Kapitel 47

Kapitel 47

Harry POV

Trotz Doktor Pains Vorwarnung über das was wir in diesem Krankenzimmer erblicken werden trifft mich das Gesamtbild dennoch härter als ich zuvor dachte. Meine Augen haften bedrückt auf dem im Bett liegenden schlafenden Niall und ich mustere seine Erscheinung sehr ausgiebig. Offensichtlich geht es nicht nur mir so, denn nach der Schließung der Tür sagt keiner im Raum etwas und minutenlang zieht sich diese erstarrte Stille. Nur das schnelle Piepen des vermutlichen Herzmonitors ist zu hören und gedämpfte Geräusche von draußen. 

Erst eine plötzliche Bewegung zu meiner rechten löst meinen Blick von Niall und ich schaue auf. Amy hat sich wohl als erste aufgerafft, denn sie stellt sich leise einen Stuhl links neben das Bett und umgreift wie selbstverständlich Nialls linke Hand fest mit ihren beiden Händen. Die Handlung des Mädchens lässt Louis, Liam, Zayn und mich nun auch zur Tat schreiten. Da nur noch drei weitere Stühle in diesem Einzelzimmer vorhanden sind teilen Louis und ich uns wortlos und ohne dieses Problem laut zu besprechen einen. 

Indes Liam seinen Platz neben Amy auf der linken Seite des Bettes bezieht, begibt Zayn sich zu Louis und mir auf die gegenüberliegende Seite. Das Niederlassen verläuft schweigend und mit wenigen Geräuschen, denn niemand von uns will Niall aus seinem, laut Doktor Pain, sehr benötigten und dringenden Schlaf reißen. Erneut wandern meine Augen nun an Nialls Gestalt entlang. Ich erfasse an seinem linken Unterarm den befestigten Anschluss für die offenbar noch laufende Infusion und bleibe kurzzeitig daran hängen, bevor ich weiter nach oben schweife. 

Anscheinend musste Niall seine eigene Kleidung gegen die vom Krankenhaus austauschen, denn durch die beim Oberkörper leicht umgeschlagene Decke erkenne ich das fremde Oberteil. Jedoch klebt mein Blick geschwind wieder auf Nialls Gesicht, mit den geschlossenen Augen, entspannten Zügen, der sehr deutlichen Blässe und den leicht bläulichen Lippen. Trotz seines scheinbaren tiefen Schlafes ist die schwere Atmung, verursacht durch seine Erkrankung, gut merkbar. 

Ob absichtlich oder unbewusst, Niall hat seine rechte geschiente Hand ohne jeglichen Druck auf seiner rechten erkrankten Seite ruhen. Vielleicht hat er vor dem Einschlafen noch, wegen der Schmerzen, darauf gedrückt. Genau diese Überlegung verstärkt meine eigene Beklommenheit. Mir kommen wieder Doktor Pains Worte in den Sinn. Niall bekommt Schmerzmittel, also geht es ihm jetzt auf jeden Fall besser als zuvor. 

Dennoch ist es für mich sehr schwer eine nahe Person, gleichzeitig besten Freund, erkrankt im Krankenhaus hilflos vor mir liegen zu sehen und zu wissen, dass ich rein gar nichts tun kann, um ihm zu helfen. Das können nur die Ärzte und hiermit lastet genau diese Forderung für Nialls Genesung auf Doktor Pain. Mit meiner Besorgnis um Niall steigt gleichzeitig meine Wut auf Amy immer weiter an. Ich bin mir fast hundertprozentig sicher, dass sie der Grund für Nialls schlechte Verfassung ist. Aber keiner der anderen Jungs schenkt mir auch nur einen Funken Glauben! 

Merken sie denn nicht, dass mit dem Mädchen irgendetwas nicht stimmt? Sie verheimlicht uns etwas und es liegt wohl am mir genau dieses Geheimnis herauszufinden. Nur so kann ich Louis, Liam und Zayn, besonders Niall, die Augen öffnen und ihnen zeigen, dass meine Vorwürfe gegenüber dem Mädchen keinesfalls unberechtigt sind. Ein plötzliches Geräusch aus der Richtung von der Tür, lässt mich aus meinen gedanklichen Zukunftsplänen heraus schrecken und ich wende mich um. In der Öffnung erscheint Doktor Pain und gleich danach Mia Robbins, welche die Tür leise ins Schloss drückt. 

