Twelve ~ Chinese food

„Ist das alles überhaupt essbar?", fragte ich naserümpfend und studierte die Karte erneut, in der Hoffnung ein richtiges Gericht überlesen zu haben.

Es gab Fugufisch, Beluga-Kavair und solches Zeug. Es gab aber auch Gerichte auf Französisch, Italienisch und anderer Sprachen, die ich nicht beherrschte.

„Onkel, musstest du uns unbedingt zu diesem Restaurant bringen? Schön und gut, alles hier ist ...ähm ...nice? Aber im Ernst, das alles hört sich widerlich an. Wir konnten einfach zum Italiener", meinte Jaysi mir gegenüber und verzog angeekelt das Gesicht, während sie sich die Speisekarten ansah.

Neben ihr auf der rechten Seite saß Dylan, auf ihrer linken Luca, neben dem Alex saß. Jake saß zu meinem rechten und neben ihm Josh, während der Sohn des Gouverneurs zu meinem linken Platz genommen hatte. Der Gouverneur selbst saß am Ende des Tischs.

Josh fand es eine gute Idee, dem Gouverneur und seinem Sohn als Dank für die Chance, dass wir auf seine Party spielen durften, an unserem Tisch einzuladen.

Percy Jones, der Gouverneur, ignorierte seine Nichte und rief dem Keller zu sich. „Ich hätte am liebsten einen Coq au Vin als Hauptspeise. Über die Nachspeise würde ich erstmals nachdenken."

Der Kellner nickte und notierte es kurz auf seinem Notizbuch. Dann sah er uns fragend an. „Ich hätte gerne Pasta avec sauce", sagte Luca und versuchte dem Akzent des Gouverneurs nachzumachen.

Stirnrunzelnd musterte der Kellner meinen besten Freund. „Pasta", rollte dieser dann mit den Augen. „Das gibt's bei uns nicht, Sir", entschuldigte sich der Kellner höflich.

Alle am Tisch stöhnten. „Ich nehme Boeuf Bourguignon, s'il vous plaît!", meldete sich Percys Sohn zum ersten Mal zu Wort. „Die Kinder überlegen noch eine Weile", entschuldigte sich Josh bei dem Kellner, der verständnisvoll nickte und in der Küche verschwand.

Jake, der die ganze Zeit schweigend neben mir saß, nahm mir die Speisekarte ab und sah sich die Gerichte an. „Sind die auf Chinesisch?", fragte Jake verständnislos und ließ die Karte in der Hand sinken.

„Man könnte sich echt denken, dass Sie keine Erfahrung mit Sprachen haben, Mr. Walker. Ihr Vater schien sich nicht besonderes um die Ausbildung seines Sohnes zu kümmern", höhnte Percy.

Wütend funkelte ich ihn an. Was hatte er eigentlich gegen Jake? Hier saßen doch vier, wenn man seinen Sohn mitzählt, fünf Teenager am Tisch und ausgerechnet Jake blamierte er die ganze Zeit.

Doch Jake erwiderte nichts. Er spannte seinen Kiefer an und seine Hände um die Speisekarte verkrampften sich. „Wenn Sie mich entschuldigen, ich muss kurz auf die Toilette", verkündigte der Gouverneur, zufrieden lächelnd und stand auf.

„Shit! Ich glaube, ich habe meine Maske in der Konzerthalle vergessen! Elena wird mich umbringen, wenn ich die ihr nicht zurückbringe", fluchte Dylan auf einmal. „Na dann geh die schnell holen", sagte Josh abwesend und holte sein Handy aus der Hosentasche.

„Ich komme mit!", rief Jake und sprang nach seinem besten Freund auf. Gemeinsam entfernten sie sich immer weiter vom Tisch.

„Ehrlich gesagt, weiß ich echt nicht, was mein Vater gegen ihn hat", runzelte der Sohn des Gouverneurs die Stirn. „Das ist echt die Hölle. Wieso hat er es auf ihn abgesehen, wenn er ihn nicht mal kennt?", fragte ich aufgebracht.

„Ich bin übrigens Ethan", lächelte er mich an und sein blondes Haar fiel ihm in die Stirn. „Bella", sagte ich zögerlich. „Weiß ich. Dein Auftritt war großartig. Du hast richtig professionale und selbstsicher gewirkt."

Verlegen schüttelte ich den Kopf. „Finde ich nicht. Das war mein erster Auftritt vor großem Publikum, ehrlich gesagt, allein ohne die anderen auf der Bühne, wäre ich zusammengebrochen."

