne auf solche Mittel zurück, aber sonst wärt ihr nie aufgetaucht. Wir haben euch hierher bestellt um euch einzuladen, bei unserem Wettkampf teilzunehmen."
„Wettkampf?", fragte Konrad. Neugierde wallte in seiner Stimme auf.
„Ja, manche von uns Fabelwesen haben sich dazu entschieden, einen Wettkampf zu veranstalten, um herauszufinden, wer das stärkste Fabelwesen ist", antwortete die Elfe stolz. 
Ich runzelte die Stirn und sah die beiden Wesen vor mir fragend an. „Was für ein Schwachsinn!", rutschte es aus mir heraus. 
„Antonie, komm!", versuchte ich den Jungen erneut auf mich aufmerksam zu machen. Dieses Mal funktionierte es auch und er sah mich an, sprang vom Rand des Brunnens auf und rannte auf mich zu. 
„Fjella! Konrad! Es tut mir Leid... Ich... ich wollte dieses Mal wirklich nicht."
Als der kleine Junge bei mir ankam, strich ich ihm behutsam über die weichen Haare und nickte leicht. „Ich weiss. Lass uns gehen."
„Nein, warte Fjella!", sagte Konrad auf einmal und griff nach meinem Handgelenk. Wut kochte in meiner Magengegend auf und verteilte sich langsam, Stück für Stück in meinem Körper. 
„Was willst du noch hier?", fragte ich ihn.
„Lass uns an diesem Wettkampf teilnehmen!"

Ich wusste schon von einigen anderen Missionen, dass sich Konrad gerne mit anderen mass, hatte aber gehofft, dass sein Ego ihn in diesem Moment in Ruhe lassen würde.

„Es gibt verschiedene Wettbewerbe, bei denen wir gegeneinander klettern, schwimmen, etwas suchen, laufen, jagen und kämpfen", erklärte uns der Zentaur. 
„Wir sind dabei!", sagte Konrad schnell.
„Sind wir nicht! Wir gehen!", meinte ich und erntete dabei wütende Blicke von mehreren Seiten.  „Du kannst gehen, wenn du willst, und dem Rat erklären, warum ich nicht mitgekommen bin, aber ich bleibe!", meinte Konrad ernst.

Wieder im Hier und Jetzt schüttle ich leicht meinen Kopf, um die Gedanken und die Bewusstlosigkeit, die immer noch an mir nagt, abzuschütteln. 
Ich weiss nicht, wieso ich mich schliesslich dazu entschied, doch bei Konrad zu bleiben.  Vielleicht, weil ich nicht ohne ihn vor den Rat treten wollte und mir dann anhören müsste, dass ich es vermasselt habe oder vielleicht auch um zu wissen, dass es meinem Partner gut geht. 

In diesem Moment und in den letzten paar vergangenen Tagen könnte ich mich dafür verfluchen.  Auch wenn ich in den verschiedenen Wettkämpfen, die wir bisher beschreiten mussten, nicht schlecht war, wurden diese Tage zu den schlimmsten meines Lebens.

Ich spüre, wie meine Lunge nach Luft schreit und bewege mich aus Reflex schneller.
Ich würde diesen Wettkampf nicht gewinnen. Aber das ist mir egal, so lange ich lebend aus dem Wasser komme. Mir ist klar, dass ich nicht an so etwas sterben kann, trotzdem erfüllt eine tiefe, ausgeprägte Angst meine Brust.

Eigentlich hätte ich tiefer tauchen müssen, als ich es getan habe und ganz unten einen besonderen Stein finden, den ich wieder nach oben tragen sollte. 

Als ich den Schimmer von Licht sehe, beschleunigen sich meine Bewegungen noch mehr. Ich werde dadurch nicht schneller, aber immer hoffnungsvoller. Und dann, endlich, durchbreche ich die Wasseroberfläche.
Ich schnappe gierig nach Luft. Da das ganze Wasser aber noch nicht aus meiner Kehle verschwunden ist, verschlucke ich mich und beginne zu husten. 
Schnell greife ich nach dem Gras, welches neben dem Wasser aus dem Boden ragt, und ziehe mich mit meiner letzten Kraft ans Land. 

