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Langsam verließ ich das Restaurant, in welchem ich bis vor fünf Minuten noch arbeitete. Ziemlich traurig, aber auch genervt, lief ich die Straße entlang.
Als ich das Café meines Bruder sah, ging ich darauf zu und las mal wieder den Namen. "Everything you need. Come in", murmelte ich leise, bevor ich den Laden betrat und wieder den frischen duft von Kuchen und weiteren süßen Sachen roch. Jedoch fehlte ein bestimmter Geruch. Schokolade. Dieses Café verkaufte nichts mit Schokolade, wahrscheinlich weil keiner von den Jungs wusste wie man es backte.
"Hey Jennie. Wie geht's?", fragte mein großer Bruder, als ich zur Theke kam. "Schlecht. Hab grad meinen Job verloren", sagte ich und zeigte ihm den Brief. "Sie könnte doch bei uns arbeiten", hörte ich den netten Kellner sagen. "Gute Idee Haechan. In einer halben Stunde ist schluss, dann können wir uns mit den Anderen unterhalten. Könntest du warten? Haechan bringt dir gleich auch etwas", schlug Johnny vor, weshalb ich nickte und zu einem der freien Plätze ging.
Haechan brachte mir einen Himbeerkuchen und schwarzen Tee, was mir etwas bessere Laune bereitete.
Eine halbe Stunde später wurde die letzte Kundin bedient, welche kurz danach auch schon ging und somit nurnoch ich da war. "Jennie, komm her", rief Johnny. Sofort stand ich auf und ging in die Küche. Vier Jungs standen vor mir. Naja, mit Johnny fünf.
"Wer ist das?", fragte einer ziemlich genervt und zeigte auf mich. "Jennie, meine kleine Schwester. Sie ist vor zwei Jahren nach Seoul gezogen und wurde heute gefeuert, da dachte ich mir, vielleicht nehmen wir sie ja auf", plapperte John los. "Wenn sie gefeuert wurde kann sie anscheinend nicht sehr gut Backen", sagte der genervte wieder. Ich schaute ihn kurz genervt an und verschränkte meine Arme. "Oder vielleicht weil mir irgend so nen Typ betatscht hat und ich mich gewährt habe."
"Ich misch mich mal ein! Wir könnten doch eine Woche lang schauen wie sie sich hier in der Küche und beim Kellnern macht. Wenn sie gut ist nehmen wir sie auf, wenn nicht dann nicht", schlug anscheinend der Jüngste vor und drei von den Jungs nickten. "Von mir aus. Aber dann ist sie heute für das Abendessen verantwortlich", stimmte Mister Genervt doch zu und ging durch eine Tür raus. "Danke Taeyong!", rief mein Bruder ihm hinterher.
"Wie ist das gemeint? Ich wohne nichtmal hier." "Du musst bei uns einziehen, das ist eine Regel. Keine Sorge, Morgen arbeiten wir sowieso nicht, da kannst du dann deine Sachen holen", sagte John und legte seine Hände auf meine Schultern. "Heute kann ich ihr etwas von mir zum anziehn geben. Sie sieht nicht viel kleiner als ich aus", Haechan lief auch raus. "Schön endlich eine weibliche Arbeiterin bei uns zu haben. Nicht war Doyoung?" Doyoung sagte nichts darauf sondern ging einfach weg. "Er ist ziemlich schüchtern, also mach dir da keine Sorgen. Ich bin übrigens Jisung, Taeyongs kleiner Bruder", freundlich hielt er mir seine Hand hin, welche ich annahm. "O.M.G du hast so kleine Hände, wie süß", Jisung grinste und legte meine Handfläche auf seine, was bewirkte, dass man sah wie große Hände er hatte.
"Jennie? Du kannst kommen, ich habe dir Klamotten von mir gefunden", hörte ich Haechans laute Stimme, wonach John meine Hand holte und mich durch eine Tür zog, welche anscheinend in ihr Haus führte.
"Das ist wirklich freundlich von dir, aber ich muss noch kurz was einkaufen. Ich zieh die danach an, ok?", fragte ich und schaute in meine Tasche, wo mein Portemonnaie lag. "Natürlich! Soll ich dich begleiten?", fragte er sofort, weshalb ich lächelte und nickte. "Ich will auch! Ich will auch!", mischte Jisung sich ein. Ich nickte nur und schaute Johnny kurz an. Auch er stimmte zu.