Schnell verwickelten wir uns in einem Gespräch über unsere Hobbys. Wie sein Aussehen es deutete - blondes Haar, gebräunt, blaue Augen, typische Surfer Look – surfte er am liebsten. Seine Mom wohnte in Kalifornien, wo er sie immer besucht und mit seinen Freunden am Meer die Zeit verbrachte.

„Hey, übermorgen fahren ich und ein paar Freunde wieder nach Kalifornien, wäre toll, wenn du mitkommen könntest", schlug er vor. 

Meinte er es ernst? Ich hatte eigentlich schon geplant, mal nach Kalifornien zu fahren, doch nicht mit einem Fremden.

Fieberhaft kaute ich auf meine Unterlippe und suchte nach einer Ausrede. Ethan sah mich abwartend an, während ich in meinem Stuhl rutschte. „Ich würde gerne, aber -"

„- aber sie hat schon was vor. Tut uns nicht leid, wenn deine wertvollen Gefühle dadurch verletzt werden."

Jemand ließ sich wieder auf meiner rechten Seite sinken. Jake sah spöttisch zu Ethan, der ihn ignorierte und mich erwartungsvoll ansah. „Sorry, er hat recht", zuckte ich mit den Schultern.

„Klar habe ich recht. Ich bin immer im Recht", meinte Jake und nahm heute zum x-mal die Speisekarte. „Dieser Satz ist der Beweis dafür, dass es nicht stimmt", konterte ich trocken.

„Ach denkst du das? Ich fürchte, da hat deine Intelligenz ihre Grenzen." Schelmisch grinste er mich an. „Alles hat seine Grenzen, Spaten. Dazu gehört hoffentlich auch dein Selbstbewusstsein", erwiderte ich.

„Selbstbewusstsein ist besser als Bescheidenheit. Was bringt es dir, wenn du deine bewussten Gaben schüchtern verdeckst?", meinte Jake und hob eine Augenbraue.

„JAKE DU IDIOT!", brüllte Alex auf einmal. Sofort drehte sich Jake zu seinem besten Freund um und hob abwehrend die Hände. „Ich schwöre, ich war's dieses Mal nicht! - Warte, worüber reden wir überhaupt?"

Während die beiden sich stritten, was Jake angerichtet haben konnte, kam der Kellner und stellte zwei Gerichte auf dem Tisch. Percy war noch nicht von der Toilette zurück.

Musik wurde im Hintergrund angeschaltet und mein Magen knurrte. Da ich Jake und Alex bei ihrer Diskussion nicht unterbrechen wollte, stupste ich Dylan leicht mit dem Fuß unterm Tisch.

Sofort schaute er von seinem Handy auf und sah mich fragend an. „Ich gehe kurz in die Wohnung und hol mir was zu knabbern", nuschelte ich und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen und er nickte. „Mach das." Keine Sekunde später schaute er wieder auf seinem Handy.

Ich erhob mich vom Tisch, versprach Jaysi, dass ich gleich wiederkommen würde und eilte aus dem Restaurant. Draußen regnete es heftig und ein paar Blitze zogen sich im Himmel. 

Kurz warf ich einen misstrauischen Blick in der dunklen Nacht, doch der Regen schien nicht nachzulassen zu wollen. Im Gegensatz, er wurde immer heftiger.

Ohne lange zu zögern rannte ich zum Hotel, der ein paar Meter weiter lag und riss atemlos die Türen auf. Kurz nickte ich der Sekretärin hinter dem Tresen zu und rannte schnell die Treppe hoch zum dritten Stock.

In der Wohnung packte ich Snakes in eine kleine Tasche und stellte sie neben der Tür. Mein Make-up war bestimmt vom Regen draußen ruiniert, weshalb ich meine Abschminktücher von meinem Zimmer nahm und ins Bad wollte.

Ich öffnete leise die Tür und knipste das Licht an. Als ich mich vor dem Waschbecken stellte, ging mein Blick im Spiegel zu der Badewanne und ich erstarrte.

Ein entsetztes Keuchen verließ meinen Mund und schnell drehte mich um. Doch ich hatte mich nicht getäuscht. In der Badewanne lag tatsächlich eine Leiche ertränk in scharlachrotem Blut.

Meine Hände fingen an zu zittern und meine Augen weiteten sich angsterfüllt. Mit heftig pochendem Herz stolperte ich zur Tür und riss sie auf. Da erkannte ich die Person.

Ein entsetzter Schrei drang durch meine Kehle, im selben Moment, als die Wohnungstür aufgerissen wurde.

Es war der Gouverneur und Jasmines Onkel. 

Eigentlich sollte es erst nach dem zweiten Konzert passieren, aber ich finde, es passt hier besser. Wäre langweilig, wenn ich es ein paar Kapitel weiterziehe xD

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