Der Mann kommt freundlich lächelnd auf uns zu und äußert mit leiser Stimme „Ich werde jetzt nach Mister Horan sehen und überprüfen, ob alles so verläuft wie es soll. Außerdem spritze ich ihm erneut Schmerzmittel und Antitussiva, für die Unterdrückung des Hustenreizes." Mit einem leichten Nicken zeigen wir gemeinsam unsere Zustimmung und lassen Doktor Pain ungestört seinen Job erledigen. Obwohl es mich interessiert was der Mann nun macht, kann ich nicht verhindern, dass meine Augen zu der an der Tür stehen gebliebenen Mia Robbins schweifen. 

Der Blick der blonden Frau hingegen ist auf ihren Vorgesetzten gerichtet, dennoch erfasse ich ihre unglaublichen strahlend-blauen Augen, welche mich schon bei unserer ersten Begegnung in ihren Bann gezogen haben. Vor den anderen Jungs würde ich es nie zugeben, doch diese Frau, namens Mia Robbins, hat es mir seit unserem ersten Aufenthalt in diesem Krankenhaus sehr angetan. Woran das liegt weiß ich nicht, aber irgendetwas hat die blonde Auszubildende an sich, sodass ich meinen Blick nicht von ihr abwenden kann. Allerdings ist mir bewusst, dass es höchstens bei einem netten Flirt bleiben wird. 

Selten will eine hübsche und intelligente Frau mit einem weltberühmten Sänger ausgehen und wenn, dann ist es aufgrund des Geldes und nicht wegen den übrigen Werte. Wie ich das doch verabscheue. Erfolg ist nicht nur ein Segen, oftmals ist er leider auch ein Fluch. Doktor Pains Stimme reißt meine Aufmerksamkeit wieder auf sich und gleichzeitig zu dem im Bett liegenden Niall. Mit einem zufriedenen Nicken meint der Arzt leise „Allem Anschein nach reagiert euer Freund gut auf die Medikamente, dahingehend rechne ich mit keinen auftretenden Komplikationen. Außerdem ist die erste Infusion nun durchgelaufen, weswegen Miss Robbins später erneut kommen wird, um Mister Horan die zweite Dosis Antibiotika zu verabreichen." 

Doktor Pain schenkt uns ein zuversichtliches Lächeln und wartet kurz, als ob er uns Zeit für Fragen lassen würde. Als niemand von uns das Wort ergreift, verlässt der Mann uns kurz zunickend den Raum. Gegen meine Erwartung, dass Mia Robbins ihm sofort folgt, hält die junge Frau inne und blickt Amy fordernd an „Kommst du mit raus?" Nach wenigen Minuten des scheinbaren Nachdenkens legt das Mädchen sichtlich widerwillig Nialls Hand sanft zurück auf die Matratze und erhebt sich mit einem kurzen Nicken in Richtung der jungen Auszubildenden.  Bevor sie zusammen mit Miss Robbins das Zimmer verlässt, wirft Amy unserem irischen Bandmitglied noch einen nervös wirkenden Blick zu. 

In dem Augenblick, als die Tür sich hinter ihnen schließt, entweicht mir ein leises Seufzen. Worauf sich meine stumme Äußerung genau bezieht bin ich mir selbst noch nicht einmal sicher. Wahrscheinlich ist es einfach das Zusammenkommen von verschiedenen Faktoren, allerdings nimmt Nialls Zustand dabei einen sehr großen Anteil ein. Einzig und allein die Worte von Doktor Pain verringern meine Beklommenheit ein wenig, allerdings verhindern sie nicht meine anhaltenden Sorgen um den Zweitjüngsten. In meinem Inneren breitet sich plötzlich die Angst aus, dass Niall sich nicht erholen wird. 

Woher diese pessimistischen Gefühle mit einem Mal kommen, kann ich mir nicht erklären. Weswegen ich meinen vor Unruhe verschnellerten Herzschlag mit positiven Gedanken zu beruhigen versuche. Erneut seufzend richte ich meine Augen auf den noch immer sehr ruhig schlafenden Niall. Keiner der anderen Jungs scheint sich an meinen leisen Äußerungen zu stören, vielleicht bemerken sie es auch einfach nicht. Mein Blick schweift auf Liam, der nun alleine gegenüber von uns anderen Dreien sitzt. In genau diesem Augenblick beugt er sich langsam nach vorne und streicht behutsam über Nialls linken Arm. Offenbar wohl darauf bedacht nicht den nun losen Anschluss der zuvorigen Infusion zu treffen oder ihn aufzuwecken. 