Nachdem wir eingekauft hatten, ging ich in die Küche und fing an Spaghetti Bolognese mit Salat zu machen.
Drei Wochen arbeitete ich mittlerweile in dem, damals kleinem, Café. Mittlerweile ist es etwas berühmter geworden. Natürlich dank meinen Schokokuchen und Cupcakes.
Ich hatte einen freien Tag, weshalb ich auf der Couch saß und las, als mein Handy plötzlich vibrierte.
FatKun: Hi Jennie! Willst du heute zur Party bei mir zuHause? Jede Menge Leute kommen!
Ich: Nah. Hab heute meinen ersten freien Tag. Vielleicht das nächste mal?
FatKun: Jebal! Ich tu alles was du willst! Bitte!
FatKun: Biiiiiiitteeeeee!!
Ich: OkOk. Um wieviel Uhr?
FatKun: 20:00 Uhr
Ich: Ich frage Johnny ob er mich fährt
Etwas frustriert schaute ich auf die Uhr. Sechs Uhr. Das Café müsste jetzt schließen. Schnell stand ich auf und ging die Treppen runter. Tatsächlich räumten die Jungs gerade die Küche auf.
"Johnny-Oppa? Kun hat mich auf eine Party eingeladen. Fährst du mich?" "Kl-" "Nein! Du fährst nicht. Wir brauchen morgen bei der Arbeit keine Nervensäge welche sich ständig wegen ihren Kopfschmerzen beschwert!", meckerte Taeyong mal wieder. Ganz ehrlich, so langsam hatte ich das Gefühl, dass er in mich verknallt war und einfach nur eifersüchtig war. "Morgen hat das Café geschlossen", bemerkte Jisung. "Trotzdem! Sie ist heute mit Kochen dran", suchte Taeyong nach weiteren Argumenten. "Eigentlich bist du heute dran", verteidigte auch Haechan mich. Taeyong stöhnte kurz genervt auf, ging dann aber weg. "Schon ok. Du kannst ruhig gehen Noona", Jisung lächelte mich aufmunternd an, was ich erwiederte. "Danke!"
Ich ging in mein Zimmer und zog mich um. Eine schwarze Hot Pants und ein besches bauchfreies T-Shirt, über welches ich meine schwarze Lederjacke anzog. Dazu noch schwarze Converse und mein Outfit war fertig. Meine Haare kämmte ich einfach und in mein Gesicht kam etwas Make-Up.
Schnell lief ich runter in den Flur, wo Johnny mich bereits erwartete. "Na komm", er nahm seinen Schlüssel und verließ das Haus, von mir gefolgt. "Im Gegensatz zu mir bist du ja richtig 'elegant' angezogen", lachte mein Bruder und ich stimmte mit ein. Da hatte er recht. Im Gegensatz zu mir trug er eine Jogginghose und einen oversized Pulli.
"Falls irgendwas passiert, rufst du sofort an! Oder schreibst wenigstens. Betrink dich auf keinen Fall!", stellte Youngho die Regeln auf, weshalb ich lachend den Kopf schüttelte. "Das hast du mir letzte Woche auch die ganze Zeit gesagt. Mach dir keine Sorgen, alles wird gut sein. Ich rufe dich an wenn ich nach Hause will", sagte ich und stieg aus.
Nachdem ich ihm einen Luftkuss gab, schloss ich die Autotür und betrat das große Haus, welches man schon mit einer Villa vergleichen konnte. "Jennie!", hörte ich Kun betrunken trällern und erwiederte seine Umarmung. "Kun, es ist acht Uhr, warum ist es schon so voll? Und warum bist du schon betrunken?!", meckerte ich. "Die Paty hat son voa eins Stunden angefangen", lachte mein gegenüber, weshalb ich den Kopf schüttelte und zur Bar ging. Kun war zwar einer meiner sehr guten Freunde, aber trotzdem ein Idiot.