Als ich langsam zurück zu meinen Sinnen komme und der Nebel in meinem Kopf sich zu verziehen scheint, bemerke ich ein leises Gekicher.  Langsam hebe ich meinen Kopf ein Stück und versuche meinen Blick scharf zustellen. 
Zwei Meerjungfrauen sehen mich mit amüsiertem Blick an und grinsen über beide Ohren.  Hätte ich mehr Kraft, würden die beiden etwas erleben. 

Eine gefühlte Ewigkeit rühre ich mich nicht mehr und geniesse die kalte Luft, die in meine Lungen strömt, meinen Brustkorb hebt und senkt.

Erst dann stehe ich auf und schaue mich um. Ein Faun steht am Wasserrand und sieht argwöhnisch zu, wie ein Einhorn seine Mähne trocknen schüttelt und einige Selkies die gerade von einer Robbe zum Elfen werden.

„Wo bist du?", frage ich leise in die Luft und hallte weiter Ausschau nach Konrad. 
„Du suchst deinen Freund nicht wahr?", fragt mich plötzlich eine tiefe Stimme neben mir.  Ein Junge schaut mich leicht lächelnd an. 
„Ich gratuliere dir. Du bist der erste Wolf, der mit einem Vampir spricht und ihm im ersten Wort nicht gerade den Krieg verspricht", entgegne ich dem Werwolf uninteressiert.  „Ich stehe nicht so auf Krieg", meint er nur. 
Ich nicke Gedanken verloren und gehe wieder meiner Beschäftigung, Konrad zu suchen nach.
„Dein Freund ist bereits zurück zum Dorf gegangen", sagt der Wolf und tritt wieder neben mich. „Aha. Danke", entgegne ich ihm und schlage meinen Weg gegen die Richtung Dorf ein.
Ich sollte nicht einem Werwolf irgendetwas glauben, aber in dem Moment ist es mir egal ob er mich anlügt oder nicht.

Als mir der Wolf auf halbem Weg zum Dorf immer noch folgt, schaue ich wütend zu ihm nach hinten. 
„Entschuldige. Ich weiss, Vampire und Werwölfe haben nicht die beste Geschichte miteinander. Aber ich mag generell keine Feindseligkeit und hier ist es mir gerade irgendwie zu viel von dem", beginnt der Werwolf und schliesst ganz zu mir auf. „Ich war dabei, als ihr eingeladen wurdet und du bist, soweit ich weiss, die einzige Person, die wie ich dieses ganze Wer-ist-besser-Gehabe nicht mag. Du heisst Fjella, richtig?" Ich nicke leicht auf seine Frage hin. „Ich heisse Darnok... Gut, ich gehe dann mal, man sieht sich."

Einen Moment sehe ich dem Wolf verwirrt nach, setze dann aber wieder meinen Weg fort.
Am folgenden Abend steht der nächste Wettbewerb bevor. Alle Fabelwesen müssen im Nebel ein Zeichen finden. Das Zeichen variiert nach Person. Meines ist ein Dreieck, welches in einen Baum hinein gekratzt sein soll.
Die Schwierigkeit an diesem Wettbewerb ist, dass der Nebel sehr dicht sein und die Sicht extrem einschränken soll.
Ich weiss, dass diese Aufgabe für mich nicht schwer zu bewältigen sein wird, trotzdem möchte ich bei diesem ganzen Wettbewerb nicht mitmachen. 

Konrad klopft mir auf die Schulter und flüstert leise in mein Ohr: „Dies ist nun unsere Chance zu beweisen, was Vampire können. Bitte streng dich mehr an, als du es gestern getan hast." 
Wütend schüttle ich seine Arme ab. „Du spinnst doch!"
Auch er hatte es nicht geschafft, ganz nach unten zu tauchen. 

Ich gehe einige Schritte von ihm weg und geselle mich einer Gruppe Kitsune.
Als plötzlich dichter Nebel auftaucht und jedem die Sicht versperrt, ist allen klar, dass der Wettkampf beginnt. 
Dank meinen Vampirkräften sehe ich etwas besser im Nebel, als es normale Menschen tun würden. Ein Kinderspiel ist es ebenfalls das Zeichen zu finden.