Allerdings trifft mich eine andere Tatsache doch sehr unerwartet. Zuvor sah Liam die ganze Zeit sehr zuversichtlich aus und hatte eine innere Stärke ausgestrahlt, welche Zayn, Louis und mich beruhigte. Doch jetzt, als Liam mit seinen Fingern sanft über Nialls linken Arm fährt, scheint seine offenbar nur aufgesetzte Fassade zu bröckeln und ich meine dieselbe Furcht, die ich empfinde, in seinem Gesicht zu erkennen. „Das ist doch gut. Also das was Doktor Pain gesagt hat klingt vielversprechend, oder?" Bei Louis' plötzlicher Äußerung verschwindet Liams verletzlicher Ausdruck wieder, als ob er nie dagewesen wäre, und er entgegnet ein entschlossenes Nicken „Es wird jetzt bergauf gehen. Ganz sicher!" 

Schweigend lehne ich mich etwas auf der mir nur halb verbliebene Fläche des Stuhles zurück und verschränke meine Arme. Zayn bleibt ebenfalls stumm und mustert offenbar stattdessen lieber unser irisches Bandmitglied. Nur Louis, direkt neben mir, bestätigt Liams Worte mit einem mehrmaligen Nicken seines Kopfes. Gleich darauf äußert er mit einem plötzlichen Zusammenzucken „Wir sollten jetzt auf jeden Fall Maura, Bobby und Greg anrufen! Sie dürfen von Nialls Aufenthalt im Krankenhaus nicht anderweitig, als von uns persönlich, erfahren!" 

Dieses Mal erwidere ich sofort, mich gerade aufrichtend „Louis hat recht. Nialls Familie muss es wissen. Wer ruft wen an?" Zuerst scheinen die anderen nicht so ganz zu wissen wie wir die Telefonate nun regeln wollen, jedoch schlägt Zayn nach kurzer Zeit schulterzuckend vor „Machen wir es doch einfach so wie beim letzten Mal. Hat ja gut geklappt, wenn ich mich richtig erinnere." Zayn stockt und scheint zu überlegen, dann spricht er schnell mit einem Nicken weiter „Also. Louis ruft Maura an, Liam informiert Bobby und ich übernehme Greg." 

Zunächst erklingt Zustimmung, allerdings spüre ich mit einem Mal Louis' misstrauischen Blick auf mir, weswegen ich ihm meinen Kopf zuwende und ihn fragend ansehe. Erklärend meint Louis skeptisch „Für die Telefonate sollten wir rausgehen, sonst wecken wir Niall mit voller Sicherheit. Aber dann würdest du, Harry, mit Amy alleine bei Niall bleiben." Unschuldig blicke ich ihn an „Und woran liegt hierbei nun das Problem?" Jetzt mischt sich Liam in die Unterhaltung mit ein „Das weißt du genau, Harry! Lass es einfach ruhen. Es bringt doch nichts, außer einer folgenden vermutlichen lauten Diskussion und wir sollen Niall nicht wecken!" 

Grummelnd gebe ich nach. Ich könnte sie sowieso noch nicht vom Gegenteil überzeugen. Mit letzten warnenden Blicken von Louis und Liam, Zayn hält sich offenbar lieber heraus, erheben die drei sich und bewegen sich zur Tür. Wie abgepasst öffnet sich diese in genau diesem Moment und Amy tritt in den Raum. Überrascht sieht sie auf Zayn, Liam und Louis, die gerade dabei sind das Zimmer zu verlassen. Erklärend äußert letzterer „Wir benachrichtigen Nialls Familie per Handy und gehen dafür lieber raus." Mit einem kurzen Nicken und leichten Lächeln macht Amy den Weg hinaus frei. Während Zayn, Liam und Louis das Zimmer nun verlassen und die Tür wieder geschlossen wird, begibt Amy sich ohne mich eines Blickes zu würdigen auf den gegenüberliegenden Stuhl und umgreift erneut Nialls linke Hand. 

Ich hingegen belege nun den gesamten Stuhl und beobachte abwechselnd den schlafenden Niall und das Mädchen. Es verstreichen einige Minuten, in der niemand von uns ein Wort spricht. In dieser Zeit lege ich mir einige Sätze zurecht, um Amy, trotz der Warnung von den anderen, erneut auf das eine Thema, welches sich natürlich um Niall dreht, anzusprechen. Ich räuspere mich und bringe Amy dazu mir ihren Kopf zu zudrehen. Doch als ich gerade meine ersten Worte loswerden will, erklingt ein kurzes Husten, gefolgt von einem leisen Grummeln. Meine Augenbrauen zusammenziehend widme ich, wie auch Amy, meine Aufmerksamkeit dem gerade noch tief und fest schlafenden Niall, welcher anscheinend gerade wach wurde. 