Ungefähr eine halbe Stunde saß ich hier auf einer Couch und beobachtete die tanzende Menge an betrunkenen Menschen. Das ein oder andere Gesicht erkannte ich, aber den Rest kannte ich nicht.
"Hey süße", jemand setzte sich auf den kleinen Tisch vor mir. "Was willst du Lucas", genervt fischte ich mein Handy aus der Tasche, die drei Typen vor mir stehts im Auge behaltend. "Dich. Wie immer eigentlich. Hast lust?", der betrunkene Junge lehnte sich vor, weshalb ich angewidert mein Gesicht verzog. "Junge, du stinkst nach Alkohol!" Schnell machte ich mein Handy an und schrieb Johnny an und ignorierte die Jungs vor mir.
Ich: Johnny? Holst du mich bitte ab?
Jojo❤: Warum? Du bist gerademal eine halbe Stunde dort.
Ich: Stichwort: Lucas
Jojo❤: Shoot. Ich komme so schnell ich kann. Soll ich jemanden mitnehmen?
Ich: Oppa! Das ist egal! Komm einfach! Er versucht schon mich anzufassen!
Genervt schaltete ich mein Handy wieder aus und stand auf. "Wo gehst du hin Süße?", fragte Lucas und stand ebenfalls auf um mir zu folgen. Er fasste mich bis nach draußen nicht an, doch genau das bedeutete nichts gutes. Draußen packte er mich nähmlich am Handgelenk und versuchte mich mit zu ziehen. "Yah! Fass mich nicht an!", ich versuchte ihn zu schlagen, was jedoch nicht so gut funktionierte.
"Hey! Lass sie los!" War das etwa Taeyong? Tatsächlich. Er kam auf uns zu und stellte sich vor Lucas hin. "Wer bist du, dass du mir etwas zu sagen hast?", fragte dieser amüsiert, ließ mich aber nicht los. "Ihr Freund!", noch bevor irgendjemand reagieren konnte, holte Taeyong aus und schlug Lucas mit voller Wucht ins Gesicht. Erschrocken wich ich zurück und schaute zu, wie Taeyong ihn verprügelte. Lucas 'Freunde' verschwanden relativ schnell.
"Taeyong. Taeyong hör auf!", rief ich und packte ihn am Handgelenk. Er wehrte sich nicht, sondern ließ sich von mir hochziehen, wonach er mich umarmte. Ein Schniefen schleuderte mich aus meiner Schockstarre zurück in die Realität. Langsam, aber sicher, erwiederte ich die Umarmung, vergaß sogar, dass Johnny noch da stand und uns anstarrte. "Man, ich hab mir Sorgen gemacht! Warum bist du überhaupt zu dieser Party gegangen?!", fing Taeyong an zu meckern und ließ mich los, um dann hin und her zu gehen.
Ich schmunzelte nur etwas, ging auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sofort wurde er still und schaute mich mit großen Augen an.
"Danke, dass ihr mich abgeholt habt", bedankte ich mich und stieg in Johnnys Auto, welcher immernoch da stand und Taeyong anstarrte.
Drei Tage sind seit diesem Vorfall vergangen. Heute Abend hat Taeyong mich zu einem Spaziergang eingeladen. Natürlich sagte ich Ja.
"Danke nochmal", unterbrach ich die Ruhe zwischen uns. "Schon ok. Ich werde mich wahrscheinlich daran gewöhnen müssen dich hin und wieder zu retten", antwortete Taeyong. "Nein. Du wirst mitkommen. Schließlich lässt ein Mann seine Freundin nicht alleine verschwinden. Oder hast du das einfach so Gesagt." "Nein, du hast recht. Ich sollte meine Freundin nicht alleine lassen", Taeyong nahm vorsichtig meine Hand und drehte mich zu sich. "Oder willst du nicht mit mir zusammen sein?", flüsterte mein Gegenüber, nachdem er sich zu mir gebeugt hatte. "Mhh... wer weiß...", ich lächelte provozierend, was ihn dazu brachte seine Augenbrauen zu heben. Doch bevor er etwas sagen konnte, legte ich auch schon meine Lippen auf seine. Und glaubt mir, ich Lüge nicht, wenn ich sage, dass das der vorsichtigste Kuss war, den ich je bekommen hatte.
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