Mein Zeichen ist irgendwo im Wald, in der Nähe eines Flusses. Sofort, als ich das Rauschen höre, geraten meine Gedanken wieder zurück in die Vergangenheit.
Ich erinnere mich an den Tag zurück, als der Zentaur uns genaueres über den Wettkampf erklärt hat. Viele Fabelwesen standen an diesem Tag auf einer Waldlichtung. Ich war damals sehr nervös und das Rauschen eines nahegelegenen Flusses machte mich noch nervöser.
Als ich mich an diesen Fluss zurückerinnere, kann ich nicht anders, als zu lächeln. Ich kenne mich mit der Fantasiewelt nicht gut aus, kann mich aber noch gut an den Fluss und den darauf folgenden Weg erinnern. 

Fast schon freudig folge ich dem Weg, den ich behaupte, von damals zu kennen.
Der Nebel wird immer dichter und langsam fällt es mir auch schwer, etwas zu erkennen. 
Ich gehe weiter den Waldweg entlang, um den Ausweg aus dem Nebel zu finden, als ich plötzlich leise Schritte hinter mir wahrnehme.
Sofort erwacht der Vampir in mir und ich klettere schnell auf einen nahe gelegenen Baum. Als das Etwas unter mir ist, stürze ich nach unten und lande hinter dem Etwas. 

Verschwommen erkenne ich einen Menschen, der mir irgendwie bekannt vorkommt. „Darnok?"
„Hallo?", fragt dieser zurück.
Ich runzle kurz die Stirn. Sehen Werwölfe überhaupt etwas im Nebel?
Ein Luftzug erfasst mich. „Fjela", sagt der Wolf daraufhin erleichtert. „Entschuldige mich, ich habe dich nicht erkannt."
„Was machst du hier?", frage ich ihn misstrauisch.
„Ich suche nach dem Zeichen", antwortet er, als sei das selbstverständlich.
„Dann viel Glück beim Suchen." Ich gehe neben ihm vorbei, als er leise wie ein Welpe wimmert.
„Bitte Fjela, geh nicht weg!"
Ich drehe mich wieder zu ihm um. „Warum? Willst du mich aufhalten?"
„Was? Nein! Ich... Ich...", druckst er herum. Ich verschränke meine Arme vor der Brust, wissend, dass er es nicht sehen kann. 
„Ich habe Angst..."
Fragend sehe ich den Wolf an. „Warum?"
„Ich rieche irgendwo hier in der Nähe Silber und ich sehe nichts, weshalb ich nicht weiss wo das
Silber sich genau befindet", antwortet der Wolf winselnd. 

„Silber? Ah stimmt ja, Werwölfe haben Angst davor", antworte ich etwas erleichtert.
„Das ist nicht witzig, Fjela. Einige meines Rudels wurden so ermordet."
„Okay, ist gut, ich helfe dir. Welches Zeichen musst du finden?", ich atme aus.
„Irgendein Viereck, dass in den Boden geritzt wurde", erklärt er mir. 
Ich verdrehe die Augen. „Toll. Das Problem ist nur, ich kann dein Symbol nicht finden, dass musst du tun."
„Weisst du was? Das Symbol ist mir egal, ich will einfach aus diesem Nebel hinaus", sagt der Wolf und zuckt ängstlich zusammen. 
„Okay, komm", sage ich und greife nach seiner Hand.
Ich stelle mir in diesem Moment Antonie vor, der ängstlich ist und den Weg zurück nicht mehr findet.
Hoffentlich hatte dieser den Weg zurück nach Hause auch ohne uns gefunden, schiesst es mir sogleich durch den Kopf.

Nach einer Zeit, in der mir der Werwolf hinterher stolpert, flüstert er, so dass niemand ausser ich ihn hören kann: „Das Silber kommt näher!" 
Ich fluche und beschleunige meine Schritte. Der Wolf hält leicht mit mir Schritt. 