Man könnte meinen, dass er geahnt hat was ich vorhabe. Als ob er Amy selbst in seinem jetzigen Zustand beschützen würde... Die sonst vor Tatendrang sprühenden Augen blicken mich und Amy nun sehr deutlich erschöpft an. Seine Stimme erklingt sehr leise „Ich hab Durst..." Seine versteckte Aufforderung darin verstehend lächele ich ihn leicht an und erhebe mich. Mit der gefüllten Flasche in meiner Hand trete ich wieder neben das Bett. Indes hat ihm wahrscheinlich Amy geholfen sich etwas aufzusetzen. Ich reiche Niall die aufgeschraubte Flasche und warte bis er ein paar Schlucke getrunken hat, dann frage ich mit besorgtem Gesicht „Wie fühlst du dich?" 

Ein kaum merkbares Schulterzucken entgegnend nippt er erneut an der Flüssigkeit, dabei hält er weiterhin Amys Hand und benutzt daher seine rechte Hand zum Trinken. „Nialli, jetzt sag schon. Wie geht es dir?" Schon dieser von ihr erfundene Spitzname veranlasst, dass ich ihr einen säuerlichen Blick zuwerfe. Jedoch wird mein Unmut noch mehr verstärkt, als Niall tatsächlich erst auf ihr Nachfragen mit einer gescheiten Antwort herausrückt. „Ich denke etwas besser? Es tut nicht mehr so sehr weh..." Seine Worte bringen mich wieder leicht zum Lächeln und ich äußere „Das ist gut." Niall nickt langsam und nuschelt irgendetwas, vermutlich zustimmendes. 

Dann wendet er seinen Kopf plötzlich zur Tür, welche ihm selben Moment aufschwingt. Ich drehe mich ebenso um und blicke auf Louis, Liam und Zayn, die nacheinander im Türrahmen erscheinen. Als sie sehen, dass Niall wach ist, breitet sich ebenfalls ein leichtes Lächeln auf ihren Gesichtern aus und Liam fragt sofort „Geht es dir besser?" Louis schließt die Tür wieder, während Niall zögerlich nickt und murmelt „Ich denke schon..." Da er sein Wohlbefinden offenbar nicht weiter ausführen will, ergreift Louis das Wort und sieht Niall dabei an „Wir haben gerade deine Eltern und Greg angerufen und ihnen gesagt was los ist..." 

Erst als alle wieder auf dem eigenen oder in Louis' und meinem Fall auf einem gemeinsamen Stuhl sitzen, äußert Niall mit bedrücktem Gesicht „Und was haben sie gesagt?" Dass er die gesamte Zeit über bereits verschnellert atmet und gelegentlich das Gesicht verzieht, bleibt keineswegs unbemerkt. Allerdings bringt es niemand zur Sprache, weil Niall offenbar nicht darüber reden möchte. Nach einer kurzen Pause, antwortet Zayn „Sie sorgen sich um dich Niall und wollen sofort hierher kommen." „Heute noch?" In seinem Gesicht zeichnet sich Unruhe, aber auch Freude, ab. Louis erwidert nun seinen Kopf wiegend „Wegen verschiedenen Gründen, werden sie es leider erst morgen schaffen." 

Niall entgegnet ein Nicken, gleichzeitig öffnet sich die Tür schon wieder. Dieses Mal erscheint die junge Auszubildende Mia Robbins. Ihr freundlicher Gesichtsausdruck ändert sich bei Nialls wachem Zustand nicht sonderlich, stattdessen erkundigt sie sich, wie auch wir zuvor, nach seinem Wohlergehen. Und wie bei uns gibt Niall keine klare Antwort von sich. Aber das stört die blonde Frau anscheinend nicht, da sie uns einfach über den Start der zweiten Infusion zu informieren beginnt. Dabei sehe ich sie voller Aufmerksamkeit an und lasse meinen Blick abgelenkt von ihrer Erscheinung an ihr entlangfahren.

Eigentlich wollte ich früher updaten :-/ Aber ich habe mir, wie auch immer, irgendwie jetzt im Sommer eine Erkältung eingefangen... Tut mir also leid für das verspätete Update ♥

Meine Fragen an euch: (Dieses Mal sogar drei :-D)

- Was haltet ihr von Harrys Angetansein von Mia Robbins?

- Warum ist Niall so zurückhaltend? Gibt es dafür einen Grund?

- Wie steht ihr zu Amy? Stimmt ihr Harry zu oder seid ihr anderer Meinung?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top