Ich führe uns durch den Wald und versuche, so viel wie möglich durch den Nebel zu erkennen. Das Wasser vom Bach ist schon lange verstummt, aus diesem Grund fällt es mir ziemlich schwer zu wissen, wo ich durchrennen muss.

Das schwere Atmen von Darnok macht mich irre und lebendiger zugleich.

Endlich scheint der Nebel nachzugeben und ich bemerke, wie wir beim Dorf der Trolle ankommen.
„Ist das Silber weg?", frage ich Darnok, als der Nachthimmel sichtbar wird.
Darnok sieht mich aus schwarzen Augen an und blickt dann langsam zum Mond hinauf. Ich folge seinem Blick und erkenne einen fast vollen Mond. 
„Ja, ich rieche es nicht mehr, danke Fjela", sagt der Wolf und dreht sich von mir weg. Sein Blick richtet sich auf den Boden.  „Morgen ist Vollmond, richtig?"
Der Werwolf nickt. „Passend zum letzten Wettkampf, bei dem wir...", ich werde mitten im Satz von einer Stimme unterbrochen. „Gegeneinander kämpfen. Gut erkannt, Vampirchen." Ich drehe mich in die Richtung der Stimme. Meine roten Augen treffen auf hellgrüne. Eine Hexe. 

Der Wolf, der sich mittlerweile auch zu der Hexe gedreht hat, zuckt zurück und bringt somit einen grossen Abstand zwischen sich, der Hexe und mir.  „Sie...", winselt Darnok.
Ich schaue mit erhobenen Augenbrauen zu ihm hin. 
„Das Silber. Sie ist es!"
Die Hexe lächelt ihn glücklich an. „Habe keine Angst, kleiner Werwolf, ich werde dir heute nichts tun", mit diesen Worten verschwindet sie im Nebel.

Ein ungutes Gefühl ergreift mich. Ich drehe mich zu Darnok um, dieser ist aber nirgends mehr zu sehen.

Die nächste Nacht kündigt sich mit lauter Begeisterung an. Alle Fabelwesen, einschliesslich Konrad, sind voller Freude für den heutigen Wettkampf.

Ich versuche, Konrad noch davon abzuhalten, heute bei diesem Schwachsinn mitzumachen, aber er hört mir nicht einmal richtig zu. 

Die Hexe von der Nacht zuvor will mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. 

Um Punkt Mitternacht treffen sich alle auf einem riesigen Feld und einige tröten in Trompeten, um den Kampf zu beginnen. 

Ich schaue mich kurz um und erblicke Darnok, der mit starrem Blick zum Himmel schaut. Ich schaue ihn so lange an, bis ich Wasser in meinem Nacken spüre. Sofort drehe ich mich um und sehe eine Meerjungfrau, welche mich aus einem Teich finster anblickt. 
„Ich warne dich, du willst keinen Streit mit mir", fauche ich ihr zu und lasse meine roten Augen aufleuchten. 
Die Meerjungfrau scheint davon aber nicht verängstigt zu sein und erhebt eine Muschel, die sie nach mir wirft. Ich weiche dieser schnell aus und schüttle den Kopf. 
Mit eindringlichem Blick schaue ich ihr in die Augen und sage mit fester Stimme: „Es ist nicht die Zeit zum Kämpfen. Tauche zurück in dein Reich und mache es dir dort gemütlich." Die Meerjungfrau sieht mich einen Moment emotionslos an, taucht dann aber ab.

Das kann ja noch witzig werden, denke ich und lache selbst über meine Ironie. 

Mein Blick schweift über das Feld. Alle Fabelwesen kämpfen gegeneinander. Einige alleine, andere in Gruppen. 
Konrad ist nicht auffindbar, dafür entdecke ich die Hexe von letzter Nacht, die etwas auf einen Wolf richtet, der wild hin und her rennt. „Ist das Darnok?", flüstere ich leise. Mein Blick richtet sich auf den Gegenstand, in der Hand der Hexe. Eine Pistole, schiesst es mir durch den Kopf und ich renne schnell auf die Hexe zu. 

„Stopp!", rufe ich, als ich ihr versuche, die Pistole aus der Hand zuschlagen. 
„Du wirst ihn töten!"
„Ich weiss...", antwortet die Frau nur und lächelt mich an. „Aber tue ich es nicht, wird er uns töten. Er ist nicht mehr der, den du kanntest; er ist nun ein Unwesen."
Ich schüttle den Kopf und stelle mich einige Meter von Darnok entfernt vor ihn hin. „Das lasse ich nicht zu!"

Die Hexe verdreht die Augen, zieht etwas aus ihrer Tasche heraus und wirft es zu mir hin. Ich mache schnell ein paar Schritte von dem Ding weg. Als mir der Geruch in die Nase steigt, merke ich, wie mir sofort schlecht wird. Ich schaue auf den Knoblauch nieder, wie Menschen auf ein ekliges Insekt schauen würden. 

Ich trete einige Schritte rückwärts und höre nun das Schnauben des Werwolfes laut und deutlich. Ich drehe mich langsam um und schaue in die Augen des Wolfes. Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken herunter. 
„Darnok? Bist du es?", frage ich mit unsicherer Stimme. Ich habe noch nie einen verwandelten Werwolf in echt gesehen.

„Weisst du nun, was ich meine?", fragt die Hexe, die näher ist als vorher. Ich traue mich aber nicht, zu ihr zu schauen und den Blick von Darnok zu lösen. Dieser fletscht seine Zähne.  „Wo bin ich hier gelandet?"

Ich drehe mich nun doch um und renne auf die Hexe zu. Kurz vor ihr bleibe ich aber stehen, denn sie wirft mehrere Knoblauchschoten auf mich zu. Eine berührt mich am Arm und lässt diesen schmerzhaft in einer kleinen Flamme aufgehen. Ich fluche und taumle zurück. 
Ohne, dass ich einen weiteren Gedanken fassen kann, werde ich von etwas zu Boden geworfen. Ich sehe im Augenwinkel, wie Darnok knapp neben mir vorbei gerannt ist. Das schwere Gewicht, das immer noch auf mir lastet, bewegt sich langsam. Ich schaue in Konrads Augen.
Ich war noch nie so froh, ihn zu sehen, wie in diesem Moment. 

„Uh... noch ein Vampir", johlt die Hexe. Mein Blick gleitet zu der Hexe zurück, die erneut die Pistole auf den am Boden liegenden Darnok richtet. 
Schnell rapple ich mich auf und stehe binnen Sekunden vor dem Werwolf. „Ich lasse es nicht zu, dass du ihn umbringst!"
Ich spüre Konrads fragenden Blick auf mir, versuche ihn aber zu ignorieren.

In den nächsten Sekunden passiert alles sehr schnell...

Konrad stürzt sich auf die Hexe, diese drückt den Abzug, Darnok steht auf und wirft sich auf mich. 
Ich muss mich einen Moment sammeln, um die nächsten Schritte zu begreifen.
Darnok rollt sich neben mich, ohne mich zu verletzen, Konrad flucht und wirft die Pistole weit weg, die Hexe schaut dieser einen Moment lang nach und wirft dann einen wütenden Blick zu Konrad.

Ich blicke dankbar zu Darnok und renne zu Konrad.
„Geh nach Hause", flüstert Konrad. Die Hexe zuckt zusammen, folgt dann aber Konrads Willen.

Als die Hexe aus meinem Blickfeld verschwindet, kann ich nicht anders und umarme Konrad glücklich. „Danke, dass du so gut im Manipulieren bist und danke, dass du mir zur Hilfe kamst." „Wir sind doch Partner!", antwortet Konrad und umarmt mich leicht zurück. 

Mein Blick gleitet zu Darnok, der uns mit seinen Wolfsaugen misstrauisch mustert. Mit meinen Lippen forme ich ein „Danke" und gehe mit Konrad zusammen weiter durch die Nacht.

Der restliche Abend verläuft ohne weitere Probleme. Konrad und ich bleiben die ganze Zeit zusammen und kämpfen miteinander. Auch wenn Vampire eigentlich Einzelgänger sind, merken auch wir, wie wir zusammen viel stärker sind.

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